»XPower ist mehr als ein neuer Radlader«

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Martin Gschwend bezeichnete in der Zentrale von Liebherr Great Britain in Biggle­swade XPower als »ein ganzheitliches, innovatives Maschinenkonzept« für die Radlader L 550 bis L 586, also für die gesamte Palette der großen Liebherr-Radlader mit Standard-Schaufelgrößen von 3,2 m³ bis 6 m³. Herzstück des neuen Maschinenkonzepts ist der leistungsverzweigte, Stufe IV/Tier 4 final konforme XPower-Antriebsstrang. »Die Entwicklungsarbeit verfolgte die Leitlinien Treibstoffeffizienz, Robustheit, Leistungsstärke und Komfort«, sagte Gschwend. »Das Liebherr-Werk in Bischofshofen hat die neuen Radlader härter, ausgiebiger und umfassender getestet als je zuvor. Die Testeinsätze waren enorm vielseitig. So etwa setzten wir unsere Test-Radlader in diversen Steinbrüchen, Sägewerken, Recyclingunternehmen sowie in einer Kompostieranlage ein. Darüber hinaus verluden die Testmaschinen Schlacke in einem Stahlwerk und Kohle in einem Hafen. Vom klassischen Rückverladeeinsatz bis zum kundenspezifischen Spezialeinsatz wurden sämtliche Belastungen erprobt.«

 

Innovatives Antriebskonzept

Als »besonders robust« bezeichnete Martin Gschwend den leistungsverzweigten, Stufe IV/Tier 4 final konformen XPower-Antriebsstrang, der zudem durch Leistungsstärke und Treibstoffeffizienz überzeuge. Das innovative Antriebskonzept kombiniere den hydrostatischen mit dem mechanischen Antrieb. »Der hydrostatische Antrieb ist die effizienteste Antriebsart bei der Materialaufnahme und beim Transport auf kurzen Strecken. Der mechanische Antrieb ist am sparsamsten und kraftvollsten bei langen Distanzen und Bergfahrten.«

Das bedeutet, dass sich beim neuen Liebherr-XPower Fahrantrieb die Leistung durch die Interaktion zweier Antriebspfade entfaltet. Leistung und Drehmoment des Dieselmotors werden immer auf beide Pfade aufgeteilt. Somit wird die Belastung auf beide Antriebswege verteilt. Dadurch hätten die Bauteile eine wesentlich höhere Lebensdauer und Maschinenführer könnten ohne Unterbrechungen arbeiten und die Einsatzsicherheit steigt.

Mit den XPower-Radladern vollziehe Liebherr den nächsten Schritt in der Radlader-Antriebstechnologie, betonte Martin Gschwend. Die Leistungsverzweigung sei bei Radladern allgemein anerkannt das Antriebskonzept der Zukunft. So sei bei der Entwicklung des XPower-Fahrantriebs die jahrzehntelange Erfahrung von Liebherr mit hydrostatischen Antriebskonzepten ein wesentlicher Erfolgsfaktor gewesen. »Das leistungsverzweigte Getriebe unserer XPower-Radlader ist verantwortlich für die Kombination der beiden Antriebsarten. Es arbeitet variabel und regelt das Mischverhältnis der beiden Antriebspfade stufenlos – ohne spürbare Schaltvorgänge und ohne Zugkraftunterbrechung. So passt sich die Leistung des Radladers immer den spezifischen Anforderungen des jeweiligen Einsatzes an. Die Maschine wird stets mit maximaler Leistung und Effizienz angetrieben und sorgt so für maximale Produktivität.«

 

Serienmäßig verbaut

Als Entwicklungspartner des Getriebeherstellers habe die Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH ihre jahrzehntelange Erfahrung bei der Entwicklung von Radladern aktiv in die Neuentwicklung der XPower-Generation mit einbringen können, so Martin Gschwend, damit das leistungsverzweigte Getriebe bestmöglich für die Anforderungen des neuen XPower-Fahrantriebs entwickelt werden konnte. Da Liebherr den leistungsverzweigten Fahrantrieb serienmäßig verbaut, habe man alle weiteren Komponenten der XPower-Radlader ideal auf das neue Antriebskonzept abstimmen können.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei das bewährte System Liebherr-Power-Efficiency (LPE). Dessen wichtigste Komponenten wie Dieselmotor, leistungsverzweigtes Getriebe und Arbeitshydraulik werden durch LPE proaktiv und in Echtzeit optimal aufeinander abgestimmt. Das erzeuge bei der XPower-Generation den hohen Wirkungsgrad und herausragende Treibstoffeinsparungen, so Martin Gschwend. »Unsere Vergleichstests haben ergeben, dass XPower Radlader im Vergleich zu herkömmlich angetriebenen Radladern um bis zu 30 % weniger Treibstoff benötigen. Für die Betreiber bedeutet dies natürlich erhebliche Betriebskosteneinsparungen.«

 

Effiziente Abgasnachbehandlung

Die neuen Großradlader schonten die Ressourcen nicht nur durch ihren geringen Treibstoffverbrauch, erläuterte Martin Gschwend weiter. »Die SCR-Technologie ermöglicht eine effiziente Abgasnachbehandlung und verringert den Schadstoffausstoß. Zudem haben die neuen Radlader nahezu keinen Bremsverschleiß, da der XPower-Fahrantrieb selbstständig mitbremst und die Betriebsbremse nur unterstützend wirkt. Der Reifenverschleiß wird um bis zu 25 % gesenkt, weil die stufenlose Zugkraftregulierung in Kombination mit dem automatischen Selbstsperrdifferenzial ein Durchdrehen der Räder verhindert.«

Um die Produktivität der XPower-Radlader weiter zu erhöhen, könne man bei den Modellen L 550, L 556, L 566 und L 580 ohne Aufpreis ­zwischen Z-Kinematik und Industriekinematik wählen, so Martin Gschwend. Die überarbeitete Z-Kinematik biete bis zu 20 % höhere Ausbrechkräfte im Vergleich zur Vorgängergeneration. Dadurch könne ein XPower-Radlader im Vergleich zu seinem Vorgänger größere Lasten bewegen. Sie verfüge über enorme Kraft in den unteren Hubgerüstpositionen und eigne sich bestens für Einsätze beispielsweise in der Gewinnung, bei denen Material aus dem Haufwerk herausgebrochen werden muss.

 

Hubgerüst optimiert

Die als Option preisneutral verfügbare Industrie­kinematik biete ein hohes Drehmoment in den oberen Hubgerüstpositionen und ermögliche es, die Last über den gesamten Hubbereich ohne ­nachsteuern zu bewegen. »Mit dieser Wahlmöglichkeit lassen sich die XPower-Radlader individuell und ohne Mehrpreis perfekt für entsprechende ­Einsätze konfigurieren.« Passend zu den Optimierungen am Hubgerüst habe man das Schaufeldesign nach den neuesten Erkenntnissen über­arbeitet sowie Schaufelaufbau und Lagerungen verstärkt. Als Ergebnis können, je nach Maschinentyp, zwischen 0,2 m³ und 0,5 m³ größere Standardschaufeln angebaut werden. Damit erziele der Betreiber eine höhere Umschlagsleistung und erhöhe so die Produktivität.

Nicht nur die innovative Technologie der XPower-Radlader, sondern auch das Design unterscheide sich deutlich von herkömmlichen Radladern, erläuterte Martin Gschwend. »Bei der Design­entwicklung standen neben einem kraftvollen Erscheinungsbild vor allem Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit im Fokus«, sagte er und verwies unter anderem auf die taillierte Motorhaube, die dem Fahrer ideale Sichtverhältnisse nach hinten ermögliche und so die Sicherheit im Nahbereich des Radladers erhöhe. Schwere Komponenten wie der Motor wurden ganz hinten im Heck verbaut. Dadurch verlagere sich der Schwerpunkt hinter die Hinterachse, sodass auf zusätzlichen Ballast verzichtet werden kann, so Martin Gschwend. »Diese ideale Gewichtsverteilung führt zu hohen Kipplasten und zu mehr Umschlagleistung pro Betriebsstunde.«

 

Auf Komfort großen Wert gelegt

Raffinierte Details erleichterten zudem die Servicearbeiten für den Maschinenführer. Auch habe man größten Werte auf Komfort für den Fahrer gelegt und wolle mit der Kabine neue Maßstäbe setzen. Anzeigen, Bedienelemente und Fahrersitz bilden eine ergonomische Einheit und können auf die Bedürfnisse des Fahrers eingestellt werden. Mit dem mitschwingenden Liebherr-Bedienhebel, der serienmäßig im Fahrersitz integriert ist, lassen sich Arbeits- und Fahrfunktionen präzise und intuitiv steuern. Die Lenksäule ist dreifach verstellbar und fördert ein ergonomisches Arbeitsumfeld.

Die größeren und weiter nach unten gezogenen Glas- und Fensterflächen der Komfortkabine verbessern die Sichtverhältnisse nach allen Seiten. Die serienmäßige Liebherr-Rückfahrkamera ist in das Touchscreen-Display integriert. »Diese Maßnahmen sorgen, gemeinsam mit dem schlanken Design der Motorhaube und der Positionierung des Kühlerpaketes hinter der Kabine, für eine hervorragende Rundumsicht und damit für höchste Sicherheit für Mensch und Maschine«, so Martin Gschwend.

 

Europa-Einführung zur Bauma 2016

Die neue Radlader-Generation XPower ist für Länder entwickelt worden, in denen die Abgasstufe IV/Tier 4 final gilt. Deshalb werden die Maschinen zunächst nur in der EU, in der Schweiz und in Norwegen, in den USA, in Kanada, in Australien und in der Türkei verfügbar sein. Die Einführung der XPower-Radlader in Europa ist laut Martin Gschwend zur Bauma im kommenden Jahr geplant. Insgesamt wird Liebherr sechs Modelle anbieten, vom L 550 (17 700 kg Einsatzgewicht/140 kW) bis hin zum L 586 (32 600 kg Einsatz­gewicht/260 kW). Die Markteinführung in Überseeregionen soll zeitlich gestaffelt erfolgen.

 

von Michael Wulf

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