Liebherr-Hydraulikbagger: Liebherr führt den klimaneutralen HVO-Kraftstoff ein

Die Liebherr-Hydraulikbagger GmbH setzt am Standort Kirchdorf an der Iller (Baden-Württemberg) auf den klimaneutralen Kraftstoff HVO (»Hydrotreated Vegetable Oils«). Seit Januar werden Fahrzeuge und Maschinen des Unternehmens standardmäßig ab Werk mit HVO betankt. Die Kraftstoffe auf Basis von hydrierten Pflanzenölen sollen einen wichtigen Beitrag leisten, um den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen. Die Liebherr-Werk Ehingen GmbH betankt bereits seit September ihre Mobil- und Raupenkrane ausschließlich mit reinem HVO-Kraftstoff.

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Nach dem EU-Klimaschutzprogramm von Dezember 2020 sollen die EU-internen Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 sinken. Auch die Menge an CO₂, die durch die Bauindustrie verursacht wird, muss somit drastisch sinken. Eine zunehmende Bedeutung gewinnen alternative, nachhaltige Kraftstoffe, wie beispielsweise hydrierte Pflanzenöle (HVO).

Moderne HVO nach DIN EN 15940, die die Anforderungen und Prüfverfahren für diese Kraftstoffe definiert, werden synthetisch meist aus pflanzlichen Öl- sowie Fettabfällen der Lebensmittelindustrie gewonnen und dabei unter Zugabe von Wasserstoff in Kohlenwasserstoff gewandelt. Die Nutzung als Treibstoff statt fossilem Diesel ist weitgehend CO₂-neutral. Dabei ist es für Liebherr wichtig, sicherzustellen, dass Lieferanten und Produzenten bei der Herstellung des synthetischen Kraftstoffes ausschließlich Lebensmittelabfälle verwerten und insbesondere auf die Verwendung von Palmöl verzichten.

Mit HVO-Kraftstoff klimaneutral arbeiten

Die Liebherr-Hydraulikbagger GmbH hat intensiv daran gearbeitet, ihre Erdbewegungs- und Materialumschlagmaschinen für den Einsatz mit HVO vorzubereiten. Dazu wurden Dieselmotoren in den unterschiedlichen Abgasstufen von den Herstellern geprüft. Für den HVO-Kraftstoff sind zwischenzeitlich alle aktuell im bestehenden Produktportfolio von Liebherr-Hydraulikbagger verbauten Dieselmotoren zertifiziert und freigegeben. Die Umstellung auf HVO-Kraftstoff wird künftig neben der Erstbetankung aller Neumaschinen vor Auslieferung auch für Maschinenabnahmen, bei Vorführungen und Validierungseinsätzen im Werk gelten.


Auch für Bestandsflotten

Synthetische Kraftstoffe wie HVO können ohne Umrüstungsmaßnahmen als Beimischung oder als Reinkraftstoff konventionelle Verbrennungsmotoren antreiben. Durch alternative Kraftstoffe wie HVO können auch ältere Erdbewegungs- und Materialumschlagmaschinen von Liebherr-Hydraulikbagger mit konventionellen Verbrennungsmotoren weitgehend klimaneutral betrieben werden, sofern für diese eine Zertifizierung und Freigabe vorliegt. Eine Auskunft kann beim zuständigen Liebherr Vertriebs- und Servicepartner eingeholt werden. Die CO₂-Einsparung reduziert sich entsprechend bei geringerem HVO-Anteil in der Kraftstoffmischung.

Eine Herausforderung stellt teilweise noch die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe an den Einsatzorten der Maschinen dar. Aufgrund der deutlich steigenden Nachfrage ist HVO in einigen europäischen Ländern bereits flächendeckend zugänglich. In jenen Ländern, in denen die Verfügbarkeit noch nicht ausgebaut ist, sind Kunden auf die Bereitstellung ihrer entsprechenden Kraftstofflieferanten angewiesen.

Werksverkehr umstellen

Die Umstellung auf den klimaneutralen HVO-Kraftstoff wird auch im Werksverkehr umgesetzt. So werden schrittweise alle Arbeitsmaschinen in der Produktion, wie beispielsweise Gabelstapler, mit HVO-Kraftstoff betankt. »In der Summe werden wir mit der Umstellung unseres Werksverkehrs sowie der Erstbetankung aller Maschinen auf HVO-Kraftstoff pro Jahr rund 900 000 l fossilen Diesel einsparen können. Das wird zu einer jährlichen Reduktion von rund 2 250 t CO₂ führen«, beschreibt Matthias Herzog, Geschäftsführer Produktion der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH, das zu erwartende Ergebnis der Maßnahmen am Standort.     t

Fakten

Mit HVO-Kraftstoff CO₂-Emissionen senken

Mit der Umstellung auf HVO-Kraftstoff leistet das Unternehmen Liebherr-Hydraulikbagger einen deutlichen Beitrag zur Reduzierung von CO₂-Emissionen. Hierbei sei die mögliche Emissionseinsparung für jede Maschine gesondert zu betrachten, erklärt Gerhard Bolz, Geschäftsführer Technik der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH.

Am Beispiel eines Liebherr-Mobilbaggers A 918 Compact Litronic lässt sich ermitteln: »Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus eines A 918 Compact, sinkt der CO₂-Ausstoß beim Einsatz von HVO um rund 75 % im Vergleich zum Dieselkraftstoff. Das hat eine Berechnung unter Zugrundelegen des ›Cradle-to-Grave‹-Ansatzes auf Basis einer Studie mit dem Wirtschaftsberatungsunternehmen Frontier Economics ergeben.«

Für die Lebenszyklusanalyse des Mobilbaggers wurden 15 000 Betriebsstunden als Referenzwert angesetzt. Der »Cradle-to-Grave«-Ansatz (»Von der Wiege bis zur Bahre«) betrachtet die gesamte Wertschöpfungskette des Produktlebenszyklus’. So werden alle CO₂-Emissionen in die Berechnung einbezogen, die bei der Maschinenherstellung, im Zuge der Energiebereitstellung, über die Nutzungsphase der Maschinen bis hin zur Verschrottung entstehen.

Aufgrund der langen Lebensdauer der Liebherr-Maschinen ergibt sich die wesentliche Reduktion der CO₂-Emissionen während der Nutzungsphase. Um die maximal mögliche CO₂-Reduktion zu erreichen, muss die Maschine dauerhaft mit HVO als Reinkraftstoff betrieben werden. Die kraftstoffeffizienten Liebherr-Maschinen sollen in diesem Zusammenhang zusätzlich zu einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Ressourcenumgang beitragen.


Während des gesamten Lebenszyklus eines Liebherr-Mobilbaggers A 918 Compact, kann bei einem Einsatz von HVO-Kraftstoff anstelle von Diesel der CO₂-Ausstoß um bis zu 75 % gesenkt werden.

 

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