»Elektromobilität, Digitalisierung, autonomes Fahren – viele unserer Kunden wünschen sich mehr Orientierung bei diesen Themen«, sagte Joachim Drees, Vorsitzender des Vorstands der MAN Truck & Bus AG, bei der Präsentation. »Wir wollen einfache Antworten auf komplexe Fragen geben. Dafür schaffen wir maßgeschneiderte Lösungen für die Bedürfnisse und helfen ihnen, ihr Business leichter, profitabler, nachhaltiger und zukunftssicher zu machen.
MAN zeigte neben einem vollelektrischen Verteiler-Lkw, dem MAN eTGM, auch den MAN eTGE, eine batterie-elektrische Variante des neuen MAN-Transporters. Als einer der ersten Hersteller stellt MAN damit vollelektrische Lösungen für den gesamten Bereich der City-Logistik zwischen 3 t und 26 t vor. Für Joachim Drees ist dies der wichtigste Einsatzbereich für elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge. »Im urbanen Umfeld können die eTrucks ihre Stärken am besten ausspielen. Sie sind lokal emissionsfrei und tragen damit zur Verbesserung der Stadtluft bei.«
Außerdem seien sie sehr leise, weshalb zukünftig z. B. eine Belieferung von Supermärkten nachts erfolgen könnte, wodurch der Verkehr tagsüber entzerrt würde. Joachim Drees: »Für uns steht fest: Die Zukunft des Waren- und Personenverkehrs in der Stadt ist elektrisch.«
100 Kilometer Reichweite
Nicht nur ein optisches Highlight auf dem MAN-Messestand war der CitE, ein elektrisch angetriebener City-Truck, der voller neuer Ideen und kreativer Lösungen steckt, so MAN. Der in nur 18 Monaten entwickelte 15-Tonner sei kompromisslos für den innerstädtischen Verteilverkehr konzipiert worden. Weil Fahrer im städtischen Lieferverkehr bis zu 30 Mal am Tag ein- und aussteigen, habe der CitE eine ungewöhnlich niedrige Einstiegshöhe und besonders breite Türen. Die Beifahrertür öffne sich auf Knopfdruck. Im »ergonomisch perfektionierten Cockpit« genieße der Fahrer durch seine niedrige Sitzposition und große Seitenfenster eine hervorragende Rundumsicht.
Der CitE nutzt zudem ein 360°-Kamerasystem, um größtmögliche Sicherheit zu bieten und gefährliche tote Winkel auszuschließen. Angetrieben wird der CitE rein elektrisch. Er hat eine Reichweite von 100 km – »mehr als genug für den Lieferverkehr in der Stadt«, so Joachim Drees: »Der CitE ist mehr als ein Fahrzeugkonzept. Er ist unsere Antwort auf die Anforderungen des Gütertransports in der Stadt.«
Auch beim Stadtbus geht die Reise klar in Richtung Elektroantrieb. Aus diesem Grund hat MAN Entwicklungspartnerschaften unter anderem mit München, Hamburg, Wolfsburg oder Luxemburg geschlossen, um die Alltagserfahrungen in die Serienentwicklung einfließen lassen zu können. Einen seriennahen Prototyp des MAN Lion’s City E gab es ebenfalls erstmals auf der diesjährigen IAA zu sehen.
Lkw-Platooning in der Erprobung
Bereits in der Praxis-Erprobung ist das von MAN entwickelte Lkw-Platooning. Dabei handelt es sich um eine elektronische Deichsel, die zwei oder mehr Trucks miteinander verbindet. Der erste Truck gibt Geschwindigkeit und Richtung vor, der hintere folgt automatisiert in einem sehr kurzen Abstand von nur rund 10 m bis 15 m. Durch die Nutzung des Windschattens spare der Konvoi bis zu zehn Prozent Kraftstoff ein, so MAN. Auch im Folgefahrzeug sitzt ein Fahrer, der bei Bedarf eingreifen und das System übersteuern kann.
»Lkw-Auffahrunfälle reduzieren«
»Platooning reduziert den CO₂-Ausstoß spürbar und sorgt zudem für deutlich mehr Sicherheit auf der Autobahn«, so Joachim Drees. »Das elektronische System des Folge-Lkw reagiert in nur fünf Millisekunden auf den Bremsimpuls des vorderen Fahrzeugs – schneller als jeder Mensch. Die Technologie hat das Potenzial, die Zahl schwerer Auffahrunfälle auf der Autobahn deutlich zu reduzieren.«
Seit Ende Juni ist im Rahmen eines Pilotprojekts ein MAN-Platoon auf der A9 zwischen München und Nürnberg unterwegs. Gemeinsam mit DB Schenker testet der Nutzfahrzeughersteller, wie sich die Technologie im realen Straßenverkehr bewährt. Begleitet wird der Feldversuch von der Hochschule Fresenius, die die Auswirkungen auf die Fahrer untersucht.
Für mehr Sicherheit sorgen zudem der serienmäßig nicht mehr abschaltbare, automatische Notbremsassistent in Lkw und Bus sowie das Kamera-Monitor-System, das den Fahrern das Abbiegen erleichtern und schwere Unfälle aufgrund des toten Winkels verhindern soll.
»Wirtschaftlicher und ökologischer«
Ein Schwerpunkt des MAN-Messeauftritts waren digitale Innovationen. »MAN wandelt sich vom Nutzfahrzeughersteller hin zum Anbieter intelligenter und nachhaltiger Transportlösungen«, sagte Joachim Drees. Bereits 2016 hat MAN die Digitalmarke RIO gegründet, »um die Welt des Transports mithilfe einer offenen, cloudbasierten Plattform zu verbinden und damit wirtschaftlicher sowie ökologischer zu machen«, wie es heißt. Um den herstellerübergreifenden und offenen Ansatz zu unterstreichen, ist RIO seit 2017 eine unabhängige Marke unter dem Dach der Traton Group, unter dem der VW-Konzern Nutzfahrzeugmarken wie MAN oder Scania bündelt.
Maßgeschneiderte Lösungen
Aufbauend auf dieser Plattform bietet MAN seinen Kunden unter dem Namen »MAN DigitalServices« bereits erste, für MAN-Fahrzeuge maßgeschneiderte digitale Lösungen. Damit erhalten MAN-Kunden zukünftig in Echtzeit und ortsunabhängig Einsicht in die Fahrzeugdaten und daraus abgeleitete Analysen. Daraus entstehen eigens auf sie und ihre Fahrzeuge abgestimmte Handlungsempfehlungen.
Zur IAA stellte MAN nun weitere Services zur Optimierung der Fahrzeuganalyse und des Wartungsmanagements vor. Mit Rio als strategischem Partner profitierten Kunden so von den digitalen Fahrzeugdiensten, so MAN. Ihr Flottenmanagement werde erleichtert und ihr Geschäft profitabler. Gleichzeitig erhielten auch die Betreiber von Mischflotten eine einheitliche Basis digitaler Logistikdienste für den gesamten Fuhrpark – unabhängig von der Fahrzeugmarke. ß