Sennebogen Maschinenfabrik GmbH »870E Demolition«: Grüner Stahlgigant reißt Carolabrücke in Stücke

Pressemitteilung | Lesedauer: min | Bildquelle: Sennebogen
Von: Dan Windhorst

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden war Sinnbild dafür, dass Deutschland mit einem gehörigen »Brückenproblem« zu kämpfen hat: Auf einer Länge von 108 m krachte jener Brückenteil in die Elbe, auf dem normalerweise die Straßenbahn unterwegs ist. Zu Schaden kam dabei zum Glück niemand. Während die Bundesregierung in den darauffolgenden Wochen darüber stritt, wie sich die Sanierung vieler weiterer maroder Brücken finanzieren lässt, wurde es in Dresden plötzlich richtig brenzlich: Aufgrund von massiven Spanndrahtbrüchen war klar, dass die Brücke schnellstmöglich mithilfe von Longfront-Baggern abgerissen werden muss – und genau das hat mit dem »870E Demolition« von Sennebogen ein wahres Abbruchmonster auf den Plan gerufen.

Ein Abschlussgutachten ergab, dass der Einsturz der Dresdener Carolabrücke auf eine »wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion« zurückzuführen sei, die durch das Eindringen von Feuchtigkeit noch während der Bauphase entstand. Verstärkt habe sich das Ganze durch Materialermüdung im Spannstahl – beim Einsturz waren beispielsweise komplette Querträger abgerissen worden. Letztlich waren die Schäden derart massiv, dass die Brücke komplett zum Abriss freigegeben wurde. Eine Besonderheit war, dass die Abbrucharbeiten ohne langwieriges Ausschreibungsverfahren erfolgten. Der Grund: Im Februar stellten Überwachungssysteme weitere Spanndrahtbrüche in den Brückenzügen fest, wodurch akute Einsturzgefahr bestand. Die neue Gefährdungslage zwang die Stadt Dresden dann zu schnellem Handeln: »Um Gefahren, die vom Bauwerk ausgingen, schnell auszuräumen, haben wir die Arbeiten direkt vergeben«, so Oberbürgermeister Dirk Hilbert. »Draht für Draht konnten wir über das eingesetzte Schallemissionsmonitoring dabei zuhören, wie die Restsicherheit der Brücke schwindet.« Erschwerend kam hinzu, dass bereits zu Jahresbeginn gleich mehrere Fliegerbomben in unmittelbarer Nähe gefunden worden waren. In der Vorbereitungsphase der Rückbauarbeiten waren deshalb Drohnenüberflüge notwendig, um die komplizierten Kampfmittelsondierung in der Elbe zu unterstützen.

Wahres Longfront-Kraftpaket

Nach diversen Verzögerungen konnte der Abbruchspezialist EAG-Berthold aus Colditz im Juni damit beginnen, die beiden verbliebenen Brückenzüge zum Einsturz zu bringen. Hierfür wurden tragende Spannglieder der Brücke freigelegt und anschließend durchtrennt. Um diese Aufgabe zu ­meistern, setzte das Abbruchunternehmen auf ein echtes Schwergewicht, das die notwendige Power mit sich bringt: Ein »870E Demolition« aus dem Hause Sennebogen sorgte für den kontrollierten Einsturz. Im Vorfeld wurde ein Fallbett aus Schotter in der Elbe errichtet, um die herabfallenden Trümmerteile »aufzufangen« Im Anschluss waren weitere zehn Bagger darum bemüht, die Brückenteile zu zerlegen und die Trümmer für den Abtransport vorzubereiten. Zur Verfügung gestellt wurde der »870E Demolition« von Schlüter Baumaschinen (Schlüter-Rent): Die leistungsstarke Mietmaschine kommt auf ein stolzes Einsatzgewicht von 117 t und eine Reichweite von bis zu 36 m. »Durch die hochfahrbare und neigungsfähige Fahrerkabine hat der Maschinist perfekte Sicht auf den gesamten Arbeitsbereich – außerdem verfügt der »870er« über einen teleskopierbaren Unterwagen, was sowohl eine geringe Transportbreite als auch eine hohe Standsicherheit mit sich bringt«, so Uwe König, Serviceberater bei Schlüter Baumaschinen, der das bau­MAGAZIN gemeinsam mit Sebastian Loibl, Verkaufsleiter Abbruch bei Sennebogen, vor Ort begleitet hat. Die Longfront-Abbruchmaschine verfügt über einen Dieselmotor mit 298 kW Leistung und gilt innerhalb der Branche als besonders präzises und erschütterungsfreies Abbruchtalent. Tatsächlich lassen sich mit dem »870E« neun- bis zehnstöckige Gebäude sicher abbrechen.

Vielseitig und massiv

Bemerkenswert ist, dass die Maschine selbst in eng bebautem Gebiet zum Einsatz kommt. Der »870er« fasst die Gebäudestrukturen mit der Abbruchschere bzw. dem Greifer punktgenau und bringt die Teile daraufhin sicher zu Boden. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Sennebogen-Maschine hohe Leistungskraft mit sich bringt und für anspruchsvolle Abbrucharbeiten entwickelt wurde. Ihre Reichhöhe, die massive Konstruktion sowie ein starkes Hydrauliksystem, das über einen dritten Hubzylinder für Anbaugeräte bis 4 t verfügt, machen sie zu einem vielseitigen Helfer. Hinzu kommen wichtige Features wie ein Ballastablagesystem, um das Transportgewicht der Grundmaschine gering zu halten, sowie der bereits genannte teleskopierbare Raupenunterwagen und die Transportmöglichkeit in drei Einheiten, bestehend aus Grundmaschine, Abbruchausrüstung und Gegengewicht. Und: Die bauMAGAZIN-Redaktion durfte in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Platz in verschiedenen Sennebogen-Maschinen nehmen und weiß daher, dass gerade die hochfahrbaren und neigbaren Kabinen die Arbeit erheblich vereinfachen. Der Maschinist kann dadurch eben nicht nur das jeweilige Abrissobjekt im Blick behalten, sondern die gesamte Baustellenumgebung beobachten. Hinzu kommt, dass Sennebogen seit jeher auf eine einfache Handhabung, übersichtlich angeordnete Bedienelemente sowie viele unterstützende Features setzt, die das Arbeiten einfacher, schneller und sicherer gestalten.

Starke Anbaugeräte

Für einen präzisen und effizienten Rückbau hat EAG-Berthold außerdem auf Hydraulikhämmer des Typs »GH-15« des Herstellers NPK gesetzt, die ebenfalls von Schlüter-Rent vermietet wurden. Die Kolben werden mittels Stickstoffgas betrieben, was laut Unternehmen für konstante und hohe Energie pro Schlag sorgt. Im Inneren des Hydraulikhammers ist ein spezielles Stoßdämpfersystem verbaut, es reduziert die aufkommenden Vibrationen, was einerseits die Maschine schont und andererseits eine längere Lebensdauer für das Trägergerät bedeutet. Ein weiterer Vorteil dürfte sicherlich auch der schnelle Wechsel des Meißels sein – der »GH-15« lässt sich dadurch flexibel an die jeweilige Aufgabe anpassen. Bei den Abbrucharbeiten an der ­Carolabrücke hat sich die Kombination aus dem »870E Demolition« von Sennebogen und dem »GH-15«-Hydraulikhammer »als ideale Ergänzung erwiesen, die mit Leistungskraft, Effizienz und Zuverlässigkeit punkten konnte«, wie die EAG Berthold mitteilte. Gelobt wurde in diesem Zusammenhang aber auch die Betreuung durch das Schlüter-Rent-Team: Beim Aufbau des »870er« waren Monteure aus dem Kundendienst vor Ort, ebenso standen jederzeit Ansprechpartner zur Verfügung.

Ein Stand der Dinge

Zum Zeitpunkt unseres Redaktionsbesuches hat das bauMAGAZIN Anfang Juli den Abriss des nunmehr letzten verbliebenen, aber bereits vom Sockel gekippten Brückenzugs begutachtet. Geplant war und ist, dass die Abrissarbeiten an der Elbe bis Ende Juli abgeschlossen sein sollten. Einher geht das allerdings mit der Tatsache, dass im Anschluss auch die Wiederherstellung des ursprünglichen Sohlniveaus vorgesehen ist, um die künftige Befahrbarkeit der Wasserstraße zu gewährleisten. Die dafür erteilte Genehmigung sieht eine Laufzeit bis Anfang September vor – danach sollen noch Abrissarbeiten auf der Landseite des Neustädter Ufers erfolgen, die voraussichtlich bis Jahresende abgeschlossen sein dürften. Laut der Stadt Dresden sollen sich die Kosten für den Abriss auf »bis zu 18 Mio. Euro« belaufen. Ebenso wurde kürzlich bekannt gegeben, dass der Ersatzneubau bereits beschlossen ist – durch den Wegfall eines zeitfressenden Planfeststellungsverfahrens, so die Stadt, könne die neue Brücke drei bis sechs Jahre früher fertiggestellt werden. Bislang ist bekannt, dass der tatsächliche Wiederaufbau der Carolabrücke im Jahr 2027 starten soll – insgesamt rechnet man mit einer Bauzeit von rund zweieinhalb Jahren.


Heftige Debatten ausgelöst

Abseits der Tatsache, dass sich Autofahrer und »Straßenbahner« gleichermaßen über noch mehr Stau in Dresden ärgern, hatte der Einsturz der Carolabrücke auch gravierende Auswirkungen auf die Politik: Noch immer bleiben uns die schrecklichen Bilder aus dem italienischen Genua im Gedächtnis, wo 2018 insgesamt 43 Menschen durch den Einsturz der Morandi-Brücke ums Leben kamen. Dieses schreckliche Martyrium blieb uns in Dresden zwar erspart, aber das Bewusstsein für die Gefahr ist geblieben – und ebenso die Frage danach, wie vielen deutschen Brücken ein ähnliches Schicksal droht. Aus einem Bericht der Organisation »Transport & Environment« geht hervor, dass rund 16 000 Brücken als baufällig einzustufen sind. Der damals regierenden Ampelkoalition wurde lange Zeit vorgeworfen, das Ausmaß des Sanierungsbedarfes zu verkennen – dem versucht die neue Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nun mit ihrem milliardenschweren Infrastrukturpaket entgegenzuwirken. Die Baubranche, so Wirtschaftsexperten, dürfte von dieser Tatsache durchaus profitieren. Gerade die Instandhaltung sowie der Ausbau des Straßennetzes, einhergehend mit der Erneuerung vieler Brücken, haben langfristig gedachte Großaufträge zur Folge – sowohl für die Abbruchspezialisten als auch die »Brückenbauer«. Man darf an dieser Stelle getrost (wenngleich auch schnippisch) festhalten, dass dem »870E Demolition« die Arbeit vorerst nicht ausgehen dürfte.d

Firmeninfo

SENNEBOGEN Maschinenfabrik GmbH

Hebbelstraße 30
94315 Straubing

Telefon: +49 (0)9421-540-0

[232]
Socials