Messe Karlsruhe Eine große Spielwiese für Recycler und Tiefbauer

Pressemitteilung | Lesedauer: min
Von: Dan Windhorst

Die RATL 2023: eine erfolgreiche Messe, die nicht nur als Demo-Format, sondern auch als wichtige Diskussionsplattform überzeugte. Insgesamt 260 Aussteller nutzten die über 95 000 m2 große Ausstellungsfläche, um auf fünf verschiedenen Aktionsflächen und Musterbaustellen zu zeigen, was beide Branchen aktuell bewegt. Das bauMAGAZIN hat insbesondere die neu konzipierten Maschinen, Geräte, Konzepte und Dienstleistungen hinterfragt, die in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung neue Wege aufzeigen, um dringlichen Zukunftsfragen mit Weitsicht zu begegnen.

Strahlender Sonnenschein und rund 10 000 Besucher aus über zwanzig Ländern: Das Interesse an der diesmaligen RATL war groß – als Ass im Ärmel erwies sich für den Veranstalter die riesige Bandbreite an Lösungen, mit denen die Aussteller nach ­Karlsruhe gereist waren. Gezeigt wurde, was das Portfolio hergibt, gespickt mit vielen Produktneuheiten, die insbesondere den Leitthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung folgten. Ein sorgsamer Umgang mit Rohstoffen wurde dabei ebenso thematisiert wie die Entwicklung nachhaltigerer Antriebslösungen und digitalisierter Arbeitsprozesse. Ausspielen konnte die RATL 2023 ihren Vorzug als Demo-Format: Statt neue Lösungen lediglich im richtigen Scheinwerferlicht zu präsentieren, setzt die Messe auf Vorführungen. Die Demonstrationsflächen sowie Musterbaustellen wurden genutzt, um teils komplette Prozessabfolgen unter möglichst realistischen Bedingungen aufzuzeigen.

Nachhaltigkeit im Mittelpunkt

Kerngedanke war es diesmal, eine Kreislaufwirtschaft und damit den nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen darzustellen. Die demonstrierten E-Antriebe, recycelbaren Baustoffe und System- und Prozessinnovationen verdeutlichen sichtbar die Veränderungen in Richtung Nachhaltigkeit innerhalb der Branchen. »Die Demonstrationsmesse ist damit in der Technologie-Region Karlsruhe ein Umschlagplatz für innovative Ideen«, so Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, Schirmherr der RATL, betonte in Verbindung mit seinem Messe-Besuch: »Sowohl die Tiefbaubranche als auch die Recyclingwirtschaft stecken in einer großen Transformation. Recycling wird zunehmend wichtiger und die Verfahren werden zunehmend ausgeklügelter und bedeutungsvoller. In allen Bereichen beim Bauen kommen wir zunehmend in eine Kreislaufwirtschaft. Das ist auch notwendig, um Energie und Material zu sparen, insofern hängen die beiden Messen auch thematisch sehr eng zusammen und haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen dazu beitragen, dass man Umweltressourcen und das Klima schonen kann mit neuen Verfahren.«

Geschäftsführerin Britta Wirtz (2. v. r.) mit Projektleiterin Olivia Hogenmüller (3. v. r.) und Bereichsleiterin Beate Fréres (2. v. l.), mit Beiräten der Messe Karlsruhe bei der Eröffnung der RATL 2023.

Unter die Lupe genommen

Die fünf Demoformate der RATL mit über 40 Shows wurden von den Besuchern genutzt, um neue Produkte und Dienstleistungen für den Einsatz im eigenen Betrieb vor Ort in Karlsruhe miteinander zu vergleichen und auszuloten. Sarah Rupperath, Marketing Manager bei Aussteller JCB, ließ ihre Maschinen in gleich zwei Demo-Formaten laufen: »Es gibt keine Messe in Deutschland, die so viel Demonstration auf dem Messegelände bietet. Wir sind auf der Musterbaustelle Elektromobilität und Aktionsfläche Holz und Biomasse mit dabei. Außerdem haben wir noch unsere Live-Demofläche auf dem Stand selbst. Das haben wir in dieser Form bei keiner anderen Messe.« Vorgestellt hatte JCB unter anderem seinen ersten elektrischen 1-t-Raddumper 1TE mit Lithium-Ionen-Batterie. Entwickelt hat JCB das Hochkipp-Modell für den Einsatz im Innenbereich, unter Tage sowie in emissionsempfindlichen Bereichen. Der 1TE ist mit Stahlmulde und knickgelenktem Fahrwerk ausgestattet und wird über zwei 5 kWh-Lithium-Ionen-Batterien versorgt. Ausreichen soll das nach Angaben des Herstellers für eine volle Arbeitsschicht im normalen Einsatz – laden lässt sich die Maschine über das herkömmliche Stromnetz. Ergänzen soll der Elektro-Dumper laut JCB den Elektro-Minibagger 19C-1E, um als effizientes und kompaktes Duo auf Baustellen überzeugen zu können. Ebenfalls in Karlsruhe mit elektrischen Modellen vertreten waren Sany mit seinem E-Minibagger SY19E, der mit 15 kW-Leistung und effizienter Hochvolt-Technologie überzeugen soll, sowie Hydrema mit seinem elektrischen Dumper DT6, der mit Kompaktheit, Geländetauglichkeit, Knicklenkung sowie niedrigem Bodendruck daherkommt. Laut Hydrema verfügt der DT6 über eine komplett neu konstruierte elektrische 96-V-­Plattform – aufgrund des vollelektrischen Antriebsstrangs ist der Geräuschpegel auffallend niedrig. Die verbaute 90-V-Lithium-Ionen-Batterie soll Einsatzzeiten von bis zu acht Stunden bieten.

Die Elektrifizierung im Mittelpunkt: Auf einer der Musterbaustellen durften die Besucher etwa den von JCB entwickelten 1-t-Raddumper 1TE begutachten.

Neue Lösungen aufzeigen

Thematisiert hat die Messe unter anderem den kontrollierten Abbruch und selektiven Rückbau von Bauwerken sowie den Weg vom Bauschutt zum geprüften, gütegesicherten und zertifizierten Rohstoff. Gleichwohl sollten Impulse für die Umsetzung in der betrieblichen Praxis geboten werden. So zeigten die Ausstellenden der RATL etwa wirtschaftliche ­Lösungen zur Materialaufbereitung für die Bau- und Recyclingbranche, den Garten- und Landschaftsbau sowie die Industrie. Die Einsatzbereiche erstreckten sich vom Zerkleinern und Sieben von Altholz und Grünschnitt über das Recycling von Schrott und Metall und Gewerbeabfall, die Bearbeitung von Mutterboden im Baubereich bis hin zur Zerkleinerung von Altreifen. So hat beispielsweise Komptech mit e-mobile eine Baureihe mit semimobilen, elektrischen Ausführungen des 2-Wellen-Zerkleinerers Crambo auf den Weg gebracht, in denen ein wartungsfreier Elektromotor den Dieselmotor ersetzt.

Das Konzept, so Komptech, vereine die kompakte Bauweise sowie die Flexibilität einer Mobilmaschine mit der Energieeffizienz einer stationären Anlage. Begutachten ließen sich darüber hinaus die Modelle der Urraco 4000 Serie und damit die neuen mobilen Schredder von Lindner. Bei Eggersmann wurden hingegen der Einwellen-Zerkleinerer Teuton Z 50 mit auswechselbaren Zerkleinerungswerkzeugen und die Sternsiebmaschine Star Select S 60 präsentiert, die sowohl für das Absieben von Biomassen und Kompost als auch von Altholz und Hackschnitzeln genutzt werden kann. Einen Einwalzen-Zerkleinerer stellte auch Doppstadt vor: Der als Allrounder konzipierte Methor soll ein großes Aufgaben- und Materialspektrum abdecken. Eine besondere Lagerung der Walze, so Doppstadt, mache einen Wechsel des kompletten Zerkleinerungssystems innerhalb von 45 Minuten direkt vor Ort möglich. Bei Arjes hingegen spielte der stationäre Zerkleinerer Titan 900 d-pu die Hauptrolle: Ausgestattet mit einem 405 kW Dieselmotor, kann die Maschine bei Bedarf auch mit zwei 160 kW-Elektromotoren betrieben werden. Die Besonderheit stellt aus Sicht von Arjes die Möglichkeit der getrennten Platzierung der Zerkleinerungs- und Antriebseinheit dar. Auch hier zeigte sich ein besonders schneller Ein- und Ausbau des Wellenpaares sowie eine vereinfachte Wartung und Aufbereitung für einen unterbrechungsfreien Betrieb.

Als Demo-Format hat die RATL insbesondere Livevorführungen zu bieten, bei denen Baumaschinen und Anbaugeräte unter möglichst realen Einsatzbedingungen gezeigt werden.

Vielzahl an Anbaugeräten

Ein großes Augenmerk legten die Besucher allerdings auch auf das Verdichten, Graben, Fräsen, Brechen, Sieben, Greifen oder Mischen – und damit auf einen Arbeitsbereich, der insbesondere nach zuverlässigen Anbaugeräten schreit. Und um diese bestmöglich zu präsentieren, bot sich in Karls­ruhe die dafür vorbereitete Anbaugeräte-Arena an. Die Verbindung zwischen Trägergerät, Anbaugerät sowie Wechsel- und Rotationssystem wurde vielschichtig thematisiert, da sich beim Einsatz von Anbaugeräten schlussendlich ein großes Optimierungspotenzial für Bauunternehmer zeigt. Vertreten waren unter anderem Kinshofer mit seinem ­zylinderlosen Nox-Tiltrotator für Bagger von 3 t bis 25 t mit 360°-Endlosdrehung, die Zero-Degree-Technologie von OilQuick, womit die Rotationsebene der neuen Tiltrotatoren nicht geneigt, sondern parallel verläuft, sowie Tibatek mit einer Flüssigbodenschaufel für höhere Effizienz: Sie verarbeitet ausgehobenen Boden durch die Ergänzung von Compound und einer definierten Wassermenge in fünf bis sechs Minuten zu einem fließfähigen, selbstverdichtenden Verfüllbaustoff.

Viel Aufmerksamkeit erhielten überdies der Tieflöffel X-Treme von Rädlinger, der als Update Verstärkungsecken an der Aufnahme, ein größeres Zahnsystem sowie ein stärkeres Messer und robustere Seitenwände erhalten hat, und Predatore, wo unter anderem verschiedene Schaufelseparatoren der PP-, PS- und PX-Serie live vorgeführt wurden: Individuell auf die Anforderungen abgestimmt, können die Maschinen abgestuft in 5 mm-Schritten in Sieblinien von 10 mm bis 80 mm geliefert werden. Gerade die PP-Serie bietet hier ein enormes Volumen und hohen Durchsatz. Ebenso in Karlsruhe vertreten war der Schaufelseparator Terra-Star von Kronenberger oecotec: Die horizontalen Wellen sind in geschlossenen, wartungsfreien Lagereinheiten gelagert und davor geflanscht.

Aussteller wie die Kurz-Gruppe brachten ein riesiges Portfolio an Brechern und Siebanlagen nach Karlsruhe und stellten die Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen live unter Beweis.

Entwickelt hat der Hersteller die ­Terra-Star in verschiedenen Wellenausführungen – diese lassen sich allerdings auch nachträglich als Wellenkits ordern. Eine Messe wie die RATL dient allerdings nicht nur als Präsentationsfläche für neue Produkte: In Karlsruhe lobten viele Aussteller das auffallend große Interesse der Besucher an direkten Gesprächen und Diskussionen auf Augenhöhe. »Wir sind vor allem mit der Qualität der Gespräche, die wir mit Interessierten führen, sehr zufrieden«, fasste Marc Kallies, Niederlassungsleiter bei Zeppelin Baumaschinen, seine Messebeteiligung zusammen. »Auf der RATL herrscht eine lockere, aber gleichzeitig fachlich gute Atmosphäre. Hier haben wir die Möglichkeit, uns intensiv mit den Kunden zu befassen. Nur so können wir in die Tiefe der Themen gehen.« Markus Eichstädt von Wacker Neuson beschreibt die Messe als Win-win-Situation für Besuchende und Ausstellende: »Wir sind sehr zufrieden mit unserer diesjährigen Messeteilnahme.

Wir konnten gute Geschäfte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf Folgeaufträge am Messestand abschließen und zahlreiche Beratungsgespräche führen.« Um an der Messe teilzunehmen, nahmen viele Besuchende aus ganz Deutschland sowie aus mehr als zwanzig weiteren Ländern einen langen Anreiseweg auf sich. So reiste laut Veranstalter fast die Hälfte der Besuchenden über 100 km und jeder Sechste über 300 km an. Neuzugänge wie Topcon, Vermeer oder Untha trugen zu einem umfänglichen Produkt- und Markenquerschnitt bei. Aber auch langjährige Ausstellende wie Zeppelin oder JCB weiteten ihre auf der Messe abgebildeten Produktsparten aus und stellten sich breiter und somit auch größer auf, beispielsweise im Kompakt- und Umschlagsmaschinenbereich. Harald Weber, Vertriebsleiter bei Kurz, sagt: »Wir haben hier eine große Nähe zu den Kunden, denn wir können mit ihnen auf jede Maschine drauf und sie im Live-Betrieb zeigen. Mir gefällt auch die Themenkombination: Denn Material, das ich im Tiefbau oft nicht weiterverwenden kann, kann ich im Recycling wiederaufbereiten. Das macht die RATL so besonders, weil ich hier beide Kundengruppen treffe.« Insgesamt zog die Messe Karlsruhe eine positive Bilanz – stattfinden wird die nächste Ausgabe der RATL im Übrigen im Herbst 2025.d

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