Für Peter Guttenberger steht es außer Frage, so formulierte er es in seiner Eröffnungsrede vor mehr als 700 Seminarteilnehmern, dass die Industrie-Produktion in Europa wettbewerbsfähig bleiben muss, wolle man im globalen Ranking weiter eine Rolle spielen und eine Zukunft haben. »Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn nicht mit dem Wachstum der EU immer mehr EU-Kommissare den wertschöpfenden Industriebranchen auch immer mehr bürokratischen Zusatzballast aufbürden«, sagte Peter Guttenberger. Zwar habe sich die Europäische Kommission selbst die Zielmarke gesetzt, die Industrieproduktion in Europa bis 2020 von bisher 16 % des Bruttoinlandsproduktes auf 20 % zu steigern. »Es scheint aber, als läge das ›Wie‹ dahin für die Kommission im Dunkeln«, so Guttenberger. »Stattdessen nimmt die Industriebehinderung ihren Lauf.« Deshalb hätten beispielsweise die Präsidenten der europäischen Bau- und Landmaschinenverbände während eines Gipfeltreffens ihrer europäischen Verbände in Brüssel im Oktober 2013 mit einem gemeinsamen Manifest einen »Zehn-Punkte-Aktionsplan« für eine starke Industrieproduktion in Europa vorgestellt und an das EU-Parlament übergeben. Ein Vorstoß, so Guttenberger, den der VDBUM nur begrüßen und unterstützen könne.»Zick-Zack-Kurs der Politik«
Denn woher solle die Kraft für alles kommen, was man sich vorgenommen habe, so Guttenberger weiter, wenn nicht aus einer starken Wirtschaft, und nannte als Beispiel dafür die angestrebte Energiewende in Deutschland. »Wir sind als ambitioniertes Deutschland mit großen Zielen angetreten. Nun ist die Idee – auch wenn sie das Weltklima nicht im Geringsten verändern wird – zwar gut, die Umsetzung ist es jedoch keineswegs«, kritisierte Guttenberger. »Gut wäre diese vielleicht bei entsprechender Geschwindigkeit, Innovationsförderung und mutiger Prioritätensetzung.« Tatsächlich aber blockiere die typisch deutsche Nimby-Haltung (not in my backyard) neben vielen anderen auch das Großprojekt »Energieumbau«, das ohne Netzausbau nicht funktionieren könne. Frustration bringe zudem die Tatsache mit sich, dass noch 2011 in Sachen EEG-Umlage ein bleibender Fixbetrag von 3,5 Ct/kWh versprochen worden sei. Aktuell jedoch belaufe sich die Umlage bereits auf 6,24 Ct/kWh. Guttenberger: »Ich frage Sie: Kann dieser Zick-Zack-Kurs der Politik beim Thema Energiewende jeweils wieder auf einem glaubwürdigen Niveau fixiert werden? Wir brauchen doch auch hier Ziele, und wir brauchen mehr Verlässlichkeit.«Imagekampagne im September
Stellvertretend für viele andere zeige dieses Thema, dass es an der Zeit ist, endlich wieder ganzheitliches Denken in Verantwortung für einen Staat über Partikularinteressen zu stellen, wenn Deutschland als Industriestandort erhalten bleiben soll, so Guttenberger weiter. »Denn für den Fall, dass die Energiewende nicht zu Grabe getragen wird und wir die notwendigen Maßnahmen dafür angehen müssen: Wer sollte diese durchführen, wenn nicht eine starke Bauindustrie mit Planungs- und Umsetzungskompetenz, eine potente Baustoffindustrie, eine Bauverfahrenstechnik, die Neues wagt, und Menschen, die mit dieser Technik umgehen können.«Da eine ganzheitliche Aus- und Weiterbildung der Garant sei für effektiveres Arbeiten und einen hohen Qualitätsstandard, kündigte Dieter Schnittjer – VDBUM-Vorstandsmitglied und seit einem Jahr Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers Udo Kiesewalter – eine Imagekampagne für bauspezifische technische Berufe an, mit der man als Verband seine Mitglieder im »Kampf um Nachwuchskräfte« unterstützen wolle. »Mit dem ›Baumaschinenerlebnistag‹, der am 30. September in vielen Regionen Deutschlands stattfinden soll, wollen wir bundesweit Aufmerksamkeit erzeugen«, so Schnittjer, »und zeigen, dass wir interessante Berufsbilder in leistungsstarken Unternehmen mit innovativen und zukunftsorientierten Arbeitsplätzen bieten können.«Dass dieses der Fall ist, das zeigte sich auch bei den Hauptrednern des 43. VDBUM-Großseminars. Sowohl Hans-Christian Schneider, CEO und Verwaltungsrat der Schweizer Ammann-Gruppe, die über zwei Produktionsstandorte in Deutschland verfügt, als auch Dr. Peter Schiefer als Inhaber und CEO der Heilbronner Wolffkran AG sowie Marco Maschke als Leiter des deutschen Büros von Komatsu Europa verdeutlichten in ihren Vorträgen, dass Qualität, Innovationen und Effizienz in ökologischer und ökonomischer Hinsicht von zentraler Bedeutung sind für den Erfolg und die Weiterentwicklung eines Unternehmens.VDBUM-Preise verliehen
Dementsprechend hoch ist beim VDBUM auch der Stellenwert des Nachwuchspreises angesiedelt, der zum zweiten Mal in drei Kategorien ausgelobt wurde und mit einer Gesamtsumme von 7 500 Euro dotiert ist. Zum Sieger in der Kategorie »Baumaschinen und Komponenten« kürte eine hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz von VDBUM-Vorstandsmitglied Prof. Jan Scholten die Diplom-Ingenieure Nico Krekeler (Fa. Ruthmann) und R. Stehnke (Fa. IBAF) für die Sicherheitsüberwachung bei Hubarbeitsbühnen. In der Kategorie »Innovationen aus der Praxis« wurde Johann Wild (Fa. Max Bögl) für die Umlenk-Kernbohrmaschine zum Sieger gekürt, Platz eins in der Kategorie »Bauverfahren« belegte Diplom-Ingenieur Thorsten Frenz von der Technischen Universität München für die Entwicklung einer digitalen Turmdrehkran-Einsatzplanung.
Von Michael Wulf