Caterpillar bei Zeppelin: Radikale Konstruktion kann 40. Geburtstag feiern

Im Herbst lag es genau 40 Jahre zurück, dass bei Caterpillar zehn Vorserienmaschinen des damals weltweit größten und stärksten Kettendozers die Fertigungsstraße verließen, um einen nach­haltigen Eindruck in der gesamten Branche zu verbreiten. Die neue Konstruktion des Cat D10, verbunden mit einem hohen Einsatz­gewicht, einer hohen Motorleistung und einem innovativen Laufwerkssystem waren damals die Reaktion auf vermehrte Anfragen nach einem leistungsfähigeren Dozer.

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Man habe beim D10 viel über Bord geworfen und sich intensiv mit dem Hauptbauteil beschäftigt, das man bereits seit der Firmengründung 1925 in den ­Caterpillar-Werken produzierte, berichtet George Alexander, pensionierter Cat-Ingenieur, der zum D10-Entwicklungsteam gehörte. Er und drei weitere Personen erhielten das Patent für das Cat-Laufwerk mit hochgesetzten Antriebsrädern, das in Deutschland unter dem Begriff »Delta-Laufwerk« populär wurde.


Als Resultat ihres kreativen Denkens präsentierte die Arbeitsgruppe eine Maschine, die in puncto Einsatzgewicht, Leistungsvermögen und Produktivität Maß­stäbe setzte: Der D10 wog über 86 t, war 4,6 m hoch, 3,7 m breit und 9,4 m lang. Mit diesen technischen Daten und dem 522 kW (710 PS) starken Cat-V12-Dieselmotor übertraf er die Produktivität des bis dahin größten Cat-Dozers D9 um 50 %. »Der D9 war zu jener Zeit zweifellos der beste Kettendozer«, stellt Alexander klar. »Er eignete sich am besten für Erdbauarbeiten, doch im Straßenbau und beim Hartgesteinsabbau wurden die damals generell üblichen starren Laufwerke massiv beansprucht.«

»Wettbewerber deutlich distanzieren«

Caterpillar beauftragte eine Gruppe aus Forschungs- und Entwicklungspersonal mit der Konstruktion eines noch kraftvolleren Dozers – des D10. Ron Krolak, pensionierter Chefkonstrukteur für Kettendozer, erinnert sich: »Praktisch waren sämtliche Abteilungen der Firma am Projekt beteiligt. Die uneingeschränkte Zusammenarbeit erwies sich als entscheidender Schlüssel zum epochemachenden Erfolg. Unser größter Anreiz bestand darin, die Wettbewerber in unserem Kernproduktbereich deutlich zu distanzieren.«

Das Entwicklungsteam des D10 setzte sich eine Reihe von Zielen für den Kettendozer: hohe Produktivität, modulare Bauweise, vereinfachte Instandhaltung, große Fahrereffizienz und gute Transportfähigkeit. Die beschlossenen Produktivitäts- und Haltbarkeitsziele der mächtigen Maschine waren nur mit einem grundlegend veränderten Laufwerk zu erreichen. Im Jahr 1970 genehmigte das Management den Bau eines Versuchsstandes für das neue Laufwerk. Hier positionierten die Ingenieure zunächst ein D9G-Endantriebsgehäuse mit der Oberseite nach unten. »Wir haben dann gezielt an der Laufwerksgeometrie gearbeitet, sodass sie schon nach sechs Monaten funktionsfähig war«, erläutert George Alexander. Das Delta-Laufwerk mit hochgesetzten Antriebsrädern sowie Leitrad- und Laufrollenpendelung wurde in schwersten Einsätzen ausgiebig getestet. Die Bilanz war positiv, denn es konnte ein beträchtliches Potenzial für eine verbesserte Nutzungsdauer in extremen Anwendungen prognostiziert werden. Nach einer Erprobungsphase von zwei Jahren erfolgte die erste Patentanmeldung für das Delta-Laufwerk und Mitte 1973 kam es zum Bau der beiden ersten D10-Versuchsmaschinen. »Unserem Team wurden insgesamt 93 Patente für alle zum Konzept gehörenden Systeme erteilt«, so Krolak.

»Kompletter Kettendozer war außergewöhnlich«

Die Loslösung der Kettenantriebsräder von den Laufrollenrahmen und ihre neue Anordnung oberhalb der Laufkettenebene hatte zur Folge, dass sich die tragende Kettenlänge vergrößert und zugleich die Traktion verbessert. Da auch die immensen Fahrstoßbelastungen der Antriebs­räder wegfallen, erhöht sich nicht nur deren Lebensdauer, sondern auch der Fahrerkomfort. Obwohl das Delta-Laufwerk mit hochgesetzten Antriebsrädern sowie Leitrad- und Laufrollenpendelung bereits in den Tests seine Vorzüge demonstriert hatte, gab es noch einige Skepsis gegenüber der neuen Konstruktion. »Sie unterschied sich eben ­gravierend von der traditionellen Bauweise«, so Alexander. »Der komplette Kettendozer war abgesehen vom Dieselmotor in nahezu jeder Hinsicht außergewöhnlich.« Außerdem war es den Ingenieuren jetzt möglich, Planierschild und Aufreißer dichter an die Maschine zu rücken, sodass der konzentrierte Schwerpunkt die Balance der Maschine spürbar verbesserte.

Die 1977 gefertigten D10-Vor­serienmaschinen stießen bei den Cat-Kunden auf große Akzeptanz, die ­herausragenden Schub- und Reißkräfte bescherten der Gewinnungsindustrie signifikante Vorteile. D10-Einsatzstudien hatten nachgewiesen, dass die Kosten pro Kubikmeter bewegten Materials auf dem Niveau größerer Schürfkübelbagger lagen. Weil das Delta-Laufwerk dank der hochgesetzten Antriebsräder sowie der Leitrad- und Laufrollenpendelung den Bodenkonturen besser folgen kann als ein starres Laufwerk, nehmen Abschub- und Reißleistung, aber auch Nutzungsdauer und Fahrerkomfort erheblich zu.

Aufgrund der Modulkonstruktion konnte ein unkomplizierter Transport der Maschine sichergestellt werden. Schnell ab- und anbau­bare Komponenten erleichtern Standortwechsel. Obendrein zeichnet sich das modulare Prinzip durch seine Servicefreundlichkeit aus.

Die Nachfolger der Cat D10-Urversion mit Delta-Laufwerk bewältigen heute zu Tausenden anspruchsvolle Einsätze rund um den Globus. Im Laufe der Jahre floss dieses Konzept auch bei den Cat-Kettendozertypen D6N, D6T, D8T, D9T und D11T sowie dem aktuellen D10T2 in die Serie ein.    §

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