»Wir sind technologisch führend und wegweisend«

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Wer jetzt denkt, Mario Werner schwelgt vorzugsweise in Superlativen und entwirft – ganz gewiefter Marketing-Mensch – ein rosarotes Szenario für die Zoomlion-CIFA Deutschland GmbH in den nächsten zwölf Monaten, der liegt falsch. Denn der 47-jährige diplomierte Kaufmann mit MBA-Abschluss ist eher ein Mann der leisen Töne. Dementsprechend zurückhaltend ist seine Prognose: »Wir werden unsere Erwartungen hinsichtlich Umsatz und Stückzahl mit Sicherheit übertreffen. Aber exakte Zahlen zu nennen, das ist schwierig. Denn wir fangen ja jetzt erst richtig an.«

Im beschaulich-schwäbischen Urbach, im Remstal in der Nähe von Schorndorf gelegen, hat die Zoomlion-CIFA Deutschland GmbH in einem Gebäudekomplex mit gut 3 500 m² auf einem insgesamt rund 7 000 m² großen Areal eine Heimat gefunden. Von hier aus wolle man mit künftig etwa 30 Mitarbeitern sukzessive die Präsenz in Deutschland und somit den Marktanteil ausbauen und gleichzeitig als »individueller Brückenkopf für die nordeuropäischen Märkte fungieren«, so Merner. Dass die deutsche Tochter der zum chinesischen Zoomlion-Konzern gehörenden italienischen CIFA-Gruppe (Mailand) gerade einmal 38 Kilometer entfernt ist vom Stammsitz des derzeit wichtigsten Wettbewerbers Putzmeister – der wiederum vor zwei Jahren vom chinesischen Zoomlion-Rivalen Sany übernommen wurde – hat für Merner jedoch keine besondere Bedeutung.Viele High-Tech-Zulieferer

»Wir haben uns für Urbach entschieden, weil viele unserer High-Tech-Zulieferer aus dem Großraum Stuttgart kommen. Auch hat unsere Technologie Berührungspunkte mit der hier beheimateten Automotiv-Industrie. Und unsere Zentrale in Mailand ist gerade einmal 450 Kilometer entfernt«, erläuterte Merner die Hauptgründe für die Wahl des Standortes. Zusätzlich gibt es im hessischen Schlüchtern bei der Baumaschinen und Verschleißteile Vertriebs GmbH (BVV), dem bisherigen Generalimporteur für CIFA-Produkte in Deutschland, einen weiteren Servicestützpunkt. »BVV-Geschäftsführer Karl-Heinz Schwarz hat in den vergangenen 22 Jahren eine hervorragende Arbeit geleistet«,  sagte Merner. »Er hat die Marke CIFA in Deutschland bekannt gemacht«.

Einer der Schwerpunkte in Urbach ist das sogenannte Customizing, sagte Merner, also die Umrüstung der im CIFA-Stammwerk Senago produzierten Autobetonpumpen für den »Premium-Markt Deutschland«. Dazu gehörten Zusatzausrüstungen wie Kamera- oder Flottenmanagementsysteme sowie diverse Ausstattungsoptionen, aber auch die Kalibrierung von Pumpensteuerungen, alles »selbstverständlich CE-konform«. Die ebenfalls in Urbach angesiedelte Abteilung Forschung & Entwicklung soll zusätzliche Impulse setzen und dabei auch von Kooperationen mit renommierten Forschungseinrichtungen in der Region Stuttgart profitieren.Direktvertrieb ist geplant

Als eine andere wichtige Aufgabe bezeichnet Merner das Lieferanten-Management. CIFA wolle künftig bewusst das Know-how, wie beispielsweise bei der Weiterentwicklung der Hybrid-Technologie deutscher Komponenten-Hersteller nutzen und diese auch als Zulieferer gewinnen. »Das ist unsere Philosophie als Premium-Hersteller«, sagte Merner. »Wir beziehen dort unsere Komponenten, wo es qualitativ gute Zulieferer gibt, und nicht aus Drittmärkten.« Des Weiteren werde in Urbach mit der CIFA-Akademie ein Schulungszentrum aufgebaut mit dem Schwerpunkt in den Bereichen Steuerungen und Elektronik, zudem sei der Aufbau einer Finanzierungsgesellschaft geplant.

Von elementarer Bedeutung bei der Zoomlion-CIFA Deutschland GmbH sind natürlich in Zukunft Vertrieb und Service. Geplant ist laut Mario Merner die Umstellung auf Direktvertrieb. Damit sollen künftig Vertrieb und Service für Maschinen der Marken Zoomlion und CIFA von Urbach aus gesteuert werden.


Hoher Stellenwert

Die Investitionen in Urbach belaufen sich, so Merner, »auf einen Betrag im einstelligen Millionen-Bereich« – was auch unterstreiche, welch’ hohen Stellenwert der Aufbau der deutschen Tochter für die Muttergesellschaft in Mailand habe. Dies hatte auch schon Davide Cipolla als CIFA-Vorstandsvorsitzender vor gut zwei Jahren im Gespräch mit dem bauMAGAZIN angekündigt und gesagt: »Der deutsche Markt ist ein Qualitätsmarkt, in dem die Kunden höchste Anforderungen an eine Maschine stellen. Diese erfüllt CIFA als Hochtechnologie-Marke. Und wir haben das Potenzial, um uns gegen die deutschen Wettbewerber durchsetzen zu können.«

Das steht auch für Mario Merner außer Frage. CIFA habe sich »in die richtige Richtung technologisch weiterentwickelt«, wie die Kundenresonanz zeige. »Bei CIFA hatten die Themen Gewichtsreduzierung, Customizing und alternative Antriebe wie beim Hybrid-Plug-In-Betonmischer Energya oberste Priorität«, sagte Merner. »Und dank dieser Innovationsstärke haben wir unsere Marktposition in Deutschland stark verbessert und werden diesen Weg fortsetzen.« So sei beispielsweise heute bei einer Autobetonpumpe nicht mehr die maximal erreichbare Höhe das absolut entscheidende Kriterium bei den deutschen Kunden, vielmehr spielten die Gewichtsreserven eine wichtige Rolle.

»Es zählt nicht mehr, wer den längsten Veteilermasten hat«, sagte Merner, »sondern wie man effizienter arbeiten kann, was Zeit und Ressourcen betrifft.« Auch deshalb sei CIFA mit seiner Carbotech-Reihe in Deutschland besonders erfolgreich. »Jüngstes Beispiel dafür ist die 53-m-Betonpumpe K53H RZ auf einem 5-Achs-Fahrgestell, die wir explizit aufgrund von Anforderungen deutscher Kunden entwickelt haben«, sagte Merner. »Dabei liegt das Gesamtgewicht unter 42 t, weshalb die Kunden über ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren freie Fahrt haben von Kiel bis Oberstdorf.«

Grundsätzlich ist Mario Merner davon überzeugt, dass sich aufgrund der Innovationsfähigkeit und der Flexibilität die Verhältnisse im Markt zugunsten von CIFA verschieben werden. So habe beispielsweise die Präsentation des »Energya« – dem weltweit ersten Betonmischer mit Hybrid-Plug-In-Technologie – auf der Bauma »für einen enormen Imagegewinn« gesorgt und die Wettbewerber staunen lassen. »Die Reduktion von Abgasen und bei der Geräuschentwicklung wird künftig eine immer wichtigere Rolle spielen, vor allem auf Großbaustellen oder in innerstädtischen Bereichen«, sagte Merner, »weshalb diese Technologie in der Tat Sinn macht.« Dieses Energya-Projekt sowie die Karbon-Pumpen oder die variable Stabilitätskontrolle »Smartronic« zeigten zudem eindrucksvoll, wie »technologisch führend und wegweisend« CIFA inzwischen sei.

Zwei gleichwertige Produktlinien

Bewusst habe er sich außerdem dazu entschieden, so Mario Merner, die Marken CIFA und Zoomlion in der deutschen Tochtergesellschaft »gleichwertig« zu behandeln, was auch durch das Firmen-Logo zum Ausdruck komme: »Wir haben zwei Produktlinien, von denen jede ihre Stärke hat und die sich wunderbar ergänzen.« Im Maschinen-Portfolio der Autobeton- bzw. Fahrmischerpumpen liegt der Schwerpunkt auf den Modellen K 39, K 45, K 53, MK 25 und MK 28 von CIFA sowie ZL 36 X von Zoomlion –, es gibt drei Fahrmischer (nur CIFA) sowie drei stationäre Masten (nur Zoom­lion). »Dadurch sind wir in der Lage, exakt auf die Anforderungen der Kunden reagieren zu können«, betont Merner.

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