Die Bauunternehmung Michel Bau wurde vom Abwasserbetrieb der Stadt Bruchsal (Baden-Württemberg) beauftragt mit der Erneuerung eines Straßenmischwasserkanals inklusive des Abbruchs des Altkanals, der Herstellung einer Vorflut bis 600 l/sek und der Verlegung neuer GFK-Sonderprofile in den Abmessungen 3 200 mm/2 000 mm. Ausgeschrieben war auch der Einsatz von Flüssigboden zur optimalen Bettung der Rohre bis zum Kempfer, danach erfolgte die Verfüllung mit ausgehobenen Boden und Verdichtung.
Wirtschaftliche Lösung gesucht
Neben den fachlichen Anforderungen an den Flüssigboden stellt sich die Frage nach einem wirtschaftlichen Einbau des Materials. Bei einer Verlegeleistung von etwa 5 m bis 8 m am Tag im innerstädtischen Bereich und dem Einsatz des Flüssigbodens als Rohrumhüllung liegt der tägliche Bedarf bei maximal 20 m³ Flüssigboden, das sind etwas mehr als zwei Fahrmischer.
»Jeder, der sich im innerstädtischen Kanalbau auskennt, kennt die Problematik: Da kämpft man hier mit einem Hausanschluss und dort mit querenden Leitungen. Wenn man dann auf einen Fahrmischer zurückgreifen muss, dann steht der nie passend da. Entweder er sitzt mir im Nacken. In der Regel bin ich jedoch etwas schneller, und es stehen fünf Leute und zwei Bagger und warten auf den Flüssigboden«, beschreibt Philipp Heetlage, Bauleiter der Firma Michel Bau.
Eine stationäre Mischanlage benötigt eine große Stellfläche, zusätzliches Bedienpersonal und eine Transportmöglichkeit von der Anlage zum Einsatzort, was weitere Kosten verursacht und damit einen Einsatz erst ab Mengen von ca. 80 m³/Tag wirtschaftlich rechtfertigt.
Funktionierendes Konzept
Diese Ausgangslage war Anlass für die Firma Michel Bau zum Einsatz der Mischschaufel der Firma Tibatek, da hiermit bedarfsgerechte Mengen Flüssigboden vor Ort hergestellt werden konnten. Mit der Mischschaufel kann nicht nur jede Bodenart – sandig oder stark bindig – zur Herstellung von Flüssigboden verwendet werden, auch die Herstellung von Beton oder das Aufkalken von Boden sind möglich. Die Mischtechnik ist die eine Seite, die andere ist die Flüssigbodentechnologie mit den Zusatzstoffen Boden, Wasser und dem sogenannten Compound, um dem eingebauten Material die gewünschten Eigenschaften während des Einbaues und nach dem Aushärten zu verleihen. Entsprechend können die Druckfestigkeit, der EV₂-Wert, die Wasserdurchlässigkeit oder die Wärmeleitfähigkeit nach Vorgabe eingestellt werden.
In der Baustellenpraxis bewährt
Mit der am Bagger und Schnellwechsler (alle beliebigen Modelle sind hier verfügbar) montierten Flüssigbodenschaufel wird der ausgehobene Boden aufgenommen. Entsprechend dem Fassungsvermögen der Schaufel von 0,8 m³ oder 1 m³ wird das Compound nach Rezeptur zugegeben. Das Material ist in wasserlöslichen, passend portionierten Papiersäcken verpackt. Die Wasserzugabe erfolgt über einen Wasserschlauch, dessen Auslaufarmatur mit digitaler Wasseruhr eine exakte Dosierung ermöglicht. Die Mischtechnik wird von der Baggerhydraulik direkt aus dem Fahrerhaus bedient und angetrieben, der eigentliche Mischprozess dauert nur wenige Minuten. Durch Öffnen des Auslaufs an der Unterseite der Mischschaufel ebenfalls direkt aus dem Fahrerhaus kann anschließend der Flüssigboden kontrolliert eingebaut werden. Auf diese Weise wird der Flüssigboden exakt nach der vorgegebenen Rezeptur und den Qualitätsvorgaben hergestellt und in diesem Fall in einem Intervall von 500 m³ einer Prüfung unterzogen. Noch genauer lässt sich die Rezeptur herstellen, wenn zwischen Bagger und Schaufel eine Waage montiert wird und sich die Zugabe von Compound und Wasser nicht am Volumen, sondern am Gewicht des Rohbodens orientiert. Mit dieser Waage lässt sich zusätzlich die Liefermenge des Flüssigbodens erfassen und in einem elektronischen Speichermedium dokumentieren.
Wirtschaftlicher Einsatz
Nach Berechnungen des Anbieters ist bis zu einer Tagesmenge von 60 m³ bis 70 m³ die Flüssigbodenschaufel die wirtschaftlichste Variante. »Ab etwa 80 m³ ist eine Standmischanlage wirtschaftlicher«, erläutert Jörn Lorenzen, technischer Leiter der Firma Tibatek. Der Fahrmischer rechne sich nur für den punktuellen, einmaligen Einsatz kleiner Mengen. Die Firma Michel Bau als Auftragnehmer sowie die Stadt Bruchsal als Auftraggeber zeigen sich von dem Verfahren zur Herstellung von Flüssigboden und dem Einsatz der Flüssigbodenschaufel überzeugt. »Flüssigboden wird künftig aufgrund der wirtschaftlichen Herstellung direkt auf der Baustelle mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Wir prüfen individuell bei jeder Baumaßnahme, ob und in welcher Weise der Einsatz von Flüssigboden technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist«, so Philipp Heetlage. §