Im Wildpark Lüneburger Heide steht ein quadratischer Aufzugs- und Aussichtsturm. Von der Plattform auf 44 m Höhe ist nicht nur der Baumwipfelpfad Heide Himmel, sondern in der Ferne auch Hamburg zu sehen. Für die Schalung des Schachts wurde die Wandschalung »Logo.3« in Kombination mit dem »Klettersystem 240« zur Kletterschalung. Die Klettereinheit – bestehend aus der senkrechten Schaleinheit und drei Bühnen und Schutzgerüsten – wurde nur einmal vormontiert und jeweils mit einem Kranhub zum folgenden Betoniertakt angehoben. Bei zwei Takten pro Woche war der Aussichtsturm nach 14 Takten fertiggestellt. Dabei wurden rund 1 000 m³ Beton, 130 t Bewehrungsstahl, 600 t Stahl, 350 m³ Holz und 70 000 Schrauben verbaut.
Kletterbühne mit Platz zum Arbeiten
Die Eifel befindet sich auf vulkanischem Gestein und ist daher ein Erdbebengebiet. Um den Grundablassturm an der Urfttalsperre, eine der ältesten Talsperren Europas, erdbebensicher zu machen, wurde er vergangenen Herbst saniert und mit einem Betonmantel versehen. Zum Einsatz kam die Trapezträgerrundschalung (TTR) von Paschal, um den Turm in sieben Takten zu schalen. Die Kletterbühne diente dabei den Mitarbeitern der Bauunternehmung Bruno Klein als Arbeits- und Schutzgerüst. Die Besonderheit dabei: Der Durchmesser der auf Maß gefertigten Schalung betrug nur 3,80 m und die Arbeiten auf beengtem Raum sowie das unwegsame Gelände dort – der Wasserturm steht neben der Staumauer auf einer steilen Böschung – machten es unmöglich, die Klettereinheit in Gänze per Kran zu versetzen.
Richtmeister Martin Ketterer, der seit 28 Jahren Schalungsprojekte bei Paschal betreut, erklärt: »Streng genommen handelte es sich nicht um eine Kletterschalung, weil Schalung und Kletterbühnen separat nach oben gewandert sind. Zwischen den Takten wurde die Schalung am Boden abgesetzt und gereinigt.« Das ist bei der »echten« Klettereinheit anders. Die Zahl 240 im Produktnamen steht für die Tiefe der Bühne in cm. So ist Platz genug für die Schrägstützen, die die Schalung abstützen. Zudem kann die Schalung bis zu 70 cm zurückgefahren werden und lässt sich vor dem nächsten Takt an Ort und Stelle reinigen.
Dazu Hans-Peter Steiner, Leiter der Technischen Dokumentation und Schulungsleiter Paschal: »Die Kletterbühne kann eine Verkehrslast von 3 kN/m2 aushalten. Das bedeutet, auf einem Quadratmeter könnten bis zu vier Personen stehen. Auf der Bühne ist außerdem Platz, um Werkzeuge und Kleingeräte zu lagern.« Das Klettersystem 240 ist laut Paschal demnach so konzipiert, dass sowohl die Arbeitssicherheit erhöht als auch die Bedienbarkeit der Schalung vereinfacht wird.
Exakte Schalplanung sorgt für kürzere Bauzeit
Die Bauunternehmung Scherberich S.A. hat den 25 m hohen Sichtbetonturm des Notfallzentrums in der französischen Doppelstadt Cernay-Wittelsheim in acht Betoniertakten geschalt – und das, ohne die Schaleinheit umbauen zu müssen. Diese bestand aus der Wandschalung Logo.3, der Arbeitsplattform, der Betonierplattform und dem Nachlaufgerüst. Das bauausführende Team stand unter Zeitdruck, denn alle drei Tage sollte ein Betonierabschnitt fertiggestellt sein. Dank einer entsprechenden Arbeitsvorbereitung sei das auch gelungen, bestätigt Christian Houvig, Bauleiter bei der Scherberich S.A.: »Mit den fünf Schaleinheiten – eine Schachteinheit innen und vier Außeneinheiten – kamen wir aufgrund der exakten Vorplanung von Paschal mit der Bauzeitvorgabe für den Stahlbetonturm zurecht und mussten keine bauseitigen Schalungsanpassungen vornehmen.«
Für mehr Arbeitssicherheit: kleiner Anker, große Wirkung
Das Klettersystem 240 wurde beim Projekt in Frankreich ebenso wie beim Turm des Baumwipfelpfads Heide Himmel mit dem Kletterkonus M30 / DW15 verankert. Dieser ist bauaufsichtlich zugelassen und vereinfacht sowie beschleunigt die Verankerung des Klettersystems. Er wurde so entwickelt, dass er für alle Kletter- und Bühnensysteme passend ist. Für den Bau des Stahlbetonturms des Rettungszentrums waren außenseitig je Betoniertakt lediglich zwei Verankerungsstellen in der Horizontalen notwendig, um je Turmseite eine komplette Schaleinheit zu befestigen. Der Kletterkonus ist für Verankerungstiefen von 250 bis 400 mm als normale Wandverankerung zugelassen. Ein nachhaltiges Detail: Der Anker besteht aus drei Komponenten, von denen nur zwei im Beton verbleiben. Der Konus ist wiederverwendbar.
Individuell anpassbar bei Herausforderungen
Ein besonderes Projekt stellte auch der Turm eines 4-Sterne-Hotels in Lörrach unweit der Schweizer Grenze dar. Für den Hotelneubau gegenüber dem Hauptbahnhof wurde ein besonderes Kletterkonzept erstellt, das das Klettersystem 240 mit dem Schalungssystem Logo.3 kombinierte. Bis auf eine Höhe von 63 m und über 20 Etagen wurde damit die Schalung realisiert. Allerdings war es der Wunsch der ausführenden Bauunternehmung Implenia Bau, dass die Kletterbühnen mit möglichst wenigen Kranhüben von Geschoss zu Geschoss nach oben wanderten. So wurden zwei Kletterbühnengrößen miteinander kombiniert und die Kranhübe optimiert. Durch diese Maßnahme reichten je Turmseite vier Kletterbühnen mit circa sechs Meter Länge. Ein spezieller Riegel wurde konstruiert, um die Horizontalkräfte aus den Kletterbühnen sicher in die verbleibenden Stahlbetonwand und Pfeiler abzutragen.
Sicheres Arbeiten auch um die Ecke und bei geneigter Wand
Mit dem Klettersystem 240 ist laut Paschal gewährleistet, dass die Mitarbeiter genügend Platz haben, ihrer Arbeit in jeder Höhe sicher nachzugehen. Beim Hotelturm in Lörrach wurden als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme die Ecklösungen so geplant, dass sich die Arbeiter auch sicher um die Ecken bewegen können. Paschal plante im Außenbereich die Klettereinheit so, dass Arbeits-, Betonier- und Nachlaufbühne von einer Seite her bündig mit der Bauwerkskante abschließen. Auf der anderen Seite wurden die Bühnen so weit verlängert, dass eine genügend breite Überlappung gegeben war. Auch geneigte Wände sind laut Paschal kein Hindernis. Wenn ein Architekt den Wunsch hat, »aus dem Lot« zu bauen, passt sich das Klettersystem an die Bauwerksgeometrie an: Um bis zu +/- 15 Grad ist das möglich. Heißt: Die Arbeitsbühne hat auch bei geneigten Wänden immer eine waagerechte Position. Verantwortlich dafür ist die gelenkige Befestigung des Vertikalriegels, an dem die Schalung befestigt ist.s