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Stricker: Zechenrückbau erfordert besonderes Know-how

Mit dem Abbruch ehemaliger Schachtanlagen und Gebäude weichen im Ruhrgebiet Stück für Stück gewachsene Industriekultur und Bergbauidentität. Eine der letzten rückzubauenden Flächen in NRW sind die ehemaligen Schachtanlagen Polsum 1 und 2 in Marl-Polsum. Die Stricker Umwelttechnik aus Dortmund hat den Auftrag zum selektiven Rückbau der Gesamtanlage im Oktober erhalten und beginnt derzeit mit den vorlaufenden Dekontaminierungsarbeiten.

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Rückbaumaßnahmen auf ehemaligen Zechenanlagen stellen eine besondere Herausforderung dar. Zunächst erfolgt das Beräumen der nicht fest mit den baulichen Anlagen verbundenen Komponenten wie Lagerbestände, Haus- und Sperrmüll sowie lose lagernde Gebinde. Anschließend erfolgen die händische Demontage und Aufnahme der mit den Gebäuden verbundenen Bauteile, wie Bau- und Konstruktionsholz oder Dachbereiche, Installationen, Heizungs- und Lüftungsanlagen, Regale und Werkstätten.

Maßnahmenplan

Im zweiten Schritt erfolgt die Dekontamination der Gebäudesubstanz. Nach einem vorgegebenen Maßnahmenplan erfolgt unter permanenter gutachterlicher Begleitung das Lösen, Demontieren, Aufnehmen und Bereitstellen sowie die Entsorgung kritischer bzw. belasteter Bauteile. Exemplarisch sind asbesthaltige Stoffe, PCB-behaftete Anlagenteile, Kokerei-spezifische Produkte und Produktrückstände genannt. Es können ebenso belastete Hölzer und biologische Schadstoffe wie Schimmelpilz vorhanden sein. Eine Schadstoffdokumentation, Rückbaukonzepte mit Arbeits- und Sicherheitsplan sind obligatorisch.


Der eigentliche Rückbau soll Anfang 2021 überwiegend maschinell durch Hydraulikbagger mit Longfront-Ausrüstung sowie Hydraulikbagger mit Scheren und Abbruchwerkzeugen erfolgen. Mehr als 60 000 m³ Stahlbeton, Beton und Stahl gilt es bis Mitte 2021 abzubrechen. Hierfür werden vier bis sechs Hydraulikbagger, Radlader und diverse Kleingeräte in der Rückbauphase im Einsatz sein.

Rekultivierung

Der gewonnene reine, mineralische Bauschutt wird mittels mobiler Brechertechnik zerkleinert und als RC-Material dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt. Schrottmassen werden analog abgebrochen, zerlegt und in die Verwertung gegeben. Zeitgleich ist eine komplexe Logistik der Verwertung und Entsorgung der selektiv gewonnenen Abbruchstoffe zu organisieren und durchzuführen. Nach dem Abbruch bis auf 0,5 m unter Bauwerksniveau wird das Gelände mit unbelastetem Boden wieder aufgefüllt. Eine besondere Bedeutung kommt der ökologischen Baubegleitung der Maßnahme durch entsprechende Fachgutachter zu. Nach der Rückbaumaßnahme sollen in den rekultivierten Bereichen seltene, einheimische Flora und Fauna eine artgerechte Heimat finden.    t

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