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Kölsch: Aufbereitungsspezialist setzt vollelektrischen Messeschwerpunkt

Auch das süddeutsche Unternehmen Jürgen Kölsch musste eine lange, Corona-bedingte Durststrecke überstehen, zumindest was sämtliche Messeaktivitäten betraf. Nachfrage und Umsatz ließen freilich auch in der messelosen Zeit nichts zu wünschen übrig. Dennoch freut man sich bei Kölsch natürlich auf die Teilnahme an der RecyclingAktiv, der Bauma-Messestand ist ebenfalls bereits gebucht. »Wir wollen ein persönliches ›Dankeschön‹ an unsere treuen Kunden richten und ein ›Herzlich willkommen‹ an alle neuen Gäste auf unserem Stand«, fasst Kölsch-Geschäftsführer Sean McCusker die Stimmung zusammen.

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Die letzten drei Jahre, so Sean McCusker weiter, seien geprägt gewesen von vielen, fast schon »spontanen« Maschinenkäufen selbst bei größeren Investitionen. »Die RecyclingAktiv bietet Kunden die Möglichkeit, gemeinsam mit uns auch wieder einmal mittel- oder langfristige Lösungen zu planen.«

Was den Auftritt angeht, will Kölsch seiner Rolle als Aufbereitungsspezialist einmal mehr als ge­recht werden – schon im Eingangsbereich der Messe will man ein raupenmobiles Trommelsieb platzieren. Am Messestand selbst stehen drei weitere Maschinen für die Aufbereitung sowie ein Haldenband. Doch Kölsch zeigt nicht nur relevante Vertreter seines Angebotsspektrums – das Unternehmen will auch den Weg in die Zukunft der Aufbereitung weisen: »Voll elektrisch ist der Trend«, davon ist McCusker überzeugt. Direkt am Messestand wird Kölsch mit einem raupenmobilen Prallbrecher, einem Haldenband, einem Bauschutt-Schredder und dem Prototypen einer Rubble-Master-Siebanlage vertreten sein.

Hybrider Alleskönner

Der Prallbrecher RM100Go! von Rubble Master will nicht nur optisch, sondern auch technisch be­eindrucken und soll als Botschafter einer neuen Antriebsphilosophie gesehen werden. Der Brecher im markanten grau-gelben Farbkleid ist, bei gleichen Abmessungen, als reine Dieselversion, aber auch mit voll integriertem Hybridantrieb bestellbar. Als Hybridversion wird er über einen kompakten Elektromotor angetrieben, die Energie hierfür kommt vom Dieselmotor, und damit vom bordeigenen Stromnetz, oder von einem externen Versorger. Die Hybridversion ist in der Anschaffung etwas teurer, sorgt aber auch für niedrigere Emissionswerte und einen geringeren Dieselverbrauch. Der maximale Durchsatz von bis zu 300 t/h weist den Brecher der 30-t-Klasse als einen der Großen im RM-Programm aus, größer ist nur noch der RM120Go!.

Eine neue Zuförderautomatik soll laut Herstellerangaben beim RM100Go! für eine zwischen 20 % und 30 % höhere Tagesleistung sorgen. Was das Aufgabematerial angeht, ist der RM100Go! nicht wählerisch: Laut Hersteller verarbeitet er Bauschutt, Asphalt, Ziegel, Beton und Naturstein bis zu einer Kantenlänge von 750 mm. In Karlsruhe soll der RM100Go! als Hybridmodell präsentiert werden, voraussichtlich mit der Siebrückführeinheit MS105Go! mit Überkornrückführband und Windsichter.


Erster und einziger Auftritt: Konzeptsiebmaschine

Vom Standpunkt des Konstrukteurs aus betrachtet, ist die optimale Elektrifizierung einer Siebanlage weitaus komplexer als die eines Brechers. Als eine solche Siebanlage, die also ohne Kompromisse auch nur rein elektrisch betrieben werden kann, soll die RM-Konzeptmaschine auf der RecyclingAktiv das Tor in eine noch energieeffizientere Zukunft aufstoßen. Im elektrischen Modus erhält das neue RM-Sieb seinen Strom von außen oder eben beispielsweise auch von einem verbundenen RM-Hybridbrecher wie dem RM100Go!.

Unter normalen Umständen verbraucht ein Dieselaggregat in einem Brecher ca. 25 l/h Kraftstoff. Produziert der Brecher nun zusätzliche Energie, etwa auch für eine angeschlossene Siebanlage, führt dies zu einem Diesel-Mehrverbrauch, der auf lediglich etwa 2 l/h geschätzt wird. Dafür bleibt das Dieselaggregat des Siebes ausgeschaltet, das sonst wohl etwa ebenfalls 12 l/h verbraucht hätte. Das Sparpotenzial läge demnach bei bis zu 10 l/h Diesel. Hinzu kommen die eingesparten Wartungs- und Servicekosten des Dieselaggregats.

Die in Karlsruhe zu sehende RM-Konzeptsiebanlage soll bereits u. a. technische Details offenbaren, die in Serienreife erst auf der Bauma in München, anhand einer völlig neuen Siebanlage des österreichischen Herstellers, gezeigt werden sollen. Wer einen Blick in die Zukunft werfen will, für den soll die in Karlsruhe gezeigte Anlage, und damit der Kölsch-Stand, fast schon Pflicht sein.

Allesfresser mit scharfen Zähnen

Der Franzoi TAZ 280 repräsentiert noch immer eine neue Generation von Schreddern. Er setzt auf zwei schnell austauschbare Wellen und kann mit dem für seine Größe deutlichen Durchsatz von 80 t/h bis 120 t/h punkten, wenn Aufgabematerial und Wellen harmonieren. Der Aufgabetrichter fasst 2,5 m³, die vollverschweißte Stahlkonstruktion reicht fast über den gesamten Korpus des Schredders.

Seine Kammer ist heckseitig zu fast zwei Dritteln hydraulisch klappbar, so kann der Materialfluss des Aufgabematerials optimiert werden. Zwei 1 500 mm lange, separat angetriebene Wellen, jeweils bestückt mit neun Reihen à zwei Zähnen, verrichten die Zerkleinerungsarbeit. Die Drehzahl ist von 12 min–¹ bis 20 min–¹ regulierbar, bei Bedarf ist ein Drehmoment von 210 000 Nm zu erreichen. Der Stufe-5-Diesel des Brechers leistet 257 kW. Das hydraulisch verstellbare Austragband besteht aus einem dreilagigen Ripstop-Gurt und wird via Planetengetriebe angesteuert.

Die Brechbalken sind für unterschiedliche Korngrößen mechanisch, optional auch hydraulisch, in fünf Stufen von 60 mm bis 125 mm verstellbar. Auch per Fernbedienung, denn diese beinhaltet die komplette Anlagensteuerung. Die Wellen können einzeln angesteuert, eine Vorwärts/Rück­wärts-Option kann aktiviert werden, das Austragband lässt sich stoppen, starten, heben und senken. Über ein Magnetband werden die Drehrichtung geändert und der Dieselmotor gestoppt sowie gestartet. Im Prinzip kann die Anlage komplett vom Bagger aus bedient werden. Als weiteren Pluspunkt nennt Kölsch den »Ground Based Service«, bei dem alle Wartungspositionen vom Boden aus erreichbar sind. Stütz- und Laufrollen verfügen über Lifetime-Dichtungen, die 3-Steg-HD-Platten weisen eine Breite von 400 mm auf. Die Maschine lässt sich weltweit via GPS fernüberwachen. Das vergleichsweise niedrige Gewicht von 17 t in Verbindung mit kompakten Abmessungen ermöglicht den Transport auf 3- oder 4-Achs-Tiefladern.

Langes Band verspricht ein langes Leben

Ein Telestack-Haldenband gehört seit Jahrzehnten zum Kern-Team einer Kölsch-Aufstellung. Auf der RecyclingAktiv wird es das TC420X mit der namensgebenden Förderbandlänge von 20 m sein. Dieser Bautyp ist auch als 24 m lange Variante verfügbar. Beide sollen sich durch eine außerordentlich robuste Bauweise auszeichnen und sind wie alle Telestack-Bänder für den Materialstress in der Recycling- bzw. Natursteinindustrie ausgelegt.

Das TC420X ist für eine Aufgabeleistung von bis zu 400 t/h bei 18° Neigung gut. Das Material »reist« auf einem 1 050 mm breiten und dreilagigen EP400-Gurt. Das standardmäßige, hydraulisch klappbare Kopfteil erleichtert den Transport. Bei dem maximalen Arbeitswinkel von 24° wird eine Abwurfhöhe von 9,4 m erzielt − gut für Haldenkapazitäten von bis zu 1 500 m³. Den Antrieb übernimmt ein 2,2-l-Deutz-Dieselmotor mit 37 kW, zertifiziert nach EU-Stufe V, optional erhältlich ist ein 55 kW starker, ebenfalls Stufe-V-Motor. Auch optional kann man eine Dual-Power-Version ordern, mit elektrisch-hydraulischem Fördererantrieb und 30 kW Antriebsleistung.

Wie alle Telestack-Bänder kann auch das TC420X eine smarte Alternative zum Radlader sein. Je nach Ausgangslage könnten Bänder laut Kölsch im Vergleich zu Ladern bis zu 70 % an Betriebskosten sparen, wenn Kraftstoff, Mannstunden und Wartung ins Kalkül gezogen würden. Hinzu komme das materialschonende Handling, weil Schüttgut beim Aufhalden locker aufgesetzt und nicht durch Radlader-Reifen verdichtet wird.

Oft auf Rädern, hier auf Raupen

Orange ist die Farbe des polnischen Herstellers Pronar, der ein stetig wachsendes Programm an Recycling-Maschinen bereithält. Das Unternehmen ist in Familienbesitz und verfolgt eine ambitionierte, aber auch solide Firmenpolitik: Gewinne werden nicht ausgeschüttet oder einbehalten, sondern konsequent in Produktion und Innovation investiert. Auch Kunststoffbauteile oder Hydraulikbehälter werden selbst hergestellt. Damit und durch die frühzeitige Bevorratung mit Dieselaggregaten, sieht sich Pronar für fast alle Unwägbarkeiten gerüstet. Lediglich die hohen Energiekosten und die Inflation machen sich auch in Polen bemerkbar. Pronar wird in Süddeutschland exklusiv durch Kölsch vertrieben, beispielsweise das Trommelsieb MPB 20.55gh (siehe auch Kasten zum im Norden des Landes von Christophel u. a. vertriebenem MPB 20.55g unten auf dieser Seite).

Pronar-Trommelsiebe trennen Baustoffe, Kompost, Mutterboden, Sand, Kies und Abfall. Die Siebtrommeln können dafür dank einer besonderen Mechanik binnen 15 Minuten gewechselt werden. Dank individuell gestaltbarer Lochmuster sind maßgeschneiderte Trommeln zudem in fast unendlich vielen Varianten erhältlich, wie Kölsch erwähnt auch relativ kurzfristig.

Das Pronar-Trommelsieb MPB20.55gh verfügt über ein angetriebenes Raupenfahrwerk, optional einsetzbare Gummiraupenaufsätze erlauben auch ein Umsetzen auf Asphalt ohne Beschädigungen des Fahrbahnbelages. Vor allem aber unterstützt eine fein ansteuerbare Hubkinematik das präzise Ausrichten der Siebtrommel als »All-Terrain-Sieb« auch in besonders unebenem Gelände.

Rund 6 m lange Austragbänder an Heck- und Seitenaustrag ermöglichen vergleichsweise große Halden – für weniger Zeitverlust durch Material-Handling und für mehr Produktivität. Das gezeigte Trommelsieb verfügt über einen Stufe-V-Deutz-Dieselmotor. Wie bei allen Pronar-Trommelsieben ist der Motor schwenkbar aufgehängt und kann für den Wartungszugang nach beiden Seiten aus dem Chassis ausgeschwenkt werden. Vor Ort navigiert und gesteuert wird das Trommelsieb via 12-Kanal-Funkfernbedienung.

Bei Bedarf kann der Maschinenführer so sein Sieb vom Radlader oder Bagger aus bedienen. Die Transportmaße betragen 3,1 m × 3,5 m × 11,62 m (B×H×L). In der einfachsten Version bringt die Anlage etwa 25 t auf die Waage.

Brexit, Irland und die Hersteller vor Ort

Sean McCusker ist nicht nur Geschäftsführer bei Kölsch, sondern auch gebürtiger Ire und seit vielen Jahrzehnten ein aktiver Begleiter und Berater zahlreicher irischer Hersteller. Darüber hinaus ist er natürlich auch ein aufmerksamer Beobachter der politischen und wirtschaftlichen Lage in seinem Heimatland. Zahlreiche nordirische und damit im Vereinigten Königreich ansässige Hersteller von Aufbereitungsmaschinen sind durch Kölsch exklusiv im süddeutschen Raum vertreten, wie etwa Powerscreen, Portafill oder Telestack. Die Frage liegt nahe, ob und wie sich der Brexit auf die Preisgestaltung und die Verfügbarkeit dieser irischen Maschinen ausgewirkt hat. »Wir haben derzeit kein echtes Problem. Nordirland hat einen Deal mit der EU gemacht, der dem Land praktisch den EU-Status sichert. Manche Bauteile kommen aus England, die können sich verzögern. Aber das ist kein so großer Unterschied zu früher. Fazit: Wir spüren nichts.«

Das gelte nicht unbedingt für die Unternehmen auf der irischen Insel, denn hier habe sich eine schmerzhafte Änderung in Bezug auf die Mitarbeiter ergeben: Viele Osteuropäer sind, nicht zuletzt wegen der strikten Corona-Maßnahmen und drohender Quarantäne, nach Besuchen in der Heimat nicht zurückgekommen. In vielen Fällen sei dieser Rückzug, wie es nun aussähe, dauerhaft. Der Mitarbeitermangel führte zunächst zu erhöhten Lohnkosten. Am Ende würden die irischen Unternehmen wohl auf eine zunehmende Automatisierung setzen, um diesen Effekt auszugleichen.

»Einmal mehr zeigt sich, dass Innovation fast immer durch die Lösung von Problemen ausgelöst wird – so wie die steigenden Energiekosten und die Suche nach CO₂- und energiesparenden Lösungen neue Ideen und neue Maschinen zur Folge haben«, so McCusker. Einige der daraus resultierenden, durchaus positiven Folgen sind am Kölsch-Messestand in Karlsruhe zu sehen.     t

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