Die Bauma: Eine Woche der Superlative

Lesedauer: min | Bildquelle: bauMAGAZIN
Von: Dan Windhorst

Pure Reizüberflutung: Mit einem ohrenbetäubenden Hupkonzert läuteten die 3 601 Aussteller am letzten Tag den Ausklang der Bauma 2025 ein – und ließen damit rund 600 000 glückliche Fachbesucher zurück, die aus über 200 Ländern und Regionen angereist waren. Das bauMAGAZIN hat eine Bauma-Woche erlebt, die von großer Begeisterung, erstaunlichem Tatendrang und ehrlicher Aufbruchstimmung geprägt war. Gnädig war überdies der Wettergott: Bei strahlendem Sonnenschein durfte eine Weltleitmesse erlebt werden, die von guten Gesprächen, neuen Partnerschaften und einer gewaltigen Flut an wegweisenden Innovationen geprägt war. Die bauMAGAZIN-Redaktion hat die wichtigsten Highlights zusammengetragen und unternimmt nachfolgend den Versuch, diese zuweilen schwer zu umschreibende Ausnahmewoche in Worte zu fassen.

Eines lässt sich an dieser Stelle festhalten – die Bauma hat auch auf dem Papier abgeliefert: Gegenüber den knapp 495 000 Besuchern im Jahr 2022 strömten diesmal mehr als 600 000 Menschen auf das Münchener Messegelände. Eine deutliche Steigerung also, die zwar keine neuen Rekorde bedeutet, die Relevanz der Bauma aber nachhaltig zu unterstreichen weiß. Denn: Trotz der vielen Unwägbarkeiten auf dem weltpolitischen Parkett hat die Bauma für ein klares Wachstum bei ­Besuchern aus dem ­Ausland gesorgt – und konnte sich, ganz nebenbei, als die wohl wichtigste Bühne der Branche erweisen. Gleichwohl war die Bauma einmal mehr Gradmesser und zentraler Impulsgeber, insbesondere wenn es inhaltlich um Themen wie Nachhaltigkeit , Digitalisierung und Effizienzsteigerung ging. »Die Bauma ist der Herzschlag der Branche und hat erneut gezeigt, wie entscheidend die persönlichen Begegnungen und der Austausch für Fortschritt und den globalen Handel sind. Vom Messegelände in München geht ein starkes Signal der Zuversicht für die gesamte Branche aus«, wie Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München an dieser Stelle kommentierte.

Die Politik zu Gast auf der Bauma: (v. l. n. r.) Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München, Bundesbauministerin Klara Geywitz, Staatsminister Hubert Aiwanger sowie Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München.

Die Stimmen der Aussteller

Aufgrund der unruhigen Marktsituation, des politischen Ampel-Chaos sowie vieler offener Fragen stand und steht die Bauwirtschaft vor schwierigen Herausforderungen. Gerade der Wohnungsbau musste in den vergangenen Monaten herbe Rückschläge verkraften, weshalb die Vorzeichen für das diesjährige Baujahr nicht die besten sind. Insgesamt, so der generelle Branchentonus, konnte die Bauma jedoch für einen gewissen Auftrieb sorgen. In erster Linie sei man gespannt, welche Auswirkungen das milliardenschwere Infrastrukturprogramm der Bundesregierungen mit sich bringe – und ob das viele Geld die wirtschaftliche Flaute auch tatsächlich beseitigen kann. Auf der anderen Seite sprachen so manche Aussteller aber auch von der Befürchtung, dass der »Bauma-Effekt« schnell wieder verpuffen könnte. Grundsätzlich sei an dieser Stelle jedoch gesagt, dass die Meinung der Aussteller überwiegend positiv ausfiel – so auch bei Erich Sennebogen, der in diesem Zusammenhang von einer starken Signalwirkung sprach: »Wir sind begeistert über die positive Stimmung in den Branchen, was in dieser Form nicht zu erwarten war. Daher kann die Bauma ein positiver Impulsgeber sein.« Joachim Schmid, Geschäftsführer des VDMA, ergänzte: »Die Messe ist ein großer Erfolg und übertrifft teilweise die Geschäftserwartungen unserer Mitglieds­unternehmen. Die anstehende Regierungsbildung mit dem gerade veröffentlichten Koalitionsvertrag und den zu erwartenden Investitionspaketen gibt ebenso positive Impulse wie die Tendenz, sich stärker auf den europäischen Markt zu konzentrieren.« 

Beipflichten konnte dem im Übrigen auch Holger Schulz, Geschäftsführer bei Zeppelin, der im Rahmen der Zeppelin-­Caterpillar-Abendgala vor allem viel Lob für den Spirit der Branche sowie die Bedeutung der Bauma als Weltleitmesse übrighatte: »Auf der Bauma trifft sich die gesamte Bau-, Gewinnungs- und Baumaschinenbranche. Sie hat auch dieses Mal wieder ihren Leitmessecharakter unter Beweis gestellt und sich als Herzschlag der Branche bewiesen. Die ­sieben Messetage ­bedeuten für uns Adrenalin pur.« Zu Wort meldete sich im Rahmen der Bauma auch Steffen Günther, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG: »Auf der Bauma haben wir einige bedeutende Zukunftsthemen wie Antriebstechnologie oder Autonomie gezeigt. Die Bauma ist für uns dabei weit mehr als eine Messe, sie ist die Plattform, auf der die Zukunft der Branche greifbar wird.« Aufgezeigt hatte Liebherr zahlreiche Innovationen, die unter dem Motto »Hands on the future« in vielerlei Hinsicht einen Blick auf die Baustelle der Zukunft gewährten. Zufrieden zeigte sich im Übrigen auch Geschäftsführer Günter Holp: »Diese Messe war ein voller Erfolg. Die ganze Woche über herrschte großer Andrang am Stand durch Händler, Endkunden und Interessierte aus ­aller Welt, die sich die große ›RotoTop‹-Range sowie den Prototyp der Neuheit ›Safety Fork‹ anschauten. Das Abhalten der Vorführungen und Beratungen in drei Sprachen zeigten große Wirkung.«

Ein 700 t schwerer Koloss, der die Besucher wie ein Magnet anzog: Komatsu setzte auf kolossale Exponate aus dem Miningbereich, um die Bauma-Interessierten zu begeistern.

»Gute Gespräche geführt«

Robert Hauser, CEO von Doka, resümiert, dass »der gemeinsame Messeauftritt von Doka und weiteren Marken unseres Mutterkonzerns ein voller Erfolg war. Das Interesse an unseren Innovationen und Weiterentwicklungen war überwältigend. Die Bauma ist für uns die wichtigste Plattform, um Zukunftsthemen voranzutreiben. Sie bringt die Welt der Bauindustrie zusammen – von Nordamerika bis Asien. Nirgendwo sonst führen wir in so kurzer Zeit so viele hochwertige Gespräche mit den wichtigsten Kunden weltweit.« Toshiaki Ujiie, Präsident und CEO der Tadano Group, hob hingegen die Rolle der Bauma als globale Plattform hervor: »Die Bauma bietet die perfekte Bühne, um unsere neuesten Technologien und Lösungen einem globalen Publikum zu präsentieren. Sie ist eine unschätzbar wertvolle Veranstaltung, die uns den direkten Austausch mit unseren Kunden und Branchenexperten ermöglicht.« Auch Mehmet Varlik, Geschäftsführer der Schwing-Stetter-Gruppe, zeigt sich beeindruckt von der Resonanz: »Die Bauma 2025 überrascht uns mit einem außergewöhnlichen, internationalen Publikumsinteresse, und das ab dem ersten Messetag.« Alexander Fickers, CEO von Faymonville, brachte es abschließend auf den Punkt: »Was für eine unglaubliche Woche auf der Bauma in München. Unzählige inspirierende Gespräche mit Kunden und Partnern aus aller Welt haben diese Messe zu einem echten Highlight gemacht. Die Bauma hat uns das einmal mehr vor Augen geführt: Innovationen entstehen dort, wo Menschen mit Visionen, Begeisterung und Tatkraft zusammenkommen.«

Eine Messe zum Anfassen: Eindruck hinterließen insbesondere die übergroßen Maschinen, die man abseits der Bauma nur selten zu Gesicht bekommt.

Die Politik zu Gast in München

Seit Langem ist es überdies Tradition, dass die Bauma die Größen der Bundes- und Landespolitik einlädt, um die Messe zu eröffnen. Diesmal vor Ort waren Bundesbauministerin ­Klara Geywitz, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sowie Oberbürgermeister Dieter Reiter, die gemeinsam mit Stefan Rummel die Bauma 2025 feierlich eröffnen durften. »Die Bauma ist mehr als nur eine Weltleitmesse. Sie ist der Herzschlag der Branche. Die Impulse, die von der Bauma und ihren Ausstellern ausgehen, prägen entscheidend die Märkte. Wir freuen uns, in diesem Jahr über 3 500 Aussteller aus 57 Ländern auf dem Messegelände in Riem begrüßen zu dürfen. Im Fokus stehen die zukünftigen Leitplanken der Branche: Digitalisierung und Nachhaltigkeit«, so Messechef Stefan Rummel. Sie spiegeln sich in den fünf Leitthemen wider, die im Rahmenprogramm und durch Innovationen der Aussteller erlebbar gemacht wurden: Klimaneutralität, alternative Antriebskonzepte, vernetztes Bauen, nachhaltiges Bauen und die Mining Challenge. Schließlich ist der Bausektor derzeit weltweit noch für ca. 38 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich, wovon rund 10 Prozent auf Bauprozesse und die Herstellung von Baustoffen entfallen. Durch die Integration innovativer, klimaneutraler Technologien wie elektrische Radlader und autonome Bagger sowie den Einsatz nachhaltiger Baustoffe kann der CO2-Fußabdruck deutlich reduziert werden. Die Bauma ist aus Sicht der Messe München hierfür eine »entscheidende Plattform, um innovative, klimafreundliche Technologien vorzustellen, die zur Dekarbonisierung der Branche beitragen und das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 unterstützen.«

Die Bauma ist eine gelungene Spielwiese für alle Arten von Baumaschinen – hier zu sehen ein Schreitbagger aus dem Hause Kaiser, der eindrucksvoll zeigte, was Flexibilität am Hang bedeuten kann.

Noch größer, noch höher

Etwas, das ebenfalls zur DNS der Bauma gehört, sind Superlative: Immer dann, wenn die Fachbesucher beispielsweise zum ersten Mal das Freigelände Mitte betraten, wurden sie von 360 t schweren Sennebogen-Kranen, haushohen Liebherr-Muldenkippern sowie dem 700 t schweren Komatsu-Miningbagger empfangen. Auffällig war überdies die Fülle an Neuheiten und Exponaten. Allein bei Wirtgen wurden nicht weniger als 45 Weltpremieren gefeiert – und auch Doka brachte insgesamt 30 Neuentwicklungen mit nach München und hatte mit dem 30 m hohen Gerüst-Aussichtsturm einen echten Hingucker im Gepäck. Um die Aussicht von ganz oben genießen zu können, musste die bauMAGAZIN-Redaktion stolze 180 Treppenstufen bewältigen. Der Turm setzte sich aus 12 340 Komponenten zusammen, und das bei einem Gesamtgewicht von 67 t. Ebenso imposant präsentierte sich der Gittermast-Raupenkran »CC 78.1250-1« von Tadano Faun, der ein Gesamtgewicht von stolzen 996 t auf die Waage brachte – das entspricht in etwa dem Gewicht von 100 afrikanischen Elefantenbullen. Aber auch das Thema Klimafreundlichkeit nahm einen breiten Raum ein. So war beispielsweise Volvo Construction auf der diesjährigen Bauma erstmals mit einer breiten Palette rein elektrisch betriebener Maschinen vertreten. Auf diese und weitere Besonderheiten wird die bauMAGAZIN-Redaktion nachfolgend eingehen – zu Gesicht bekommen Sie ab Seite 54 außerdem unsere traditionelle Bauma-Bilderstrecke.


Die Bauma 2025 – ein Fazit

Alles in allem, und das werden die nachfolgenden Berichte dieser Rückblickausgabe untermauern, hat die Bauma zwei Dinge mit sich gebracht – neuen Aufwind und tatsächliche Innovationen. Zum einen hat sich die Branche gerade im Baumaschinensektor explizit mit der Frage beschäftigt, wie sich die Baustelle der Zukunft digital, aber auch nachhaltig transformieren lässt, ohne dabei in utopische Wunschkonzerte abzudriften. Soll heißen: Digitale Tools, elektrifizierte Flotten, remote-gesteuerte Bagger und mitdenkende Anbaugeräte und Managementsysteme sollen nur dort zum Einsatz kommen, wo sie Effizienz mit sich bringen. Zukunftstechnologien, so die Aussage zahlreicher Aussteller, seien gut und schön, sie müssen jedoch praxistauglich bleiben. Es habe schlichtweg keinen Mehrwert, teures und innovatives Equipment zu bieten, das auf der Baustelle nur bedingt Anwendung findet. Fakt ist aber, dass wir heute bereits erkennen, was morgen notwendig wird. Gerade im Bereich von Fernsteuerung, Service, Ferndiagnose und weitreichendem Flottenmanagement lassen sich komplette Arbeitsprozesse schlanker, schneller und produktiver gestalten. Und auch im Bereich der alternativen Antriebe, die zuweilen bei nahezu jedem großen Baumaschinenhersteller ausgiebig thematisiert wurden, zeigt sich, dass Elektrifizierung allein nicht die Antwort auf alles ist. Ausschlaggebend wird laut der Hersteller sein, technologieoffen zu agieren. Das heißt, neben E-Antrieben fokussieren sich die Motorenhersteller auf Wasserstoff, HVO, neue Dieselmodelle und, wie im Falle Liebherr, sogar auf Ammoniak. Letztlich befindet sich die Branche noch immer in der Erprobungsphase, wohlwissend aber, dass man gerade im E-Sektor bereits große Fortschritte gemacht hat. Zum Einsatz kommen elektrifizierte Modelle längst nicht mehr nur im Kompaktmaschinenbereich: Vom Mining über die Gewinnung bis hin zu Recycling, Materialaufbereitung und Verkehrswegebau zeigten sich auf der Bauma E-Maschinen, die ihren Diesel-Pendants leistungstechnisch ebenbürtig sind. Mit sich gebracht hat die Bauma abseits neuer Ingenieurs-Raffinessen aber vor allem eines – gute Laune: Die Messebesucher waren zahlreich, die Fachgespräche hochwertig und das Wetter hat mitgespielt. Unterm Strich lässt sich festhalten, dass wir eine wahrlich schöne Bauma erlebt haben – und uns bereits jetzt auf die nächste Ausgabe im Jahr 2028 freuen dürfen.d

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