Umfassend neu entwickelt

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Für im Wesentlichen vertikale Ortbetonpfähle und artverwandte Bohraufgaben wurde in den 1980er-Jahren das modulare Bohrgestell KW 2000 konstruiert. Zunächst mit Elektroantrieb erhältlich, ergänzten später ein luftgekühlter Dieselantrieb und ein separater Unterwagen den Baukasten. Das Gewicht betrug ca. 4 t. Ab Mitte der 1990er-Jahre entstand daraus der Typ KR 708 als leichtes Vertikalbohrgerät. Parallel entstand 2003 die Reihe KR 709 mit 129 kW und ca. 13 t Einsatzgewicht. Gerätekonzept und Einsatzgebiet waren dem der KR 708 sehr ähnlich, allerdings bewältigte die Maschine größere Durchmesser und Bohrtiefen. Die Weiterentwicklung der KR 709-Baureihe durchlief die EU-Abgasstufen 1, 2 und 3A. Weltweit beträgt die Population an KR 708 und KR 709 ca. 145 Stück. Mit der EU-Stufe 4 ab 2014 wurde ein Neustart der KR-709-Reihe als KR 709-3G beschlossen. Ein Grund dafür war die sich abzeichnende europäische (Sicherheits-) Produktnorm für Bohrgeräte EN 16 228. In die Neuentwicklung der Baureihe flossen auch gestiegene Praxisanforderungen ein: Im Blickfeld liegen heute CFA-Bohrungen mit bis zu 24"-Schneckengestänge und 26"-Verrohrung (Casing).


Motor und Abgasanlage

Beim Motor für die Neuentwicklung entschied sich Klemm für den Industriediesel TAD 572 VE von Volvo Penta, der 160 kW bei 2 000 U/min leistet und Abgaswerte gemäß EEC 97/68 EC ­Stage 4 per SCR-only erfüllt, d. h. ohne zusätzlichen Dieselpartikelfilter (DPF). Für beispielsweise die Schweiz ist die Nachrüstung eines Dieselpartikelfilters vorbereitet, somit ist auch die Grundlage für die Abgasstufe 5 ab 2019 geschaffen. Für den Betrieb des SCR-Katalysators wurde für das Gerät ein 45-l-Tank für Harnstofflösung wie Adblue konzipiert. Die Abgasnachbehandlung der SCR-only-Technologie läuft kontinuierlich und zeitgleich zur Applikation. Der Dieseltank fasst 380 l (zuvor 240 l). Das KR 709-3G weist eine gemessene Schallleistung von 93 dB (A) im Leerlauf auf. Das Motor-Pumpenaggregat ist jetzt quer aufgebaut. Dadurch wurde die Wartungsfreundlichkeit erhöht und wurde mehr Platz für optionale Komponenten (Spülpumpen, Ventilarmaturen oder auch Ladekran) geschaffen.


Steuerungstechnik

Zur Leistungsausnutzung sind 2 x 260 l/min (brutto) LS-Pumpen bei einem Dauerdruck von 320 bar vorgesehen (Vorgänger: 2 x 115 l/min Konstantpumpen bei 280 bar). Der Öltank fasst 900 l (bisher 600 l). Für die Haupt­pumpen­kreise wurde die Power-Sharing-Pumpensteuerung realisiert. Entsprechend handelt es sich bei den hydraulischen Steuerblöcken für alle Bohr-, Einricht- und Fahrfunktionen um Load-Sensing-Steuerblöcke, die über CAN-Bus angesteuert werden.


Chassis und Fahrwerk

Das Bohrgerät (15,6 t) verfügt über einen Unterwagen mit B1-Komponenten und großen Kippkantenabständen. Im Vergleich zum Vorgänger kann das Gerät im Hinblick auf eine höhere Vorschubkraft mit hydraulischen Heckabstützzylindern geliefert werden. Auf der rechten Maschinenseite befindet sich der Komponententräger für optionale Zusatzaggregate, auf der linken ist die Steuerung inklusive 5"-Display untergebracht. Optional kann eine konventionelle Manometeranzeige mit Vandalismusschutz in der Nähe des Bedienpultes aufgebaut werden.


Lafette und Bohrantrieb

Im Zuge der Neuentwicklung wurde auch der Lafettentyp 303 entwickelt, der über höhere Widerstandsmomente verfügt, sodass u. a. höhere Drehmomente als bisher (bis 50 kNm) übertragen werden können. Das Lafettensystem ist prädestiniert für eine modulare Verlängerung, die Verbindungsstellen wurden neu entwickelt. Für die Vorschubkraftbegrenzung bzw. -steuerung (»Druckwaage«) wurde eine fernsteuerbare Hydraulikschaltung entwickelt, die nun integraler Bestandteil des Vorschubsystems an der Lafette ist und Gerätesicherheit und -komfort erhöht. Um für Havariefälle besser gerüstet zu sein, ist optional eine Schaltung für eine temporäre Zugkrafterhöhung um 23 % lieferbar.

Der Drehantrieb KH 43 wurde durch neue Hydraulikmotoren für höhere Betriebsdrücke zur Variante KH 48 modifiziert. Um bei verrohrten und unverrohrten Pfahlbohrungen das Schneckengestänge bzw. das Standrohr zentrieren und abfangen zu können, wurde eine hydraulische Abfangvorrichtung mit speziellen Spannbacken für Endlosschnecken bis Ø 610 mm, Standrohr bis Ø 660 mm, entwickelt. Für die Zufuhr des Ortbetons sorgt eine neue Leitungsführung, die die Lagerung des Spülkopfs am Drehantrieb entlastet, die räumlich mit den Platzverhältnissen innerhalb der trennenden Schutzeinrichtungen harmoniert und zusätzlich keine unnötige Raumhöhe oberhalb der Lafette in Anspruch nimmt, wenn – beispielsweise mit reduzierter Lafettenlänge – Pfahlgründen an Stellen mit begrenzter Raumhöhe ausgeführt werden. Gegenüber dem Vorgängergerät KR 709-2 mit KH 43 er­geben sich bei der Neuheit Leistungssteigerungen: Beim dreh­momentstärksten Motor steigt die Maximaldrehzahl um 9 %. Bei gleicher Maximaldrehzahl in derselben Schaltstufe steigt das Drehmoment um 39 % – und wegen der gleichen Drehzahl auch die Leistung um 39 %. Die Eilganggeschwindigkeit steigt um 26 %.

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