Hatz: »Wir können emissionsarm«

Mit dem neuen Drei-Zylinder-Modell 3H50TICD aus seiner jetzt sieben Modelle umfassenden innovativen Motoren-Familie der H-Serie mit einem Leistungsbereich von 18,4 kW bis 62 kW sieht sich der traditionsreiche Motoren-Hersteller Hatz ausgezeichnet positioniert, wenn mit dem kommenden Jahr die neue Abgasnorm Stufe V für Motoren im Leistungsbereich von 19 kW bis 56 kW gilt. »Unsere H-Motoren bieten eine riesige Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten und sind ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte«, sagte CEO Bernd Krüper bei der Vorstellung des 3H50TICD am Hatz-Firmensitz im niederbayerischen Ruhstorf an der Rott. »Mit diesen hochmodernen Motoren erschließen wir uns völlig neue Märkte.« Im Gespräch mit dem bauMAGAZIN erklärte Bernd Krüper zudem, dass Hatz mit den neuen H-Motoren derzeit zum einen bei inter­national renommierten Baumaschinen-Herstellern »bei Radladern und Baggern im Prototypenprogramm präsent ist«. Und zum anderen sei man in Gesprächen mit Motoren-Herstellern, die eine Abrundung ihres Portfolios »nach unten« bräuchten.

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Bei der Vorstellung der neuen Motoren-Modelle verwiesen neben Bernd Krüper auch Simon Thierfelder als Leiter Forschung & Entwicklung, Bernhard Richter-Schützeneder als Leiter Vertrieb & Marketing sowie Stephan Gritsch als Teamleiter Marketing auf die Vorzüge der H-Serie, explizit auf die des neuen Drei-Zylinders 3H50TICD. »Kein anderer Motor in dieser Klasse kann diese Leistung anbieten und erfüllt dabei die neuen Emissionsnormen«, so Stephan Gritsch. »Geringer Verschleiß, niedriger Verbrauch und lange Wartungsintervalle sorgen für eine Reduktion der Kosten. Mit diesem Motor können zudem Maschinen bestückt werden, die normalerweise von wesentlich größeren Motoren angetrieben werden.«

Eindrucksvolle Merkmale

Die Motoren der H-Serie bauten auf der lang­jährigen Expertise und Innovationskraft des Unternehmens auf, erläuterte Simon Thierfelder. »Bahnbrechende Erfindungen« wie die Flachsitzeinspritzdüse im Jahr 1926, die bis heute die Einspritztechnologie nachhaltig beeinflusse, oder der erste Industrie-Dieselmotor aus Aluminium im Jahr 1958 – was erst viele Jahre später zum industrieweiten Standard wurde –, markierten nur zwei von vielen Sternstunden des Unternehmens.

Die H-Serie besteche durch eindrucksvolle Merkmale, wie höhere Leistung, Effizienz und Drehmoment bei weniger Hubraum, geringerem Gewicht, geringerer Größe, weniger Treibstoffverbrauch oder niedriger Emission, sagte Bernhard Richter-Schützeneder. Erreicht würden die außergewöhnlichen Werte in der neuen Motorenklasse durch ein konsequent umgesetztes Downsizing-Prinzip in Verbindung mit erstklassigen Komponenten. Dazu gehörten robuste und hochwirksame Turbolader ebenso wie das spezielle Bosch Off-Highway-Common-Rail-Einspritzsystem. Weitere Komponenten, wie etwa von Mann+Hummel, Mahle, Behr oder Kolbenschmidt/Pierburg, ergänzten das Hatz-Motorendesign in höchster Qualität.

»Sehr hohe Effizienz«

Die »Schlüsseltechnologie« bei den neuen Motoren sei das von Hatz in Eigenregie entwickelte »Brennverfahren«, so Simon Thierfelder, das für eine »sehr hohe Effizienz« sorge und für ausgezeichnete Kraftstoffverbrauchswerte. Darüber hinaus überzeugten die H-Motoren aufgrund ihres geringen Gewichts, ihrer Kompaktheit, ihrer Lärmemissionen und ihrer vergleichsweise geringen Vibrationen. Eine der Grundlagen dafür sei die Verwendung von dünnwandigem Grauguss beim Bau des Motorblocks sowie einer Reihe von hochwertigen Komponenten namhafter Hersteller. »Mit der H-Motoren-Familie bieten wir in allen wichtigen Kategorien die besten Werte«, so Simon Thierfelder weiter und nannte als eines der Beispiele dafür den Stapler-Bereich. »Was Umschlagleistung, Verbrauch und Geräuschentwicklung betrifft, bieten wir einen greifbaren Mehrwert für unsere Kunden.«


Jüngstes Modell der Hatz-H-Serie-Familie ist der Drei-Zylinder-Motor 3H50TIC. Die Bandbreite reicht von 18,4 kW bis hin zu 46 kW Leistung. Im Vergleich dazu bietet der Vier-Zylinder-H-Serie-Motor 4H50TIC, der im Jahr 2014 seinen Serienstart hatte, eine Leistungsbandbreite von 37 kW bis 55 kW. Beide Motoren sind auch als kostengünstigere TI-Variante ohne Abgasrückführung und Dieseloxidationskatalysator für Absatzmärkte mit schlechteren Kraftstoffen und niedrigeren Emissionsvorschriften erhältlich. Die Leistung des 3H50TI reicht in dieser Variante bis zu 47 kW, beim 4H50TI bis zu 62 kW.

»Profitieren von der Emissionsstufe V«

Für Märke mit neuen und hohen Emissionsvorschriften, wie beispielsweise die Stufe V in Europa, hat Hatz den 3H50TICD und den 4H50TICD konstruiert. Beide Motoren sind zusätzlich mit einem Dieselpartikelfilter (DPF) ausgestattet, wobei die Leistungswerte mit den TIC-Motorvarianten identisch sind. Eine spezielle Variante stellt der 3H50T dar. Diesen Drei-Zylinder-Motor hat Hatz speziell für Maschinen und Fahrzeuge entwickelt, die mit einem sehr drehmomentstarken Motor unter 19 kW angetrieben werden können und damit nicht unter die Stufe-V-Regelung fallen. Durch seine hohen Leistungswerte könne der 3H50T in vielen Fällen größere und leistungsstärkere Motoren ersetzen und erspare Herstellern hohe Investitionen in eine Neukonstruktion der Maschine, um Stufe-V-konform zu sein.

Alle Motorenvarianten sind laut Hatz zudem als Open-Power-Unit (OPU)-Variante erhältlich. Dieser komplett betriebsfertige Motor ist ab Werk mit Kühler, Schläuchen, Verkabelung und Elektronik ausgestattet und kann vom Maschinenhersteller schnell und einfach eingebaut werden. Eine weitere Option ist das Hatz Silent Pack. Eine zusätzliche Kapselung des Motors dient als Wetter- und Berührungsschutz. Gleichzeitig ist der Motor mit Silent Pack 60 % leiser als die vergleichbare OPU-Variante ohne Kapselung.

Dass Hatz mit seiner H-Motoren-Familie auf dem richtigen Weg ist, davon ist Bernd Krüper überzeugt, der im November 2017 das Amt des CEO bei dem Traditionsunternehmen übernommen hat. »Ich denke, wir werden von der Einführung der Emissionsstufe V im kommenden Jahr profitieren, sind wir doch so etwas wie die Spezialisten in dem Leistungsbereich bis 56 kW. Da unserer Motoren zudem sehr kompakt gebaut sind, bietet uns der Trend zum Downsizing einige Möglichkeiten.« Auch mit der Thematik Diesel-Hybrid beschäftigt sich Hatz, so Bernd Krüper weiter. »Das haben wir auf dem Schirm.« Dabei sei man offen für Kooperationen, vor allem im Bereich Entwicklung.

»Glaube an den Verbrennungsmotor«

Diese Innovationsfähigkeit, der individuelle Ansatz und die große Erfahrung – das sind nach Ansicht von Hauptgesellschafter Wolfram Hatz mit die entscheidenden Kriterien dafür, »dass Hatz im Konzert mit den großen Motoren-Herstellern mitspielen kann«. Das zeige auch der Erfolg der neuen Motoren, mit denen Hatz alle Emissionsnormen erfülle, die es auf der Welt gebe. »Das Thema Emissionsreduzierung spielt uns in die Karten«, sagte Wolfram Hatz zum bauMAGAZIN. »Denn wir können emissionsarm. Dadurch differenzieren wir uns von den Massen-Herstellern. Deshalb ist mir um die Zukunft des Unternehmens auch nicht bange.« Und noch von etwas anderem ist Wolfram Hatz überzeugt: »Ich glaube weiter an den Verbrennungsmotor. Und es werden die Diesel-Motoren überleben, die sauber sind.«

Auch für Bernd Krüper ist es noch »ein weiter Weg, bis Elektro-Motoren eine gravierende Rolle im Bereich der Arbeitsmaschinen spielen«. Allerdings, so der Hatz-CEO, könne ein Hybrid-Motor dem Unternehmen zusätzliche Möglichkeiten bieten. »Das ist sicherlich eine Chance für uns«, so Bernd Krüper. »Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass es künftig verschiedene Antriebsarten gibt. Dabei wird der Kunde aber immer auch die Kostenfrage stellen.«

Investitionen in Höhe von 30 Mio. Euro

Den künftigen Entwicklungen kann Hatz dabei relativ gelassen entgegen sehen. Denn das Familienunternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 170 Mio. Euro und lag bei der Motoren-Produktion mit einem Plus von 20 % weit über Plan. Im Vergleich zu 2016 steigert sich der Absatz um 16 %. Bei der Vorstellung der Unternehmenszahlen Mitte April kündigten Bernd Krüper und der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Lehner zudem an, dass Hatz in den kommenden vier Jahren rund 30 Mio. Euro in die Entwicklung und Produktion sowie in die Erschließung neuer Märkte investieren wird.

Dabei werde Hatz mit Innovationen und Flexibilität punkten, so Bernd Krüper, sowie die Produktionsverfahren optimieren. »Wir arbeiten bei den Produkten an technologisch anspruchsvollen und bezahlbaren Lösungen«, erklärte er gegenüber der Passauer Neuen Presse. Beim Ausbau des Vertriebsnetzes liege das Augenmerk vor allem auf den USA und den asiatischen Märkten.

Doch nicht nur der Bereich Motoren hat sich sehr positiv entwickelt. Auch im Bereich Komponenten – Hatz produziert unter anderem für renommierte Auto- und Motorradhersteller Pleuelstangen und Kurbelwellen – ist die Auftragslage sehr gut. Als einer der führenden Zulieferer in diesen beiden Segmenten sieht Bernd Krüper auch in diesem Geschäftsbereich für Hatz gute Wachstumschancen. »Unsere Beobachtung ist, dass die Automobilhersteller die Produktion von Teilen wie Pleuelstangen oder Kurbelwellen immer öfter an Spezialisten wie uns abgeben. Dementsprechend sind unsere ­Möglichkeiten.«    ß

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