Zwei Großprojekte in Wien mit Prestige-Faktor: der »Campus WU« und der neue Hauptbahnhof

Lesedauer: min

Im Zentrum des als »Campus WU« bezeichneten Projekts Neue Wirtschaftsuniversität Wien (WU) steht das vom vielfach preisgekrönten Büro »Zaha Hadid Architects« entworfene »Library und Learning Center« (LLC). Dieses physisch dominante, mit markanten Fassadenneigungen gestaltete Gebäude soll internationale Signalwirkung auslösen und die Attraktivität des Forschungsstandortes Wien symbolisieren. Das LLC kombiniert zentrale Funktionen des Studiums und ist gleichzeitig Bibliothek und Servicecenter, Arbeitsplatz und Lounge, Kommunikationsraum und Verkehrsknotenpunkt.


»Das LLC ist Herz und Seele der neuen Wirtschaftsuniversität«, sagte Christoph Sommer, einer der Geschäftsführer der von der Bundes-Immobilien-Gesellschaft (BIG) und der WU gegründeten Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität Wien Neu, die dieses Bauprojekt verantwortet. »Beim Bau dieser größten Wirtschaftsuniversität Europas realisieren wir ein komplett neues Konzept, das in den Bereichen Kommunikation, Flexibilität und Funktionalität Maßstäbe setzt.« Dem LLC angeschlossen sind fünf weitere Gebäudekomplexe, für deren Design renommierte Architekturbüros aus Österreich, Spanien, Großbritannien und Japan verantwortlich sind.


Die Baustelle ist unterteilt in drei Bereiche – Ost, Mitte und West –, die über eine Baustraße verbunden sind. Nachdem 260000 m³ Erdmaterial ausgehoben und die 7 m tiefe Baugrube fertiggestellt waren, starteten im Herbst 2010 die Hochbauarbeiten mit dem LLC. Im Verlauf der voraussichtlich bis Herbst 2013 andauernden Bauarbeiten werden von durchschnittlich 500 Arbeitern 15000 t Bewehrung und 150000 m³ Beton verarbeitet.

Bis zu 14 Krane im Einsatz


Um jederzeit maximale Verfügbarkeit, minimale Stillstandzeiten und kompetente Betreuung sicherzustellen, wurde der Kran-Komplettservice von Liebherr einbezogen. Die aus vielen Großprojekten erfahrenen Spezialisten unterstützen den Baufortschritt mit Dienstleitungen rund um den Kraneinsatz. Hierzu gehören Projektierung, Transportplanung, Behördengänge, montagegerechte Verladung, Mobilkranplanung, Montage, Kranabnahme und Demontage. Als Resultat der Projektierung kommen die Liebherr-Kransysteme EC-B und EC-H zum Einsatz. Aufgrund der strikt modularen Bauweise dieser Kranbaureihen lässt sich jeder Kran optimal an die Baustellenanforderungen anpassen. Die Module Unterwagen, Turmstücke, Übergangsstücke, Auslegersegmente und Antriebe können in beliebiger Kombination verwendet werden. Der zu Beginn der Hochbauphase errichtete Kranpark am Campus WU umfasst insgesamt zwölf Liebherr-Krane. Sechs Geräte vom Typ 280 EC-H 12 Litronic wurden mit Hakenhöhen zwischen 31,3 m und 68,6 m errichtet und bieten Ausladungen von 60 m bis 70 m. Sechs weitere Krane aus der Baureihe der Flat-Top-Krane – fünf 250 EC-B 12 Litronic und ein 280 EC-B 12 Litronic – sind vertikal in Hakenhöhen zwischen 35,8 m und 69 m gestaffelt, ihre Drehradien liegen zwischen 50 m und 65 m. Für alle zwölf Krane wurden Turmstücke des Typs 256 HC verwendet, wobei die vier höchsten Krane des Parks mit Hakenhöhen über 60 auf einem verstärkten 12,4 m hohen Grundturmelement stehen.

Hohe Umschlagleistung


Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden im Spätsommer 2011 zwei zusätzliche Turmdrehkrane der Typen 200 EC-B und 154 EC-H 6 Litronic eingesetzt. Diese Geräte bieten 32 m bzw. 38 m Hakenhöhe und 50 m bzw. 45 m Ausladung. Alle am Campus WU eingesetzten Liebherr-Krane sind für hohe Umschlagleistung ausgelegt; so bieten die beiden reichweitenstärksten Krane bei 70 m Ausladung noch Traglasten von bis zu 3000 kg.Auch beim Neubauprojekt »Hauptbahnhof Wien«, eine der bedeutendsten Infrastrukturmaßnahmen in Österreich, sind zahlreiche Liebherr-Maschinen und -Krane im Einsatz. Auf einer Gesamtfläche von 109 ha entsteht ein neuer Durchgangsbahnhof modernster Ausprägung, der eingebettet ist in ein neues Stadtviertel. »Insgesamt werden in dieses Projekt rund vier Milliarden Euro investiert«, sagte Dr. Karl-Johann Hartig, Projektleiter bei der ÖBB. »Rund 100 km neue Schienen und 300 modernste Weichen machen den neuen Hauptbahnhof zu einem hochleistungsfähigen Verkehrsknoten, mit dem der Wirtschaftsstandort Wien eine schnelle und leistungsstarke Verbindung zu den wichtigsten Märkten Europas erhält.«

5000 neue Wohnungen


Herzstück des neuen Hauptbahnhofs ist eine 100 m lange und 25 m breite Halle. Eine fast gleich große Verbindungshalle mit direkten barrierefreien Zugängen zu den Bahnsteigen stellt kurze, komfortable Wege für die Reisenden sicher. Visueller Blickfang ist ein großes, modern gestaltetes Dach, das fünf Inselbahnsteige mit zehn Gleisen überspannt. Unter dem Gleisgeschoss wird auf zwei Ebenen rund 20000 m² Nutzfläche für ein attraktives Gastronomie-, Handels- und Dienstleistungszentrum geschaffen. Ein Stockwerk darunter entsteht eine Garage für mehr als 600 Autos. Die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs erstrecken sich über eine Länge von 6 km. Der neue Hauptbahnhof, der den bisherigen Südbahnhof ersetzen wird, prägt das Stadtbild und auch die umliegenden Gebiete werden von dieser Entwicklung beeinflusst. Es entstehen 5000 neue Wohnungen für rund 13000 Menschen. Neugeschaffene Büroflächen summieren sich auf 550000 m². Mit angeschlossenen großzügigen Grünflächen, einer Vielzahl von Sozial- und Bildungseinrichtungen, optimaler Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und einem dichten Netz an Rad- und Fußwegen bildet sich eine Stadt in der Stadt, die hohe Lebensqualität für eine Wohn- und Arbeitsbevölkerung von rund 30 000 Menschen bietet. Im Sommer 2011 begann die Endphase der Bauarbeiten des Bahnhofes. Über 45000 m³ Beton flossen alleine in die Bodenplatte des rund 34000 m² Grundfläche umfassenden Bahnhofes. Um diesen enormen Bedarf an Qualitätsbeton bedarfsgerecht decken zu können, produzierte die baustelleneigene Liebherr-Betonmischanlage Betomix 3,0 bis zu 180 m³ Beton pro Stunde. Für große Bauteile wurden Ausstoßleistungen von bis zu 1200 m³ Beton pro Tag realisiert. Als Hebezeuge kamen bei den Hochbauarbeiten bis zu neun Liebherr-Turmdrehkrane vom Typ 280 EC-H 12 Litronic zum Einsatz. Sie stehen für hohe Umschlagleistung und können mit maximaler Ausladung von 75 m eingesetzt werden. Sie erreichen dabei Traglasten bis 2 800 kg an der Spitze. Unterstützend wurden zwei Schnelleinsatzkrane 42 KR.1 auf Raupenunterwagen eingesetzt.Je nach Bedarf fuhren diese Schnelleinsatzkrane mit ihrem kompakten Raupenunterwagen zum gewünschten Einsatzort. Großer Vorteil dieser Art von Kranen ist, dass sie auch stehend verfahren werden können. Dies spart Kosten und Zeit, da Montage und Demontage entfallen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese Raupenkrane mit ihrem Stromaggregat autark betrieben werden können. Sie erreichen durch diese Unabhängigkeit eine hohe Mobilität auf der Baustelle.

Teilinbetriebnahme schon 2012


Die Rohbauarbeiten sollen im Spätherbst 2011 abgeschlossen sein. Nach Fertigstellung der Innenausbauten soll im Dezember 2012 die Teilinbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs erfolgen, die komplette Fertigstellung ist für Ende 2014 vorgesehen. Das gesamte Bahn-Infrastruktur­projekt soll 2015 abgeschlossen sein.


Von Michael Wulf

[1]
Socials