»Das Gesamtsystem aus Fahrzeug, Aufbau und Kran optimal aufeinander abstimmen«

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Dass Palfinger sich für den Ausbau seines Mounting Competence Center in Lengau entschieden hat, ist auch durch die Erfahrungen begründet, die das Unternehmen nach der Einführung seines im Vorfeld der Bauma neu präsentierten Flaggschiffs PK 200002 L SH gemacht habe, so Gernot Pichorner. Denn »dieser stärkste Kran, den Palfinger jemals gebaut hat«, wie es Hubert Meschnark als Head of Corporate Marketing der Palfinger AG bei der Weltpremiere in München formuliert hat, ist schon immer als Komplettpaket angeboten worden. »Denn dann können wir beispielsweise den Fahrzeugrahmen so modifizieren, dass er exakt auf die Leistungsfähigkeit eines bestimmten Krans angepasst ist. Zudem biete Palfinger auch einen »Aufbau-Kit« für Krane in der 16- bis 27-mt-Klasse an, so Gernot Pichorner, bei dem die Pritsche exakt nach den Vorgaben von Palfinger gefertigt wird.Entwickelt worden ist dieses Mounting Competence Center auch deshalb, weil Kunden dazu den Anstoß gegeben haben, wie Wolfgang Pilz erläuterte. »Wir hören unseren Kunden immer genau zu«, sagte er und erläu­terte das am Beispiel des PK 200002 L SH. »Da haben wir uns frühzeitig zusammen um eine perfekte Lösung bemüht, denn bei diesem Kran ist aufgrund der zahlreichen technischen Features ein besonderes Know-how nötig«, so Pilz. Auch deshalb könne Palfinger als Technologieführer einen Full-Service anbieten und anhand der Lebenszykluskosten die außergewöhnlich hohe Qualität seiner Produkte dokumentieren.


Innovative Funkfernsteuerung


Auch mit der innovativen Ladekran-Funkfernsteuerung PALcom P7 will Palfinger neue Maßstäbe setzen, wie Franz Ebner als Marketingleiter der deutschen Niederlassung in Ainring gegenüber dem bauMAGAZIN erläuterte. »Seit rund zwei Jahren haben wir PALcom P7 auf Herz und Nieren getestet«, so Ebner. Unter der Leitung der Palfinger-Entwicklungsabteilung habe man gemeinsam mit externen Fachleuten, Forschungseinrichtungen und Kranfahrern »eine völlig neue Art von Funkfernsteuerung konzipiert, die perfekt auf den Ladekran zugeschnitten ist«.

»Mit der PALcom P7 haben wir eine völlig neue Art von Funkfernsteuerung konzipiert, die perfekt auf den Ladekran zugeschnitten ist.«

Franz Ebner, Leiter Marketing der deutschen Niederlassung in Ainring


 


Die Steuerungsergonomie orientiere sich dabei bewusst an der intuitiven Bedienung durch den Anwender und gewährleistet dadurch auch über lange Arbeitszeiten ein Maximum an Einsatzsicherheit. Die Handauflagen und die Anordnung der ­Bedienhebel sind so gewählt, dass ein ermüdungsfreies Arbeiten möglich ist, so Ebner. Der zentral angeordnete Bedienknopf »Pal-Drive« und eine intuitive Menüführung mit großem Farbdisplay ermöglichten zudem eine einfache und sichere Bedienung.Erstmals im Kranbereich kommt in der neuen PALcom P7 ein zentrales 4,1"-TFT-Farbdisplay mit Transflektiv-Technologie zum Einsatz. Durch die »transflektive« Technologie ist das große Display auch bei starkem Sonnenlicht sehr gut ablesbar und trotzdem energiesparend. »Der Bediener wird zu jedem Zeitpunkt über alle für ihn wichtigen Betriebszustände informiert und klar und sicher geführt.« Eine weitere wesentliche Neuerung stellt das Energiemanagement der neuen Funkfernsteuerung dar. Die intelligente Ladestation überprüft die Akkus vor der Schnellladung auf Entladungszustand, Refresh-Bedarf und Umgebungstemperatur. Das Ladegerät steuert aus der Summe der Informationen den optimalen Ladestrom ein und verlängert damit langfristig die Lebensdauer der Akkus. Durch den reduzierten Stromverbrauch arbeitet die PALcom P7 bis zu zwölf Stunden im Dauerbetrieb ohne Nachladung. Zudem wurden in der Funkfernsteuerung neue und innovative Sicherheitskonzepte integriert. Unter anderem wurden Sicherheitsfeatures wie Kipp- und Beschleunigungssensoren eingebaut, die unbeabsichtigte Kranbewegungen verhindern. Wenn etwa ein gewisser Neigungswinkel des Sendepultes überschritten wird oder das Funkpult zu Boden fällt, schaltet die Funkfernsteuerung automatisch ab. Die neue Funkfernsteuerung PALcom P7 ist seit April für die europäische SH-Baureihe ab 40 mt verfügbar. Für die Baureihen zwischen zehn und 40 mt erfolgt die Einführung ab Mitte Juni.


Von Michael Wulf





 »Es kann keine feindliche Übernahme durch Sany geben«


Mit einem Rekordergebnis und einem Umsatz von 980,7 Mio. Euro (+ 4,9 %) hat die österreichische Palfinger-Gruppe das Jahr 2013 abgeschlossen. Auch für 2014 sieht der börsennotierte Kran-Hersteller aus Salzburg »ein unverändert großes Wachstumspotenzial«, vor allem in den Regionen außerhalb Europas und im Geschäftsbereich Marine. So rechnet der Vorstand mit einer zweistelligen Umsatzsteigerung, wodurch Palfinger in diesem Jahr erstmals die Grenze von 1 Mrd. Euro Umsatz überschreiten würde. Über die Gründe für das Rekordjahr, über die Partnerschaft mit dem chinesischen Baumaschinenhersteller Sany und Palfingers Engagement in China sowie über die Bedeutung des deutschen Marktes sprach bauMAGAZIN-Chefredakteur Michael Wulf mit Wolfgang Pilz, im Vorstand der Palfinger AG zuständig für Vertrieb und Marketing.bau MAGAZIN: Was sind die Gründe für das erfolgreiche Geschäftsjahr 2013 mit einer Umsatzsteigerung auf knapp eine Milliarde Euro?


Wolfgang Pilz: Die Entwicklung war regional sehr, sehr unterschiedlich. In Europa haben wir leider weiterhin mit einer relativen Stagnation leben müssen. Wobei es auch hier regionale extreme Unterschiede gegeben hat. Südeuropa hat sich überhaupt nicht entwickelt, die Bauwirtschaft in Spanien, Portugal, Griechenland und Italien ist weiterhin tot. Seit sieben Jahren ist dort jetzt Krise. Doch wir sind nicht ohne Hoffnung. Denn es wird dort auch wieder aufwärts gehen, denn irgendwann müssen beispielsweise die touristischen Anlagen dort erneuert werden. Deutschland, Österreich, die Schweiz und Skandinavien waren stabil auf einem normalen Niveau. Frankreich, die Niederlande oder Belgien haben die Krise sicher noch nicht überwunden. Das höchste Wachstum gab’s natürlich in Asien, allerdings haben wir dort auch den geringsten Marktanteil. Und Russland war für uns ein sehr wichtiger Markt. Sollte die allgemeine Lage stabil bleiben, auch wenn die weltweite Finanzkrise meiner Meinung nach noch nicht überwunden ist, glaube ich, dass wir in 2014 noch besser abschneiden als in 2013.


bauMAGAZIN: Welche größeren Investitionen hat Palfinger in den vergangenen Jahren getätigt und welche größeren ­Investitionen sind für die Zukunft ­geplant?


Pilz: Investitionen als solche ist ein relativ weit gefasster Begriff. Wir investieren jedes Jahr in die Entwicklung neuer Produkte. Und wir haben sieben Akquisitionen auf den Weg gebracht und investieren viel in unseren Marktaufbau in China. So bauen wir in Rudong, gut zwei Fahrstunden nördlich von Shanghai entfernt, ein neues Werk. Das Gebäude wird im Herbst diesen Jahres fertig, die Produktion wird sukzessive vom Frühjahr kommenden Jahres an aufgebaut. Es ist uns wichtig, dass wir in China als Sany-Palfinger eine gewisse Selbstständigkeit haben. Derzeit sind wir noch Mieter bei Sany. Mit dem neuen Werk sind wir unabhängiger und haben auch größere Expansionsmöglichkeiten.bauMAGAZIN: Auf welche Produkte setzt Palfinger in China vor allem?


Pilz: Wir starten mit der Produktion von Knickarmkranen und Teleskopkranen. Auf Sicht wollen wir aber auch in den Bereich Hubarbeitsbühnen und Hakengeräte. Wir haben ja schon ein Hakengerätewerk in China und wollen das dann am neuen Standort einbringen. Unsere in China produzierten Produkte werden die gleiche Grundstruktur haben wie die in Europa. Nur sind sie etwas einfacher, sprich, sie haben weniger Optionsmöglichkeiten und wesentlich weniger Elektronik.


bauMAGAZIN: Wie funktioniert das Joint-Venture mit Sany und warum wird jetzt auch noch eine Überkreuzbeteiligung von 10 % angestrebt?


Pilz: Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, weil er ziemlich kompliziert ist. Prinzipiell muss ich sagen: Das Joint Venture mit ­Sany läuft gut. China wird auf Sicht der größte Einzelmarkt der Welt werden. Das gilt auch für das Produkt Knickarmkrane. Und als Weltmarktführer können wir uns diesem Markt nicht verschließen. Wenn wir das bleiben wollen, müssen wir auch in China präsent sein. Zur Grundintention gehört auch, dass wir wissen wollen, was die Konkurrenz dort macht, wie man dort produzieren kann und zu welchen Kosten. Und es ist so, dass man in China alleine keine Chance hat. Zum einen wären wir als Unternehmen viel zu klein für den chinesischen Markt, zum anderen benötigt man in China eine sogenannte Aufbaulizenz und dazu braucht man natürlich einen chinesischen Partner. Da haben wir gesagt, wenn wir das schon alles berücksichtigen müssen, dann schauen wir uns nach dem besten Partner um. Und in diesem Bereich ist Sany für uns einfach der ideale Partner. Diese Partnerschaft funktioniert, wenn auch nicht immer friktionsfrei. Das hat aber auch keiner erwartet. Denn natürlich gibt es kulturelle Unterschiede, wird Qualität anders definiert. Aber es läuft. Wir verkaufen heute zwischen 60 und 80 Krane pro Monat. Das ist nach einem Jahr sicher ein Erfolg.


bauMAGAZIN: Fürchten Sie nicht, dass Palfinger in der Partnerschaft mit Sany, immerhin Chinas größter und wohl auch mächtigster Baumaschinenkonzern, irgendwann unter die Räder kommt?


Pilz: Nein, überhaupt nicht. Denn die Mehrheit der Palfinger-Aktien ist im Besitz der ­Familie Palfinger. Und wenn die nicht verkaufen will, und diese Absicht besteht nicht, kann es auch keine feindliche Übernahme geben. Grundsätzlich glaube ich zudem nicht, dass chinesische Wettbewerber uns in unserem Markt, der ein Markt für Nischenprodukte ist, irgendwann einmal so einfach überrennen können. Ein anderer wichtiger Aspekt ist: ­Unsere Produkte – sei es ein Ladekran, eine Ladebordwand oder ein Mitnahmestapler – werden nur in Verbindung mit dem richtigen Aufbau und mit dem richtigen Lkw zu einem Problemlöser für den Kunden. Und dafür ist einfach ein Netzwerk, wie wir es haben, nötig. Das kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Dieses Netzwerk muss man erst aufbauen.


bauMAGAZIN: Nochmals zu den 10 %. Was ist der Grund für die angestrebte Überkreuzbeteiligung mit Sany?


Pilz: Wir wollen die Zusammenarbeit zum Beispiel über Hubarbeitsbühnen und andere Produkte erweitern. Da macht so eine Ab­sicherung auch für uns großen Sinn. Und wir beteiligen uns ja nicht am Gesamtkonzern ­Sany, sondern an der Kransparte, die ungefähr gleich groß ist wie Palfinger. Damit passt das sehr gut zusammen.


bauMAGAZIN: Palfinger hat sein Produktportfolio in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut. Besteht nicht auch die Gefahr, dass Palfinger sich »verzettelt«?


Pilz: Ich denke, wir sind mit unserem Produktspektrum sehr gut aufgestellt, auch wenn es bei dem einen oder anderen Produkt etwas länger gedauert hat, bis sich der nachhaltige Erfolg einstellte. Wir sind aber mit ­unseren Produkten noch nicht auf allen Märkten so präsent, wie wir das gerne hätten. Da gibt es noch genug zu tun für uns. Und wir wollen die Produkte natürlich auch technisch immer weiter entwickeln. Für uns gilt: Wir sind ein Spezialist für Logistiklösungen in ­Nischenmärkten. Und wir sind in den verschiedenen Regionen der Welt gut aufgestellt, auch was die Produktion betrifft. Deshalb können wir gute lokale Produktlösungen erfolgreich anbieten.


bauMAGAZIN: Welche Rolle spielt der deutsche Markt für Palfinger?


Pilz: Deutschland ist, und wird es auch in ­Zukunft sein, unser größter und wichtigster Markt. Von unseren deutschen Kunden, die ­eine sehr hohe Qualitätserwartung haben, bekommen wir das meiste Know-how-Feedback. Dieser große Stellenwert für uns zeigt sich auch darin, dass wir in Deutschland den Vertrieb direkt organisiert haben. Deutschland ist meiner Ansicht nach derzeit die ­Konjunktur-Lokomotive Europas und wird diese Rolle auch in den kommenden Jahren spielen.

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