Cosuno: Digitalisierte Prozesse für Bauunternehmen

Andreas Paul ist beim Bauunternehmen Gebr. Neumann in Emden für den Einkauf zuständig. Zum Digitalisierungsrückstand der Baubranche hat er eine deutliche Meinung: »Viele kleine Handwerksbetriebe füllen ihre Angebote noch mit der Hand aus und legen sie aufs Fax«, erzählt er. Für Kleinbetriebe mag eine solche Betriebsweise aufgehen. Eine Firma wie Gebr. Neumann aber will nicht mehr auf digitale Abläufe und damit auf Einsparpotenzial verzichten. Seit einigen Monaten nutzt man die digitale Plattform Cosuno, um eigene Angebote abzugeben und Ausschreibungen zu verwalten.

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Schon in der Kommunikation profitiert Gebr. Neumann von Cosuno: »Das Berichtswesen wird immer aufwendiger. Wir müssen den Nachunternehmern zunehmend Dokumente zur Verfügung stellen«, sagt Einkäufer Andreas Paul. Bislang versandte er E-Mails oder einen Internetlink zu einer externen Datenplattform. »Solche Links öffnen aber viele Unternehmer aus Misstrauen gar nicht erst«, stellte er fest.

Inzwischen erhalten die unterschiedlichen Ge­werke eines Projekts von ihm eine Einladung, Do­kumente auf der Cosuno-Plattform einzusehen und sich herunterzuladen. Ein Bodengutachten zum Beispiel erhält dann nur der Tiefbauer, weil nur dieser es tatsächlich benötigt. Allgemeine Dokumente hingegen sind allen Gewerken zugänglich. »Wir können heute die Unterlagen viel einfacher zusammenstellen als bislang«, schildert Andreas Paul die Vorteile.

Geringe Produktivität in der Baubranche

Die Baubranche ist vielfach durch eine geringe Produktivität gekennzeichnet, wie die drei Cosuno-Gründer Christoph Berner, Fritz Cramer und Maximilian Seifert unterstreichen (das bauMAGAZIN berichtete bereits in Heft 12/19, Seite 109). Die Wertschöpfungskette sei in viele kleine Firmen aufgeteilt. Dazu komme für die Generalunternehmer die Fragen von Zeitverzügen, Kosten oder Qualität. Es mache aber immer weniger Sinn, diese komplizierten Abläufe mit Telefon, Fax oder einem einfachen Office-Programm abzuwickeln. Die Cosuno-Gründer waren unter anderem längere Zeit beim Schalungs- und Gerüstsystemhersteller Peri beschäftigt. Die dort erworbene Expertise für die Abläufe am Bau fließen in die Cosuno-Software ein. Peri ist als Investor mit an Bord. Die drei Gründer verweisen auf eine Schätzung des McKinsey Global Institute, nach der mit digitalisierten Prozessen die Branche ihre Produktivität um bis zu 15 % steigern könnte und die Baukosten gleichzeitig um 5 % sinken könnten.


»Professioneller als der bisherige Kontakt«

Die Cosuno-Software digitalisiert die Prozesse bereits vor Baubeginn. Nutzer erhalten Zugang zu einer Datenbank mit qualifizierten Nachunternehmen. Diese werden zur Angebotsabgabe aufgerufen und automatisiert – bequem für beide Seiten. Ein weiteres Ergebnis, das Einkäufer Paul schätzt: Der Auftritt seiner Firma gegenüber den Nachunternehmen ist jetzt einheitlich. »Das wirkt professioneller als der bisherige Kontakt«, sagt der Praktiker. Die angeschriebenen Firmen können per Klick absagen – und der Bauträger dann gegebenenfalls rasch ein weiteres Unternehmen kontaktieren. Diese Reaktionsmöglichkeiten bringen Tempo in den Prozess. Die Angebote erhält Andreas Paul immer noch häufig per Fax und mit der Hand geschrieben. »Für uns ist wichtig, dass wir die Verwaltung auch dieser Firmen digital erledigen können«, sagt er.

Auch im späteren Bauprozess hilft die Digitalisierung. Mithilfe der Cloud-Anwendung können Bauunternehmen und Projektentwickler Live-Reportings über den Vergabegewinn, Preisentwicklungen oder typische Nachtragsfallen entdecken. Auf Dashboards wird ihnen dann zum Beispiel der Vergabefortschritt visualisiert. Messbar ist der direkte Gewinn durch eine digitale Unterstützung nur selten. Nutzer wie Paul verweisen darauf, dass jedes Projekt anders ausfällt und einheitliche Angaben deshalb unmöglich seien. Die Unternehmen sparten aber vor allem Zeit, denn ihre Abläufe würden einfacher und übersichtlicher.    t

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