Von solchen bescheidenen Anfängen ausgehend, hat sich das Unternehmen in den vergangenen 77 Jahren auf breiter Front weiterentwickelt, wie die zahlreichen Maschinen auf dem Firmengelände im tschechischen Dobříš demonstrieren: Bagger heben Gräben aus, Radlader transportieren Heuballen über einen Parcours und weiter entfernt befördert ein Roto-Teleskop Besucher in die Höhe. Dahinter liegt die graue Werkhalle, in der pro Jahr 25 000 Maschinen gefertigt werden, und das Innovation Center, in dem die Ingenieure des Unternehmens an neuen Technologien forschen. »Da können wir euch aber leider nicht hineinlassen«, scherzt ein Mitarbeiter. »Zu viele Geheimnisse.«
Dafür ist die Maschine voll funktionsfähig und soll genauso leistungsstark wie ihr Verbrenner-Pendant sein. So kann der E-Lader laut Herstellerangaben 2,5 t stemmen und bietet eine Leistung von 39 kW. Angetrieben wird die Maschine von einer 30 kWh-Batterie, die circa 3,5 h Betrieb ermöglicht. Der Stromspeicher ist auf der rechten Seite des Fahrzeugs direkt neben dem Hubarm angeordnet. Bei der Batterie will sich Bobcat mit einem Flüssigkeits-Kühlsystem von der Konkurrenz absetzen, das die Elektronik immer auf der richtigen Temperatur hält. Um einen reduzierten Energieverbrauch zu erreichen, sind drei für verschiedene Maschinenfunktionen zugeordnete Motoren verbaut. Interessante Idee, auf die zugeordneten Funktionen will das Bobcat-Personal jedoch nicht genauer eingehen.
Teleskoplader-Test: TL 25.60e im Einsatz
Zeit für eine Testfahrt ist ebenfalls. In der Kabine angekommen, finden sich Bobcat-erfahrene Maschinenbediener schnell zurecht. Während sich das Lenkrad mit der Linken problemlos bedienen lässt, steuert der Joystick auf der Rechten den Hubarm. Auch das Bedienungslayout wirkt vertraut: Mithilfe eines Schalters am Joystick können Fahrer schnell zwischen Drive, Neutralstellung und Rückwärtsgang auswählen.
Auch das Fahrgefühl überzeugt, obwohl der Tester bei hoher Beschleunigung auf unebenem Gelände zuerst ziemlich durchgeschüttelt wird. Dafür sind – wie in vielen Bobcatgeräten – zwei Fahrmodi (Hase und Schildkröte) verbaut. Mit Zweiterem wird eine langsamere Grundgeschwindigkeit ausgewählt, die für Einsätze abseits gepflasterter Straßen geeignet ist. Wendigkeit ist dank Vierrad- sowie Hundeganglenkung ebenfalls kein Problem. Damit Anwender beim Rangieren immer den Überblick behalten können, verfügt die Maschine über eine Rückfahrkamera, die zusätzlich durch einen Näherungssensor unterstützt wird. Dieser warnt vorbeigehende Passanten automatisch mit einem lauten Piepton, wenn sie zu nah an den Arbeitsbereich herankommen. Auch das leise Arbeitsgeräusch ist ein Bonus. Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass auch die Verbrenner-Variante TL 25.60 ein äußerst reduziertes Motorengeräusch aufweist, sodass Gespräche während laufendem Motor problemlos möglich sind. Bei der E-Variante kommt jedoch außerdem die Abwesenheit von Vibrationen erleichternd hinzu.
Wie es mit dem Bobcat-Innovationsplan weitergeht, bleibt abzuwarten. Denn trotz der Vorteile, die teilautonome Maschinen jetzt schon bieten, gestaltet sich die Implementierung etwas schwierig. »Natürlich können wir schon einiges realisieren, aber wir müssen auch schauen, was der Markt will«, berichtet Sawyer Hanson, Innovation Solution Manager bei Bobcat. Immerhin müssen Unternehmen Anwendungen finden, die sich verkaufen lassen.
Dabei spielt auch die Zusammenarbeit mit Start-ups eine große Rolle. So verpartnerte sich Bobcat in der Vergangenheit bereits mit dem Software-Unternehmen Greenzie, um gemeinsam einen autonomen Mäher zu konzipieren. Nach diesem Schema will die Unternehmenszentrale weiter vorgehen. Immerhin befinde man sich im Bereich Teilautonomie noch »in einer Lernphase«, wie die Experten es ausdrücken. Auch bei teilautonomen Maschinen gilt: Jeder fängt mal klein an. Und was aus kleinen Anfängen erwachsen kann, hat Bobcat in den vergangenen Jahrzehnten unter Beweis gestellt.k