Sukzessive gesteigert hat sich in den letzten Jahren das Zeppelin Öllabor (ZOD). Wurden 2009 noch rund 90 000 Proben pro Jahr ausgewertet und interpretiert, was vor zehn Jahren schon ein Spitzenwert war, gelang es, im letzten Jahr erneut eine weitere Rekordmarke zu knacken: 121 350 Proben von Motor-, Getriebe-, Achs- und Hydrauliköl sowie von Kühlwasser- und Kraftstoffproben wertete das ZOD aus – so viele wie noch nie. 102 639 Proben gingen 2019 aus Deutschland ein, 12 686 Proben kamen aus der Ukraine und 6 025 wurden aus Österreich nach Garching bei München verschickt. Als Zeppelin dort 1997 sein eigenes Öllabor gründete, wurden in den ersten Jahren gerade einmal rund 30 000 Proben untersucht.
„Kunden nutzen in den letzten Jahren verstärkt unsere Öldiagnose. Für das entgegengebrachte Vertrauen in unsere Arbeit wollen wir uns herzlich bedanken. So ein Spitzenwert ist ein schöner Anspruch, weiterhin konsequent und genau die eingegangenen Proben zu prüfen. Zugleich verdienen aber auch unsere Kollegen aus dem Service ein großes Dankeschön, die so viele Ölproben an den Geräten entnommen haben. Dahinter steckt sehr viel Organisation und Arbeit“, so Dagmar Joachim, Leiterin des ZOD, stellvertretend für das Team, das aus fünf Chemikern und drei Technikern besteht.
Öldiagnosen liefern Informationen über die Viskosität, das Vorhandensein von Wasser oder Verschleiß- und Schmutzpartikeln in Motor-, Achsen-, Getriebe- und Hydrauliköl jeder Baumaschine. Bewegt sich der Verschleiß einer Baumaschine noch im Rahmen? Wie sauber ist das Hydrauliköl? Wann sind Betriebsflüssigkeiten, Aggregate und Verschleißteile zu wechseln?
Ölanalysen geben Antworten auf diese Fragen. Denn im Öl lassen sich Verunreinigungen oder Ablagerungen, bedingt durch Abrieb, nachweisen. Diese sind ein Indikator für einen potenziellen Leistungsverlust. Sie lassen aber auch Rückschlüsse auf den Verschleißzustand oder die Reparaturbedürftigkeit einer Baumaschine zu. Ist beispielsweise die Zylinderkopfdichtung des Dieselmotors nicht mehr ganz einwandfrei, kann Frostschutzmittel in das Motoröl eintreten. Oder erhöhte Siliziumwerte im Motoröl weisen darauf hin, dass der Luftfilter und das Ansaugsystem zu überprüfen sind. Lassen sich sowohl Blei als auch Aluminium belegen, könnten Lagerschalen verschlissen sein oder Schmutz in das Kühl- oder Kraftstoffsystem gelangt sein.
Diese Meldungen erhalten Betreiber von Baumaschinen wie auch die jeweilige Zeppelin Niederlassung. Damit verbunden sind konkrete Handlungsanweisungen, um ein Gerät zu warten und zu reparieren oder Verschleißteile zu erneuern. Das hilft dem Kunden, teure Ausfälle zu verhindern und die Lebensdauer der Baumaschinen sowie deren Komponenten zu erhöhen. Selbst kleinste Partikel im Hydrauliköl können – wegen der hohen Drücke und minimalen Fertigungstoleranzen in Hydrauliksystemen – auf Dauer sonst große Schäden anrichten.
In der Regel entnehmen Zeppelin Servicetechniker Ölproben im Zuge des Kundendiensts an den Cat Baumaschinen, was meist zum Bestandteil von Serviceverträgen gehört. Die speziell dafür vorgesehenen Probeentnahmesets, die entsprechende Reinheitsanforderungen erfüllen, werden dann über die Zeppelin Rundtour an das Öllabor geschickt. Aber auch Kunden können Ölproben ziehen und an das ZOD nach Garching bei München senden.
Dort werden die Behälter gleich in der Früh um 6.30 Uhr bei Arbeitsbeginn der Mitarbeiter ausgepackt, sortiert nach Aggregaten und der auf dem Behälter angebrachte Barcode eingescannt. „Dieser enthält Informationen, wie die Betriebsstunden des Öls und von welchen Aggregaten Proben entnommen wurden“, so Dagmar Joachim. Zur Analyse setzen die Mitarbeiter moderne Labortechnik ein. Vor jedem Arbeitsbeginn werden alle Geräte kalibriert und ein Qualitätscheck durchgeführt. „Bei uns geht es unglaublich genau zu. Die Analyse erfolgt im Messbereich ppm, parts per million, also im Millionstel-Bereich, der für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar ist“, erklärt die Leiterin des ZOD.
An die Laboranalyse schließt sich die Interpretation der Messwerte an. Dabei greifen die Mitarbeiter auf eine umfangreiche Datenbank zurück, die über Jahre aufgebaut wurde und erfasste Messwerte auflistet. Berücksichtigt wird nicht nur das Aggregat, aus dem die Probe stammt, sondern auch der Maschinentyp. „Am häufigsten werden Schmutzpartikel festgestellt, die in Achsen, im Getriebe, in der Hydraulik oder im Motor vorkommen und dann für Abrieb sowie letztlich Verschleiß sorgen“, so Günther Teichert, Techniker Interpretation beim ZOD. Innerhalb von 24 Stunden erfolgt die Auswertung. Der Kunde bekommt auf Wunsch noch am Tag der Auswertung per E-Mail den Laborbericht und kann ihn unter zbm.zeppelin.de/zod oder im Kundenportal jederzeit einsehen. Die Intention, die damit verfolgt wird: möglichst schon im Voraus drohende Schäden aufspüren und sie erst gar nicht entstehen lassen. Daher hat die Ölanalyse im Zuge von Predictive Maintenance, also bei der vorausschauenden Wartung, einen großen Stellenwert und hält die Baumaschinen somit am Laufen.