Strahlendes Bauwetter: Freund und Feind zugleich

Die Sonne strahlt unerbittlich, es herrschen sommerliche Temperaturen und am Himmel ist keine einzige Wolke zu finden: Was auf den ersten Blick nach perfekten Baubedingungen klingt, birgt bei genauerem Hinsehen eine ernstzunehmende Gefahr: Die hohe Konzentration an Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) zwischen April und September kann am Bau auf lange Sicht weitreichende Folgen haben. So stellte der durch UV-Strahlung verursachte weiße Hautkrebs im vergangenen Jahr die häufigste angezeigte Berufskrankheit in der Bauwirtschaft dar. Laut Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau), die im vergangenen Jahr mehr als 2 700 neue Verdachtsfälle verzeichnete, mache dies rund 18 % aller Meldungen aus. Das bauMAGAZIN nimmt den virtuellen UV-Schutz-Aktionstag der Berufsgenossenschaft zum Anlass und zeigt, wie sich Betroffene auf der Baustelle vor UV-Strahlung schützen können und wie wichtig es ist, das Thema wirklich bitterernst zu nehmen.

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Wohl niemand käme auf die Idee, seine Hand auf eine glühendheiße Herdplatte zu drücken – zumindest kein zweites Mal. Grund dafür: Der Mensch lernt aus Fehlern. Der Schmerz belehrt uns schlicht eines Besseren und bewahrt uns daher vor derlei Fehlern. Und genau dieser effektive Schutzmechanismus fehlt uns bei der Gefahr durch UV-Strahlung. »Besonders tückisch daran ist einfach, dass Betroffene die Schädigung nicht sofort bemerken«, sagte Anette Wahl-Wachendorf, Ärztliche Direktorin des Arbeitsmedizinischen Dienstes der BG Bau (AMD). »Nicht selten tritt eine Hautkrebserkrankung erst nach 20 bis 30 Jahren auf.« Umso wichtiger, so die Expertin weiter, sei daher präventives Handeln.

Tatsächlich befinden sich die meisten Betroffenen bei Anerkennung der Berufskrankheit bereits im Rentenalter – auch das, so Anette Wahl-Wachendorf, trage zwangsläufig zu geringerer Beachtung sowie einem verminderten Risikobewusstsein bei.

Die Baustelle als »Risikogebiet«

Aus Erfahrung weiß die BG Bau, dass sich das Thema UV-Schutz generell nur schwer in der Baubranche vermitteln lässt. Viele Betroffene nehmen die Gefahr nicht ernst genug. Erschwerend kommt hinzu, dass die Branche nicht gerade dafür bekannt ist, zimperlich zu sein. Traditionell wird selten genörgelt, weshalb »ein bisschen zu viel Sonnenschein« auf den ersten Blick nicht nach einem Problem klingt. Genau dieser Trugschluss ist es, der die Gefahr nochmals erhöht.

Generell bietet die Bauwirtschaft, bewusst provokant gesagt, die besten Voraussetzungen für Hautkrebs: Mancher steht oberkörperfrei in der prallen Sonne, während langärmlige Shirts, tubenweise Sonnencreme und kostspielige Verschattungslösungen eher die Ausnahme sind. Besonders betroffen sind nach Ansicht der BG Bau Beschäftigte aus dem Hoch-, Tief- und Verkehrswegebau – hinzu kommen Dachdecker sowie Zimmerer. Oder anders gesagt: Überall da, wo regelmäßig im Freien gearbeitet wird, ist wirksamer Schutz vor UV-Strahlung besonders wichtig. Diese Tatsache hat die BG Bau auf den Plan gerufen: »Die Statistik zeigt, dass Hautkrebserkrankungen in der gesamten Bevölkerung deutlich zunehmen. Dabei ist es einfach, sich wirksam zu schützen. Mit nur wenigen Maßnahmen ist ein guter Schutz möglich«, sagt Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG Bau. »Unternehmen und die Beschäftigten sind hier gleichermaßen gefordert, das Thema ernst zu nehmen und zu handeln.«


Erst alle technischen Lösungen ausschöpfen

Wenn es um Schutzlösungen auf der Baustelle geht, steht die Gefährdungsbeurteilung im Mittelpunkt. Laut BG Bau folgt die Liste der anzuwendenden UV-Schutzmaßnahmen dem klassischen Präventions- bzw. Top-Prinzip: Bevor persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden, sollen immer erst technische und organisatorische Lösungen ausgeschöpft werden. Dazu gehören laut Bernhard Arenz zum Beispiel Verschattungslösungen wie Sonnensegel, Schirme oder Wetterschutzzelte, deren Kauf durch Prämien von der BG Bau unterstützt wird. Nicht selten, so der Leiter der Präventionsabteilung, seien diese Maßnahmen auf vielen Baustellen aber schwer umzusetzen, da es sich häufig um instationäre, also ständig wechselnde Arbeitsplätze handle. Ergänzend dazu nannte Bernhard Arenz im Rahmen der Presseveranstaltung organisatorische Lösungen: So könnten Arbeitseinsätze beispielsweise in die frühen Morgen- und Vormittagsstunden oder in die späten Nachmittagsstunden nach 16 Uhr verlegt werden, da die UV-Belastung zu diesen Zeiten merklich geringer sei.

Persönlicher Schutz als letztes Mittel

Sind alle technischen und organisatorischen Möglichkeiten ausgeschöpft, müssen persönliche Schutzmaßnahmen greifen: Dazu zählt für Bernhard Arenz vorrangig sogenannte UV-Schutzkleidung. Sie soll nach Möglichkeit aus leichter Baumwolle bestehen, den Körper bedecken und luftdurchlässig sein. Wichtig sei außerdem der Schutz von Kopf, Nacken, Nase und Ohren: Alle Hautbereiche, die wiederum nicht verdeckt werden können – beispielsweise das Gesicht oder der Handrücken – lassen sich zusätzlich mit UV-Schutzcremes schützen, die einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 aufweisen. Die BG Bau empfiehlt hier gar Cremes mit einem Faktor von 50 (siehe Seite 124).

Bei der Verwendung von Schutzcremes sei jedoch erwähnt, dass der Schutz bereits nach spätestens zwei Stunden erneuert werden muss. Um darüber hinaus auch die Augen und die besonders empfindliche Netzhaut zu schützen, rät die BG Bau zu UV-Schutzbrillen.

Die BG Bau zeigt sich als aktiver Unterstützer

»All diese Schutzmaßnahmen sind aber nur dann hilfreich, wenn die Leute die Gefahr auch wirklich ernst nehmen und mitmachen«, stellte Bernhard Ahrens klar. »Unsere Aufgabe ist es, mit dem Selbstverständnis zu brechen und zum Beispiel freie Oberkörper auf der Baustelle nicht zu ignorieren.« Um seinen Beitrag zu leisten, bietet die BG Bau ihren Mitgliedsbetrieben sowie Versicherten ein breit gefächertes Informations- und Beratungsangebot. Gleichwohl sorgen Arbeitsschutzprämien dafür, dass die Beschaffung von UV-Schutzlösungen für Unternehmer finanziell besser zu stemmen sind.

Beratungsangebot und Vorsorgeuntersuchung

Ein weiterer wichtiger Faktor dieser Arbeit ist der AMD: Dort können Beratungsgespräche zum Thema Hautkrebs in Anspruch genommen werden – auch Haut-Screenings sind dort durchführbar. Generell, so Anette Wahl-Wachendorf, sei das Thema Vorsorgeuntersuchung eine besonders wichtige Maßnahme, um dem weißen Hautkrebs vorzubeugen: »Darüber hinaus wird ab dem 35. Lebensjahr grundsätzlich zu einer Vorsorge geraten.« Die erfahrene ärztliche Direktorin rät außerdem dazu, die Beratung und Präventionsarbeit so früh wie möglich zu starten. »Wir gehen deshalb gezielt in die Ausbildungszentren und Betriebe, um gerade die jungen Menschen auf die Gefahr hinzuweisen.«

Zusätzlich hat die BG Bau eine Bauwetter-App sowie eine überarbeitete UV-Schutz-Broschüre auf den Weg gebracht: Bei der App handelt es sich um ein nützliches Tool, das auf Basis von regionalen Wetterdaten notwendige Arbeitsschutzmaßnahmen empfiehlt und mittels der Ampelfarben Rot, Gelb und Grün aufzeigt, ob zusätzliche Sonder-Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Die Broschüre hingegen vereint alles Wissenswerte rund um das Thema UV-Schutz unter dem Motto »Gut geschützt durch den Sommer«: Alle wichtigen Hinweise und Informationen sind dort übersichtlich dargestellt und geben hilfreiche Tipps für alle, die in der Baubranche im Freien tätig sind.    d


Markt-Check UV-Schutzcremes

Berufstätige, die viel im Freien arbeiten, müssen sich gezielt vor UV-Strahlung schützen – und das nicht allein, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. Wer seine Haut über viele Jahre hinweg der Sonne schutzlos ausliefert, riskiert unter anderem, an weißem Hautkrebs zu erkranken. Die bauMAGAZIN-Redaktion hat sich aus­giebig mit dem Thema UV-Schutz in der Bauwirtschaft beschäftigt und schnell festgestellt, dass die Forderung, zuerst technische sowie organisatorische Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen, gerade auf der Baustelle nur schwer umzusetzen ist. Denn wenn Verschattungslösungen oder das Verlagern der Arbeitszeit in die weniger sonnigen Stunden schlichtweg nicht umsetzbar sind, müssen persönliche Schutzmaßnahmen greifen. Aber auch hier zeigt sich: UV-Schutzkleidung ist zwar extrem hilfreich und in jedem Falle anzuraten, kann allein aber keinen kompletten Schutz bieten. Um unbedeckte Körperbereiche ebenfalls vor UV-Strahlung zu schützen, ist die Verwendung von UV-Schutzcremes und -sprays besonders effektiv.

Einen Überblick verschaffen

Da es mit einer handelsüblichen Sonnencreme, die häufig über einen viel zu geringen Lichtschutzfaktor verfügt, am Bau aber nicht getan ist, müssen Speziallösungen her. Das bauMAGAZIN hat sich den Markt dafür genau angeschaut und vier Hersteller gefunden, die mit branchengerechten UV-Schutzlösungen vertreten sind und hochwirksame Schutzcremes im Portfolio haben. Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei Peter Greven Physioderm (PGP), Adolf Würth, SC Johnson und Herwe für die fachliche Expertise und dafür, dass sie nicht einfach Sonnenschutzlösungen anbieten, sondern gleichzeitig wichtige Aufklärungsarbeit leisten.

So unterstützen sie Anwender und Betroffene durch Beratungen, Schulungen sowie Informationskampagnen, um auf die Gefahr ultravioletter Strahlen aufmerksam zu machen. Das bauMAGAZIN listet die wichtigsten Informationen zu den jeweiligen Sonnenschutzpräparaten auf, mit denen die vier Hersteller aktuell am Markt vertreten sind. Auf Anraten zahlreicher Experten werden hierfür ausschließlich Produkte vorgestellt, die einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 aufweisen und sich deshalb für den Einsatz in der Baubranche eignen.    d


Ideal für den Bau geeignet: Cremes und Sprays von Herwe

Herwe – Drei Lösungen der Marke »Herwesan« stehen bei Hersteller Herwe im Mittelpunkt: So empfiehlt das Unternehmen für den Gebrauch im Bauwesen seine »Herwesan UV 30«-Creme – eine weiße, schwach fettende, leicht parfümierte und silikonfreie Creme, die über wasserfeste Eigenschaften und einen starken Strahlenfilter verfügt. Entgegen der Creme ist das »UV 50«-Spray transparent gehalten und zieht schnell ein. Auch das Spray ist wasserfest und wartet mit einem hohen Lichtschutzfaktor von 50 auf. Bei der »Herwesan UV 50+«-Lotion handelt es sich zudem um eine weiße, gut einziehende und wasserfeste Sonnenschutzsprühemulsion mit hochwirksamem Breitbandstrahlenfilter. Auch sie ist silikonfrei und sorgt mit einem Lichtschutzfaktor von 50+ für außerordentlichen Schutz. Sie enthält laut Hersteller einen Komplex organischer Lichtschutzfilter. Zusätzliches Vitamin E und Glycerin sorgen wiederum für einen feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Effekt. Grundsätzlich stellt Herwe klar, dass gerade die »50+« ideal für alle geeignet ist, die auf Baustellen, im GaLaBau sowie bei Outdoor-Aktivitäten starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind.  d


Würth stellt zwei Lösungen vor: Spray und Schutzcreme

Würth – Für den sicheren Schutz unbedeckter Hautareale bietet der Hersteller Adolf Würth mit dem Sonnenschutzspray »UV 50« und der Sonnenschutzcreme »UV 30« zwei Lösungen an. Ersteres realisiert nach dem Auftragen einen sofortigen Schutz vor mittlerer bis hoher natürlicher UV-A- und UV-B-Strahlung bis Lichtschutzfaktor 50 und ist somit auf das Arbeiten im Freien abgestimmt. Die Sonnenschutzcreme hingegen erzeugt auf der Haut einen wasserfesten Schutzfilm gegen natürliche sowie künstliche UV-Strahlen (UV-A, UV-B und UV-C) mit einem Lichtschutzfaktor bis 30 und entfaltet daher auch beim Lichtbogenschweißen eine Schutzwirkung. Die Formeln beider Produkte sind laut Hersteller parfümfrei und enthalten unter anderem Vitamin-E-Acetat. Dieses, so Würth, reduziere nicht nur die Gefahr von Zellschäden, sondern mache außerdem die Haut glatt und geschmeidig und übe dadurch noch eine pflegende Wirkung aus.  d


SC Johnson setzt auf hohen Lichtschutzfaktor

SC Johnson – Bei SC Johnson steht die »Stokoderm Sun Protect 50 Pure« im Mittelpunkt, eine Sonnenschutzcreme, die nicht nur einen empfehlenswert hohen Lichtschutzfaktor von 50, sondern überdies eine wasserfeste Formulierung aufweist. Laut Hersteller eigne sich die Creme für jene, die tagtäglich auf der Baustelle im Freien arbeiten und demnach besonders starker Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Die »50 Pure« ist duftstofffrei und weist ein ausgewogenes UV-A-/UV-B-Filtersystem mit Vitamin E auf. Schützen, so SC Johnson, könne die Creme effektiv vor Sonnenbrand und UV-bedingten Hautschäden, sodass sie sich besonders für Personen mit sehr starker UV-Exposition sowie für stark gefährdete Hautpartien eignet. Wichtig ist dem Unternehmen aber auch, es nicht nur bei der Bereitstellung von UV-Schutzcreme zu belassen. So rät der Hersteller dazu, den eigenen Mitarbeitern darüber hinaus auch Aufklärungsarbeit zu bieten, indem auf die direkten Gefahren von zu starker UV-Strahlung hingewiesen wird.  d


PGP: Von der Creme bis zur UV-Schutz-Schulung

PGP – Die Hautschutz-Experten von PGP haben ebenfalls mehrere Schutzlösungen im Portfolio. Bei der parfümfreien Sonnenschutzcreme »Physio UV 30 Sun« handelt es sich um eine extra wasserfeste Ausführung, damit nicht gleich wieder eingecremt werden muss, sobald der Anwender auf der Baustelle ins Schwitzen kommt. Für Berufstätige, die der Sonnenstrahlung noch stärker ausgesetzt sind, eignet sich laut PGP das wasserfeste und parfümfreie »Physio UV 50«-Spray. Eine Alternative dazu ist »Greven UV TEC 50«: Die wasserfeste Hautschutzlotion hat einen Lichtschutzfaktor 50, ist parfümfrei und dadurch besonders hautverträglich. Sie zieht sehr schnell ein. Zusätzlich hat PGP für Berufsgruppen Spezialprodukte im Angebot. So schützt das extra wasserfeste Physio »UV 50 Plus« beispielsweise Schweißer beim Elektroschweißen vor künstlicher UV-Strahlung. Wie auch das »Physio UV 50«-Spray ist diese Creme parfümfrei und deshalb sehr hautverträglich. PGP bietet zusätzlich ein umfangreiches Servicepaket und unterstützt mit Unterweisungen, Hilfsmitteln wie Postern und Infokarten oder einem Online-Schulungstool, um auf die Bedeutung von UV-Schutz und Hautschutz hinzuweisen.  d

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