»Mit unserem zylinderfreien TiltRotator haben wir den Markt ganz schön durcheinander gebracht«

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Zum einen wurden in den vergangenen zwei Jahren rund vier Millionen Euro in das im Mai in Betrieb genommene neue, 1700 m² große Montagewerk sowie in die Modernisierung des Maschinenparks investiert, zum anderen arbeitet seine 28-jährige Tochter Lena Resch jetzt mit in der Geschäftsleitung. Das erklärte Ziel der beiden: Das Unternehmen mit seinen 170 Mitarbeitern, das mit dem XtraTilt, der Rotobox und dem TiltRotator die Produktivität eines Anbaugerätes oder Baggerlöffels signifikant erhöht und dessen hydraulische Drehantriebe oder Dreh-Hub-Kombinationen vor allem in der Industrie- und in der Fahrzeugtechnik verbaut werden, soll auch in Zukunft »gesund wachsen«. Ihr besonderes Augenmerk richten Vater und Tochter dabei auf den Bereich Baumaschinentechnik, wie sie im Redaktionsgespräch mit dem bauMAGAZIN erklärten. »Hier peilen wir eine deutliche Steigerung an und wollen in diesem Jahr um rund 30 % zulegen«, sagen Lena Resch und Günter Höhn. »Unser modulares System ist in seiner Form einzigartig und in unseren Augen ganz klar das kompakteste und robusteste, was uns auch die Kunden immer wieder bestätigen. Wir denken, wir haben mit dem TiltRotator für Furore gesorgt und den Markt ganz schön durcheinander gebracht, und darauf wollen wir aufbauen.

Das von Walter Höhn 1970 gegründete Unternehmen, dessen erster Mitarbeiter sein Sohn Günter war, hat sich in fast allen Industriebereichen als System-Zulieferer von hydraulischen Drehantrieben unterschiedlichster Konfiguration einen Namen gemacht, seitdem man seit 1985 diese Antriebe in eigener Regie entwickelt und produziert. Mittlerweile sind es mehr als 132000 Drehantriebe, die von HKS hergestellt wurden. »Mein Vater hat dieses Produkt zusammen mit seinen Partnern und Mitarbeitern immer weiterentwickelt«, so Lena Resch. Die jahrelange Erfahrung, das Know-how und die sehr hohe Präzision bei der Fertigung seien der Grund für den außergewöhnlich hohen Qualitätsstandard der Drehantriebe. »Diesen Vorsprung hat sich HKS in den vergangenen fast 30 Jahren erarbeitet, und den können andere nicht so schnell aufholen. Unsere Fertigungstiefe liegt bei nahezu 100%.«

Mehr als 3500 Kunden

Aufbauend auf dem immer gleichen Grundprinzip, ändern sich allerdings die Dimensionen ­eines Drehantriebs je nach Anwendungsfall. Neben den Standardprodukten entwickelt und produziert HKS auch Drehantriebe speziell auf Kundenwunsch. Weshalb man bis heute gut 5000 unterschiedliche Drehantriebe hergestellt hat. Insgesamt beliefert HKS mehr als 3500 Kunden, zu denen unter anderen so renommierte Konzerne wie Atlas Copco, Bosch Rexroth oder Jungheinrich gehören. Damit habe man einen weltweiten Marktanteil von rund 30 %, schätzt Lena Resch, wobei der Exportanteil bei etwa 50 % liege. »Wir sind weltweit aufgestellt und liefern bis nach Neuseeland.«

»Großes Marktpotenzial«

Sehr positiv habe sich in letzter Zeit der russische Markt entwickelt, so Lena Resch, und auch in China ist HKS mittlerweile über einen Vertriebspartner vertreten. »Auch wir schauen uns natürlich auf den Wachstumsmärkten der BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China um«, sagt Lena Resch. »Allerdings müssen und wollen wir nicht mit aller Gewalt dorthin liefern. Denn wir sind in den Industrieländern Europas und Amerikas gut etabliert.« Den einen oder anderen Versuch wagt HKS dennoch. So arbeitet man in China gerade an einem »interessanten Projekt« für Feuerwehrausrüstungen. »Dort werden in den Metropolen überall Hochhäuser gebaut. Doch wie in diesen ein Brand von der Feuerwehr schnell mit den entsprechenden Drehleitern gelöscht werden könnte, das hat bislang keine große Rolle gespielt. Und da können wir mit unseren Drehantrieben den Sicherheitsstandard erhöhen.«

Dieses Projekt zeigt Lena Resch, dass HKS die richtige Philosophie hat, »wir keine Angst haben müssen, von chinesischen Wettbewerbern überrollt zu werden«. Man wolle nicht zu den Getriebenen gehören, sondern zu jenen Unternehmen, die ihre Zukunft aufgrund ihres Know-hows, ihrer Qualität und ihrer Stärken selbst sichern. »Es gibt noch so viele Anwendungsmöglichkeiten für den Drehantrieb und damit auch künftig ein großes Marktpotenzial«, sagt Lena Resch.

Keine exklusiven Partnerschaften

Diese Sicht der Dinge hat auch zur Entwicklung des auf der Bauma 2010 erstmals präsentierten TiltRotators geführt, der das ­Anwendungsspektrum und die Produktivität von Anbaugeräten für Baumaschinen signifikant ­erhöht. »Wir nehmen für uns in Anspruch, als erste diese Kombination aus zylinderfreier Schwenkeinheit XtraTilt, RotoBox und optionaler extra großer Öldrehdurchführung entwickelt zu haben«, sagt Günter Höhn, der wie seine Tochter »sehr zufrieden« ist mit der Geschäftsentwicklung in diesem Bereich. »Die Kunden loben explizit die Zuverlässigkeit und Qualität des Systems«, sagt Lena Resch und verweist darauf, dass man auch Hydraulikhämmer oder Fräsen mit der HKS Baumaschinentechnik betreiben kann. Von Vorteil sei zudem, dass diese Kombination kompatibel ist mit allen auf dem Markt befindlichen Schnellwechselsystemen und man mit verschiedenen Herstellern von Baggern und Anbaugeräten zusammenarbeite. »Wir haben ­bewusst auf eine exklusive Partnerschaft verzichtet.« Mittlerweile habe sich der TiltRotator auf dem Markt behauptet und sich HKS in diesem Segment »als Marke etabliert«, worauf Vater und Tochter stolz sind. »Uns ist es gelungen, über das Endkundengeschäft und unseren Vorführgerätepool die Akzeptanz für dieses Produkt zu wecken«, sagen sie. »Es hat eigentlich noch keinen Kunden gegeben, der nach einem Test den TiltRotator nicht erwerben wollte.«

Dementsprechend groß ist bei beiden die Zuversicht, den Umsatz in der HKS-Baumaschinentechnik in diesem Jahr um gut 30 % steigern zu können. Derzeit beträgt der Anteil dieser Sparte am HKS-Gesamtumsatz von rund 16 Mio. Euro (2011) – der in diesem Jahr auf etwa 18 Mio. Euro ansteigen soll – rund 25 %. »Wir stehen doch mit dem zylinderfreien TiltRotator gerade erst am Anfang und sind deshalb sehr optimistisch, vor allem auch für den deutschen Markt«, sagt Lena Resch. Zumal es für dieses System noch zahlreiche andere Anwendungsgebiete gebe, wie den Forst- und Agrarbereich oder den Einbau von großflächigen Glaselementen beim Fassadenbau. Das wollen sie auch auf der Bauma im kommenden April demonstrieren. »Dort werden wir HKS als Marke weiter etablieren und zeigen, dass wir mit dem TiltRotator mittlerweile ein wichtiger Marktbegleiter geworden sind.«

Als ihre vordringlichste Aufgabe sieht es die 28-jährige studierte Betriebswirtschafterin – seit Anfang Mai in der Geschäftsführung der HKS Dreh-Antriebe GmbH zuständig für Vertrieb und Marketing –, »das Potenzial des Unternehmens und der Produkte zu nutzen und weiterzuentwickeln, um gesundes Wachstum zu generieren«. Dabei will die werdende Mutter die Verantwortlichkeit der Mitarbeiter fördern und in dieser Hinsicht vielleicht »das eine oder andere ­anders machen« als ihr Vater. Wobei eines für sie feststeht: »Wir haben die gleichen Ziele, die gleichen Visionen. Denn wir sind nicht nur eine Ideen-Schmiede, sondern wir setzen Ideen um.«

Das hat Lena Resch schon als Kind tagtäglich mitbekommen, wohnte sie doch mit ihren Eltern zunächst auf dem Betriebsgelände und arbeitete später als Schülerin und Studentin bereits im Unternehmen mit. »Ich liebe den Geruch von Metall«, sagt die junge Frau, die eigentlich Event-­Managerin werden wollte. »Aber dann entschied ich mich doch für ein BWL-Studium, weil ich ­gemerkt habe, wie spannend Wirtschaft sein kann und wie ­interessant die Arbeit in einem Unternehmen wie HKS ist.«

»Die Firma ist sein Leben«

Für Günter Höhn ist es nach gut 40 Jahren im Unternehmen »prinzipiell nicht schwierig, loszulassen«. Allerdings sei es in »dieser Art Übergangsphase« für ihn manchmal schwer zu erkennen, sagt er, »wann ich draußen vor der Tür bleibe oder wann und wie ich mich doch noch in die Geschäftsleitung einmische«. Grundsätzlich werde er mit seiner Erfahrung begleitend »zur Seite stehen, solange ich Lust ­dazu habe und es gewünscht ist«. Was für Lena Resch überhaupt keine Frage ist. »Die Firma ist sein Leben, er hat sie zu dem ­gemacht, was sie heute ist«, sagt die 28-Jährige. »Und deshalb werde ich auf den Rat meines ­Vaters auf keinen Fall ver­zichten.«

Von Michael Wulf

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