RSP: »Die Saugtechnik hat sich etabliert!«

Vor 25 Jahren konnte man Saugbagger noch als ein »Einhorn« unter den Baumaschinen bezeichnen. Heute ist dieser Maschinentyp aus vielen Einsatzgebieten überhaupt nicht mehr wegzudenken. Statt mühselig mit Stielschaufel, Presslufthammer oder Hydraulikbagger ans Werk zu gehen, wird mit den Saugbaggern von RSP das vorhandene Erdreich einfach abgesaugt. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Erdarbeiten mit Saugbaggern verlaufen ohne Beschädigungen von Kabeln, Rohrleitungen oder sonstiger Infrastruktur. Die Maschinen sind zudem flexibel, umweltschonend, bieten hohe Arbeitssicherheit, verringern den Einsatz von Maschinen und Personal und sorgen am Ende immer für eine saubere Baustelle. Bis zum heutigen Erfolg dieser »modernen Arbeitstiere« war es auch bei RSP ein langer Weg. Begonnen hat alles exakt vor einem Vierteljahrhundert. Damals schraubten die Geschäftsführer Karl-Heinz Renger und Jens Graber bei jeder Maschine noch selbst an den Schaltschränken und Hydraulikleitungen herum, während Ehefrau Marina Renger als dritte Geschäfts­führerin fürs Kaufmännische zuständig war. »Anfangs war es schwierig, das Vertrauen der Kunden in das Saugbaggerprinzip zu gewinnen. Bei einer so außergewöhnlichen Maschine hat es lange gedauert, sich am Markt zu etablieren«, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Renger (64) im bauMAGAZIN-Interview mit ­Redaktionsmitglied Dan Windhorst, in dem er die 25 Jahre ein wenig Revue passieren lässt und einen Blick in die Zukunft wagt. Eines aber wird in diesem Gespräch schnell deutlich: Das »Einhorn« – wie man heutzutage in den USA erfolgversprechende Firmengründungen vor allem im Internet-Geschäft nennt – hat sich längst zum »Platzhirsch« weiterentwickelt…

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bauMAGAZIN: Herr Renger, die Firmengeschichte von RSP hat Seltenheitswert: Gegründet wurde das Unternehmen von ­Ihnen, Ihrer Frau Marina und Jens Graber. Anfang Mai feiern Sie 25. Jubiläum: Können Sie die Meilensteine benennen, die das Unternehmen in diesem Vierteljahrhundert geprägt haben?

Karl-Heinz Renger: Geprägt hat uns vor allem die Anfangszeit. Wir hatten viel Mut, aber wenig Kenntnis vom Markt und damit einen schweren Start. Ein großer Vorteil war wiederum, dass wir von Beginn an auf das riesige Potenzial dieser Maschinen gesetzt haben und uns damit einen Zukunftsvorsprung sichern konnten. Körperliche Arbeit auf dem Bau ist im Vergleich zum Maschineneinsatz schwierig zu kalkulieren – und das haben wir schon früh erkannt. Wir mussten uns das Vertrauen in die Saugbaggertechnik jedoch hart erkämpfen. Und das ist uns, wie ich finde, auf einem sehr direkten und ehrlichen Weg gelungen, indem wir offen mit unseren Kunden gesprochen und diskutiert haben. Ein Schlüsselmoment war aber sicherlich der Einsatz vor Ort: Wenn die Leute unsere Saugbagger bei Vorführungen oder auf Baustellen in Aktion erlebt haben, ist ihnen schnell bewusst geworden, was für Möglichkeiten diese Maschinen tatsächlich bieten. Heute müssen wir keine Überzeugungsarbeit mehr leisten: Mit jeder Maschine, die verkauft wurde, hat sich eine bemerkenswerte Eigendynamik entwickelt.


bauMAGAZIN: Was war das persönlich interessanteste Erlebnis in dieser Zeit, gibt es eine besondere Anekdote…?
Renger: Mir persönlich in Erinnerung geblieben ist einer der ersten Verkäufe: Beide Seiten waren natürlich nervös – der Kunde aber noch viel mehr. Seine Hände haben gezittert, und als er bei der Übergabe zur Maschine ging, flüsterte er: »Lass mich ja nicht im Stich!« Und genau daran habe ich mich, wie die Maschine im Übrigen auch, bis heute gehalten. Entstanden ist daraus nicht nur eine lange Zusammenarbeit, sondern auch eine ehrliche Freundschaft, für die ich bis heute sehr dankbar bin.

bauMAGAZIN: Saugbagger gelten als wirtschaftliche Allrounder, denn gesaugt werden kann praktisch alles: von Erde über Schlamm bis hin zu Bauschutt und Gestein. Was ist das jüngste Mitglied in der RSP-Produktreihe?
Renger: Neu ist unser ESE 8-Modell. Interessant ist dabei das hohe Maß an Flexibilität durch variable Kipphöhen und eine beidseitige Entleerung. So sind unterschiedliche Funktionen teil- oder vollautomatisiert. Außerdem ist zum Beispiel der ESE 8 RD 8000 mit vier Stabilisatoren ausgerüstet, die man per Knopfdruck automatisch nivellieren kann. Komplett neu entwickelt haben wir dabei den mittig am Heck angebrachten Schlauchträger. Er ist mit einem zusätzlichen Gelenk ausgestattet, wodurch wir den Arbeitsbereich vergrößern, ihn gleichzeitig aber auch flexibel halten. Ebenfalls neu für diese Baureihe entwickelt ist das RSP Smart Control: Per Knopfdruck lässt sich damit der Gelenkschlauchträger automatisch in eine Arbeits- oder Transportstellung bewegen, beim Saugen können vertikale oder horizontale Bewegungen mit nur einer Ansteuerung durchgeführt werden.

bauMAGAZIN: Der Saugbagger galt lange Zeit als Exot der ­Branche. Ist das mit Hinblick auf den Umweltaspekt und das ­beschädigungsfreie Arbeiten immer noch so?
Renger: Nein, die Saugtechnik hat sich etabliert! Und das nicht grundlos: In vielen sensiblen Bereichen – wie dem grabenlosen Leitungsbau, Tiefbau, Rohrleitungssanierungen oder Gleisbau – sind herkömmliche Bagger schwierig einzusetzen. Der Markt hat diese Bautechnologie akzeptiert, vor allem in Deutschland und Frankreich, wo der Einsatz dieses Systems bei verschiedenen Einsatzbereichen sogar schon vorgeschrieben wird. Mittlerweile ist einfach bekannt, wie vielseitig und zuverlässig und ökonomisch Saugbagger eingesetzt werden können.

bauMAGAZIN: Im innerstädtischen Ausbau, insbesondere beim Verlegen neuer Leitungen wie Glasfaserkabel, ist der Einsatz von Hydraulikbaggern aufgrund möglicher Beschädigungen häufig ein Wagnis. Welche Sonderlösungen stehen bei RSP dafür zur Verfügung?
Renger: Wir haben vor Jahren in Kooperation mit einem französischen Hersteller spezielle Grabenfräsen entwickelt, die während des Fräsens den Arbeitsbereich leersaugen, was viel Zeit und Aufwand spart, gleichzeitig aber auch präzise und saubere Ergebnisse liefert. Die Telekom hat kürzlich bestätigt, dass man mit diesem System arbeiten kann, um den Ausbau des Glasfasernetzes schneller voranzutreiben. Denn es arbeitet zuverlässig und wirtschaftlich.

bauMAGAZIN: »Digitalisierung« ist in der Baubranche derzeit das »Zauberwort«: Wie relevant ist diese Thematik bei Saug­baggern?
Renger: Natürlich ist die Digitalisierung ein Schlagwort, genießt bei unseren Saugbaggern aber auch einen hohen Stellenwert, weil wir damit bewährte Systeme noch präziser, anwenderfreundlicher und effektiver machen können. Im Augenblick bieten wir unseren Kunden zum Beispiel eine App an, mit der Arbeitsabläufe und die Maschine selbst überprüft werden können. Übermitteln lassen sich dabei alle möglichen Daten, wie Hinweise zum aktuellen Betriebszustand, Einsatzorte und Zeiten sowie Hinweise zu notwendigen Wartungen. Interessant ist aber auch die Ortungsmöglichkeit zur Planung von Arbeitseinsätzen: Über eine Benachrichtigungsfunktion erfährt man sofort den jeweiligen Aufenthaltsort.

bauMAGAZIN: Neben Ihrer Frau Marina ist mittlerweile auch Ihr Sohn Patrick fest in den Bereichen Marketing und Vertrieb ­integriert: Wie wichtig ist dieser familiäre Aspekt für das Unternehmen?
Renger: So wichtig, dass wir voller Stolz sagen können, dass der Generationswechsel fast geschafft ist. Auch von unserem Partner Jens Graber ist die Tochter seit einem Jahr bei uns. Die nächste Generation macht einen guten Job und ist sehr engagiert. Meine Frau und ich haben beschlossen, dass wir Ende dieses Jahres den Schritt in die zweite Reihe wagen möchten. Unser Sohn wird dann zusammen mit Jens Graber die Geschäftsführung übernehmen. Somit ist sichergestellt, dass RSP als inhabergeführtes Unternehmen bestehen bleibt.

bauMAGAZIN: Vor einiger Zeit haben Sie eine der ersten Maschinen als Erinnerungsstück zurückgekauft, um so an die ­Anfänge von RSP zu erinnern. Wie sieht es konkret mit der ­Zukunft aus?
Renger: Zum Rückkauf gibt es, wie ich finde, eine schöne Geschichte: Diese Maschine wurde damals von Jens Graber persönlich an den Kunden ausgeliefert. Das war am 28. Dezember 1993. Der Kunde bot uns wegen altersbedingter Firmenschließung sein Fahrzeug zum Kauf an. Gefordert waren anfangs 10 000 Euro, aber wir haben zum Kunden gesagt: »Gib uns die Maschine für 5 000 Euro und dafür wird jedes Mal, wenn du zu uns zu Besuch kommst, direkt vor deiner alten Maschine ein gemütlicher Stuhl mit dampfendem Kaffee auf dich warten.« Und genau so ist es dann auch gekommen. Die letzten 25 Jahre waren von allerhand Mühen, aber auch schönen Erlebnissen wie diesem geprägt. Wir haben engagierte Mitarbeiter, Kunden als Partner und eben auch tolle Maschinen. Genau deswegen mache ich mir auch wenig Sorgen um die Zukunft. Die Technologie ist akzeptiert. Dadurch, dass die wirtschaftlichen Vorteile von Saugbaggern mittlerweile bekannt sind und an vielen Märkten nichts Vergleichbares zu finden ist, sind wir für die nächsten Jahre bestens gewappnet.    ™

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