Bornit: Auch nach 150 Jahren gehen die Ideen nicht aus

Mit dem Ausbessern von Schlaglöchern und Rissen kennt sich Bornit aus. Als Industrieunternehmen mussten die Zwickauer in den letzten eineinhalb Jahrhunderten aber auch schon ganz andere Unebenheiten überwinden: In diesem Jahr hat der Hersteller für Bauchemie-Produkte, die auch im Straßenbau eingesetzt werden, sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert und blickt damit auf bewegende Augenblicke zurück, die geschichtlich, politisch aber auch firmenintern für viele Veränderungen gesorgt haben. Was genau das sächsische Traditionsunternehmen in dieser Zeit bewegt hat und wohin die Reise in Zukunft gehen soll, darüber hat Geschäftsführer Frank Metzner (54) mit bauMAGAZIN-Redaktionsmitglied Dan Windhorst gesprochen.

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bauMAGAZIN: Herr Metzner, können Sie mit Blick auf das 150-jährige Firmenjubiläum die Meilensteine des Unternehmen nennen?

Frank Metzner: Zwischen damals und heute liegt nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geschichte: Sie müssen bedenken, das Unternehmen wurde gegründet, bevor das erste Auto erfunden wurde. Seit 1868 hat Bornit, damals noch die Zwickauer Dachpappen- und Asphaltfabrik, zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise durchgestanden, danach die Mangelwirtschaft während der DDR-Zeit mit der Verstaatlichung und Umfirmierung des Unternehmens. 1990 kam die politische Wende und damit die Reprivatisierung mit den neuen Anforderungen der Marktwirtschaft – das alles hat Bornit überlebt. Und darauf sind wir, nicht zuletzt auch anlässlich unseres 150-jährigen Bestehens, sehr stolz.


bauMAGAZIN: Bornit existiert bereits in fünfter Familiengeneration: Marcus Aschenborn ist heute Anteilseigner und als ­Marketingleiter bei Bornit tätig, während Sie 2008 die Geschäftsleitung übernommen haben: Wie viel vom alten »Aschenborn-Geist« schlummert noch im Unternehmen?

Metzner: Jede Menge. Der »Geist«, von dem Sie da sprechen, ist auch heute noch bei uns zu spüren. Marcus Aschenborn ist nicht nur Anteilseigner, sondern direkt im Unternehmen tätig und das hat eine familiäre Bindung untereinander geschaffen. Wir haben seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis und das gleiche Ziel, das Unternehmen und die Marke weiter zu stärken. Die »Aufstehmentalität« der Gründerfamilie Aschenborn ist auch heute noch vorhanden und hat zusammen mit der Stärke unseres Konzerns unser heutiges Profil geprägt.

bauMAGAZIN: Im Vorjahr haben Sie das neue »Bitumen-Fugenband 7 KSK« für den Straßenbau vorgestellt (das bauMAGAZIN berichtete in Heft11/17, Seite 44): Wie ist die Reaktion Ihrer Kunden ­darauf?

Metzner: Das Produkt weist besondere Qualitäten auf, die den Einbau vereinfachen. Mit der bisherigen Kundenresonanz können wir sehr zufrieden sein. Im vergangenen Jahr sind bereits mehr als 60 km des neuen Fugenbands verarbeitet worden. Aber eine solche Neueinführung ist immer weitreichend und natürlich mit einem großen Vertriebsaufwand verbunden. Es gab in den vergangenen Monaten zum Beispiel viele Vorführungen: Wir waren bei unseren Kunden und haben uns die Einsatzbereiche der Verarbeiter genau angeschaut.

bauMAGAZIN: Können Sie näher erläutern, welche die wichtigsten Produkt-Segmente für Bornit sind?

Metzner: Der Hauptanteil unseres Geschäfts ist bei den Bautenschutzprodukten angesiedelt. Das beinhaltet unter anderem die Bereiche Dachsanierung, Fundamentabdichtung und Fugendichtstoffe. Insgesamt macht der Bautenschutz rund 65 % aus. Der Rest ist auf den Straßenbau ausgerichtet und beinhaltet zum Beispiel Bitumenemulsionen, Asphaltreparaturmaterial sowie Polymerbitumenbänder zur Abdichtung von Rissen oder Herstellung von flexiblen Asphaltverbindungen. Die Produktpalette ist groß – wichtigste Sparte ist und bleibt aber das komplette Bitumen-Segment.

bauMAGAZIN: Laut Website werden über 40 % Ihrer Gesamtproduktion exportiert: Welches sind die wichtigsten Export­länder und gibt es Märkte, die Bornit neu erschließen will?

Metzner: Natürlich sind neue Märkte immer das Ziel. Und wir haben in den vergangenen Jahren eine gute Entwicklung erlebt. Insbesondere in den angrenzenden Ländern wie Polen und Tschechien haben wir uns weiter etabliert. Für die Zukunft sind für uns vor allem die Märkte in Nord- und Ost­europa interessant. Derzeit wichtigste Exportländer sind aber nach wie vor Österreich und die Schweiz.

bauMAGAZIN: Welche Erwartungen haben Sie auf dem deutschen Markt?

Metzner: In Deutschland verkaufen wir unsere Produkte vor allem über den Baustoff-Fachhandel, der bundesweit stark angesiedelt ist. Ein ganz klares Ziel ist, die Marke Bornit dort als Bitumenprofi weiter zu stärken. Dafür sind wir seit vielen Jahren bekannt. Dazu kommt, dass wir für unsere modernen und umweltschonenden Bitumen-Produkte auch in Zukunft große Marktchancen sehen. Der Bedarf ist hoch und die chemisch-physikalischen Grundeigenschaften von Bitumen ermöglichen es uns, hochwertige Bauprodukte zu einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis herzustellen. Im Übrigen gehören die Unternehmen unseres Konzernverbundes, der Basalt AG, in Deutschland derzeit zu den größten Verarbeitern und Anbietern von Bitumen- und Asphaltprodukten – und das wollen wir auch bleiben.

bauMAGAZIN: Der Bund stellt in den nächsten Jahren signifikant mehr Geld für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur wie dem Straßenbau zur Verfügung. In welchem Maße kann Bornit davon profitieren?

Metzner: In Deutschland muss in den nächsten Jahren viel getan werden, um die Infrastruktur zu modernisieren. Allein im Straßenbau wurde in den letzten Jahren viel zu wenig investiert, sodass es einen hohen Nachholbedarf gibt. Seien es marode Brücken oder baufällige Straßen – an Arbeit wird es in der nächsten Zeit sicherlich nicht mangeln. Und wir sind optimistisch, dass wir von den zusätzlichen Investitionsmitteln auch etwas abbekommen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man sich das politische Ziel »Erhalt vor Neubau« gesetzt hat. Damit wird die Reparatur und Sanierung von Verkehrsflächen weiterhin ein wichtiges Thema sein und genau da setzen wir mit unserem Produktprogramm an.

bauMAGAZIN: Seit 2012 wurde die Lagerkapazität an Ihrem Hauptstandort erhöht, 2014 folgte die Neugestaltung des Verwaltungsgebäudes in Zwickau, 2017 dann die Inbetriebnahme und Erneuerung von Verpackungsanlagen, Lagertanks und Produktionshallen: Sind weitere Investitionen geplant?

Metzner: Wir investieren jährlich und damit fortlaufend in das Unternehmen. Mal sind es grundlegende Erweiterungen, mal aber auch wichtige Ersatzinvestitionen. So zum Beispiel in moderne Energiekonzepte oder Investitionen in den Umweltbereich. Es wurden und werden immer wieder Anpassungen von Anlagen und Fertigungstechnik vorgenommen. Mittlerweile sind wir auf einem guten Stand – das Ende der Fahnenstange ist aber nie erreicht. Intern existiert ein strikter Plan, durch den die Weiterentwicklung von Bornit klar fixiert ist. Dazu muss man sagen, dass die Anteilseigner zu jedem Zeitpunkt auch immer die Mittel zur Verfügung gestellt haben, damit man sich weiterentwickeln kann. Und das zeugt von Mut und Vertrauen in unsere Zukunft – für die Geschäftsleitung ist das außerdem eine ganz wichtige Stütze. Denn letztlich dürfte eben diese Investitionsbereitschaft der Grund dafür sein, warum Bornit heute wirtschaftlich so gut dasteht.    

bauMAGAZIN: Als die Dachpappen- und Asphaltfabrik 1868 gegründet wurde, war das Auto, wie Sie eingangs bereits angedeutet haben, noch nicht einmal erfunden. Seitdem musste sich das Unternehmen immer wieder neu erfinden und hat dabei einige zukunftsweisende Produkte entwickelt. Wo sehen Sie Bornit aber in zehn Jahren?

Metzner: Ganz ehrlich: Unser wichtigstes Anliegen ist es, einen Stillstand zu vermeiden. Natürlich ist es immer einfach, sich das gemachte Nest zu erhalten. Aber wir müssen die Bautrends genau beobachten und sehen, was forciert wird. Besonders unsere Branche unterliegt vielen Veränderungen, vor allem im Bereich der Gesetzesänderungen. Allein das stetig wandelnde Chemikalienrecht sowie der Trend hin zum verstärkten Umweltschutz sind extrem wichtige Bestandteile unserer Entwicklung. Dazu kommt, dass wir mit vielen unserer Produkte länderspezifisch denken müssen. Auch die Weiterentwicklung und Neuorientierung bei der Entstehung neuer Produktreihen ist ein lohnender Aspekt. Vergessen darf man in diesem Zusammenhang aber auch nicht das Unternehmen selbst: Wir haben viele gute Mitarbeiter und eine tolle Unternehmensstruktur geschaffen – und ohne das würde sich der Gedanke an die nächsten zehn Jahre gar nicht stellen. Ich bin jedenfalls optimistisch, dass wir dem Markt auch in den nächsten Jahren viele Impulse geben können und uns in unserem Kerngeschäft weiter etablieren.    ™

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