Deutscher Abbruchverband e. V. Fachtagung Abbruch mit Besucherrekord

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Deutscher Abbruchverband
Von: Dan Windhorst

Zur Fachtagung Abbruch fanden im März rund 117 Aussteller und über 1 200 Teilnehmer in Berlin zusammen, um die Themen Abbruch und Rückbau in den Mittelpunkt zu rücken. Als Veranstalter bot der Deutsche Abbruchverband (DA) eine umfangreiche Fachausstellung sowie wichtige Vorträge inmitten des ehemaligen Berliner Postbahnhofs.

 

 

Andreas Pocha,  Geschäftsführer beim  Deutschen Abbruchverband »Recycler und Abbrecher  sind die wahren  Umweltschützer.« 

Nachdem die Fachtagung zwei Jahre in Folge corona­bedingt ausfallen musste, wurde die Abbruchbranche mit einem Besucherrekord belohnt: Über 1 200 Vertreter der Abbruchbranche fanden in den Veranstaltungshallen der Station Berlin zusammen. Damit kamen mehr Besucher als je zuvor. Sie informierten sich über aktuelle Entwicklungen, technologische Neuheiten und interessante Projekte und nutzten die Gelegenheit zum intensiven Austausch und zum Netzwerken.

Thema Nachhaltigkeit zentral bei der Tagung

Das Thema Nachhaltigkeit und Baustoffrecycling beschäftigte dieses Jahr die Branche ganz besonders. DA-Geschäftsführer Andreas Pocha betonte in seiner Begrüßungsansprache, dass die Abbruchbranche schon lange für den Umweltschutz arbeitet: Schließlich werden in Deutschland über 90 % aller mineralischen Bauabfälle bereits wiederverwertet, beim Bauschutt sind es sogar 94 %. Die EU fordert beim mineralischen Bauschutt gerade mal eine Wiederverwertungsquote von 70 %: »Recycler und Abbrecher sind also die wahren Umweltschützer«, so Pocha.

Genutzt wurde die Fachtagung, um über wichtige Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu sprechen – hierzu lieferte der Veranstalter abwechslungsreiche Inhalte sowie Redner.

Die großen Krisen der Zeit  als Chance für Neues nutzen

Die Keynote wurde in diesem Jahr von dem Journalisten und Publizisten Dr. Hajo Schumacher gehalten. Der ehemalige Spiegel-Journalist schlug den Bogen von den maroden Brücken in Deutschland zu den großen Krisen dieser Zeit: Er sieht in der Zeit von Ukraine-Krieg und Klimakrise die deutsche Gesellschaft am Scheideweg. Er plädiert dafür, Politikern mehr Verständnis entgegenzubringen. Die Politik könne nicht besser sein als das Volk, das sie wählt, und Wähler, die in ihrer Mehrheit derzeit zu den Älteren gehören, wollten auch nicht unbedingt dringliche Probleme wie die Klimakrise oder die Digitalisierung als Allererstes lösen. Aber: Krisen würden Möglichkeiten aufmachen, und er hoffe sehr, dass die jetzige Regierung die Chancen nutze, die sich durch die Krisen ergeben, um Deutschland in eine gute Zukunft zu führen. Zum Schluss plädierte er dafür, gut auf unsere Demokratie aufzupassen – und die Vorteile nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn, so Schumacher: »Demokratien können Fehler korrigieren – Diktaturen können das nicht.«

Ersatzbaustoffverordnung steht in der Kritik

Mehrere der folgenden 13 Fachvorträge gingen darauf ein, welche Herausforderung der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit auch für die Abbruchbranche bedeutet. Sarah Sinnwell und Michael Wagner von BST Becker Sanierungstechnik GmbH in Bottrop beschrieben die aufwendigen Wege, die beschritten werden müssen, wenn ein Gebäudeabbruch durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert werden soll, der Jurist Dr. Peter Kersandt von der Kanzlei AVR Berlin beschrieb die Herausforderungen, die durch die im August in Kraft tretende Ersatzbaustoffverordnung auf die Branche zukommen. Eines der Probleme: Noch immer fehle es dabei grundsätzlich an einer rechtssicheren Regelung zum Thema Abfallende von Ersatzbaustoffen.

Der Journalist und Publizist Dr. Hajo Schumacher schlägt den Bogen von den maroden Brücken in Deutschland zu den großen Krisen der Zeit und sieht darin aber die Chance für die Politik, durchgreifende Änderungen in unserem Land für eine bessere Zukunft durchsetzen zu können.

Recycelte Baustoffe sind gut, weil sie geprüft sind

Thomas Fischer von der QUBA GmbH zeigte auf, welche Wege für die Zertifizierung von Sekundärbaustoffen gegangen werden müssen, bevor diese in technischen Bauwerken oder in Bauprodukten verwendet werden dürfen: Die Zertifizierung durch die QUBA ist derzeit die einzige, die bundesweit gültig ist.

Wie dringend diese Bau­stoffe gebraucht werden, zeigten Corinna Lee Schmitz und ­Gianna Kung vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW auf: Die gesamte Landesverwaltung NRW will bereits im Jahr 2030 klimaneutral wirtschaften. Der Baubereich soll seinen Anteil mithilfe von recycelten Baustoffen, der Wiederverwertung von Bauteilen und der Nutzung von recyceltem und umweltfreundlichem Beton leisten.


Die Branche bewältigt anspruchsvolle Großprojekte

Welche Herausforderungen gerade Großprojekte mit sich bringen, zeigten unter anderem die Vorträge von Robert Oettinger von der Oettinger GmbH über den Rückbau des KSC-Stadions: Der musste bei laufendem Spielbetrieb stattfinden, und von Stefan Scholz und Kurt Bicker von der Firma Max Wild GmbH über den Abbruch der Neckartalbrücke bei Heilbronn: Hierfür durfte für gerade mal 48 Stunden der Schiffsverkehr gestoppt werden. Schließlich zeigten die Mitglieder des Sprengausschusses des DA noch eindrucksvoll am Beispiel des Weiße Riesen genannten Wohnkomplexes in Duisburg, dass Sprengen auch in enger Nachbarschaft zu anderen Häusern sicher möglich ist und gegenüber einem herkömmlichen Abbruch unter anderem einen großen Zeitvorteil hat. Ein Tipp: Im März 2024 wird die Fachtagung Abbruch erneut in der ­S­tation Berlin stattfinden.d

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