Trinkwasserleitung aus dem Jahre 1896 erneuert

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Um die Trinkwasserversorgung Nördlingens auf den neuesten Stand zu bringen und nachhaltig sicher zu stellen, wurden 1 550 m duktile Gussrohre DN 250 mit Zink-Plus-Beschichtung verlegt. »Bereits 2011 hatten wir in Nördlingen ein Trinkwasserprojekt erfolgreich abgeschlossen und dabei mit der ­Zuverlässigkeit des duktilen Rohrwerkstoffes und unserer anwendungstechnischen Beratung und Unterstützung einen guten Eindruck hinterlassen«, kommentiert Stefan Müller, Duktus-Vertriebsmanager für die Region Südbayern. Für die neuerliche Maßnahme empfahl das für die Planung der Leitung zuständige Ingenieur-Büro Eckmeier und Geyer erneut Rohre aus duktilem Gusseisen.

Die Verlegung der DN 250-Leitung durch zwei Stollen – den 320 m langen Riegelbergstollen und den 380 m langen Kampfstollen – war eine besondere Herausforderung für Planer und Baufirma. In beiden Bauwerken wurden zunächst Gleitschienen verlegt, sodass die Rohre mit Gleitkufen auf der gesamten Länge von außen mit Maschinenkraft eingeschoben werden konnten.Dazu Prokurist und Bauleiter Rainer Ganzenmüller von der Baufirma Heuchel: »Besonders beschwerlich waren die Stellen, wo aufgrund von Abwinkelungen im Stollen kein Einschieben der Rohre möglich war. Hier mussten wir Rohrbögen einbauen und die Rohre per Hand an die jeweilige Einbaustelle transportieren. Durch die in diesem ca. 80 m langen Streckenabschnitt geringe Stollenhöhe von nur ca. 1,2 m war der Einbau von Formteilen trotz des Einsatzes von Verlegegeräten eine nicht ganz leichte Aufgabe. Wir sind deshalb, nicht zuletzt wegen der leicht zu handhabenden Verbindungstechnik der Duktus-Rohre, und der hervorragenden Leistung unserer Baustellenmannschaft stolz darauf, dass wir die gesamte Maßnahme im Zeitraum von September bis November 2014 erfolgreich abschließen konnten.« Die neue Leitung verläuft vom Brunnengebiet hinter der Thalmühle in Ederheim bis zu dem zentralen Trinkwasserhochbehälter bei Holheim. Von dort wird die Kernstadt sowie die Ortsteile Holheim und Nähermemmingen mit dem aus den Ederheimer Quellen gewonnenen Trinkwasser versorgt.

Der Kreis schließt sich

Am 15. März 1896 war erstmals Wasser durch die Ederheimer Leitung gelaufen. Den Auftrag zur Ausführung erhielt seinerzeit die Firma Carl Heuchel aus Nördlingen. Hier schließt sich der Kreis: Dieselbe Firma, die 2014 die Trinkwasserleitung zwischen dem Riegelbergstollen beim Ederheimer Weinberg und dem Kampfstollen erneuerte, hatte 118 Jahre vorher für deren Errichtung gesorgt. Gegründet wurde die Bauunternehmung von dem in Wetzlar geborenen Maurermeister Johann Kaspar Richenbächer, den es 1812 nach Nördlingen verschlagen hatte.

»Zur Erschließung der Ederheimer Quellen mit einer Ablaufhöhe von 492 m über NN und die Überwindung der Höhenzüge Weinberg und Kampf bauten die Arbeiter damals zwei Stollen, sowie zum Ausgleich von Druck- und Verbrauchsschwankungen einen Hochbehälter auf der Marienhöhe mit einem Fassungsvermögen von 600 m³.Zum Teil mussten die Tunnel mit reiner Muskelkraft in den blanken Fels getrieben werden. Verlegt wurden Graugussrohre, die mühevoll in die Stollen geschafft wurden, wo sie auf schmiedeeisernen Reitern auflagen. Die Muffenverbindungen der Graugussrohre dichtete man damals mit Hanfstricken und Bleigirlanden ab«, erklärt Rainer Ganzenmüller. In einer Ausstellung dokumentiert die Firma Heuchel diesen Teil ihrer Firmengeschichte. Neben den duktilen Gussrohren von Duktus sind die alten Graugussrohre zu sehen, die trotz ihres Alters noch erstaunlich gut erhalten sind.

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