»Mit dem neuen Arocs legen wir die Messlatte im Bauverkehr ein gutes Stück höher«

Lesedauer: min

»Mit dem Arocs, der neuen Kraft am Bau, schließen wir unsere Euro-VI-Offensive bei den schweren Lkw ab«, erklärte Andreas Renschler, Mitglied im Vorstand der Daimler AG und verantwortlich für die Lkw- und Bus-Sparte, bei der Präsentation des Arocs in den Bavaria Filmstudios. »Mit profitablem Wachstum wollen wir dauerhaft unseren Spitzenplatz verteidigen und nicht nur der größte Lkw-Hersteller sein, sondern auch der beste.« Dass dabei der Erfolg in der Baubranche eine mitentscheidende Rolle spielt, betonte Stefan Bucher als neuer Leiter Mercedes Benz Trucks. »In Deutschland trägt nahezu jeder zweite schwere Baustellen-Lkw den Stern auf der Haube, weltweit sind gut zwei von fünf verkauften Mercedes-Benz-Lkw-Baufahrzeuge.«


[gallery columns="4" link="file" ids="2215,2216,2217,2218,2219,2220,2221,2222,2223,2224,2225,2226,2227,2228"]


Neben maximaler Umweltfreundlichkeit dank Euro VI zeichnen sich die neuen Arocs-Fahrzeuge durch drei »herausragende Eigenschaften« aus, so Stefan Buchner: »Durch Kraft, Effizienz und Robustheit. Und bei allen drei Merkmalen legen wir die Messlatte im Bauverkehr ein gutes Stück höher.« Die neuen Kipper, Allradkipper, Betonmischer, Sattelzugmaschinen und Pritschenfahrgestelle gibt es als zwei-, drei- und vierachsige Fahrzeuge in 16 Leistungsstufen von 175 kW (238 PS) bis 460 kW (625 PS). Alle Motoren sind für die besonders schadstoffarme Abgasstufe Euro VI entwickelt worden. Eine Weltneuheit im Nutzfahrzeugbereich stellt dabei die neue elektro-hydraulische Lenkung Servotwin für Vierachsfahrzeuge dar. Sie verfügt über eine geschwindigkeitsabhängige Lenkkraftunterstützung und einen aktiven Lenkungsrücklauf. Diese neu entwickelte Technologie, die bei den schweren Fahrzeugen serienmäßig und bei den leichten Fahrzeugen als Sonderausstattung verfügbar ist, sorgt für außergewöhnliche und höchste Lenkpräzision.


Mit dem neuen Arocs sollen Transportaufgaben im Baugewerbe effizienter als jemals zuvor erledigt werden, betonten die Mercedes-Verantwortlichen. Um diesem Anspruch auch bei nutzlastsensiblen Einsätzen wie beispielsweise mit Kippsattel oder Betonmischer gerecht zu werden, wurden der Arocs Loader und der Arocs Grounder entwickelt. So wurden beim Arocs Loader alle Möglichkeiten, Eigengewicht einzusparen, konsequent umgesetzt. Das Ergebnis: nutzlastoptimierte 4x2-Sattelzugmaschinen, die zu den leichtesten im Bauverkehr zählen. Und 8x4/4-Betonmischer mit 32 t zulässigem Gesamtgewicht, die dank einem besonders niedrigen Eigengewicht von höchstens 9 250 kg bei jeder Fahrt 8 m³ Fertigbeton transportieren können – einen halben Kubikmeter mehr als die meisten anderen Fahrzeuge. »Das zahlt sich für unsere Kunden aus«, erläuterte Buchner. »Über eine Haltedauer von acht Jahren können sie fast 40 000 Euro mehr verdienen.«

Spezielle Traktionsreifen


Die Loader-Version des Betonmischerfahrgestells kombiniert zunächst den leichten 10,7-l-Motor OM 470 mit dem S-Fahrerhaus Classic-Space. Aber das reicht noch nicht ganz. Zusätzlich wird am Chassis das Standard-Antriebsachs-Double in zwillingsbereifter Ausführung ersetzt durch eine einfachbereifte Hinterachse mit 368/65er-Pneus. Damit die stabilitätswichtige Achsspur breit bleibt, sind die beiden Hinterachsen eigens für den Einsatz mit der Einfachbereifung modifiziert: Dank nach außen versetzter Radaufnahme stehen die breiten, speziell für Mercedes-Benz angefertigten Traktionsreifen im klassischen »Trailer«-Format außenbündig in den Radabdeckungen.


Der Arocs Grounder ist für Einsätze unter harten Bedingungen wie im Steinbruch oder auf der Baustelle ausgelegt. Durch eine Vielzahl an technischen Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Längsträgerrahmenstärke von 9 mm, ist er äußerst robust und verfügt über eine besonders hohe Stabilität und Belastbarkeit.

Umbauten nicht erforderlich


Rahmen, Rahmenhöhe und Überhänge beim Arocs unterscheiden sich gezielt von den Fernverkehrsfahrzeugen. Damit sind Anpassungs-Umbauten an den Einsatz als Baustoff-Transporter nicht mehr erforderlich. So kann die zweiachsige Arocs-Sattelzugmaschine als 4x2 Standardfahrzeug mit Stahl- oder Luftfederung, als nutzlastoptimierter 4x2 Arocs Loader, als


20-t-4x4-Allradfahrzeug oder als 4x4 Arocs Grounder geordert werden. Andere Spezialisten innerhalb der Arocs-Familie sind Varianten, die es bisher nur als nachträglichen Sonderumbau gab.


So laufen jetzt Vierachser mit einer Vorder- und drei Hinterachsen in der ganz normalen Serienfertigung im weltgrößten Lastwagenwerk Wörth vom Band. Dieses Vierachsfahrzeug basiert auf einem Dreiachser mit einer nicht angetriebenen Lenkachse und zwei doppelt bereiften, angetriebenen Hinterachsen. Dahinter angefügt ist eine einzelbereifte, zwangsgelenkte und liftbare Nachlaufachse. Als Einsatzfeld kommen zum Beispiel Baustoff-Pritschenfahrzeuge mit einem Ladekran infrage, die solo unterwegs sein müssen. Mit der Heckposition des Ladekrans wäre sowohl ein Dreiachser als auch die klassische Vierachsversion in der Lastverteilung überfordert. Mit der Triple-Lösung hinten sind hingegen sämtliche Achslasten problemlos umsetzbar.


Der Arocs ist mit einem breiten Angebot an Blue-Efficiency-Power Dieselmotoren erhältlich. Die Bluetec-6-Motoren sind als Reihensechszylinder mit Abgasturboaufladung und Ladeluftkühlung für hohes Drehmoment bei wenig mehr als Leerlaufdrehzahl ausgelegt. In vier Hubraumgrößen von 7,7 l über 10,7 und 12,8 bis 15,6 l werden maximale Drehmomentwerte von 1 000 bis 3 000 Nm erreicht. Mit dem Arocs kommt nun auch der hubraumstärkste Motor aus der neu entwickelten Heavy-Duty-Triebwerksbaureihe. Mit 15,6 l Hubraum verfügt der OM 473 über eine Leistung von bis zu 460 kW (625 PS) und maximal 3 000 Nm Drehmoment. Besonders im Hinblick auf die schweren Einsätze punktet der OM 473 mit seiner Zugkraft. Sowohl das zur Verfügung stehende maximale Drehmoment – je nach Ausführung werden zwischen 2 600 Nm und 3 000 Nm an der Kurbelwelle ­bereitgestellt – als auch ihre Art der Bereitstellung überzeugen. Denn schon bei wenig mehr als der Leerlaufdrehzahl stehen unter voller Last in allen Nennleistungs-Ausführungen rund 2 500 Nm an.


Zu den besonderen Merkmalen des neuen OM 473 zählt die Turbocompound-Technik. Der Begriff Turbocompound steht für eine zweite, dem Abgasturbolader nachgeschaltete Turbine. Sie nutzt den weiterhin vorhandenen Druck des Abgases nach Durchströmen des Abgasturboladers zu einer weiteren Leistungssteigerung. Diese Kraft wird über eine Welle und eine hydrodynamische Kupplung auf den Rädertrieb des Motors und damit direkt auf die Kurbelwelle übertragen. Die Turbocompound-Technik erhöht die Leistung des OM 473 um etwa 50 kW (68 PS). Gleichzeitig wird unter hoher Last ein Verbrauchsvorteil von etwa zwei Prozent erzielt. Die Wirtschaftlichkeit dieses leistungsstärksten Motors der neuen Triebwerksgeneration zeigt sich auch darin, dass der Kraftstoffverbrauch je nach Ausführung zwischen 0,5 und 1,5 % niedriger ist als beim Vorgängermotor, dem V8-Zylinder Mercedes-Benz OM 502.

X-Pulse spart Kraftstoff


Wichtiges Merkmal aller 6-Zylinder-Reihenmotoren der Baureihen OM 470/471/473 ist das flexible Common-Rail-Einspritzsystem X-Pulse mit vollelektronischer Steuerung und Druckverstärkung. Während im gemeinsamen Rail der Druck auf maximal 900 bar aufgebaut wird, wird er in den einzelnen Injektoren auf bis zu 2 100 bar Einspritzdruck erhöht. Der Einspritzverlauf ist je nach Betriebsbedingung frei modulierbar. X-Pulse minimiert dadurch nicht nur den Kraftstoffverbrauch, sondern maximiert gleichzeitig die Laufkultur des Motors. Alle Motoren entsprechen der Abgasstufe Euro VI.


Die Kraftübertragung in allen Varianten des Arocs-Produktprogramms erfolgt in Serie über vollautomatisierte und schnell schaltende PowerShift 3-Getriebe mit acht, zwölf oder optional auch mit 16 Gängen. Auf Wunsch und gegen Mehrpreis sind herkömmliche Handschaltgetriebe mit neun oder 16 Gängen verfügbar. PowerShift 3 zeichnet sich unter anderem durch die im Vergleich zum Vorgänger-Getriebe um bis zu 20 % und im Vergleich zur Telligent Schaltautomatik sogar um bis zu 50 % verkürzten Schaltzeiten aus. Mit der Schaltsensorik sorgt PowerShift 3 für eine präzise, der jeweiligen Fahr- und Be­ladungssituation angepasste Gangwahl. Dazu gehört, dass der Schubbetrieb im Gefälle erkannt und der Gang gehalten wird.

Direktschaltung und diverse Fahrmodi


Die neue Kriechfunktion (erhöhtes Anfahrdrehmoment) mit dem integrierten Manövrier-Modus ermöglicht besonders leichtes Anfahren und präzises, feinfühliges Rangieren. Darüber hinaus machen unterschiedliche Fahrmodi und Zusatzfunktionen das Fahren im Bauverkehr einfacher. So erleichtert der Freischaukel-Modus das selbstständige Freikommen aus schlammigem, morastigem Untergrund. Die Direktschaltung vom ersten in den Rückwärtsgang – ohne in den Getriebeleerlauf schalten zu müssen – ist ein weiterer Vorteil.


Je nach Fahrzeugtyp ist der Arocs mit dem Getriebe-Fahrprogramm Offroad oder Power ausgestattet bzw. kann optional mit dem jeweils anderen Fahrprogramm geordert werden. Beide Fahrprogramme verfügen über jeweils drei Fahrmodi. Darüber hinaus bietet die auf Wunsch erhältliche verschleißfreie Turbo-Retarder-Kupplung maximale Belastbarkeit beim Anfahren und Rangieren mit hohen Lastzuggesamtgewichten und Drehmomenten. Zudem dient sie als Retarder und sorgt so für zusätzliche Sicherheit.


Der Arocs wird als zwei-, drei- oder vierachsiges Fahrzeug angeboten. Die Antriebsformeln reichen vom 4x2-Zweiachser bis zum 8x8/4, einem Vierachser mit Allradantrieb und zwei gelenkten Vorderachsen. Vierachser mit einer Vorder- und drei Hinterachsen oder nutzlastoptimierte Betonmischer-Fahrgestelle mit einzelbereiftem Antriebs-Tandem sind zwei Beispiele für die neue Variantenvielfalt ab Werk in der neuen Arocs-Reihe. Ein weiteres Beispiel ist das 8x2/4 Pritschenfahrgestell mit zwei Vorderachsen, einer angetriebenen und einer gelenkten Hinterachse. Ebenfalls klar auf den jeweiligen Einsatz ausgerichtet ist beim Arocs der Fahrzeugrahmen. Das über Offroad-Fähigkeit, Traglast und Dauerhaltbarkeit entscheidende Bauteil wird in zwei unterschiedlichen Varianten eingesetzt. Für den vorwiegenden Einsatz auf Baustellen und im Gelände kommt ein Rahmen mit 744 mm Breite und 8 mm bzw. 9 mm Wandstärke aus kalt umgeformtem, hochfestem Feinkornstahl in Verbindung mit robusten, 100 mm breiten Stahlfedern zum Einsatz. Das gewährleistet auch unter schweren Bedingungen hohe Belastbarkeit und Verwindungsfähigkeit. Bei den Fahrzeugen, die überwiegend auf der Straße unterwegs sind, sorgt der mit 834 mm  um 90 mm breitere Rahmen mit Rahmenstärke 7 mm oder 8 mm in Verbindung mit der neuen Vierbalg-Hinterachs-Luftfederung für guten Fahrkomfort und gutes Fahrverhalten.


von Michael Wulf

[3]
Socials

AKTUELL & SCHNELL INFORMIERT