Hochbau (Schalung/Gerüste/Beton) Im Blickpunkt Titelstory

»Wir wollen als Produzent wahrgenommen werden!«

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Von Michael Wulf

War das von Paolo Galassinis Bruder Massimo Galassini 1989 gegründete Unternehmen zunächst ein reines Handelsunternehmen für Ersatzteile von Baumaschinen, so ist die USCO-Gruppe mit Produktionsstätten in Italien, Südkorea und China sowie Vertriebsniederlassungen auf allen Kontinenten heute ein Global Player, der im vergangenen Jahr mit weltweit knapp 1 400 Mitarbeitern einen Umsatz von 393 Mio. Euro erwirtschaftet hat. Die wichtigsten Meilensteine in der Unternehmensgeschichte dürften dabei unter anderem die Übernahme von ITR Meccanica (1993) – Produzent von Pumpen, Getrieben, Ritzeln und anderen Ersatz- und Verschleißteilen – und von GRS (2003), dem Marktführer bei der Produktion von Zahnradpumpen, gewesen sein.

»USCO wurde gegründet, um den After-Market zu bedienen«, so Luciano Pedrielli. »Heute jedoch sind wir als führender Hersteller von Komponenten für Erdbewegungsmaschinen zum einen OEM-Zulieferer, zum anderen vertreiben wir unsere ITR-Produkte über Händler derzeit in 167 Ländern.« Von mit entscheidender Bedeutung ist dabei für die USCO-Gruppe die effektive und effiziente Organisation sämtlicher Logistik- und Distributionsprozesse, so Luciano Pedrielli, würden doch so Lieferzeiten und -kosten optimiert und damit die Wettbewerbsfähigkeit erhöht.


Sofortige Lieferfähigkeit

Dabei gehöre eine sofortige Lieferfähigkeit der Ersatz- oder Verschleißteile zu den »unabdingbaren Voraussetzungen«, sagt Luciano Pedrielli. »Wenn man beispielsweise in der Mining-Industrie das Teil nicht sofort liefern kann, macht das Geschäft eben ein anderer.« Auch aus diesem Grund unterhält die USCO-Gruppe am Sitz der Zentrale in Modena auf einer Fläche von insgesamt 55 000 m² ein Warenlager, in dem etwa eine Million Teile vorrätig sind.

»Das dürfte derzeit wohl das weltweit größte Lager für After-Market-Teile sein«, so Luciano Pedrielli. Aber natürlich spiele die IT auch bei USCO eine immer größere Rolle. »E-Commerce wird für uns immer wichtiger. Alle Produkte sind für alle Händler und Distributoren auf der ganzen Welt jederzeit abrufbar. Dieses Tool ist extrem wichtig für sie, um sich zu informieren. Oder sie nutzen es zur direkten Bestellung von Kleinteilen.«


Europa und Nordamerika mit die wichtigsten Märkte

Mit der wichtigste Markt ist – neben dem nordamerikanischen, auf dem ITR America mit 15 Filialen und rund 200 Mitarbeitern führend ist im After-Market-Bereich – dabei Europa, der von Modena und seit 2013 auch von der ITR-Vertriebsniederlassung im niederländischen Tilburg aus betreut und beliefert wird. »Von diesem aus logistischer Sicht hervorragenden Standort können wir unsere Kunden in Nord- und Mitteleuropa in der Regel innerhalb von 24 Stunden mit Teilen aus unserem kompletten Produktportfolio versorgen«, so Luciano Pedrielli.

Dazu gehören neben den »klassischen« Verschleiß- und Ersatzteilen auch Ersatzteile für Raupenlaufwerke inklusive Gummiketten oder auch komplette Raupenlaufwerke. Der Kundenkreis rekrutiert sich dabei aus vier Bereichen: Firmen, die beispielsweise ihre Baumaschinen nach Ost­europa exportieren, große Baumaschinenhändler und Baumaschinenvermieter sowie kleinere Händler. »Was wir nicht machen, das ist Endkunden zu beliefern.«


Als OEM-Zulieferer für die Großen tätig

Im Mittelpunkt der Firmenphilosophie steht bei USCO der Begriff »Qualität«, betont Luciano Pedrielli. »Das ist für uns das wichtigste Kriterium und der Schlüssel zum Erfolg.« Nicht umsonst sei man für die großen und renommierten Baumaschinenhersteller als OEM-Zulieferer tätig und unterhalte weltweit sechs Prüfzentren. »Wären unsere Produkte nicht wirklich gut, würden diese weltbekannten Unternehmen nicht mit uns zusammenarbeiten«, so Luciano Pedrielli weiter. »Das Qualitätslevel ist grundsätzlich sehr hoch. Das gilt für alle unsere OEM-Produkte und für die von uns hergestellten After-Market-Produkte ebenso wie für die Teile, die wir von Zulieferern beziehen. Darauf achten wir ganz genau.«


Neue Abbruchhammerserie

Das trifft auch auf die neuen hydraulischen Abbruchhämmer ITR zu, die seit 2015 von der ITR Hydraulic Division entwickelt und produziert werden. Die insgesamt 13 Modelle der neuen Abbruchhammer-Reihe sind geeignet für Bagger mit einem Einsatzgewicht von 0,6 t bis 30 t und bieten eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten an. Zu den herausragenden Merkmalen gehören, so Luciano Pedrielli, die geringe Geräuschentwicklung und eine bemerkenswerte Schlagkraft.

»Wer mit einem Hydraulikhammer Erfolg haben will, muss Hersteller sein und darf sich nicht auf Zulieferer verlassen. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr einen renommierten Produzenten in Potenza übernommen. Denn hydraulische Abbruchhämmer, die in Deutschland oder in Italien produziert werden, haben in ganz ein Europa einen guten Ruf.« Weil aber die USCO-Gruppe mit ihren ITR-Produkten weltweit präsent sei, wolle man mit diesem Produkt auch in Südamerika oder im Mittleren Osten erfolgreich sein. »In diesen Märkten konkurrieren wir beispielsweise vor allem mit chinesischen Produkten, und da bieten wir einen klaren Qualitätsvorteil.«


Wandel vom Händler zum Hersteller

Die Strategie der USCO-Gruppe, sich vom ehemals reinen Handelsunternehmen hin zum Hersteller zu wandeln – der beispielsweise unter dem Label ITR in Modena pro Jahr rund 60 000 Zahnradpumpen oder im chinesischen Produktionszentrum Hualong mit einer jährlichen Gusskapazität 12 000 t Antriebsräder und Leiträder für Laufwerke produziert, dessen ebenfalls in Modena ansässiges Tochterunternehmen Track One einer der führenden Hersteller von Raupenfahrschiffen, kompletten Raupenunterwagen und Laufwerkskomponenten ist und der Verschleißteile wie Zähne, Messer oder Platten sowie Ersatzteile wie Antriebswellen, Kolben oder Zylinderköpfe selbst herstellt –, scheint jedenfalls erfolgreich zu sein.

»Wir wollen als Produzent wahrgenommen werden!«, so Geschäftsführer Paolo Galassini gegenüber dem bauMAGAZIN. Schließlich erwirtschafte USCO den weitaus größeren Teil der zuletzt umgesetzten 393 Mio. Euro durch die Herstellung von Produkten in eigenen Werken. Deren Standorte sind neben Modena (ITR und Track One) und Potenza (Hydraulic Division) in Italien Jinju in Südkorea sowie Shandong und Ningbo in China. Des Weiteren gehören zur USCO-Gruppe acht ITR-Vertriebsniederlassungen weltweit sowie der 2014 übernommene spanische Verschleißteilehersteller BYG mit acht Niederlassungen und Barani Natale & Figli in Reggio Emilia, im Bereich Originalersatzteile für Landmaschinen eines der führenden Unternehmen in Italien.

Weshalb für Luciano Pedrielli feststeht: »Dafür, dass wir ein vergleichsweise junges Unternehmen sind, haben wir uns schnell im Markt etabliert. Denn, weil wir ein wichtiger Händler und Hersteller sind, gelingt es uns, die Kunden in der USCO-Welt zu halten.«

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