»Klartext« »Ein turbulenter Jahresendspurt«

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Von: Dan Windhorst

Dieser Tage überschlagen sich die Dinge: Abseits eines neu gewählten US-Präsidenten verlangt eine gescheiterte Ampelregierung nach Neuwahlen, während die Baubranche vor Problemen steht, die sie ohne politisches Zutun kaum meistern kann. Und obwohl das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel vor der Tür stehen, will sich das mit der besinnlichen Ruhe nicht so recht einstellen. Denn: Uns steht ein gigantisches Bauma-Jahr 2025 bevor. Im Rahmen der Rubrik »Klartext« wollte bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst von Geschäftsführern und Branchengrößen wissen, wie sie die aktuelle Situation beurteilen und ob sich angesichts der vielen offenen Fragen eine halbwegs verlässliche Prognose für das kommende Geschäftsjahr wagen lässt.

In unruhigen Zeiten lohnt der gelegentliche Blick auf das große Ganze: Tatsache ist, dass die Baubranche ein goldenes Jahrzehnt hinter sich hat – die Auftragslage war, ebenso wie der Bedarf an Maschinen, Anbaugeräten, Baumaterial und Dienstleistungen, schlichtweg gewaltig. Mit der darauf folgenden Corona-Pandemie sowie Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten ist letztlich aber vieles in Schieflage geraten: Hohe Material-, Energie- und Transportkosten, steigende Inflation und wegbrechende Märkte waren die Folge. Und auch auf dem politischen Parkett hat sich mit dem unrühmlichen Ende der Ampel-Koalition hierzulande eine zunehmende Instabilität gebildet. Spürbar wurde das in diesem Jahr insbesondere im Wohnungsbau: Trotz des großen Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum sind viele Investoren verunsichert worden. Zurückführen lässt sich das auf teure Kredite und zu hohe Baukosten. Im öffentlichen Bau sieht es ähnlich aus. Obwohl viele Straßen, Schienen und Brücken saniert oder neu gebaut werden müssen, werden viele Projekte auf die lange Bank geschoben. Zum einen, weil die Ampelregierung mit Milliardenlöchern in der Haushaltsplanung zu kämpfen hatte, zum anderen, weil das Geld an anderer Stelle fehlt.


Die Verbände bemängeln außerdem die langwierigen Vergabeprozesse und fordern den zügigen Bürokratieabbau. In der neuen Ausgabe von »Klartext« beziehen Branchengrößen und -kenner klare Position zur aktuellen Lage und zeichnen gleichzeitig ein Bild vom kommenden Geschäftsjahr, das in vielerlei Hinsicht mit der Bauma 2025 in München verknüpft ist. Diesmal mit dabei sind Steffen Günther (Liebherr), Matthias Mähler (LiuGong Deutschland), Martin Werthenbach (Hydrema), Sven Brookshaw (Moerschen Mobile Aufbereitung) sowie Rainer Schrode (MTS Schrode), Uwe Wirth (Praxis EDV), Armin Süß (Robert Aebi) und Jörg Hornung (Webasto). In einer Hinsicht dürften sich alle einig sein: Man begegnet unruhigen Zeiten lieber mit Besonnenheit statt mit Sorge. Aktuell setzen die Unternehmen der Bau- und Baumaschinenbranche auf ihre Weitsicht, einhergehend mit der Tatsache, dass viele Unternehmen in den vergangenen Jahren stark in ihre Standorte, Fertigungen sowie Serviceleistungen investiert haben. Gleichwohl, so die Ansicht vieler, brauche es innovative Lösungen, die gerade mit Blick auf die bevorstehende Bauma erneut in den Mittelpunkt rücken dürften. Grundsätzlich herrscht die Meinung vor, »ranzuklotzen«, statt zu jammern, und sich auf das zu besinnen, was die Branche schon immer am besten konnte – nämlich mit- und weiterdenken. Deutlich ist allerdings auch geworden, dass man sich Antworten aus Berlin erhofft und auf eine neue Bundesregierung setzt, die endlich einen klaren Fahrplan vorlegt, um den Wirtschaftsstandort Deutschland voranzubringen und gezielte Unterstützung für die Baubranche zu liefern.d

 

»Herausforderungen und Chancen«

Die Auftragseingänge bewegen sich weiterhin auf hohem Niveau und waren im ersten Halbjahr 2024 auf Gruppenebene um rund 10 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Allerdings stellen das verringerte Weltwirtschaftswachstum sowie das schwierige konjunkturelle Umfeld einige Produktsegmente vor Herausforderungen. In bestimmten Bereichen des Bausektors flachte die Konjunktur im Laufe des Jahres etwas stärker ab als erwartet – was insbesondere unsere Produktsegmente Turmdrehkrane, die Erdbewegung, die Komponenten sowie die Kühl- und Gefriergeräte betraf. Gepaart mit steigenden Produktionskosten führte dies zu Umsatzrückgängen. Zudem beeinflussten in 2024 der Nachfrageeinbruch sowie die Preissprünge in Deutschland die Geschäftstätigkeit stark, da das Land unser wichtigster Produktionsstandort und Absatzmarkt ist.

Die unsicheren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden Liebherr auch in 2025 begleiten. Die intensivere Wettbewerbslandschaft, die mit einem wachsenden Kostendruck einhergeht, aber auch die steigenden Lohnkosten in der Metall- und Elektroindustrie, vor allem in Deutschland, stellen dabei einen beeinträchtigenden Faktor dar. Unsere engagierten über 50 000 Mitarbeitenden sowie zielgerichtete Investitionen sehen wir bei Liebherr als entscheidende Faktoren für langfristige Erfolge. Investitionsbeispiele in 2024 sind der Kauf eines Grundstücks im Elsass, Frankreich, zum Ausbau der Liebherr-France SAS. In Ehingen Berg erweitern wir das Werksgelände, um die Produktionskapazität erhöhen zu können. Auf dem amerikanischen Markt investiert Liebherr unter anderem in den Erwerb eines Grundstücks für ein Logistik-Distributionszentrum in Tupelo, Mississippi, sowie in ein neues Vertriebs- und Servicezentrum in Houston, Texas. Beeinflusst wird unsere Aktivität in den USA in 2025 vor allem durch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten mit ihren möglichen Auswirkungen auf die ökonomischen Rahmenbedingungen. Aufgrund unseres hohen Grads an Diversität und Dezentralität begegnen wir den Herausforderungen zuversichtlich. Unsere in über 50 Ländern operierenden Geschäftseinheiten sind nahe am Kunden, können flexibel auf Marktsignale reagieren und erlauben es uns, temporäre Schwankungen auszugleichen. Wir sind überzeugt, dass wir mit der Qualität unserer Produkte, unserem umfangreichen Angebot an Services und digitalen Lösungen sowie unserer Arbeit an alternativen Antrieben einen Schritt voraus sind. d

»LiuGong hält an seinem Kurs fest«

Bereits in diesem Jahr 2024 konnten wir auf der GaLabau eindrucksvoll präsentieren, wie LiuGong maßgeschneiderte Visionen Realität werden lässt. Wir möchten nicht nur Maschinen präsentieren, sondern die perfekte Lösung für den jeweiligen Einsatzbereich. Trotz aller Unwägbarkeiten, die derzeit herrschen, wird LiuGong auch künftig auf den Ausbau seines Händlernetzes in der DACH-Region setzen. Die Region ist technologisch ein bedeutender Markt für den Garten- und Landschaftsbau sowie den Baumaschinensektor. Besonders die DACH-Region steht für nachhaltige Lösungen und macht diese Region so wichtig für LiuGongs europäische Wachstumsstrategie.

Wir bieten mit LiuGong eine breite Palette an batterieelektrischen Maschinen, die CO²-emissionsarm sind und speziell für die Anforderungen hier entwickelt wurden. Daher werden wir an unserer Strategie festhalten, unsere starke Position im Bereich nachhaltiger Baumaschinen, insbesondere batterieelektrischen Fahrzeugen, weiter auszubauen. Neben einer Reihe von »HVO-ready«-Motoren planen wir, bis 2027 mehr als 40 neue Elektro-Modelle auf den Markt zu bringen, darunter Bagger, Radlader, Teleskoplader und Höhenzugangsgeräte. Daneben beschäftigen wir uns bei LiuGong mit Automatisierung in verschiedensten Bereichen. Das alles und viel mehr werden wir zur Bauma 2025 in München vorstellen. Kernthema wird es sein, die Anforderungen zu erfüllen, die auch unsere Kunden in der Branche bewegen: weniger CO², weniger Geräuschemissionen, mehr Effizienz. Daher bleiben wir für die europäischen Märkte, insbesondere die DACH-Region, konsequent umweltorientiert und konzentrieren uns auf unsere Stärken und das sind elektrische Baumaschinen. Wir sehen die Zukunft der Baumaschinen elektrisch, setzen aber auch auf konventionelle Lösungen, wo es die Infrastruktur nicht zulässt.d

»Mit Besonnenheit werden wir diese Zeit überstehen«

Es ist ein turbulentes Jahr, auf das wir zurückblicken werden, vor allem eines, das wir alle so nicht voraussehen konnten oder wollten. Schließlich waren die Jahre 2020 bis 2023 für alle in unserer Branche tolle Jahre. Es wurde viel gebaut und daher auch gekauft sowie gemietet. Leider hatte die Verunsicherung durch die politische Uneinigkeit der Regierung zunehmend negativen Einfluss auf das Verhalten in der freien Wirtschaft. Vor allem zeigte der zusammenbrechende Wohnungsbau seine Wirkung. Die in den vorausgehenden Boom-Jahren bestellten Kompaktmaschinen trafen mit Wucht in den Lägern der Baumaschinenhändler ein. Die Überbestände und die damit verbundenen Lagerkosten machen natürlicherweise Angst und lähmen die Aktivitäten. So sind auch wir als Hersteller von eher größeren Maschinen betroffen, denn unsere Händler haben aktuell sehr präsente Probleme auf dem Hof. Hydrema ist aber schon immer ein solides und sehr gesundes Unternehmen gewesen.

Wir haben in unsere Produktionsstätten in Dänemark und Deutschland investiert und bereiten uns vor auf die Zeit nach der Krise. Mit Besonnenheit und mit der Kraft der Ruhe werden wir diese schwierige Zeit überstehen. Schon auf der Bauma freuen wir uns, Neuheiten dem Markt vorzustellen und unseren bestehenden und potenziellen neuen Kunden Maschinen zu präsentieren, die die Effizienz auf der Baustelle steigern. Effizienzsteigerung ist für uns das Schlüsselwort, um Gewinn auch in Krisenzeiten zu maximieren. Es ist tatsächlich schwierig, in die Zukunft zu blicken, aber die Vorzeichen stehen in Deutschland eher wieder positiv. Es ist wichtig, dass die starken Parteien in der kommenden Bundestagswahl ein starkes Votum erhalten, sodass nicht wieder eine Dreiparteien-Koalition mehr mit sich selbst beschäftigt ist, als sich um das Wohl des Landes zu kümmern. Wenn der Wähler hier klug und besonnen wählt, wird es auch wieder schnell bergauf gehen mit der Wirtschaft und der Zufriedenheit der Menschen in unserem Land. Wenn dann noch der abscheuliche Krieg in der Ukraine sein Ende findet und sich auch der Nahe Osten wieder beruhigt, können wir wieder alle aufatmen. Wir jedenfalls konzentrieren uns auf unser Geschäft. Der Bedarf in unserem Maschinensegment ist immer noch vorhanden. Unsere Verkäufer müssen aktiver und effizienter am Markt agieren, um die Kaufkunden zu finden, die es auch jetzt noch immer gibt. Durch eine gute Beratung müssen wir den Mehrwert, den unsere Maschinen bieten, darstellen. Hierfür haben wir etwa unseren Vertrieb mit zwei neuen Regionalleitern verstärkt.d

»Müssen hausgemachte Probleme aktiv angehen«

Das Geschäftsjahr 2024 stellte sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen als erfolgreich heraus. Besonders unsere Technologien wie die 3D-Baggersteuerung, Anbauverdichter und Tiltrotatoren, die die Effizienz im Tief- und Straßenbau signifikant steigern, haben ein zweistelliges Wachstum zu verzeichnen. Dies zeigt, dass Produktivitätssteigerungen auch in herausfordernden Zeiten entscheidend sind. Unser Erfolg basiert auf einer klaren Philosophie: Probleme als Chancen zu sehen. Diese Haltung prägt unsere Innovationskraft und unsere Fähigkeit, marktfähige Lösungen zu entwickeln. Gerade angesichts der politischen Turbulenzen – von den Wahlen in den USA bis hin zu den Herausforderungen einer hausgemachten Rezession – sehen wir uns als Teil der Antwort auf wirtschaftliche Unsicherheiten. Die politische und wirtschaftliche Landschaft erfordert in Deutschland und Europa ein Umdenken.

Die zunehmende Selbstständigkeit Europas könnte durch eine strategische Zusammenarbeit gestärkt werden – mit weniger Abhängigkeit von externen Mächten. Gleichzeitig müssen wir die hausgemachten Probleme aktiv angehen. Die Reduktion staatlicher Bürokratie ist essenziell, um Prozesse zu vereinfachen und mehr Handlungsspielräume zu schaffen. Ebenso bedarf es einer ehrlichen Diskussion zur Rentenreform. Es kann nicht länger tabu sein, über Rückstellungen für Beamtenpensionen oder moderatere Anpassungen zu sprechen. Klarheit und Offenheit seitens der Politik – auch wenn schmerzhafte Maßnahmen anstehen – sind dringend nötig. Für die Zukunft blicken wir mit Zuversicht und einer Portion Realismus auf das kommende Jahr, das von der Bauma 2025 gekrönt wird. Diese Leitmesse ist nicht nur ein Schauplatz technologischer Innovationen, sondern auch ein Indikator für den Zustand und die Zukunft unserer Branche. Wir bleiben flexibel und lösungsorientiert und sind bereit, gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden die Herausforderungen von 2025 entschlossen anzugehen. Als Innovationstreiber in der Digitalisierung und Automatisierung bieten wir einmalige Lösungen, die den Markt nachhaltig prägen. Unsere enge Zusammenarbeit mit ausgezeichneten Lieferanten, starken Partnern und unseren geschätzten Kunden ist ein wesentlicher Grundstein für unseren gemeinsamen Erfolg. Probleme können nur gemeinsam gelöst werden – und genau hier sehen wir unsere Stärke. Mit einem lösungsorientierten Ansatz und der Bereitschaft zur Innovation sind wir überzeugt, die Herausforderungen von 2025 und darüber hinaus erfolgreich zu meisternd

»Krise? Zeit für Erfindergeist und Innovation!«

Was für eine Zeit! Politische Turbulenzen, Einführung der unterschiedlichsten Gesetzgebungen wie X-Rechnung. Brücken brechen zusammen. Technische Infrastruktur und Straßen- und Schienenbau haben es bitter nötig, saniert zu werden, und zu guter Letzt: kein Bundeshaushalt 2025. Aber noch nicht genug von Hiobsbotschaften, auch Fachkräftemangel, knappe Finanzmittel, politischer Rechtstrend, Krieg in Europa und Umbau der Industrie in CO²-Neutralität stellen Belastungen dar. Eigentlich haben wir allen Grund, vor lauter Frust den Kopf hängen zu lassen. Nun ja, wird leider nichts helfen und auch nichts verbessern, denn Arbeit gibt es genug. Eine deutsche Tugend, die mehr gefragt ist denn je, ist Erfinder- und Entwicklergeist. Denn jede Krise hat auch eine Chance. Und, sind wir doch mal ehrlich, es ist nicht die erste in den letzten 70 Jahren und es wird nicht die letzte sein.

Auf der anderen Seite sehen wir sehr viele positive Ansätze. KI etwa ist eine hochinteressante Entwicklung für die effektive Art, Organisationen zu strukturieren. Innovationen in vielen Bereichen eröffnen vollkommen neue Möglichkeiten und Erfolgsgeschichten. Es ist doch super, dass man sich von altbewährten, oft eingefahrenen Prozessen trennen kann, um neue Wege zu finden. Wir, die Praxis EDV-Betriebswirtschaft- und Software-Entwicklung AG, sehen diese Zeit als konkrete Herausforderung. Wir nehmen Hürden an, überwinden sie und stoßen gezielte Entwicklungen an. Dadurch ermöglichen wir es unseren bestehenden und zukünftigen Kunden, strukturierte Datenflüsse zwischen Bedarf und Produktion zu schaffen und dabei Machine Learning effektiv einzusetzen. Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden. Es heißt, gemeinsam mit der eigenen Belegschaft neue Wege zu beschreiten und sowohl die finanzielle als auch die Absatzproduktivität zu verbessern oder den aktuellen Anforderungen anzupassen. Was wäre denn die Alternative? Den Kopf in den Sand zu stecken. Ganz sicher nicht! Es ist wieder an der Zeit, dass das Unternehmen mit allen Mitarbeitern zusammenrückt, Herausforderungen annimmt, ohne gleich Arbeitsplätze zu opfern. Gemeinsam dafür Sorge tragen, dass die notwendige Liquidität vorhanden ist, und den Markt wettbewerbsfähig zu bearbeiten. Wir müssen vorhandene Möglichkeiten nutzen und alte Tugenden wiederaufleben lassen, um mit vereinten Kräften eine wirtschaftlich stabile Zukunft zu schaffen.d

»Wir wissen, wann und wie wir nachjustieren müssen«

Es stellt sich die Frage, ob es überhaupt einen Jahresendspurt 2024 gibt. Aus RM-Sicht lautet die klare Antwort: nein. In den letzten Jahren war der Jahresendspurt im Geschäft verlässlich, aber 2023 und 2024 blieben diese Monate hinter den Erwartungen zurück – zumindest in unserer Branche. Der Hauptgrund hierfür ist unter anderem das fehlende Vertrauen in die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Die Unsicherheit in der Zinspolitik ist ein zentrales Thema. Kommt die Zinssenkung im prognostizierten Ausmaß? Anfang November 2024 überlegte die EZB sogar, die nächste Senkung zu verschieben. Solche Unwägbarkeiten sorgen für Instabilität und Misstrauen. Zudem stellt sich die Frage, ob die erhofften positiven Signale nach der US-Wahl tatsächlich eintreffen werden. Inmitten von unsicheren Regierungen und geopolitischen Spannungen sind solche Vorhersagen kaum verlässlich.

Wie soll darüber hinaus Vertrauen entstehen, wenn die Sozialpartner nicht mehr in der Lage sind, einen gemeinsamen, vernünftigen Weg zu finden? Noch problematischer wird es, wenn Mitarbeiter hören, dass ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden sollen, weil sie zu teuer sind. Dies verstärkt die Unsicherheit und trägt nicht zur Motivation bei. Wenn die Wertschätzung für die eigenen Mitarbeiter fehlt, verschärft sich der Fachkräftemangel weiter. Doch es wäre zu einfach, die Verantwortung nur auf externe Faktoren zu schieben. Wir müssen eingestehen, dass auch wir uns von kurzfristigen Hypes haben täuschen lassen und darauf basierend so manche falsche Entscheidung getroffen haben. Der Spruch »Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen« mag witzig klingen, trifft aber leider mehr denn je zu. Doch genau deswegen sind wir uns bewusst, dass wir Szenarien entwickeln und die notwendigen Maßnahmen rechtzeitig umsetzen müssen. 2025 sehen wir daher durchaus positiv. Wir haben die Stellschrauben erkannt, die wir beeinflussen können, und wissen, wann und wie wir diese nachjustieren müssen. Wir freuen uns auf Bauma 2025 und auf die Gelegenheit, gemeinsam mit unseren Stakeholdern und Mitarbeitern die Herausforderungen erfolgreich zu meistern.d

»Werden schwierige Zeiten erfolgreich meistern«

Die schwächelnde wirtschaftliche Lage macht im Jahr 2024 bekanntermaßen auch vor der Baubranche und somit leider auch vor unserer Unternehmensgruppe nicht Halt. Wie alle Wirtschaftsinstitute vermelden, befinden wir uns in Deutschland, Europa und in Teilen sogar weltweit in sehr schwierigen wirtschaftlichen Zeiten. Getrieben von vielen geopolitischen Krisen, den Unwägbarkeiten aufgrund des US-amerikanischen Wahlausgangs und der komplexen innenpolitischen Situation erleben wir in 2024 große Unsicherheit und infolgedessen eine deutliche Kaufzurückhaltung aufseiten unserer Kunden. Insbesondere in unserem Segment der Bauwirtschaft sind sowohl die aktuelle Situation als auch der Ausblick angespannt. Der private Hausbau ist aufgrund hoher Baustoffpreise und Bauzinsen zurückhaltend. Auch die erheblichen Refinanzierungskosten für Maschinen durch nach wie vor hohe Finanzierungszinsen tragen nicht zu einem Investitionsentscheid bei. Jedoch gibt es auch stabile Marktsegmente wie Recycling und Infrastrukturbau. Diese werden auch weiterhin positiv auf den Markt wirken. Bei Robert Aebi haben wir in 2024 insgesamt eine herausfordernde Marktlage erlebt.

Gleichwohl haben wir signifikante Investitionen getätigt, so zum Beispiel in unseren neuen Standort in Nürnberg, aber auch die Entwicklung struktureller Projekte gefördert, die Zukunftslösungen für unsere Kunden versprechen. Vor diesem Hintergrund möchten wir auch unser Engagement im Rahmen der Bauma 2025 als klares Bekenntnis in die Zukunftsfähigkeit unseres Markts einordnen. Wir stehen auch in herausfordernden Zeiten fest an der Seite unserer Kunden und sind davon überzeugt, sie auch weiterhin mit qualitativ hochwertigen Produkten und Lösungen unterstützen zu können. Das gilt für konventionelle, aber immer mehr auch für alternativ angetriebene Maschinen. Schon heute können unsere Kunden bei uns als Volvo-Vertragspartner auf die größte Palette kommerziell verfügbarer E-Maschinen in der Branche zurückgreifen. Gleichzeitig bieten wir unseren Kunden dank der Handelspartnerschaft mit Ammann ein deutlich erweitertes Portfolio. Mit den ABG-Straßenfertigern sowie den Ammann Asphaltwalzen sind wir ein hochattraktiver Partner in unserem süddeutschen Vertriebsgebiet. Selbstverständlich werden wir uns der aktuellen Marktsituation anpassen müssen, denn diese ist getrieben von Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Wir sind dennoch zuversichtlich, dass sich unsere gesteigerte Portfolio-Vielfalt gepaart mit unseren exzellenten Serviceleistungen positiv auf den unterjährigen Geschäftsverlauf in 2025 auswirken werden. Insofern lässt sich sagen: Ja, es sind schwierige Zeiten, aber wir haben solche schon während der Wirtschaftskrise in 2009 und der Coronajahre erfolgreich gemeistert. Es wird uns erneut gelingen. d

»Müssen uns an Rückkehr zum Normalniveau gewöhnen«

Das Jahr 2024 brachte zahlreiche Herausforderungen mit sich. Der Markt stand weiterhin unter erheblichem Druck, bedingt durch die hohen Preissteigerungen der letzten drei Jahre und die anhaltend hohen Zinsen, die sowohl die Baukonjunktur als auch die allgemeine Investitionsbereitschaft spürbar dämpften. Zusätzlich belasteten die Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung und die Unsicherheiten durch unklare politische Verhältnisse die wirtschaftliche Entwicklung.

Trotz dieser negativen Einflüsse ziehe ich insgesamt eine positive Bilanz. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die vergangenen Jahre außergewöhnlich stark waren und wir uns an eine Rückkehr zu einem »normalen Niveau« gewöhnen müssen.

Die Prognose für 2025 bleibt schwer einschätzbar. Wesentliche Faktoren werden das Ergebnis der Bundestagswahl, die Entwicklung der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die potenziellen Auswirkungen der Amtseinführung von Donald Trump auf Europa sein. Für die ersten beiden Quartale des Jahres erwarte ich keinen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Ich gehe aber davon aus, dass sich in der zweiten Jahreshälfte ein positiver Trend abzeichnen wird.d

»Geopolitische Planungssicherheit als Taktgeber für neuen Aufschwung«

Das Jahr 2024 war für Webasto und die deutsche Industrie von zahlreichen Herausforderungen geprägt. Die verzögerte Transformation zur E-Mobilität, geopolitische Spannungen und steigende Kosten für Material, Energie und Logistik haben auch uns stark beeinflusst. Um diesen Krisen und Unsicherheiten zu begegnen, haben wir im Frühjahr 2024 ein umfassendes Optimierungsprogramm gestartet, das bereits erhebliche Fortschritte gebracht hat. Webasto ist heute profitabler und finanziell widerstandsfähiger. Mit Blick auf 2025 werden wir unseren strikten Sparkurs fortsetzen und notwendige Anpassungen in unserer Organisationsstruktur weiter vorantreiben.

Durch gezielte Investitionen und Innovationen in den Bereichen Dachsysteme, Batterien und Heizgeräte wollen wir unsere Marktposition stärken und nachhaltiges Wachstum fördern. Diese strategischen Maßnahmen sind besonders wichtig, da der globale Trend zur Mobilitätswende ungebrochen bleibt. Besonders im Bereich der gewerblichen Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen, wie sie in der Baubranche genutzt werden, sehen wir großes Potenzial, die Treibhausgasemissionen durch Elektrifizierung der Flotten signifikant zu senken. Auch im Bereich der konventionellen Klimatechnik, also bei Luft- und Wasserheizungen sowie Kühllösungen, begleiten wir zahlreichen Aus- und Umrüstungsprojekte in der Baubranche, die uns einen vielversprechenden Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Mobilität bieten. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Zulieferer zu sichern, sind gezielte Investitionen in die Infrastruktur seitens der Regierung nötig, um die Logistikkosten zu senken. Zudem braucht es Förderprogramme für Forschung und Entwicklung. Eine stabile und verlässliche Energiepolitik ist notwendig, um die Kosten für Energie langfristig zu stabilisieren und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Politik können wir die Herausforderungen meistern und die deutsche Industrie zukunftsfähig machen. d

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