Der erste Schulungsteil bei dem Fördermitglied Briggs & Stratton Germany fand beste Resonanz.
Der Anzeige-Wert der Wärmebildkamera steigt kontinuierlich, während der funkelnagelneue Motor am Stand heiß läuft. Die Spannung in der Betrachtergruppe ist förmlich zu spüren. Dann kommt das plötzliche Aus, das Aggregat hat sich „festgefressen“. Logische Konsequenz, wenn die Zufuhr von Öl vergessen wurde. Diesmal sogar mit Absicht.
„In der Regel bekommen die Motoreninstandsetzer nur die ‚Leiche‘ vorgesetzt. Doch diesmal lernen sie die ‚Todesursache‘ kennen. Der neue Wissensstand in Sachen Motorschaden macht ihre Arbeit leichter und ermöglicht eine optimierte Beratung des Kunden“, erklärt Rolf Sachweh, Vorstandsmitglied im Verband der Motoren-Instandsetzungsbetriebe, und fügt hinzu: „Genau das ist Sinn und Zweck unserer Fortbildungsstrategie, die im September mit dem ersten Modul erfolgreich gestartet ist und fortan regelmäßige Schulungen mit Praxisbezug vorsieht.“
Großes Interesse, viel Unterstützung
Der Startschuss für das VMI-Pilotprojekt „Fortbildung zum Motoreninstandsetzer“ fiel in Viernheim, am Standort des Fördermitglieds Briggs & Stratton Germany. Rund 20 Teilnehmer aus mehreren VMI-Mitgliedsbetrieben erlebten drei spannende Tage mit interessanten Fachvorträgen und Praxisvorführungen. Es gab aber auch Gelegenheit zum intensiven Erfahrungsaustausch, Netzwerken und nicht zuletzt zur Unterhaltung.
Mit der Leitung des Fortbildungs-Projektes beauftragte der VMI den erfahrenen Dipl.-Ing. Volker Schittenhelm. Der Experte setzte bei der Wahl der Referenten und der Themenschwerpunkte auf sein breites Netzwerk, das er seit mehr als 20 Jahren im Aftermarket aufgebaut hat.
So wurde - in Abstimmung mit dem Vorstand – für die Auftakt-Veranstaltung ein interessantes Programm mit dem Titel „Einführung in die Technik der Verbrennungsmotoren sowie Schadensanalysen“ zusammengestellt.
Aus dem Programm
Den Einführungsvortrag zum Fortbildungs-Projekt bot Reiner Ulrich (?), der zum Grundlagen-Thema „Bauteile und Komponenten“ referierte.
Dipl.-Ing. Volker Schittenhelm informierte über gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Motoreninstandsetzungsbetriebe zu berücksichtigen haben und hielt darüber hinaus auch einen Vortrag mit dem Titel „Der Schaden – Chancen und Risiken für den Motoreninstandsetzer“.
Dr.-Ing. Bernd Liebig - der als Sachverständiger für die Beurteilung von Motorschäden und als Leiter der Geschäftsstelle der „Gütegemeinschaft der Motoreninstandsetzungsbetriebe e. V.“ (GMI) tätig ist – führte in die Schädigungstheorie ein. In seinem Vortrag ging es um „Abnutzung und Überlastung“, „Verschleiß und seine Mechanismen“, „Korrosion sowie Ermüdung und Alterung“.
Dr. Liebig setzte am zweiten Veranstaltungstag mit der Präsentation von verschiedenen Schadenssznerarien und -analysen aus der Praxis fort, über die sich die Kurs-Teilnehmer Gedanken machen und Lösungen vorschlagen sollten. Nicht nur für die Neulinge in der Branche waren die Folgen von unzureichender Schmierung oder Überhitzung eines Motors sowie mögliche Kombinationsschäden ein interessantes Aufgabenfeld.
Anhand von individuellen Ursache-Wirkungs-Diagrammen wurden die erworbenen Kenntnisse vertieft
Für die meisten Teilnehmer dürfte der Praxistag unter der Leitung von Hans Reidel, Service-Manager bei Briggs & Stratton, und erfahrener Betreuer der hauseigenen Schulungsprojekte besonders spannend gewesen sein. Schließlich war es eine einmalige Gelegenheit, mitzuerleben, wie an den drei gesponserten Motoren verschiedene Schäden vorsätzlich durch Fremdeinwirkung herbeigeführt wurden.
Bei einem der Motoren wurde ein Pulver in den Ansaugkanal eingeführt. Im nächsten Fall ging es um die Überhitzung des Aggregats, die mittels Wärmebildkamera beobachtet wurde. Bei der dritten Demonstration wurde ein neuer Motor aus der Originalverpackung herausgeholt und ohne Zugabe von Öl laufen gelassen.
Nach den Vorführungen wurden die defekten Motoren von den Kursanten zerlegt und die entstandenen Schadensbilder begutachtet und dokumentiert.
Die Teilnehmer
Wie Projektleiter Dipl.-Ing. Volker Schittenhelm betonte, besteht die Teilnehmer-Gruppe des 1. Fortbildungs-Moduls aus einer heterogenen Mischung. Alle sind mit der Motoreninstandsetzung beschäftigt, verfügen jedoch über unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen. Neben KFZ-Meistern und –Mechatronikern sind auch ehemalige Feinmechaniker, Mitarbeiter und Lehrlinge aus den Bereichen Kundenbetreuung und Außendienst sowie eine Assistentin der Geschäftsführung dabei.
Die Inhalte des Schulungsprogramms sind so aufgebaut, dass jeder auf seinem Kenntnisstand abgeholt wird und etwas für seinen Arbeitsalltag mitnehmen kann.
Die Teilnehmer haben die moralische Verantwortung – so der Projektleiter - , die hier erworbenen Kenntnisse auch an die Kollegen in ihrem Betrieb weiterzugeben, so dass die jeweiligen Teams vom neuen Wissensstand profitieren können.
Zu den Teilnehmern gehörte u.a. der Feinmechaniker-Meister Marvin Wetzel, der im Familienbetrieb Graf Motoren und Motorenteile GmbH in Müllheim tätig ist. Er fand, dass die allgemeine Einführung in das Thema Verbrennungsmotoren wie auch die Erklärung der Teilbereiche wichtige Bestandteile des Schulungs-Programms seien. Durch neue Ideen und Anregungen könne jeder Teilnehmer in seinem Betrieb versuchen, Fehler zu vermeiden und besser zu werden, betonte Wetzel. Wichtig seien auch die vielen neuen Kontakte und der Erfahrungsaustausch mit den Vertretern der teilnehmenden VMI-Mitgliedsbetriebe.
Der erfahrene KFZ-Techniker-Meister Tobias Meier von der Viertel Motoren GmbH aus Nürnberg war froh, dass er an diesem Schulungs-Projekt teilnehmen kann, weil es sonst in der Branche kaum Möglichkeiten zur Fortbildung gäbe. Die vermittelten Informationen seien zwar auf einem fachlich hohen Niveau, aber dennoch fühlten sich alle Kursanten gut aufgeboben.
Sehr aufregend und interessant waren die Seminartage in Viernheim auch für Thomas Schwarz, der erst seit August d.J. bei der Firma Viertel Motoren beschäftigt ist und als Quereinsteiger für die Fachinformationen dankbar ist.
Viel Wissenswertes brachte der Fortbildungskurs für den Kraftfahrzeug-Techniker-Meister Tobias Siebler, der seit Anfang dieses Jahres bei Motoren Henze in Hannover arbeitet. Da er im Außendienst tätig ist, wird er täglich mit Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten beim Kunden vor Ort konfrontiert. Wenn es dann heißt, „der Motor läuft nicht“ ist er auf sich selbst gestellt und muss anhand des Schadensbildes schnellstmöglich entscheiden, ob er das Aggregat in die Firma bringen soll oder ob er den Fehler gleich beheben kann. Viele praktische Tipps und Anregungen habe er schon bei diesem ersten Schulungsteil erfahren und ist auf die nächsten Veranstaltungen gespannt.
Fazit: Welch hohen Stellenwert die Themen „Schulung, Fortbildung und qualifizierte Nachwuchskräfte“ für den VMI haben, zeigte sich nicht zuletzt auch in der Begleitung des Programms durch Vertreter des Verbandes. Der Vorstandsvorsitzende Ingo Königshoven, der Stellvertreter des Vorsitzenden und Schatzmeister Rolf Sachweh sowie Geschäftstellenleiter Peter Fuchs waren in Viernheim dabei.
Mit der Vergabe der Teilnahmebescheinigungen und der Möglichkeit, sich bereits vorab einen Platz für das Modul 2 zu sichern, wurde der erste Teil der Fortbildungs-Offensive abgeschlossen. Die Kontinuität der Seminarreihe ist gesichert, die Termine für die folgenden Veranstaltungen stehen bereits fest.
Save the date
Modul 2 des Pilotprojektes „Fortbildung zum Motoreninstandsetzer“ exklusiv für Mitarbeiter/innen von Mitgliedsbetrieben des VMI findet vom 24.01. bis zum 25.01.2019 bei der MS Motorservice International GmbH (MSI) in Neuenstadt am Kocher statt. Das Programm zum Schwerpunktthema „Motorenbauteile“ (Kolben, Ventile, Schrauben etc.) wird von den Referenten Reiner Holwein, Technical Service und Training bei MSI und Mario Rauch, Leiter Technisches Marketing bei der Firma Elring Klinger bestritten.
Die dritte Seminarreihe ist für den 11.04. und 12.04.2019 geplant und wird am Standort des Fördermitglieds Motair Turbolader GmbH in Köln ausgetragen.