Das Ziel der Tiwag-Tiroler Wasserkraft AG ist auf ihrer Homepage klar formuliert: »Die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz soll kein Projekt für Tiwag werden, sondern eines für alle.« Kern jener Erweiterung ist der Bau eines dritten Speichersees und eines zusätzlichen Pumpspeicherkraftwerks, zusammengefasst unter dem Projektnamen »Kühtai 2«. Zusätzlich zu den 531 Mio. kWh aus der bestehenden Kraftwerksgruppe sollen hier jährlich rund 216 Mio. kWh grünen Stroms erzeugt werden.
Die Unternehmensgruppe Swietelsky ist neben Jäger Bau und Bodner eine von drei Firmen, die als Baukonsortium das Projekt abwickeln. Peter Wetzlinger, 40 Jahre alt und seitens Swietelsky mit der Bauleitung betraut, teilt mit Blick auf die dringend gebotene Energiewende die »Eines-für-alle«-Devise: »So ein Projekt ist nicht alltäglich, und auch mir ist der Faktor Mensch sehr wichtig: Wir bauen es mit Menschen, und am Ende des Tages soll es demMenschen langlebig dienen.« Swietelsky hat dabei den technischen Lead, mit Wetzlinger als Projektleiter der Arge (Arbeitsgemeinschaft – Sperre Kühtai). Vom gesamten Bauvolumen von etwa 1 Mrd. Euro entfallen rund 425 Mio. auf die Arge. Für Wetzlinger ist der Bau ein absolutes Highlight, nicht nur beruflich: »Ich bin jetzt seit vier Jahren hier, bleibe bis zum Ende und bin ja nicht allein: Es braucht viele Zahnräder, damit das Uhrwerk funktioniert. Hier arbeiten rund 620 Personen aus über zehn Nationen, das ist ein richtiges kleines Dorf mit eigener Kantine. Wir sind alle fernab von zu Hause, da muss das private Umfeld mitspielen und man muss es auch mögen. Es geht nicht nur ums Geld, sondern Teil des Teams bei einem solchen Projekt zu sein.«
Kraftwerk und Stollennetz in der Felskaverne
Das eigentliche Kraftwerk von »Kühtai 2« wird vollkommen unterirdisch in einer Felskaverne errichtet und ist für den Pumpspeicherbetrieb konzipiert. Für die Spezialisten stehen dabei gleich mehrere Aufgaben an. Unter der Erde zählen dazu diverse Versorgungszufahrtsstollen (ein 8 km langes Stollennetz im Sprengvortrieb) sowie der 25,5 km lange Beileitungsstollen mit 4,20 m Durchmesser, der mit einer 800-t-Tunnelvortriebsmaschine aufgefahren wird. »Das ist ein Freispiegelstollen, in dem über sechs Wasserfassungen mit bis zu 13,5 m3/s Wasser eingezogen wird«, präzisiert Wetzlinger. Die Beileitung erschließt das zusätzliche Einzugsgebiet im mittleren, östlichen Ötztal und im hinteren Stubaital, wobei das gefasste Wasser in den Speicher Kühtai fließt. Der Speicher selbst fasst 31 Mio. m3 und füllt sich zweieinhalbmal im Jahr, vorwiegend in der Herbst- und Frühjahrperiode.
»Um die 31 Mio. m3 auffüllen zu können, bedarf es eines 7 Mio. m3 großen Schüttdamms mit einer ähnlichen Erdkerndichtung. Diese 7 Mio. m3 werden vor Ort gewonnen: Im Untertagebereich wird das ausgebrochene Material verwertet und alles Lockergestein im Stauraum unter der späteren Wasseroberfläche abgegraben und im Damm eingebaut. Zusätzlich müssen wir noch 2,2 Mio. m3 Fels sprengen – gegenwärtig zwischen 50 000 und 60 000 m3 in der Woche.« Zahlen zum Nachschub liefert Wetzlinger auch noch mit: »Pro Woche haben wir einen Sprengstoffverbrauch von 50 t und am Tag einen Dieselverbrauch von 16 000 l.«
Flaggschiff mit Effizienz: die Rolle des »EC950F« im Projekt
Damit spannt er den Bogen zu den rund 200 Baumaschinen, die beim Projekt im Einsatz sind und von denen mehr als 60 von Volvo CE stammen. Flaggschiff der Baggerflotte ist ein nagelneuer »EC950F«. Der 90-Tonner-Bagger ist momentan der erste seiner Art in Österreich, bekommt aber bald Verstärkung: Ein zweites Exemplar hat die Arbeitsgemeinschaft bereits geordert. »Wir haben Ladespiele simuliert, und daraus ergab sich ein Bedarf zwischen 90 und 100 t«, erklärt Wetzlinger. »In dieser Größenklasse ist der Markt groß – aber eigentlich für uns auch eingeschränkt, weil wir mit Partnern arbeiten wollen, auf die wir vertrauen können. Und wir wissen nun mal, dass uns mit Ascendum ein guter Partner in gewohnter Qualität zur Verfügung steht.«
Die bisherigen Erfahrungswerte sprechen eindeutig dafür, dass sich das Vertrauen auszahlt: »50 bis 55 Liter pro Betriebsstunde im vollen Betriebsmodus auf einer Seehöhe von 2 250 m! Wir haben beim Start nicht daran geglaubt und dachten, die Maschine verbraucht mehr. Aber die Prognosen von Ascendum haben sich bewahrheitet.«
»Es geht ja aber nicht nur um den Preis und den Kraftstoff«, fährt Wetzlinger fort, »sondern auch um die Servicekosten. Und da hat uns dann das Gesamtpaket aus Zuverlässigkeit und Preis-Leistungsverhältnis überzeugt.« Serviceverträge von Ascendum nimmt Swietelsky generell immer in Anspruch, wobei es in der Ausgestaltung auf den Einsatz ankommt. Im Kühtai-Projekt sind es Vollwartungsverträge, wozu Wetzlinger kommentiert: »Es sind ja doch einige Spezialmaschinen im Einsatz, die in dieser Form nicht alltäglich sind. Da brauchst du Fachleute, die Gewehr bei Fuß stehen, wenn im Einsatzfall etwas zu richten ist. Ascendum selbst hat ein großes und breites Flächennetz, wir haben gute Kontakte, und somit hat man innerhalb kürzester Zeit die zuständigen Personen und auch Ersatzteile vor Ort.« Schlussendlich bringt Wetzlinger die Zusammenarbeit kurz und bündig auf den Punkt: »Es ist eine Handschlag-Qualität, die man sich gemeinsam erarbeitet hat.«s