Olsson Parts Der Teilebeschleuniger aus dem hohen Norden

Etwa eine Stunde nördlich von Göteborg liegt die Insel Orust, Schwedens drittgrößtes Eiland nach ­Gotland und Öland. Dort ist im Ort Ellös das 1957 gegründete Unternehmen »Olsson i Ellös«, besser bekannt als »Olsson Parts«, mit rund 110 Mitarbeitenden beheimatet. Spezialisiert auf den Bereich Ersatzteile und Ausrüstung für Traktoren und Baumaschinen, sind dort ständig etwa 35 000 unterschiedliche Artikel lagernd. Das Unternehmen liefert diese nicht nur in die nördlichen Länder Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark und Deutschland, sondern weltweit.

Lesedauer: min | Bildquelle: Olsson Parts

Håkan Ekstrand zeichnet seit August 2022 als CEO für Olsson Parts verantwortlich und stand dem bauMAGAZIN anlässlich eines Besuchs vor Ort für ein Interview zur Verfügung. Er gab der Redaktion nicht nur interessante Einblicke in das Tagesgeschäft eines Ersatzteilspezialisten und kommende Projekte, sondern hob auch den Vorteil des »Human E-Commerce« hervor, den nur ein familiengeführtes Unternehmen wie Olsson Parts bieten kann.

bauMAGAZIN: Herr Ekstrand, Sie sind zu einer Zeit ins Unternehmen gekommen, als die Corona-Pandemie quasi vorbei war und sich die Lieferketten wieder normalisiert hatten. Dafür sind mit dem Krieg in der Ukraine und der Krise beim Bau in einigen Ländern, unter anderem in Deutschland, neue Herausforderungen auf den Plan getreten. Wie ist es Olsson Parts in der Zeit ergangen bzw. wie präsentiert sich das Unternehmen heute?

Håkan Ekstrand: Olsson Parts ist im Vergleich zu anderen Unternehmen gut durch die Corona-Zeit gekommen. Dieser Umstand war vor allem einer weisen Entscheidung der damaligen Geschäftsführung, den drei Söhnen des Firmengründers Carl-Hugo »Kaj« Olsson, zu verdanken. Als sich bei den Lieferketten erste negative Anzeigen bemerkbar machten, wurde nicht nur das Lager mit Ersatz- und Serviceteilen gefüllt, sondern jeder verfügbare Platz genutzt. In Folge standen buchstäblich überall im Haus verteilt Kisten und Container mit Waren. Ähnlich verhielt es sich zum Beginn der Ukrainekrise. Da wir allerdings hauptsächlich auf europäische Zulieferer setzen, sind wir bei internationalen Beeinträchtigungen von Lieferketten generell etwas unabhängiger – auch wenn beispielsweise ein Frachter im Suez-Kanal querliegt.
Als ich schließlich im August 2022 als erster externer CEO bei Olsson Parts bestellt wurde, hatte ich bereits Erfahrungen in dieser Position in anderen familiengeführten Unternehmen gesammelt. Das ist im Vergleich zu anders geführten Firmen immer eine Herausforderung. Allerdings waren die damaligen Eigentümer, die zweite Generation, sehr dynamisch und vor allem bereit, »ihr Baby« in fremde Hände zu geben. Unter meiner Führung wurde dann ein Wandel begonnen, der traditionelle Werte um Strukturen eines E-Commerce-Großunternehmens ergänzt – alles unter der Prämisse, für unsere Kunden effizienter zu werden und gleichzeitig nahbar zu bleiben. Bei uns steht der »Human E-Commerce« im Vordergrund.


bauMAGAZIN: Was verstehen Sie unter dem Begriff »Human E-Commerce«?

Håkan Ekstrand: Sehen sie, wir sind lokal sehr stark verankert und beispielsweise der zweitgrößte Arbeitgeber in der Region. Es ist hier nicht einfach, Mitarbeiter zu finden. Das Recruiting stellt eine Herausforderung dar. Es hat aber auch den Vorteil, dass man sich hier kennt. Und genauso geht es uns mit unseren Kunden, die uns teilweise seit Jahrzehnten begleiten. Nehmen wir beispielsweise Landwirte: Gerade Ältere rufen gerne an oder übermitteln uns handgeschriebene Bestellungen. Es zeichnet uns aus, dass wir uns darum genauso kümmern – und je nach Handschrift gerne nachtelefonieren –, wie bei einer rein digitalen Bestellung. Natürlich haben wir darüber hinaus in jedem Land Außendienstmitarbeiter, die wichtige Kunden betreuen. Unsere Ausrichtung geht aber klar in Richtung E-Commerce – und das von einer geografisch herausfordernden Position aus auf einer Insel im Westen Schwedens.

bauMAGAZIN: Wie läuft eine Bestellung in der Regel ab und wie schnell wird sie ausgeliefert?

Håkan Ekstrand: Trifft eine Bestellung vor 14 Uhr bei uns ein, geht die Lieferung noch am selben Tag raus. Wünscht der Kunde die Ware über Nacht, organisieren wir das natürlich gerne. Standardbestellungen werden innerhalb von zwei bis drei Tagen beim Kunden angeliefert. Die Abholung vor Ort ist auch in einem separaten Bereich des Lagers möglich, ähnlich wie bei einer Paketstation mit Pin-Code. Was den Versand nach Deutschland betrifft, so ist unser Service-Level dank zahlreicher logistischer Möglichkeiten sehr hoch.

bauMAGAZIN: Wie (unterschiedlich) hat sich der Teilemarkt in den Ländern entwickelt, die Sie betreuen und beliefern?

Håkan Ekstrand: Rein aus Business-Sicht sind sich beispielsweise die Märkte in Schweden und Deutschland recht ähnlich. Mit Norwegen, Dänemark und Finnland teilen wir uns eine gemeinsame Historie und kennen uns ebenfalls gut. Was den Unterschied in den jeweiligen Ländern ausmacht, sind jedoch die Marken der Maschinen. Wenn wir in Finnland über Traktoren sprechen, ist dort vor allem Valtra, früher Valmet, zu finden. In Norwegen herrscht Massey Ferguson vor und Schweden ist nicht nur bei Traktoren ein Volvo-Land. Reden wir von Baumaschinen, stellt Caterpillar generell eine Größe im Markt dar. In Norwegen und Finnland sehen wir zunehmend aber auch immer mehr chinesische Fabrikate.

Aktuell sind wir dabei, eine Strategie für schnelleres Wachstum in Märkten außerhalb Schwedens zu entwickeln. Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass der schwedische Markt gesättigt ist. Aber die Leute hier kennen uns und im Vergleich zu anderen Ländern ist das Wachstumspotenzial geringer. Deswegen glauben wir, dass der Aufbau weiterer Standbeine in anderen Ländern sicherlich sinnvoll ist. Jeder Markt hat seine eigenen Bedürfnisse und natürlich auch Eigenheiten. Beispielsweise sind Lieferungen in die Schweiz und nach Norwegen etwas aufwendiger, da diese Länder nicht in der EU sind. Möglicherweise gibt es aber künftig außerhalb Schweden ein weiteres Olsson Parts-Warenlager, das in Form eines Zwischendepots genutzt wird, um die Liefergeschwindigkeit weiter zu steigern.

bauMAGAZIN: Welche regionalen Unterschiede gibt es beim Bestellverhalten bzw. wo liegen die Schwerpunkte speziell in Deutschland?

Håkan Ekstrand: Was den Bestellvorgang an sich angeht, stehen unseren Kunden eine Vielzahl an Möglichkeiten offen. Sie können nach einem Produkt auf der Website suchen, aber auch anrufen und mit einem Ansprechpartner nicht nur in englisch, sondern gerne in deutsch, schwedisch, dänisch oder finnisch reden. Damit bauen wir, Stichwort »Human E-Commerce«, Hürden ab. Darüber hinaus können unsere Kunden ihre Fahrzeuge auch im Kundenportal hinterlegen und anschließend mit Sicherheit die dafür richtigen Produkte finden. Diese Garantie betone ich extra, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit befindet sich ein baugleiches Modell hier bei uns, bei dem wir das getestet haben. Denn das Herzstück unseres Lagers ist die in jahrelanger Arbeit aufgebaute Datenbank mit allen Verknüpfungen zu Fahrzeugen, Motoren und Service- sowie Ersatzteilen.
Was das generelle Bestellverhalten angeht, verzeichnen wir seit geraumer Zeit eine große Zunahme aus Deutschland sowie Österreich. Das führen wir auf mehrere Gründe zurück: Zum einen wurden die Marketingaktivitäten in Deutschland verstärkt. Das hat uns dort sichtbarer gemacht. Außerdem sind hier in Ellös aus Deutschland stammende Mitarbeiter im Vertrieb und der Technik tätig. Darüber hinaus wurden der deutschsprachige Teil unserer Website komplett überarbeitet sowie zahlreiche neue Bezahlmöglichkeiten integriert – wie Klarna, PayPal, Visa/Mastercard und Zahlung auf Rechnung für registrierte Unternehmen.

bauMAGAZIN: Im Portfolio sind unter anderem Ersatzteile für Radlader, Baggerlader, Dumper und Bagger von verschiedenen Herstellern. Wie hoch ist der Anteil dieser Artikel gemessen am Gesamtangebot und welche Marken stehen dabei im Vordergrund?

Håkan Ekstrand: Den Großteil unseres Portfolios machen Serviceteile unserer eigenen Marke »Olsson Parts« sowie Marken wie Bosch, Donaldson, Mahle, Luk, Osram, Faster, Calix und andere aus: Filter aller Art, Antriebsriemen, Bremskomponenten und Betriebsöle, dazu noch Anlasser, Lichtmaschinen und Antriebskomponenten wie Achs­teile und Gelenkwellen. Wir haben auch sehr viele Teile für Baumaschinen lagernd, hauptsächlich Volvo, aber auch Yanmar und Caterpillar. Darüber hinaus ist unser Sortiment für Traktoren sehr umfassend und hier vor allem für die Marken Massey Ferguson, John Deere, Volvo BM (Bolinder-Munktell), Valtra, Fendt, Case und weitere. Daneben gibt es noch Teile für Schiffsdiesel sowie Industrieanwendungen von Volvo Penta.

bauMAGAZIN: Olsson Parts ist stark in den Social Media vertreten, unter anderem auf Instagram sowie bei YouTube mit Produkt- und Montagevideos. Wie wichtig sind diese Kanäle und das Feedback von Kunden von dort für das Unternehmen?

Håkan Ekstrand: Wir haben die How-to-Videos eingeführt, weil unsere Kunden sehr oft Fragen in diesem Bereich haben. Bei einem Anruf können wir dann auf einen Link mit der Schritt-für-Schritt-Anleitung verweisen – ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte und das gilt in diesen Fällen besonders. YouTube und Instagram sind die Hauptkanäle für uns. Wir wollen einfach näher an unseren Kunden sein, ihnen mehr bieten und nicht nur ein »Kistenschieber« sein. Und das Feedback unserer Kunden bestätigt uns darin, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.s

[119]
Socials

AKTUELL & SCHNELL INFORMIERT