Zeppelin Baumaschinen: »Es gibt Gutes zu berichten – auch wenn dunkle Wolken aufgezogen sind«

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Von: Dan Windhorst

In Kriegs- und Pandemiezeiten fällt es wahrlich schwer, einen hastigen Blick auf blanke Umsatzzahlen und positive Jahresabschlüsse zu richten – wohlwissend, dass derzeit Menschenleben auf dem Spiel stehen und eine rein ökonomische Betrachtung aus gutem Grund moralische Bedenken auslöst. Die Konzernführung von Zeppelin hat sich deshalb bewusst für klare Worte entschieden und das Eine mit dem Anderen verknüpft: Im Rahmen der jährlich stattfindenden Bilanzpressekonferenz vom 25. März sprachen Peter Gerstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, und Christian Dummler, Geschäftsführer und CFO, über das Geschäftsjahr 2021, legten im selben Atemzug jedoch auch ihr Augenmerk auf die Geschäftsbeziehungen zu Russland und den weiter andauernden Krieg, den Wladimir Putin bis in das Mark der Ukraine getragen hat.

Dieser Zustand macht fassungslos und tut mit Blick auf unsere vielen ukrainischen, belarussischen sowie russischen Mitarbeiter, die seit vielen Jahren Teil unseres Unternehmens sind, sehr weh«, sagte Peter Gerstmann, der seit Ausbruch des Krieges am 24. Februar auch die Leitung des internen Krisen-Managements übernommen hat. Die aktuelle Situation in der Ukraine macht Zeppelin auch deshalb zu schaffen, weil der Konzern allein in Russland rund 14 000 Mitarbeiter beschäftigt – in der Ukraine sind es 600, in Belarus rund 30. »Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs steht jetzt die Sicherheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien vor Ort im Vordergrund. Wir unterstützen sie bei der Evakuierung und Aufnahme in andere Länder. Ich bin besonders stolz auf unsere Belegschaft, die gerade in dieser Zeit so geschlossen und solidarisch für unsere Kollegen und alle Menschen in der Ukraine zusammensteht. Das macht Zeppelin aus: gemeinsam anpacken, ohne zu zögern«, so Peter Gerstmann.
 

 »Tatsache ist, dass wir selbst bei einem Totalverlust in unserer Existenz nicht bedroht sind. Wir sind gut vorbereitet auf das, was nunmehr absehbar auf uns zukommt.« Christian Dummler,  Geschäftsführer und CFO


Tatsächlich war der Zeppelin-Konzern bereits seit den ersten Nachtstunden des Konflikts darum bemüht, »dass jeder Mitarbeiter körperlich unbeschadet durch den Krieg kommt.« Vom ersten Tag an, so Gerstmann, habe Zeppelin jene Kollegen über Korridore zu evakuieren versucht, die das Land verlassen wollen. Aktuell unterstünden je­doch zehn Mitarbeiter dem ukrainischen Militär – weitere befänden sich in freien Milizen, um gegen die russischen Einheiten in den Kampf zu ziehen. Darüber hinaus hatte sich Zeppelin laut Gerstmann dazu entschlossen, die eigenen Verpflichtungen weiterhin zu erfüllen, solange diese den geltenden Gesetzen, Regeln und Sanktionsauflagen entsprächen und sich moralisch wie wirtschaftlich verantworten ließen. So zahlt Zeppelin zum Beispiel weiterhin die Gehälter seiner Mitarbeiter – sowohl in der Ukraine, als auch in Russland und Belarus. »Sie müssen bedenken, in Russland sind wir seit mittlerweile 30 Jahren tätig und pflegen sowohl Partnerschaften als auch Freundschaften. Dabei handelt es sich um Menschen, die loyal zum Unternehmen stehen, diesen Bruderkrieg zutiefst bedauern und in direktem Kontakt zu uns stehen.«

Aufgrund der sich täglich verändernden Lage vor Ort kann der Zeppelin-Konzern bisweilen nicht seriös einschätzen, wie es in Zukunft um die Geschäftsbeziehungen innerhalb Russlands und der Ukraine bestellt ist. »In welcher Form wir un­sere Geschäfte weiter betreiben können, wissen wir nicht. Bezogen auf Russland müssen wir damit rechnen, dass wir Mitarbeiter, Immobilien, Maschinen und andere Werte aufgrund von Enteignungen verlieren könnten – wir müssen damit rechnen, dass uns das Geschäft aus den Händen gerissen wird«, ergänzte Peter Gerstmann.


Gern in Vergessenheit gerät dieser Tage, dass wir es abseits der tragischen Entwicklungen in der Ukraine auch noch immer mit einer weltweiten pandemischen Notlage zu tun haben. Seit mehr als zwei Jahren hält SARS-CoV-2 die Welt im Würgegriff. Trotz dessen konnte der Zeppelin-Konzern im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 3,7 Mrd. Euro verbuchen. Gegenüber dem Jahr 2020 bedeutet das ein Umsatzplus von 13 %. »Und damit haben wir ohne Zweifel Gutes zu berichten, auch wenn dunkle Wolken aufgezogen sind, die uns alle in Europa belasten«, sagte Peter Gerstmann. »Auch 2021 hatte die Gesundheit und Sicherung der Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter sowie die Sicherstellung aller gewohnten Leistungen für unsere Kunden oberste Priorität während der anhaltenden pandemischen Lage.« Zeppelins Erfolg, so Peter Gerstmann weiter, beruhe »auf dem großen Engagement, der Flexibilität und dem unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeiter weltweit«.

Christian Dummler, Geschäftsführer und CFO der Zeppelin GmbH, fügte an, dass gerade die vorausschauende wie umsichtige Finanzpolitik des Unternehmens zu einer überdurchschnittlichen Bonität und einer guten Kapitalmarktfähigkeit geführt habe. »Die Creditrefom Rating AG hat das erneut mit der Gesamtnote ›A‹ im Rating-Ergebnis gewürdigt. Die vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs jüngst erfolgte Überprüfung der Rating-Note bestätigte die Rating-Einstufung, wurde jedoch mit dem Zusatz ›Watch new‹ versehen. Mit Blick auf die militärische Eskalation zwischen Russland und der Ukraine und ihren Folgen erwarten wir für 2022 und darüber hinaus einen signifikanten Rückgang des Geschäftsvolumens und des Ergebnisses vor Steuern.«

Die strategischen Geschäftseinheiten

Grundsätzlich ließ sich im Rahmen der Bilanzpressekonferenz sagen, dass sich die Bauwirtschaft 2021 in nahezu allen Märkten, in denen Zeppelin als Vertriebs- und Servicepartner von Caterpillar ver­treten ist, schneller von den Auswirkungen der Corona-Krise erholt hat als erwartet. Die strategischen Geschäftseinheiten »Zentraleuropa«-, »Eurasia«- und »Norics«-Baumaschinen konnten Umsatz und Ergebnis, verglichen mit dem Vorjahr, beträchtlich steigern. Hervorzuheben waren insbesondere die neue Niederlassung in Bratislava (Slowakei) und der Erwerb des Unternehmens Magdalena Kitzmann durch Zeppelin Systems zu Beginn des Jahres, wodurch weitere Marktanteile im Bereich PVC-Anlagen und Chemie gesichert werden sollen. Neu ist außerdem der Bau einer Niederlassung in Kiew: »Stand heute«, so Peter Gerstmann, »ist der Standort in Kiew bislang unbeschädigt, wir gehen aber nicht davon aus, dass er uns in Anbetracht der Ereignisse weiter zur Verfügung steht.«

Generell, so Christian Dummler, habe sich der Auftragseingang in allen Ländern positiv entwickelt und trug zur Festigung der Marktanteile bei. Vermelden konnten beide Geschäftsführer zudem den Ausbau der Service- und Dienstleistungsangebote in Nordeuropa: Gerade das Bergbausegment in Schweden konnte von der weltweit gestiegenen Rohstoffnachfrage profitieren – auch die eurasischen Gebiete verzeichneten einen Umsatzzuwachs durch die gestiegene Nachfrage sowie staatliche Investitionen in die Infrastruktur. In der Geschäftseinheit »Rental« wiederum profitiert Zeppelin von den guten Marktbedingungen innerhalb der Bauwirtschaft: Der Bedarf an temporären Infrastruktur- und Verkehrssicherungslösungen habe die Marktposition festigen und den Umsatz steigern können.

»Power Systems« holt wieder auf

Ein Geschäftsfeld, das vorrangig 2020 stark unter den durch Corona bedingten Einbrüchen gelitten hatte, war der Zeppelin-Bereich »Power Systems«: Wichtiger Kernmarkt ist unter anderem die Kreuzfahrt-Branche. Von diesem Tief konnte sich »Power Systems« im Jahr 2021 weitestgehend erholen. Begründen lässt sich dies laut Gerstmann und Dummler mit einem hervorragenden Servicegeschäft, dem stärker nachgefragten Markt für Neumotoren in der Erstausrüstung sowie dem in der Pandemie erhöhten Bedarf an Energielösungen für Datencenter. Im selben Atemzug sei jedoch zu erwähnen, dass durch den Ausstieg von Caterpillar als Partner aus dem Markt der mittelschnelllaufenden Motoren der Marke MaK diese Produkte am Jahresende aus dem Portfolio gestrichen werden. Im Anlagenbau wiederum verzeichnete Zeppelin im vergangenen Jahr einen stark erhöhten Auftragseingang, was die niedrigen Zahlen des Vorjahres deutlich kompensieren konnte. Zurückzuführen sei dies vor allem auf nachgeholte Auftragsvergaben in China und dem US-amerikanischen Markt in allen Geschäftsfeldern sowie die Erschließung neuer Märkte – etwa der Aufbereitung von Batteriemassen in der E-Mobilität oder dem Bau von Mälzereien in Brasilien.

Eine Bestandsaufnahme

Abseits der tragischen Einzelschicksale, die mit dem russischen Angriff auf die Ukraine einher gehen, muss Zeppelin mit Blick auf seine Geschäftstätigkeiten in Russland und der Ukraine mit erheblichen Beeinträchtigungen rechnen. Neben der bereits erwähnten Befürchtung, Vermögenswerte etwa durch Enteignung zu verlieren, stellt sich Zeppelin generell auf weitreichende Probleme im Vertrieb und Service von Bau-, Bergbau- und Landwirtschaftsmaschinen innerhalb Russlands ein. Auch laufende Aufträge im Bereich Anlagenbau dürften betroffen sein. Christian Dummler hierzu: »Bereits jetzt ist absehbar, dass Teile der Abwicklung von Aufträgen, die für Russland und die Ukraine 2021 im Auftragsbestand waren, nicht gewährleistet werden können. Das hat letztlich großen Einfluss auf die zu erwartenden Umsatzergebnisse für 2022.«

Zur Verdeutlichung: Rund 20 % des Gesamtgeschäftsvolumens von Zeppelin werden in den vom Krieg betroffenen Regionen erwirtschaftet. »Der Umsatz bezifferte sich im Vorjahr auf rund 150 Mio. Euro in der Ukraine, 400 Mio. Euro in Russland und ca. 30 Mio. Euro in Belarus«, ergänzte Peter Gerstmann. Trotz dessen, so Christian Dummler weiter, profitiere Zeppelin von der geringen Verschuldung und hoher Liquidität. »Tatsache ist, dass wir selbst bei einem Totalverlust in unserer Existenz nicht bedroht sind. Wir sind gut vorbereitet auf das, was nunmehr absehbar auf uns zukommt.«

Eine Zusammenfassung: Trotz Fachkräftemangel, gestörter Lieferketten und eines weiter zu erwartenden Preisanstiegs blickt Zeppelin für seine weiteren Vertriebsgebiete zuversichtlich in die Zukunft. Begründen kann die Geschäftsführung das mit dem weiterhin gewaltigen Bedarf – allein in Deutschland sorgen Ausbau- und Sanierungsprojekte der Infrastruktur für weiterhin prall gefüllte Auftragsbücher bei den Bauunternehmern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist aus Sicht von Zeppelin die Klimakrise: Mit den gesteckten Klimazielen sowie dem deutlich gestiegenen Interesse an Elektromobilität gehe der Ausbau von Stromtrassen sowie die Nutzung erneuerbarer Energien einher. Auch hier dürften erhöhte öffentliche Investitionen die Bauwirtschaft weiter beleben.

Nichtsdestotrotz fällt eine generelle Prognose für 2022 aus guten Gründen teils schwammig aus. Das Ausmaß der Ukraine-Krise auf die Weltwirtschaft lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös abschätzen. Großen Optimismus zeigt die Zeppelin-Geschäftsführung hingegen mit Blick auf den Start des Zeppelin-Cat-Online-Shops: Gedacht ist dieser für den direkten Kauf von Neumaschinen und Komponenten. Damit möchte Zeppelin eine Lücke am Markt schließen, denn bislang konnte man Baumaschinen nicht verbindlich zu einem konkreten Preis online erwerben, sondern musste vorab Angebote anfragen – ein Endpreis stand häufig erst nach Kontakt über den Händler oder einem Login fest. Nun, so Zeppelin, könne etwa ein Cat-Minibagger oder eine Walze online ausgewählt und dann direkt auf der Homepage erworben werden. »Langfristiges Ziel ist es, das ›Amazon‹ der Bauindustrie zu werden«, so Peter Gerstmann.

Zeppelin auf der Bauma

Ein Thema, das trotz anhaltender Weltkrisen unumkehrbar scheint, ist die für Oktober geplante Bauma und damit der bislang wichtigste wie größte Treffpunkt der gesamten Branche. Zeppelin rechnet fest mit einer stattfindenden Messe, wohlwissend jedoch, dass diese Bauma vollkommen anders werden dürfte, wie wir sie bisher gewohnt waren. »Aus meiner Sicht werden wir eine Messe mit Event-Charakter erleben«, so Peter Gerstmann. »Sie wird voraussichtlich nicht in der gewohnten Weise möglich sein – sich stattdessen auf die Leistungsschau konzentrieren. Viele der Besuchergruppen dürften außerdem durch die Auswirkungen der Ukraine-Russland-Krise sowie mögliche Reisebeschränkungen wegbrechen. Ich glaube, die Bauma wird einen stärkeren lokalen Charakter erhalten«, so Peter Gerstmann. Die Besucherzahlen, so der Zeppelin-Geschäftsführer weiter, würden darüber hinaus vermutlich nicht annähernd so hoch sein, wie das vorher der Fall war. »Das berühmte ›Bauma-Gefühl‹ wird zweifelsohne ein anderes sein.«    d

 

Zeppelin-Konzern auch 2022 »Top-Arbeitgeber« in Deutschland

Zeppelin zählt weiter zu den besten Arbeitgebern im Land. Im jährlichen Ranking der Zeitschrift »Stern« hat das Unternehmen Platz 23 in der Gesamtwertung errungen und liegt damit im Spitzenfeld der besten Arbeitgeber. Zeppelin verbesserte sich gegenüber 2021 um 60 Plätze in der Liste der 650 im Ranking berücksichtigten Unternehmen. Das »Handelsblatt«, Initiator von »Fair Company«, bescheinigt dem Konzern 2022 zudem, dass er jungen Menschen faire Arbeitsbedingungen und Entwicklungsperspektiven bietet.

»Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Bewertung im zweiten Jahre in Folge noch einmal verbessern konnten. Der vordere Platz im Ranking des ›Stern‹ zeigt uns, dass unsere zahlreichen Arbeitgeberinitiativen und -angebote Anerkennung und Würdigung finden. Gerade unter den erschwerten Covid-19-Bedingungen ist es wichtig, unseren Mitarbeitenden z. B. mit Regelungen zum mobilen Arbeiten größtmögliche Flexibilität zu geben. Auch Sport- und Gesundheitsangebote sind wichtiger denn je. Von Diversity über gesellschaft­liches Engagement bis Nachhaltigkeit: Als ›Fair Company‹ bieten wir beste Bedingungen und ein attraktives Arbeitsumfeld. Das zeigt auch die gleich­namige Auszeichnung durch das Handelsblatt. Für uns ist es selbstverständlich, weiterhin optimale Bedingungen für alle Mitarbeitenden zu schaffen«, erklärt Alexandra Mebus, Arbeitsdirektorin und Geschäftsführerin des Konzerns.

Noch Ende 2021 bedankten sich Konzerngeschäftsführung, Aufsichtsrat und Arbeitnehmervertreter mit einer weiteren Corona-Prämie bei den rund 10 000 Beschäftigten weltweit für deren Einsatz unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie. In Deutschland haben Arbeitnehmer in Vollzeit 600 Euro steuerfrei erhalten; für Teilzeitkräfte wurde die Prämie anteilig berechnet. In den anderen Regionen wurde die Summe der örtlichen Kaufkraft angepasst.

 

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