PRAXIS: »Den Rest macht die Logistik-App allein«

Zu lange Standzeiten von Lieferfahrzeugen an der Baustelle – wer ist daran schuld und wie bekommt der Fahrer letztendlich ohne Probleme eine Bestätigung dafür? »Dieses Thema verfolgt uns schon sehr lange Zeit, dass unsere Lkw bei einer Überschreitung der vertraglich vereinbarten Abladezeit von 30 Minuten von den Bauleitern oft erst nach langen Diskussionen die notwendigen Unterschriften auf ihren Beleg bekommen«, sagt Stephan Genuit, geschäftsführender Gesellschafter der Asphalt-Mischwerk-NRW aus Wuppertal, und hat beschlossen, hier etwas zu ändern. Zusammen mit der Praxis EDV-, Betriebswirtschaft- und Software-Entwicklung aus Pferdingsleben testet er derzeit in einem gemeinsamen Pilotprojekt eine von den Thüringern neu entwickelte »Logistik-App«.

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Der Hauptzweck der »Logistik-App« liegt darin, dass alle Standzeiten der Asphaltlieferfahrzeuge mit genauer Position erfasst werden und digital an die Disposition im Werk übermittelt werden. »Damit haben wir einen exakten Beleg, ob die Entladezeiten an der Baustelle eingehalten wurden. Bei einer Überschreitung muss sich der Fahrer nichts mehr vor Ort unterschreiben lassen, sondern kann sofort nach dem Entladen wieder losfahren«, sieht Genuit einen großen Vorteil. Beteiligt an diesem Projekt ist auch die ortsansässige Niederlassung der Spedition Mimberg mit ihren Fahrzeugen, die für die AM-NRW im Einsatz sind.

Die Historie des Asphaltmischgutaufbereiters reicht bis in das Jahr 2011 zurück. Da wurde am Standort Wuppertal das erste Werk errichtet. Zwölf Mitarbeiter produzieren hier derzeit etwa 200 Misch­gutsorten.

Umfassend digitalisiert

»Wir wollten schon von Anfang an ein hoch modernes und effektives Werk. Deshalb haben wir bereits in der Planungsphase mit der Praxis EDV zusammengearbeitet. Wir haben nicht nur die Warenwirtschaft, sondern auch die Ein- und Ausgangslogistik sowie die Verarbeitung der Wiegedaten und des Labors digitalisiert und sind somit auf dem neuesten technischen Stand.« Hier habe man in »gegenseitigem Ergänzen viel Entwicklungsarbeit« auf diesem Gebiet geleistet, blickt Genuit gern zurück.

Besonders die »kurzen Wege« und die zeitnahe Umsetzung schätzt der geschäftsführende Gesellschafter dabei sehr: »Das kenne ich von anderen Software-Häusern so nicht.« Nach eigener Einschätzung sei man dadurch jetzt in der Digitalisierung der gesamten Asphaltindustrie einige Jahre voraus. Im Frühjahr 2020 wurde im benachbarten Schwelm eine zweite Mischanlage mit weiteren zwölf Mitarbeitern übernommen.


Einfacher Ablauf

»Die Bedienung ist ganz einfach«, freut sich Jacek Kurzak, der die App einige Wochen getestet hat. Morgens muss sich der Fahrer der Spedition Mimberg lediglich mit seinem Kennzeichen kurz an- und nach Feierabend wieder abmelden. »Den Rest macht die App allein.« Um schriftliche Bestätigungen auf einem »Stundenzettel« braucht sich Kurzak nicht mehr zu kümmern. Bei einer eventuellen Überschreitung der Entladezeiten muss er lediglich die Ursache eingeben. »Unsere Disposition bekommt sofort die Daten und kann so sehen, wo und wie lange ich gestanden habe.«

Zusatznutzen punktet

»Mit dieser App wollen wir einerseits ein sauberes Nachweisverfahren haben, Arbeitszeit der Fahrer einsparen und andererseits aber gleichzeitig so eine Basis schaffen, um Abläufe weiter zu optimieren«, sieht Genuit einen wichtigen Zusatznutzen. Wann hat das Fahrzeug das Mischwerk verlassen? Wann kommt es auf der Baustelle an und wurde die vorher vereinbarte Ankunftszeit eingehalten? Wann entstehen die Wartezeiten und wer hat sie verursacht – wir als Produzent oder der Spediteur, der zur falschen Zeit losgefahren ist oder im Stau gestanden hat? Die Beantwortung dieser Fragen wird künftig mit dieser App möglich sein und Schwachstellen können so aufgedeckt und möglichst beseitigt werden.

Weitere Standorte im Blick

In Zukunft will sich die AM-NRW noch breiter aufstellen. Genuit sieht sich zwar inzwischen als der »namhafteste« Produzent von Asphalt in der Region, denkt aber jetzt schon über weitere Standorte nach. So sei wahrscheinlich im Jahr 2025 die Inbetriebnahme einer dritten Anlage vorgesehen. »Parallel dazu planen wir im zentralen Ruhrgebiet auf einer Fläche von 30 000 m² einen trimodalen Standort. Dort wird die Anlieferung von Rohmaterial über Straße, Wasser und Schiene erfolgen. Dazu kommt ein Bitumenvorratslager von mindestens 4 000 t«, blickt Genuit in die Zukunft. Das geschätzte Investitionsvolumen soll zwischen 20 Mio. und 25 Mio. Euro betragen. Das stelle auch wieder neue Anforderungen an die Digitalisierung. Und hier hat Genuit vollstes Vertrauen zur Praxis EDV.     t

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