Coreum: Zwischen Begegnungsplattform und technologischer Spielwiese

Realistische Arbeitsumgebungen, fundiertes Fachwissen und tonnenschwere Maschinen zum Anfassen: Anlässlich der im März abgehaltenen »Praxistage« hat das Coreum in Stockstadt am Rhein erneut seine Tore für Fachleute aus den Bereichen Bau, Materialumschlag und Recycling geöffnet, um Baumaschinen, Anbaugeräte, aber auch technische Lösungen von mehr als 50 Herstellern und Dienstleistern zu präsentieren. Das bauMAGAZIN war vor Ort und hat neben der Besichtigung der vielen Demobaustellen mit den beiden Geschäftsführern, Björn Hickmann und Kathrin Kiesel, über den Stand der Dinge sowie die weitere Entwicklung des Coreum gesprochen.

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Von: Dan Windhorst

Das Coreum schreibt seine Erfolgsgeschichte weiter: Im Rahmen seiner »Praxistage« hat das von der Kiesel-Gruppe im Jahr 2018 ins Leben gerufene Großprojekt erneut einen Besucheransturm in Stockstadt verzeichnet – in Zeiten von Corona eine nach wie vor seltene Ausnahme. Einen Grund für diesen Erfolg finden Besucher wie Aussteller in der Vermutung, dass das Coreum den schwierigen Spagat zwischen Theorie und Praxis schafft. Nichts auf dem Gelände erinnert an eine rein konventionelle Leistungsschau: Die Fachbesucher können Anbaugeräte, große Kettenbagger, aber auch technische wie digitale Lösungen begutachten und anfassen. Und damit schließt das Coreum aus Sicht vieler den Kreis zwischen Begegnungsplattform, Wissensforum und technologischer Spielwiese.

Mitte März konnten die Besucher ein Wochenende lang das Gelände erkunden und die dort gezeigten Lösungen testen. Möglich machten das insbesondere die vielen Coreum-Partner, die sich sowohl aus namenhaften Größen der Branche als auch mittelständischen Unternehmen zusammensetzen, die mit ihren Ideen, ihren Produkten, aber eben auch langjähriger Praxiserfahrung für immer neuen Wind sorgen. Während im vergangenen Jahr neue Partner wie Wemas, Tibatek, Hansa-Flex, Kasiglas und MTB einstiegen, haben sich neu auch Bauer und Peri dazu gesellt. Mittlerweile zählt das Coreum weit mehr als 50 feste Partner, die sowohl die jeweils einmonatige »Coreum-Expo« als auch die wiederkehrenden »Praxistage« mit Leben füllen. »Der bisherige Erfolg des Coreum sprach dafür, weitere Partner ins Boot zu holen«, sagt Kathrin Kiesel. »Mit Bauer und Peri haben wir zudem nochmals frischen Wind dazu gewonnen.«

Auf die Frage, ob es eine Obergrenze für mögliche Partnerschaften gebe, reagierte Björn Hickmann schmunzelnd: »Grundsätzlich gilt natürlich: Je größer, desto besser. Aber das allein macht das Coreum wirklich nicht aus. Es gibt keinen Masterplan dafür, welche Partner die Besten für das Coreum sind.« Wichtig sei, dass die Partner sich einbrächten, »dass sie kreativ sind und den Grundgedanken des Coreum verinnerlichen«, ergänzte Kathrin Kiesel. Es gehe um das Zusammenbringen von Ideen und Menschen und darum, sich auszuprobieren und zu hinterfragen. »Letztlich ist das Coreum ein gewaltiges Testgelände und Ideenschmiede zugleich, denn unsere Partner können hier alles vor Ort ausprobieren«, so Kathrin Kiesel weiter. Abseits von »Expo« und »Praxistage« kann das Coreum eigenen Angaben zufolge aber auch mit der Auslastung seiner weiteren Räumlichkeiten punkten. Laut Kathrin Kiesel sind die Plätze für Projektarbeiten, Veranstaltungen und Trainings gut besucht – allein die Akademie sei über Monate hinweg komplett ausgelastet. Zusätzlich zu den ohnehin festen Besucherveranstaltungen bietet das Coreum auch offene Tage, meist am letzten Samstag des Monats an.


Gut besucht – trotz Pandemie

Während viele Messen und Großveranstaltungen abgesagt wurden, konnte das Coreum seit 2020 größtenteils geöffnet bleiben. Zum einen, weil sich die Vorgaben zur Pandemieeindämmung deutlich besser umsetzen ließen, zum anderen, weil dem Coreum in Stockstadt viele Alternativen zur Verfügung stehen.

Auch während der »Praxistage« wurde das deutlich: Die Einlassbeschränkungen waren streng. Maskenpflicht, Abstand halten, regelmäßiges Desinfizieren der Hände und strenge Kontrollen der zu diesem Zeitpunkt in Hessen geltenden 2G+-Regeln. Und obwohl das Coreum gegenüber der meisten Messeveranstalter auch in Zeiten von Corona starke Besucherzahlen verzeichnen konnte, betrachten Kathrin Kiesel und Björn Hickmann dies nicht als ewigen Gradmesser: »Natürlich hat Corona für ab­gesagte Messen und Events gesorgt. Derartige Veranstaltungen werden aber wieder anlaufen. Und das hat wenig mit dem Konzept des Coreum zu tun. Wir haben das Angebot durch Stockstadt nur erweitert und sind gespannt auf das, was kommt«, so Björn Hickmann. »Messen werden auch weiterhin Bestand haben, aber die individuelle Beratung und eine anwendernahe Praxis, das findet im Coreum statt. Wir haben erkannt, dass es wichtig ist, Maschinen, Geräte und andere Lösungen vor Ort zu testen. Die Leute müssen die Dinge anfassen, bewegen und ausprobieren, um sich ein genaues Bild davon zu machen. Deshalb nehmen wir uns die Zeit und intensivieren die Gespräche und bieten darüber hinaus auch Beratungen, Schulungen und Veranstaltungen an, um den Kreis zu schließen«, fügte Kathrin Kiesel hinzu.

Das Coreum wächst und wächst

Mit Blick auf das Gesamtprojekt ist das Coreum längst nicht vollendet: Abseits des Veranstaltungsgeländes herrscht in Stockstadt reger Baubetrieb. Direkt gegenüber des Haupteingangs entsteht ein mehrstöckiges Hotel. »Aktuell rechnen wir mit der Fertigstellung zum Jahresende«, so Kathrin Kiesel. Die ersten beiden Etagen standen zum Zeitpunkt der Veranstaltung bereits – drei weitere sollen noch folgen. Die Gäste können somit in Zukunft zu Fuß zwischen Veranstaltung und Hotel wechseln und müssen keine hektischen An- und Abfahrtszeiten mehr berücksichtigen – insbesondere wenn sie von weit außerhalb anreisen müssen. Weiteres Wachstum verspricht sich die Coreum-Geschäftsleitung auch durch die angebotenen Trainings. Große Werkstätten, das weitläufige Außengelände sowie integrierte Showrooms, ein Restaurant und Besprechungsräume ermöglichen eine Vielzahl verschiedener Aktivitäten.

»Die hier stattfindenden Trainings laufen großartig. Das, was wir insbesondere feststellen, ist die tolle Dynamik: Die Gruppen vor Ort haben richtig Freude an ihrer Zeit hier im Coreum. Sie können den Fokus auf ihre individuellen Lerninhalte richten und haben es untereinander mit Menschen zu tun, die genau wissen, wovon sie da sprechen«, so Kathrin Kiesel. Aktuelle Beispiele sind Trainings zum richtigen Umgang mit Baggern: Quereinsteiger können hier direkt loslegen, sich ausprobieren und von Fachkräften den sicheren und effizienten Umgang mit den tonnenschweren Baumaschinen erlernen. Gleiches gilt für den Bereich Arbeitssicherheit: Die Coreum-Trainings zeigen die Gefahren einer Baustelle auf, geben hilfreiche Tipps und erklären, warum Sorgfalt und das Treffen von Sicherheitsvorkehrungen auf der Baustelle so immens wichtig sind.

Ein guter Mix an Ausstellern

In den Innenräumen sowie auf den verschiedenen Demobaustellen wurde gezeigt, wie der Bagger als Geräteträger vielseitig eingesetzt wird: mit Paddeln als Bodenmischer zur Umweltsanierung, Verfestigung und Stabilisierung, mit Bohrpfahlkopffräsen zur Bearbeitung von Bohrpfählen oder auch mit der Seitengrifframme für schnelles Setzen von Spundbohlen, H-Trägern und Rohrpfählen, wie sie etwa von Partnern wie Bauer, Movax oder Rockzone zum Einsatz kamen. Zu entdecken gab es auch neue Anbaugeräte, Werkstattlösungen und Ausrüstung für mehr Sicherheit auf der Baustelle.

»Das Prinzip des Coreum ist genial – hier wird Ingenieurskunst nicht nur sichtbar, sondern erlebbar gemacht«, ergänzt Phillip Elsässer, der selbst bis vor Kurzem noch für den Bereich Anwendungsberatung und Training im Coreum tätig war und, wie er selbst sagt, »im wirklich Guten« gegangen ist, »um etwas Eigenes auf die Beine zu stellen«. Ge­meint ist das Unternehmen Tibatek, in das er Ende März sein Ellsaesser Engineering überführte und mit Geschäftspartner Theo Heitkamp leitet (siehe auch Kasten auf Seite 102).

Überzeugen können sich Interessierte vom Coreum bereits im Juni: Dann steht einen ganzen Monat lang die Expo Recycling- und Umschlagtechnik an, gefolgt von der »Event-Expo Klassik«: »Um aufzuzeigen, wie ›modern‹ eine Baustelle früher war, möchten wir die Besucher mit einer funktionalen, aber historischen Baustelle begeistern«, sagte Kathrin Kiesel. Ziel sei es, seine Gäste mit auf eine Reise durch die Vergangenheit zu nehmen und auf die Meilensteine der Maschinentechnik hinzuweisen. Von typischen Seilbaggern über die ersten Hydraulikbagger soll bis hin zu waschechten Oldtimer-Lkw und den Anfängen der Anbautechnik aufgezeigt werden, wie sehr sich der Bau bis heute gewandelt hat. Startschuss für diese Baustellen-Zeitreise wird Anfang September in Stockstadt am Rhein sein.    d

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