Ingenieur Peter Krempels, Teamleiter der Messgruppe, berichtet aus der Praxis: »Sobald ein Anlagenbetreiber oder Brückenkontrolleur vor Ort eine außergewöhnliche Veränderung an einem Bauwerk feststellt, oder bloß einen Verdacht hegt, werden wir verständigt.« Das Messteam rückt dann mit der entsprechenden Messausrüstung aus. Damit die herkömmliche Lasermessung an relevanten Messpunkten durchgeführt werden kann, müssen zunächst teils schwierige Geländeverhältnisse überwunden werden, wie starker Bewuchs, Flussbette oder felsige Berghänge.
Betriebsunterbrechungen minimieren
Messungen sind grundsätzlich aufwendig. Sie erfordern Zeit, Personal, umfangreiches Material und oft weiträumig ausgelegte Kabel. »Alles, was wir machen, hat Einfluss auf den regulären Betrieb«, so der Messingenieur. »Bei Eisenbahnbrücken muss für Messungen von unten in der Regel auch der gesamte Verkehr des Kreuzungspartners gesperrt werden.« Und zwar nicht nur während der Messarbeiten: Besteht akuter Verdacht auf Probleme der Stand- und/oder Betriebssicherheit an einem Bauwerk, sollte die Brücke sofort gesperrt werden, bis dieser Verdacht durch eine messwertgestützte Nachrechnung entkräftet ist – oder geeignete Instandsetzungsarbeiten abgeschlossen wurden. »Nach dem Messeinsatz erhält der Betreiber einen ausführlichen Bericht mit technischen Empfehlungen für den sicheren Weiterbetrieb der Brücke«, erklärt Krempels. In Extremfällen kann das mitunter auch zum Abriss und Neubau eines instabilen Bauwerks führen. »Besonders bei älteren Brücken kann das in teure, langfristige Betriebsunterbrechungen münden. Diese wollen wir durch ein innovatives neues Messkonzept mittels smarter Sensortechnologie minimieren oder verhindern, die wir derzeit im Pilotprojekt mit ASC testen.«
Sensortechnologie für Dauerüberwachung
Dazu werden die Sensorsysteme der Serie ASC AiSys Eco speziell konfiguriert, um die diversen Gegebenheiten unterschiedlichster Brückenbauten zu berücksichtigen Abgesehen vom Material spielen die Art der Konstruktion, die Länge und viele weitere Faktoren eine Rolle. Kein Sensormodell deckt alle Anforderungen ab. Daher ist die Möglichkeit einer flexiblen Konfiguration wie bei den MEMS-basierten Beschleunigungssensor-Systemen von ASC von Vorteil. Diese stellen eine Ergänzung zu traditionellen referenzbasierten Überwachungsmethoden dar und erweitern mit ihrer dynamischen Echtzeit-Abweichungsmessung den Anwendungsspielraum.« Ein wesentlicher Indikator für den Zustand einer Bahnbrücke ist ihre Durchbiegung. Diese dient als Grundlage zur baumesstechnischen Berechnung der Tragfähigkeit. »Wenn sich nach Jahrzehnten der Nutzung die Standard-Durchbiegung unter derselben Zuggarnitur beim selben Tempo von 1,5 auf 1,7 mm zunimmt, dann muss man nachsehen, woran das liegt«, so Krempels. »Es könnte an der Außentemperatur liegen oder an der Zugbeladung, es kann aber auch einsetzende Materialermüdung sein.« Herkömmliche Lasermessungen bieten ein direktes, jedoch sehr aufwendiges Verfahren zur Erfassung der statischen und dynamischen Durchbiegung. Dazu kommt, dass man zunächst abschätzen muss, wann wo welcher Messbedarf besteht. Die Teams von ASC und DB InfraGo arbeiten an einer Alternative, um in Frage kommende Bauwerke künftig dauerhaft zu überwachen.