Mit der Erweiterung seiner Produktionskapazitäten in Vindeln, rund 45 km nordwestlich von Umeå, steht Rototilt nach zweijähriger Bauzeit eine zusätzliche Fläche von rund 4 400 m² zur Verfügung. Produziert wird dort die gesamte Produktpalette. Die millionenschwere Investition begründet Rototilt mit der weiter starken Nachfrage: In Europa, insbesondere aber am deutschen Markt, sieht das Unternehmen gerade im Bereich der Tiltrotatoren weiterhin große Chancen. Aufgrund des zusätzlichen neuen Zentrallagers, das kürzlich unweit des Flughafens Arlanda in Rosersberg eingeweiht wurde, kann Rototilt künftig auch auf weit kürzere Lieferzeiten sowie eine erhöhte Flexibilität zurückgreifen. »Die Lieferzeiten nach Zentraleuropa lassen sich damit um einen Tag verkürzen – außerdem stehen uns mit dem neuen Distributionszentrum 2 500 m² Nutzfläche und rund 2 000 Palettenstellplätze zur Verfügung«, so Hampus Jonsson, Leiter Geschäftsbereich QuickChange bei Rototilt. »Unser bisheriger Erfolg basiert in erster Linie auf einer zielgerichteten Produktentwicklung, bei der der Anwender in den Fokus rückt.«
Zuwachs in der RC-Schwenkrotator-Familie
Gelten soll dieser Grundsatz etwa für die erweiterte RC-Produktserie. Bereits im Herbst vergangenen Jahres wurde das Konzept Rototilt Control (RC), bestehend aus Schwenkrotatoren, Joysticks, Steuerungssystem und einer App für die Ferndiagnose, auf den Markt gebracht. Nun hat der Hersteller die Anzahl an Schwenkrotatoren mit den Modellen RC4 und RC8 erhöht, die das Pendant zu den Schwenkrotatoren R4 und R8 darstellen. Damit soll der Anwender in der Lage sein, das Steuersystem sowie die Joysticks nun auch für Bagger im Bereich von 10 t bis 43 t zu nutzen. »Das RC-System ist eine völlig neue Gerätegeneration, bestehend aus den neuen Tiltrotatoren mit komplett neuer Elektrik und druckausgleichender Hydraulik für noch feinfühligere Bedienbarkeit und reduzierten Kraftstoffverbrauch. Aktuell ist die neue Serie von RC4 bis RC8 bestellbar«, so Wolfgang Vogl, Geschäftsführer der Rototilt GmbH. »Die kleineren Modelle werden folgen und auch das Rototilt-Control-Steuersystem (RCS) erfreut sich massiver Nachfrage, insbesondere durch die neuen, extrem bedienerfreundlichen Joysticks, das intuitiv bedienbare Display sowie die App, mit der sich Software-Updates und Fehleranalysen ohne langwierige An- und Abfahrten realisieren lassen.«
Mit schweißbaren Adapterrahmen
Gleichwohl hat Rototilt im Segment der Adapterrahmen zugelegt: Insgesamt sind 41 neue Varianten sowohl in der mechanischen Standard- als auch in der vollautomatischen QuickChange-Version entstanden. »Obwohl der Adapterrahmen ein Schattendasein im Tiltrotatorsystem führt, ist er der Schlüssel zum Funktionieren des gesamten Systems«, urteilte Wolfgang Vogl. »Gerade für die Anwender von QuickChange ist es wichtig, dass wir eine langlebige und flexible Lösung bereitstellen.«
Zusätzlich zu Adapterrahmen für weniger komplexe Anbaugeräte bringt Rototilt weitere Varianten für schwere Arbeiten auf den Markt. Sie sollen sich insbesondere im Abbruchsegment anbieten und beinhalten einen Rahmen ohne Grundplatte, um diese direkt auf schwere Anbaugeräte schweißen zu können. »Mit unserem vollautomatischen Schnellwechselsystem QuickChange hat der Baggerfahrer die Möglichkeit, den Tiltrotator sehr schnell abzulegen und auf schwere Anbaugeräte wie Hämmer und Sortiergreifer umzusteigen. Der schweißbare Adapterrahmen wird unserem Anwender im Abbruchbereich große Vorteile bringen«, so Vogl.
Da die Adapterrahmen den Open-S-Standard erfüllen, kann der Nutzer seine Rototilt-Anbaugeräte auch mit Schnellwechslern und Tiltrotatoren anderer Hersteller kombinieren, die den gleichen Standard verwenden. »Das ist ein großer Vorteil für alle, die Open-S-Aufnahmen, Anbaugeräte oder Tiltrotatoren verwenden – das öffnet auch Anbaugeräteherstellern die Türen, ihre Produkte für QuickChange vorzubereiten«, ergänzte Wolfgang Vogl. Laut Rototilt ist der Verkaufsstart der neuen Generation an Adapterrahmen im Herbst geplant.
Eine Erfolgsgeschichte mit Umwegen
Der Besuch in Nordschweden wurde genutzt, um einen Blick hinter die Kulissen des neuen Fertigungsbereichs zu werfen – aufgeworfen hat das allerdings auch die Frage, wie es Rototilt gelungen ist, über so viele Jahre hinweg beständig zu expandieren. Immerhin begann alles mit einem Nischenprodukt: Während der erste Schwenkrotator namens Rototilt im Jahr 1986 von dem Unternehmen Noreco auf den Markt gebracht wurde, begann die Geschichte des heute bekannten Rototilt-Unternehmens bereits 1953 mit den Gebrüdern Allan und Rune Jonsson, die, nachdem sie über zehn Jahre hinweg ABS-Bagger verkauften, 1963 zusammen mit Karl-Ragnar Åström das Unternehmen Cranab gründeten. Dies wurde im Jahr 1969 von Indexator übernommen. Ab 1977 nahm man dort dann die Produktion von Rotatoren auf – nur ein Jahr später wurde ein hydraulischer Rotator konzipiert, der sich endlos um 360° drehen ließ. Als Noreco 1992 Konkurs anmeldete, kaufte Indexator die Marke Rototilt, woraufhin die Modelle RT1401 und RT800 in Serie gingen.
Überproportionales Wachstum
Seither hat sich Rototilt als Vor-, aber auch Mitdenker gezeigt: Rototilt zufolge nehme man sowohl den Zuspruch als auch die Kritik der Anwender ernst, um die eigenen Lösungen weiterzuentwickeln. Dass dieses Rezept mit Erfolg belohnt wird, suggerieren die Umsatzzahlen. Laut Wolfgang Vogl wachse die gesamte Rototilt-Gruppe nach wie vor überproportional. »Neben unseren Tiltrotatoren dürfte dafür auch der neu entwickelte vollhydraulische Wechsler QuickChange verantwortlich sein. Bereits im ersten Jahr seit der Vorstellung 2020 konnten wir weit über 1 000 Einheiten verkaufen und erfolgreich in den Einsatz bringen. Wir erwarten hier weiter hohes Wachstum und weltweit fünfstellige Absatzzahlen in nicht allzu ferner Zeit.«
Verzeichnen konnte die Rototilt Gruppe 2022 ein Rekordjahr, das das Unternehmen laut Wolfgang Vogl auch in diesem Jahr nochmals übertreffen möchte. Für den deutschen Markt spricht Vogl trotz gewisser Nachwehen durch die Covid-19-Pandemie von einer »guten Geschäftssituation«: »Aktuell bauen wir unsere Organisation weiter aus, sowohl im Service als auch in anderen Bereichen. Bis Ende dieses Jahres planen wir weitere Neueinstellungen und es gibt auch Überlegungen, den Standort Regensburg zu erweitern. Hier befinden wir uns gerade in der Phase der Planung und Evaluierung, um ein zukunftsfähiges langfristiges Konzept zu erstellen und dem erwarteten Wachstum gerade im Bereich der vollhydraulischen Wechsler Rechnung zu tragen.« d