XCMG Europe GmbH »Testdrive-Event«: XCMG fährt starke Elektro-Maschinen auf

Lesedauer: min | Bildquelle: XCMG
Von: Dan Windhorst
Von: Emilie Plath

Umzingelt von tonnenschweren Radladern und kraftstrotzenden Baggern, kannte XCMG anlässlich seines kürzlich stattgefundenen Testdrive-Events nur eine Devise: »Los geht’s – der Schlüssel steckt schon!« Als einer der größten Baumaschinenhersteller der Welt hatte XCMG in die europäische Hauptzentrale nach Krefeld geladen und stellte dem bauMAGAZIN elektrisch betriebene Maschinen vor, die mit starken Leistungsdaten und smarter Technik überrascht haben. »Die Zielsetzung ist es, sich langfristig und nachhaltig in Deutschland und Europa zu etablieren«, wie Dirk Sträter, Marketing Dircector bei XCMG Europe, erklärte. Und untermauern kann XCMG das mit Maschinen, die wirklich halten, was versprochen wurde.

Zur Wahrheit gehört: Der deutsche »Baggerfahrer« ist ein Markenfetischist – man fährt schlichtweg das, was man immer gefahren ist. Und gerade deshalb setzt XCMG auf eine Strategie, die sich auffallend der Praxis widmet. Das beginnt bei der Entwicklung neuer Maschinen, die auf die europäischen Bedürfnisse zugeschnitten sind und auf den Erfahrungswerten der Anwender beruhen. Hierfür hat der Mutterkonzern bereits vor Jahren ein hochmodernes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Krefeld aus dem Boden gestampft – das wohlgemerkt größte Research & Development Center des Konzerns, das je abseits chinesischer Grenzen gebaut wurde. In erster Linie dient das Center als Innovationsplattform, um Maschinen sowohl neu als auch weiter zu denken. Das betrifft insbesondere die Bereiche Hydraulik, Getriebe, Antriebssysteme, Elektronik, Software und Steuertechnik. Das bauMAGAZIN hat sich ein eigenes Bild davon gemacht und weiß aus Erfahrung: Allein der Aufbau interner Produktionsanlagen zur Herstellung von Prototypen sowie die Realisierung weitreichender Test- und Prüfstände hat, ebenso wie die hochmoderne Europe-Zentrale, nicht nur viele Mühen, sondern auch verdammt viel Geld gekostet. Oder um es etwas salopp auszudrücken: XCMG hat die »deutsche Bühne« offensichtlich nicht nur für ein kurzweiliges Gastspiel betreten. Man will sich nicht auf den langjährigen Erfolg in Asien ausruhen, sondern die Dinge nun auch in Europa richtig anpacken.

 »Die erklärte Zielsetzung ist es, sich langfristig und nachhaltig in Deutschland und Europa zu etablieren.« Dirk Sträter,  Marketing Director  bei XCMG Europe

Radlader: Kraftpakete mit starkem E-Antrieb

Und genau das bekamen bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst und Mediaberaterin Emilie Plath im Rahmen des Test-Events auch zu spüren. Eine Besonderheit stach gleich zu Beginn ins Auge: Die für die Tests zur Verfügung gestellten E-Radlader strahlten in einer hellgrünen Lackierung, weshalb sie liebevoll auch als »Green Mountains« betitelt wurden. Damit möchte XCMG seine Elektrifizierung und Zero-Emission-Zielsetzung auch optisch unterstreichen. Nach einer kurzen Einweisung nahmen beide nacheinander Platz im »XC975-EV«, einem vollelektrischen Radlader aus der 23-t-Klasse. Mit einer Schaufelkapazität von bis zu 6,5 m3, einer Leistung von 270 kW und einer Ausbrechkraft von bis zu 195 kN ist die Maschine vielseitig einsetzbar. Punkten konnte der »XC975-EV« mit einer guten Handhabung, insbesondere deshalb, weil Kabine, Fahrersitz und Bedienelemente klug angeordnet und alltagstauglich ausgerichtet sind. Man setzt gleichzeitig aber auch auf eine große Bandbreite an digitalen Tools – die Vernetzung der Maschinen bewegt sich, ähnlich ­seiner ­Assistenzsysteme für sicheres und schnelles Arbeiten, auf hohem technischen Niveau. Hinzu kommt der »E-Faktor«: Das rein elektrische Antriebssystem wirkt ausgewogen und leistungsstark. Punkten kann der Radlader allerdings auch bei der Wartung: Die Zugangspunkte wirken durchdacht und anwenderfreundlich. Ebenfalls vollelektrisch, dafür mit knapp 3,5 m3 Ladevolumen und 18,8 t Einsatzgewicht etwas kleiner dimensioniert, kann der »XC968-EV«, der von uns ebenfalls getestet wurde, mit einer Hubkapazität von 5,8 t, emissionsfreiem Betrieb sowie niedrigen Betriebskosten auftrumpfen. Auffällig hier: Der kompakte Aufbau macht aus der Maschine einen soliden Allrounder, der in seiner Gewichtsklasse durchaus als echtes Kraftpaket bezeichnet werden darf. Und wenn es um hohe Leistung geht, führte in Krefeld kein Weg am »XC988-EV« vorbei, dem bislang größten und schwersten Radlader-Modell, das von XCMG in Europa angeboten wird. Der 28,6 t schwere Koloss weist eine Schaufelkapazität von bis zu 7 m3 sowie eine Nennlast von 8,5 t auf. Als elektrische Version verfügt der Radlader über eine Leistung von 265 kW und fährt sich trotz seiner Abmessungen, salopp gesagt, wie ein wendiger Kompaktlader, was auch ihn nach dem ersten Dafürhalten zu einem »Vielkönner« macht.

Elektrische Bagger: auf die Kette, fertig, los

Im Rahmen des Testdrive-Events blieb es aber längst nicht nur bei Radladern. Ausgiebig testen durfte das bauMAGAZIN auch die elektrisch betriebenen Kettenbagger – darunter den »XE215-EV«, einen 23-Tonner, der mit 140 kW Leistung und einer Grabkraft von 149 kN auf das Demogelände fuhr. Verbaut ist eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie mit einer Kapazität von 422 kW/h, die Schnellladezeit gibt XCMG mit rund 1,5 Stunden an. Das verbaute Hydraulik-Hauptsystem bringt eine maximale Durchflussrate von 2 x 216 l/min mit sich. Die maximale Reichweite des Baggers liegt bei 9 940 mm – die Grabkraft am Löffel kommt auf 149 kN. Zu den Abmessungen: Mit einer Länge von 9 675 mm, einer Breite von 2 990 mm sowie einer Höhe von 3 145 mm kann der E-Bagger sicherlich vielseitig eingesetzt werden. Laut XCMG reicht das Einsatzspektrum vom städtischen Bau über Gewinnung und Materialumschlag bis zum Tunnelbau. Im Mittelpunkt stehen bei diesem Bagger laut Hersteller vor allem Leistung, Null-Emissionen, gute Handhabung und Langlebigkeit. Fakt ist, dass sich der E-Bagger alles in allem »gut anfühlt«: Er wirkt kraftvoll, leise sowie flexibel und kann aus Sicht der Redaktion mit kameraunterstützter Übersicht, Wartungsfreundlichkeit und Stabilität punkten. Die Strukturkonstruktion wurde laut XCMG verstärkt, hinzu kommen eine automatische Schmierung sowie die Unterstützung mehrerer Anbaugerätemodi.

In Krefeld stand den Besuchern ein großes Demo-Gelände zur Verfügung, um die Maschinen zu testen.

Ladeinfrastruktur und nützliches Fördergeld

Abseits der Probefahrten fuhr XCMG Europe allerdings auch nützliche Trainings auf – u. a. zu den Themen Ladeinfrastruktur, Betrieb und Wartung sowie Ladeoptionen und Förderprogramme. Die erklärte Zielsetzung lautete: »Wir stellen nicht nur leistungsfähige Maschinen zur Verfügung, sondern sind auch Ansprechpartner und Helfer«, wie XCMG klarstellte. Man will am deutschen Markt schlichtweg das Komplettprogramm bieten und hat mitunter aufgezeigt, dass die Lösungen für eine breitgefächerte Elektrifizierung der Branche längst da sind, die schlussendlichen Bauunternehmer und Maschinisten aber nicht mit dieser Technologie alleingelassen werden sollen. Aufgabe sei es, so XCMG weiter, bei der Elektrifizierung von Flotten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ein weiterer Part der Veranstaltung, der überdies ein erstaunlich großes Interesse bei den Teilnehmern geweckt hatte, war eine Fördermittelberatung durch den Unternehmensentwickler Jürgen Keck von der Firma e-cuno. Die »e-Netzwerker« mit Sitz in Paderborn können Unternehmen bei der Suche nach Fördermöglichkeiten unterstützen, erstellen individuelle Konzepte und übernehmen sowohl die Planung als auch Umsetzung. »Allein der bürokratische Aufwand für die Förderanträge verunsichert viele – hinzu kommt, dass man die richtigen Ansprechpartner und Informationsquellen braucht. Bei e-cuno begleiten wir die Unternehmen auf ihrem Weg zu nachhaltigen Lösungen und können auf ein breites Experten-Netzwerk zugreifen«, wie Jürgen Keck erklärte.


XCMG in Deutschland und Europa

Wie bereits eingangs erwähnt war und ist der Aufwand, den XCMG für die Etablierung am europäischen Markt betreibt, gewaltig. Während man am Krefelder Hauptsitz auf bereits stark ausgebautes Know-how im Bereich Herstellung und Entwicklung setzen kann, ist XCMG Europe darum bemüht, nun auch das Serviceangebot deutlich auszubauen. »Wir streben ein dichtes Händlernetzwerk an, in dem wir jeweils im Abstand von maximal 70 km zum Kunden einen starken Servicepartner etablieren. Dieses Netz befindet sich noch im Ausbau und wird aktuell neben den Servicestützpunkten unserer Händler durch unseren Werkskundendienst ergänzt«, wie Marketing-Director Dirk Sträter klarstellte. Ein großer Vorteil, den XCMG für den europäischen Markt bereits von Haus aus mitbringt, ist die Erfahrung mit elektrifizierten Baumaschinen: »Unser Markteinstieg ist uns in den ­vergangenen ­Jahren ­vorrangig über dieselbetriebenes Kompaktequipment gelungen. Aktuell profitieren wir aber zusätzlich von zwei Entwicklungen: zum einen von unserer langjährigen Erfahrung mit batteriebetriebenen Maschinen im chinesischen Markt samt dem Bau einer separaten Fabrik und starker Partnerschaften mit strategischen Zulieferern. Zum anderen hilft uns die frühzeitige Etablierung des Engineering und Research-Centers in Europa, das gewährleistet, dass die Maschinen den Bedürfnissen des europäischen Marktes entsprechen.« Mit eben diesen Synergien, so Dirk Sträter weiter, könne XCMG aktuell bei Vorführungen überzeugen und mögliche Vorbehalte gegenüber vollelektrischen Maschinen schnell ausräumen. Denn auch das ist ein Faktor: In Europa, explizit in Deutschland, muss auch heute noch viel Vorarbeit geleistet werden, um Bauunternehmer von den Vorzügen elektrifizierter Baumaschinen zu überzeugen. Und genau hier möchte XCMG nicht mit geschönten Broschüren um die Ecke kommen. Aus Sicht von XCMG sei es unabdingbar, individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Anwenders und seiner Einsatzbereiche einzugehen. Die E-Maschine muss auch tatsächlich den Anforderungen gerecht werden. Bereits seit Jahren begleitet das bauMAGAZIN die Entwicklung von E-Baumaschinen und hat selbst viele dieser Modelle getestet – so auch in Krefeld. Und natürlich wird es auch in den kommenden Jahren Einsatzzwecke geben, in denen die E-Varianten ihrem Diesel-Pendant unterlegen sind. Das betrifft beispielsweise Baustellen­einsätze, bei denen eine unzureichend oder gar nicht vorhandene Ladeinfrastruktur gegeben ist oder aufgrund von Zeitmangel auf Stillstandszeiten verzichtet werden muss. Aber: Überall da, wo Elektro-Baumaschinen eingesetzt werden können, stehen die E-Modelle den Dieselvarianten ebenbürtig gegenüber. Mehr noch: Keine lokalen Emissionen, kein Lärm und geringere Betriebskosten sprechen heute für die Elektrifizierung. XCMG, so der Hersteller, habe das über die Erfahrungswerte am asiatischen Markt verstanden und ist nun darum bemüht, die Vorzüge ihrer E-Varianten jetzt auch in Europa klar zu benennen.

Am hochmodernen Europa-Hauptsitz in Krefeld sorgt XCMG Europe dafür, sich mit seinen Maschinen am deutschen Markt langfristig zu etablieren.

Elektrische Kompaktmaschinen

Mit der Akzeptanz von elektrifizierten Baumaschinen geht es in Deutschland in diversen Segmenten nur schleppend voran – anders im Bereich der Kompaktmaschinen. Seien es der innerstädtische Bau, Kommunalbau, der Garten- und Landschaftsbau, Kanal- und Rohrleitungsarbeiten oder klassische Erdbewegung: Hier setzt man weitaus schneller auf E-Maschinen. In Krefeld durfte das bauMAGAZIN diverse Minibagger begutachten, die genau in diese Sparte fallen. Unter anderem wurde der »XE19E« gezeigt, ein Raupenbagger der 1,9-t-Klasse, der aufgrund seiner kompakten Bauweise und gleichzeitig hohen Leistungskraft auf ein extrem breites Einsatzspektrum ausgelegt ist. Der kleine Heckschwenkradius, der einziehbare Unterwagen sowie der schwenkbare Ausleger und das geräumige Bedienerumfeld machen die Maschine, so das Urteil der Redaktion, zu einem vielschichtigen Minibagger, der auch den schwierigen Arbeitseinsatz nicht scheuen muss. Verbaut ist ein »D1105«-Kubota-Motor mit einer Ausgangsleistung von 15,4 kW bei 2 400 U/min. Die Load-Sensing-Axialkolbenpumpe beschert dem Hydrauliksystem ­eine ­maximale Durchflussmenge von 50,6 l/min. Zu den Abmessungen: Der »XE19E« ist 3 550 mm lang, 1 300 mm breit und 2 395 mm hoch. Von Vorteil ist sicherlich auch, dass die elektrisch betriebene Maschine auf eine Aushubtiefe von 2 520 mm sowie eine Grabreichweite von 4 055 mm kommt. Verglichen mit den weit schwereren Kettenbaggern, hat XCMG auch bei diesem kompakten Bagger auf gute Übersicht für den Fahrer und komfortable Bedienung gesetzt. Die Anordnung der Bedienelemente wirkt durchdacht, während Wartungspunkte so ausgerichtet sind, dass alle wichtigen Teile gut erreichbar bleiben. Grundsätzlich kann XCMG vom 1,8 t schweren »XE18E« bis zum 40-Tonner alles aufbieten, was der deutsche Markt braucht. Mit dem »XE500HR« stellt XCMG sogar einen bis zu 63 t schweren Abbruchbagger-Koloss zur Verfügung, der mit schwerstem Anbaugerät nebst Longfront arbeitet.

XCMG: Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Erfolgsgeschichte der Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG) reicht bis in das Jahr 1943 zurück – damals noch als Rüstungsbetrieb unter dem Namen Huaxing Iron Works in der ostchinesischen Provinz Jiangsu gegründet, hat sich das Unternehmen ab den 1950er-Jahren auf die Entwicklung und Produktion von Maschinen und Werkzeug fokussiert. Im Baumaschinensektor ist ­XCMG Marktführer in China – bezogen auf den Marktanteil gilt das Unternehmen als drittgrößter Baumaschinenhersteller der Welt. Beschleunigen konnte die ­Unternehmensgruppe ihre internationale Ausrichtung insbesondere durch Übernahmen, beispielsweise von AMCA aus den Niederlanden sowie der deutschen Unternehmen Fluitronics und Schwing. Für den europäischen Markt fährt XCMG neben Baggern, Radladern und Mobilkranen aktuell auch Straßenbaumaschinen sowie Hubarbeitsbühnen auf. Ein Blick nach China zeigt aber die tatsächliche Tragweite: Dort ist XCMG in fast allen Maschinen-Segmenten vertreten. Das Portfolio reicht von Baggern und Radladern nahezu aller Größenklassen über Turmdreh- und Mobilkrane, riesige Mining-Maschinen und Dumper bis hin zu Gradern, Walzen, Planierraupen, Rammgeräten und Telehandlern. Dazu gesellen sich dann noch massenweise Maschinen für Untertagebau, Bergbau, Hafen, Landwirtschaft, Kommunal- und Straßenbau – die Liste wirkt geradezu endlos. Vertreten ist XCMG weltweit mit einer Reihe von Produktionsstätten in China, den USA, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Österreich, Brasilien, Indien und Usbekistan – gleichzeitig verfügt das Unternehmen über drei Gerätemarken (XCMG, Schwing und Chimach) sowie mehrere Komponentenmarken, darunter FT, ­AMCA und Hirschmann. In Zahlen ausgedrückt, arbeiten weltweit knapp 20 000 Menschen für ­XCMG – insgesamt besitzt das Unternehmen mehr als 50 Niederlassungen und Tochtergesellschaften, greift auf rund 300 Vertriebspartner zurück und verkauft seine Produkte in über 190 Ländern und Regionen der Welt. Das Fazit: Als Hersteller kann XCMG aufgrund seiner jahrzehntelangen Präsenz im Baubereich unbestritten ein brachiales Know-how vorweisen. Die Voraussetzungen wären also vorhanden, um sich langfristig und nachhaltig auch am deutschen Markt zu etablieren – jetzt kommt es auf die Profis auf den Baustellen an.d

Zahlen

  E-Radlader »XC975-EV« E-Radlader »XC968-EV«
Einsatzgewicht (t) 24,3 22,7
Schaufelvolumen (m³) 4,5 bis 6,5 3,5
Schaufel-Nennlast (t) 7 6
Losbrechkraft (kN) 165 160
Motorleistung (kW) 320 320
Abmessungen (mm) L x H x B 9 310 x 3 630 x 2 990 9 130 x 3 565 x 2 850
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