Hohe Effizienz und Flexibilität

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Beim LB 44 handelt es sich um das derzeit größte reine Drehbohrgerät von Liebherr. Es wird vom ausführenden Bau­unternehmen Hilti & Jehle für die Pfahlgründung im Zuge des Baus einer neuen Werkshalle für den Möbelbeschlägespezialisten Julius Blum eingesetzt. Die Ausmaße der zu gründenden Halle betragen 203 m x 130 m. Für das Bohren der Pfähle wurde zu Beginn das Schneckenbohrverfahren (CFA) angewendet, aufgrund des vielen Aushubs wechselte man jedoch zu Bohren mit Vollverdrängerwerkzeug. Insgesamt müssen für die Gründungsarbeiten in Dornbirn nicht weniger als 2 988 Pfähle in Tiefen von 28 m und 29 m eingebracht werden. Die Bodenbedingungen stellen eine spezielle Herausforderung dar. In dem größtenteils lehmigen und torfhaltigen Boden befinden sich auch einige bis zu 6 m mächtige, dicht gelagerte Kiesschichten, die die Arbeit erschweren.


Baustellenpremiere in Dornbirn

Ebenfalls für Hilti & Jehle im Einsatz ist das weltweit erste verkaufte Modell des neuen, leistungsfähigen Ramm- und Bohrgeräts LRB 355. Seine Baustellenpremiere feierte das 105 t schwere und in maximaler Konfiguration 33,5 m hohe Gerät im vergangenen Herbst auf einer Baustelle am Dornbirner Messegelände. Trotz seiner Ausmaße ist das Spezialtiefbaugerät gut transportierbar, können doch Mäkler, Universalschlitten sowie Seil montiert bleiben.

Aufgrund der schwierigen Bodenbeschaffenheiten auf der Baustelle in Dornbirn mussten zahlreiche, teils unterschiedliche Arten von Betonpfählen eingebracht werden, damit es zu keinen Setzungen kommt. Dabei bewies das LRB 355 seine Stärken im harten Baustelleneinsatz. Wo früher verschiedene Gerätetypen erforderlich waren, kann das neue Multifunktionsgerät jetzt unterschiedliche Arten von Pfählen erstellen – je nach Anforderung und Situation der Bodenverhältnisse. »Mit dem LRB 355 von Liebherr verfügen wir jetzt über ein modernes Top-Gerät, das durch seine Multifunktionalität eine qualitative Verbesserung bei Gründungsarbeiten bringt. Gleichzeitig können wir auch flexibler und effizienter arbeiten«, beschreibt Projektleiter Markus Mähr von Hilti & Jehle die Vorzüge des neuen Ramm- und Bohrgeräts. Dank Parallelkinematik bietet das Ramm- und Bohrgerät LRB 355 einen großen Arbeitsbereich. Als weiterer Vorteil gilt die direkte Montage aller Winden am Mäkler. Dies ermöglicht einerseits eine direkte Sicht von der Fahrerkabine zur Hauptwinde und sorgt andererseits dafür, dass sich beim Verstellen des Mäklers die Seile nicht bewegen.

Liebherr unterstreicht besonders die Kraftstoffeffizienz des 600 kW starken V-12-Dieselmotors, der auf einer abge­senkten Arbeitsdrehzahl von 1 700 U/min läuft. Mit dem Eco-Silent-Mode kann zudem die Motordrehzahl auf ein voreingestelltes Niveau gesenkt werden. Dadurch soll sich ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit eine Reduktion des Dieselverbrauchs aber auch der Lärmbelastung erzielen lassen.

Ein neues Arbeitsgerät ist der BAT-Bohrantrieb, der über ein Drehmoment von 450 kNm verfügt und je nach Anwendung individuell konfiguriert werden kann. Die Hauptvorteile des von Liebherr gefertigten Hydraulik­antriebs liegen in der automa­tischen Drehmomentregelung, der stufenlosen Drehzahl-Optimierung und vier elektronisch einstellbaren Drehzahlbereichen.


Einsatz in der Schweiz

Seinen jüngsten Baustelleneinsatz hatte das LRB 355 kürzlich in St. Gallen (Schweiz), wo es mit dem Doppelkopfbohrantrieb DBA 300 ausgestattet war. In dieser Konfiguration wurde das Ramm- und Bohrgerät gemeinsam mit einer Liebherr-Betonpumpe vom Typ THS 80 D dafür eingesetzt, 316 Pfähle für eine überschnittene Pfahlwand einzusetzen. Diese Gründungsarbeiten bilden das Fundament eines mehrstöckigen Büro- und Apartmentgebäudes. Die Pfähle hatten einen Durchmesser von 900 mm und Längen zwischen 18 m und 22 m. Auch bei diesem Einsatz konnte das LRB 355 mit hoher Effizienz punkten. Trotz herausfordernder Bodenbedingungen benötigte es für das Fertigstellen eines Pfahles sowie der für die Anwendung beachtlichen Bohrtiefe lediglich 1,5 Stunden.

Neben dem Bohren mit Doppelbohrkopf kann das LRB 355 für sämtliche anderen gängigen Bohrverfahren herangezogen werden, wie das Bohren mit Kellyausrüstung, mit Vollverdrängerwerkzeug oder auch mit Endlosschnecke. Im Kellybohrverfahren erreicht es seine maximale Bohrtiefe von knapp 60 m. Weitere Einsatzmöglichkeiten des LRB 355 liegen im Bodenmischen wie auch in Kombination mit Rüttler und Hydraulikhammer.

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