Es war noch nie ein Zeichen von besonderer Weisheit »alle Eier in einen Korb« zu legen – das lehrt eine alte Börsenweisheit. Und dies gilt besonders in Krisenzeiten: Mehr denn je gilt es, die eigene Liquidität zu erhalten und die Fremdkapitalaufnahme auf mehrere Quellen zu verteilen, um sich unabhängiger von einzelnen Finanzpartnern zu machen. Versiegt eine Finanzierungsquelle, können andere die Rettung sein. Dazu sollten neben der Kreditlinie bei der Hausbank auch Leasing-Lösungen oder Factoring, also der Verkauf von Kundenforderungen, in Betracht gezogen werden.
Liquidität ist in Forderungen gebunden
»Factoring bietet vor allem die Gewissheit, dass der Kunde in der Lage ist, den Auftrag zu bezahlen, und dass der Auftrag in Liquidität umgewandelt werden kann«, sagt abcfinance-Geschäftsführer Stephan Ninow. »Die obligatorische Bonitätsprüfung und der 100 %-ige Ausfallschutz durch den Factoring-Anbieter führen dazu, dass der Unternehmer diese Punkte gedanklich abhaken kann – zu jeder Zeit.«
Doch viele würden bisher das Liquiditätspotenzial von Forderungen unterschätzen, wie bereits eine Umfrage von Ende 2019 belegt habe (das bauMAGAZIN berichtete in Heft 3/20, Seite 119). Darin zeigte sich, dass nur wenige mittelständische Unternehmen bis dahin die in Forderungen gebundene Liquidität aktiv steuerten. Stattdessen nutzten sie mehrheitlich passive Instrumente, wurden erst dann tätig, wenn Forderungen bereits überfällig waren.
Gesunde Kundenstruktur pflegen
Ein weiterer Vorteil von Factoring: Die Bonität von Neu-, aber auch von Bestandskunden wird regelmäßig überprüft. Wer gestern noch pünktlich seine Rechnungen bezahlt hat, kann das heute unter Umständen nicht mehr. Damit erhält Factoring eine Frühwarnfunktion.
Auch die Rechnungsempfänger können profitieren, denn das rechnungsstellende Unternehmen kann durch Factoring unter Umständen Zahlungsziele anbieten, die es ohne den Forderungsverkauf möglicherweise nicht hätte gewähren können. Der Zeitvorteil für den Zahlungspflichtigen kann wiederum zum Kriterium werden, das einen wichtigen Auftrag erst sichert.
Gestärkt durch den Abschwung kommen
Stephan Ninow rät: »Die Erfahrungen aus der Krise ab 2009 haben gezeigt, dass Unternehmen, die sich strategisch gut auf Abschwungszenarien vorbereitet hatten, deutlich widerstandsfähiger durch die Verwerfungen gekommen sind.« Den Kopf in den Sand zu stecken und auf ein baldiges Ende der Pandemie zu hoffen, seien laut dem Experten für Unternehmensfinanzierung keine Optionen. Sobald der Geschäftsbetrieb wieder anlaufe, werde Liquidität für notwendige Anschub- und Ausrüstungsinvestitionen benötigt. t