Stolz auf die ›Nummer 1‹ und die neuen Euro 6-Motoren

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»Wir sind sehr stolz darauf, dass DAF im Segment der schweren Sattelzugmaschinen derzeit die ›Nummer 1‹ in Europa ist und damit unsere Philosophie, gleichermaßen zuverlässige, langlebige und vor allem effiziente Motoren zu entwickeln, von den Kunden honoriert wird«, sagten Ron Borsboom, DAF-Vorstandsmitglied und verantwortlich für die Produktentwicklung, sowie Jan van Keulen, Geschäftsführer der DAF Trucks Deutschland GmbH, bei der Vorstellung der neuen Euro-6-Motoren und des ATe-Programms (Advanced Transport Efficiency) im Stammwerk in Eindhoven. Großes Wachstumspotenzial sieht man außerdem im Bereich der Fahrgestelle und da insbesondere auch für das Bauhaupt- und Bau­nebengewerbe, in dem sich DAF künftig verstärkt engagieren will.


- Von Michael Wulf -


DAF Trucks hat 2011 von den in Europa angebotenen Lkw der Baureihen LF, CF und XF105 rund 50 300 Einheiten abgesetzt, was einem Plus von mehr als 33 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Marktanteil an Lkw über 15 t Gesamtgewicht in der EU beträgt derzeit 15,5 %. Noch erfreulicher für DAF ist die Entwicklung bei den schweren ­Sattelzugmaschinen: Mit fast 19 % Marktanteil sind die Niederländer derzeit die »Nummer 1« in Europa. Und für Jan van Keulen gibt es weiteres Potenzial nach oben: »Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte 2012 noch einmal kräftig anzieht.«


Auch in der Klasse von sechs bis 15,9 t verzeichnete DAF »ein großes Wachstum seit 2010«, so Jan van Keulen. Mit 11,4 % Marktanteil liegt DAF derzeit auf Rang vier. »Wir wollen auch in diesem Bereich kontinuierlich wachsen«, sagte Jan van Keulen. So habe man beispielsweise in England mittlerweile einen Marktanteil von 45 %. »Wie sehen für uns eine ganz gesunde und kontinuierliche Entwicklung in Europa in den kommenden Jahren.«


Eine wichtige Rolle dabei spielt auch der deutsche Markt, in dem DAF ebenfalls zulegen konnte. So ist DAF der stärkste Importeur und belegt insgesamt Platz drei der Lkw-Hersteller. Überdurchschnittlich profitierte DAF im vergangenen Jahr vom Marktzuwachs von Nutzfahrzeugen ab sechs Tonnen Gesamtgewicht und konnte seinen Marktanteil auf 9 % (Vorjahr 8,3 %) ausbauen. Die insgesamt 7821 neu zugelassenen Fahrzeuge (Vorjahr 5 985) entsprechen einer Steigerung von rund 30 Prozent. Besonders erfolgreich war DAF in der schweren Klasse über 15 t. Laut Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden vergangenes Jahr 7 066 DAF-Lkw zugelassen, wodurch der Marktanteil von 11,1 auf 11,6 % anstieg. »Mittlerweile ist nahezu jeder fünfte Sattelzug in Deutschland ein DAF«, sagte Jan van Keulen, der in diesem Zusammenhang auf die von der deutschen Niederlassung in Frechen gesteuerte Händler- und Serviceorganisation mit mehr als 180 Stützpunkten bundesweit verwies.

Expansion in Südamerika


Aber nicht nur in Europa setzt DAF auf Wachstum. So plant man für den russischen Markt in diesem Jahr mit einem Absatz von 3 000 Einheiten, und DAF präsentierte sich auch auf den Wachstumsmärkten China und Indien. Große Bedeutung hat für DAF der Bau des neuen Werkes in Brasilien, das im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll und in dem zunächst die CF-Modelle vom Band laufen sollen. »Für unsere Expansion in Südamerika ist das brasilianischen Werk ein Riesenprojekt«, sagte Jan van Keulen.


Ähnliches galt auch für die Entwicklung der neuen Motorengeneration, mit der die am 1. Januar 2014 in Kraft tretenden Euro 6-Emissionsvorschriften erfüllt werden. So kommen im neu vorgestellten 12,9-l-Motor PACCAR MX-13 – der über Abgasrückführung in Kombination mit der SCR-Technologie und einem aktiven Rußpartikelfilter verfügt – moderne Common-Rail-Technologie, ein Turbolader mit variabler Geometrie und modernste Steuerelemente zum Einsatz. Produziert werden sollen die neuen Motoren mit einer Leistung von 300 kW/410 PS, 340 kW/460 PS und 375 kW/510 PS Anfang kommenden Jahres. »Bei der Entwicklung dieses extrem sauberen Motors haben wir uns darauf konzentriert, branchenführende Ergebnisse hinsichtlich Kraftstoffverbrauch, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit zu erarbeiten«, sagte Ron Borsboom, im DAF-Vorstand zuständig für die Produktentwicklung. Dabei habe man nicht allein die gesetzlichen Vorgaben im Blick gehabt, sondern sich auch immer gefragt: »Was benötigen unsere Kunden?«

Viele technische Innovationen


Ein großer Vorteil bei der Entwicklung sei gewesen, dass man die Erfahrungen der ebenfalls zum PACCAR-Konzern gehörenden Schwesterfirmen Kenworth und Peterbilt nutzen konnte. Ein Viertel deren Fahrzeuge, die seit Sommer 2010 in den USA ausgeliefert wurden, sind bereits mit dem sechszylindrigen 12,9-l-Motor PACCAR MX gemäß der in Nordamerika geltenden Emissionsnorm EPA10 ausgestattet, die der Euro 6-Norm sehr ähnlich ist. »So konnten wir umfangreiche technische Erfahrungen sammeln, die wir jetzt für Euro 6 auf Europa übertragen können«, sagte Ron Borsboom. »Beispielsweise in puncto Abgasrückführung, Turbolader mit variabler Geometrie und aktivem Rußpartikelfilter.«


Bei der Weiterentwicklung dieser Technologien habe man sich auf die optimale Integration in europäische Fahrzeugkonzepte konzentriert. Als Beispiel dafür nannte Ron Borsboom die höhere Position des EGR-Kühlers, wodurch der Turbolader näher an den Motorblock rückt und so die Gesamtgröße des Motors nochmals reduziert. Dies sei ein wichtiger Faktor bei der Montage des Motors in europäische Fahrzeuge, bei denen sich das Fahrerhaus direkt über dem Motor befindet. Das sorge für einen niedrigen Fahrerhausboden zum leichten Ein- und Aussteigen und maximalen Wohnraum.


Der neue Euro 6 PACCAR MX-13 zeichne sich durch die Kombination bewährter Spitzentechnologie mit einer Vielzahl technischer Innovationen aus, so Ron Borsboom. Dazu gehört neben dem »komplett überarbeiteten Motorblock« vor allem das Common-Rail-System, das für einen Einspritzdruck von bis zu 2 500 bar sorgt und die Verwendung von Vor- und Nacheinspritzung oder einer Kombination aus beidem ermöglicht. Dies führe zu einer feineren Zerstäubung und vielen weiteren Möglichkeiten, die Verbrennung für geringstmögliche Lärm- und Abgasemissionen und minimalen Kraftstoffverbrauch zu optimieren.


Auch der Turbolader mit variabler Geometrie (VTG) verbessere die Motoreigenschaften, betonte Ron Borsboom. Dadurch komme dem Motor permanent und in jedem Drehzahlbereich die beste Turboeinstellung zugute. So werde die Leistung maximiert und die Effektivität der Abgasrückführung optimiert, vor allem im unteren Drehzahlbereich. »Mit dieser Technologie können wir die Abgasmenge, die in den Motor zurückgeführt wird, präzise festlegen, was zudem die Kraftstoffeffizienz erhöht«, sagte Ron Borsboom. »Der Einsatz eines optimierten Turboladers hat außerdem positive Auswirkungen auf die MX Motorenbremse, bei der bei niedrigen Drehzahlen (1 500 U/min) mehr als 75 % der verfügbaren 325 kW freigesetzt werden.«

»Optimale Lösungen entwickeln«


Andere wichtige Modifikationen bei der Euro 6-Technologie sind laut Ron Borsboom unter anderem ein einzelner Poly-Keilriemen sowie ein Lüfter, der direkt ohne Kupplungswelle auf der Kurbelwelle sitzt. Das sorge für weniger Wartungskosten, mehr Zuverlässigkeit, weniger Gewicht und geringeren Kraftstoffverbrauch. Zudem erlaube ein größeres Ölpumpvolumen Wartungsintervalle von 150 000 km gemäß Euro 6, sparten Verbundwerkstoffe Gewicht und reduzierten den Geräuschpegel.


»Neben Zuverlässigkeit und Langlebigkeit ist Effizienz für DAF das wichtigste Schlagwort in der Euro 6-Technologie«, sagte Ron Borsboom. Der zudem betonte, dass DAF sich in der Lkw-Branche bewusst nicht als »Vorreiter in puncto Euro 6« gesehen hat. »Uns war vielmehr wichtiger, die verfügbare Zeit zu nutzen, um optimale Lösungen zu entwickeln.«


In diesem Zusammenhang verwies Wil Helmes als der für die Produktplanung Verantwortliche bei DAF auf das im Sommer 2011 eingeführte ATe-Programm (Advanced Transport Efficiency). Dieses sei ein Komplettpaket von Lösungen zur weiteren Senkung des Kraftstoffverbrauchs und der Schadstoffemissionen bei gleichzeitiger Verbesserung der Fahrzeugeffizienz, was zu einer Reduzierung der Gesamtbetriebskosten führe. So habe DAF die Getriebepalette mit neuen 12-Gang-Handschalt- und Automatikgetrieben erweitert, mit denen sich der Antriebsstrang noch wirksamer auf den Einsatzzweck des jeweiligen Fahrzeugs abstimmen lasse. Zudem schalte der in den Modellen CF und XF105 verwendete Motor automatisch nach einer Leerlaufphase von fünf Minuten ab, wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 85 statt auf 89 km/h begrenzt. Ein neuer verstellbarer Dachspoiler, eine neue Tandemachse in Leichtbauweise oder das Fahrertraining EcoDrive repräsentieren ebenfalls die ATe-Philosophie. »ATe steht ganz einfach gesagt für die Optimierung eines Fahrzeuges«, so Wil Helmes, »und zwar von der vorderen Stoßstange bis zum Rücklicht.«


Als Teil seines ATe-Programms hat DAF jetzt die Sattelzugmaschinen-Modelle CF85 und XF105 in einer ATe Edition vorgestellt. Diese Sondermodelle sind mit sämtlichen Optimierungen zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs ausgestattet. So sind die Fahrzeuge mit einem Komplettsatz aus Seitenschürzen, Dachspoilern und Seitenfendern bestückt, rollen auf Reifen mit niedrigem Abrollwiderstand und verfügen über den adaptiven Tempomat ACC (Adaptive Cruise­Control). Serienmäßig eingebaut ist ein automatisiertes AS Tronic-Getriebe, dessen Schaltstrategie im Hinblick auf einen möglichst günstigen Kraftstoffverbrauch optimiert wurde. Es lässt nur dann manuelle Gangwechsel zu, wenn der Fahrer rangiert oder die Motorbremse einsetzt.

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