Dieser Tage überschlagen sich die Dinge: Abseits eines neu gewählten US-Präsidenten verlangt eine gescheiterte Ampelregierung nach Neuwahlen, während die Baubranche vor Problemen steht, die sie ohne politisches Zutun kaum meistern kann. Und obwohl das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel vor der Tür stehen, will sich das mit der besinnlichen Ruhe nicht so recht einstellen. Denn: Uns steht ein gigantisches Bauma-Jahr 2025 bevor. Im Rahmen der Rubrik »Klartext« wollte bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst von Geschäftsführern und Branchengrößen wissen, wie sie die aktuelle Situation beurteilen und ob sich angesichts der vielen offenen Fragen eine halbwegs verlässliche Prognose für das kommende Geschäftsjahr wagen lässt.
In unruhigen Zeiten lohnt der gelegentliche Blick auf das große Ganze: Tatsache ist, dass die Baubranche ein goldenes Jahrzehnt hinter sich hat – die Auftragslage war, ebenso wie der Bedarf an Maschinen, Anbaugeräten, Baumaterial und Dienstleistungen, schlichtweg gewaltig. Mit der darauf folgenden Corona-Pandemie sowie Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten ist letztlich aber vieles in Schieflage geraten: Hohe Material-, Energie- und Transportkosten, steigende Inflation und wegbrechende Märkte waren die Folge. Und auch auf dem politischen Parkett hat sich mit dem unrühmlichen Ende der Ampel-Koalition hierzulande eine zunehmende Instabilität gebildet. Spürbar wurde das in diesem Jahr insbesondere im Wohnungsbau: Trotz des großen Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum sind viele Investoren verunsichert worden. Zurückführen lässt sich das auf teure Kredite und zu hohe Baukosten. Im öffentlichen Bau sieht es ähnlich aus. Obwohl viele Straßen, Schienen und Brücken saniert oder neu gebaut werden müssen, werden viele Projekte auf die lange Bank geschoben. Zum einen, weil die Ampelregierung mit Milliardenlöchern in der Haushaltsplanung zu kämpfen hatte, zum anderen, weil das Geld an anderer Stelle fehlt.
Die Verbände bemängeln außerdem die langwierigen Vergabeprozesse und fordern den zügigen Bürokratieabbau. In der neuen Ausgabe von »Klartext« beziehen Branchengrößen und -kenner klare Position zur aktuellen Lage und zeichnen gleichzeitig ein Bild vom kommenden Geschäftsjahr, das in vielerlei Hinsicht mit der Bauma 2025 in München verknüpft ist. Diesmal mit dabei sind Steffen Günther (Liebherr), Matthias Mähler (LiuGong Deutschland), Martin Werthenbach (Hydrema), Sven Brookshaw (Moerschen Mobile Aufbereitung) sowie Rainer Schrode (MTS Schrode), Uwe Wirth (Praxis EDV), Armin Süß (Robert Aebi) und Jörg Hornung (Webasto). In einer Hinsicht dürften sich alle einig sein: Man begegnet unruhigen Zeiten lieber mit Besonnenheit statt mit Sorge. Aktuell setzen die Unternehmen der Bau- und Baumaschinenbranche auf ihre Weitsicht, einhergehend mit der Tatsache, dass viele Unternehmen in den vergangenen Jahren stark in ihre Standorte, Fertigungen sowie Serviceleistungen investiert haben. Gleichwohl, so die Ansicht vieler, brauche es innovative Lösungen, die gerade mit Blick auf die bevorstehende Bauma erneut in den Mittelpunkt rücken dürften. Grundsätzlich herrscht die Meinung vor, »ranzuklotzen«, statt zu jammern, und sich auf das zu besinnen, was die Branche schon immer am besten konnte – nämlich mit- und weiterdenken. Deutlich ist allerdings auch geworden, dass man sich Antworten aus Berlin erhofft und auf eine neue Bundesregierung setzt, die endlich einen klaren Fahrplan vorlegt, um den Wirtschaftsstandort Deutschland voranzubringen und gezielte Unterstützung für die Baubranche zu liefern.d