Zudem verspricht die RCS-Kletterschutzwand eine sichere Einhausung, die sich der markanten Fassadengeometrie flexibel anpassen lässt.
Der Tragwerksplanung gingen umfangreiche Untersuchungen voraus, auch in einem Windkanal. So ließen sich der Windeinfluss und die Reaktion des Tragwerks unter Berücksichtigung der realen Umgebung ermitteln. Die Horizontalkräfte werden durch »Outrigger-Konstruktionen« zwischen Kern und Stützen aufgeteilt, sodass der innere Erschließungskern für die Ableitung der Kräfte durch die Stützen entlastet wird. Neben der Konstruktion ist die größte Herausforderung für das ausführende Bauunternehmen Max Bögl die Einhaltung des Bauzeitenplans. PERI trägt mit einer Schalungs- und Gerüstlösung für die Herstellung der Decken und Säulen sowie des dreiteiligen Gebäudekerns dazu bei, dass der Rohbau im geplanten Zeitrahmen fertiggestellt werden kann.
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© Bilder: Peri
Schnelle Schalzeiten
Die Gebäudestützen weisen unterschiedlichste Abmessungen auf. Die Schalungen für die Herstellung der Säulen mit Querschnitten von 0,6 m x 0,6 m bis 1,2 m x 1,2 m und Höhen von 3,25 m bis 6,5 m basieren auf mietbaren Schalungselementen der Systeme Maximo, Trio sowie Rapid. PERI lieferte die Stützenschalungen vormontiert auf die Baustelle. Sie lassen sich auch für die geneigten Stützen der Outrigger nutzen, ebenso konnten Zwangspunkte der Giebelverbundstützen berücksichtigt werden. Die 25 cm starken Decken der Regelgeschosse werden mit der Skydeck AluPaneel-Deckenschalung in Form gebracht. Das Fallkopfsystem erlaubt kurzfristiges Frühausschalen. Obwohl die angeordneten Balkone in jedem Geschoss veränderliche Grundrisse mit sich bringen, können die Ausgleichsbereiche minimiert werden. Auf der Baustelle werden zwei Geschossflächen Deckenschalung vorgehalten, weiterhin sind zwei Ebenen Nachlaufrüstung im Einsatz.
Die Skydeck dient auch zur Herstellung der 200 cm starken Betondecken der Outrigger-Geschosse. Um die hohen Lasten abtragen zu können, werden diese Decken in zwei Arbeitsgängen betoniert und als Zusatzmaßnahme weitere Stützen gestellt. Für das Umsetzen der Deckenschalung wurden RCS-Materiallifter in Sonderausführung geliefert. Sie sind in den Installationsschächten an den Stirnseiten des Gebäudes integriert und dienen dem kranunabhängigen Umsetzen der Deckenschalung über bis zu vier Etagen.
Klettern im 4-Tages-Takt
Zur Herstellung der drei Kernbereiche des DC Tower werden unterschiedliche Varianten der PERI-Selbstkletterschalung ACS (Automatic Climbing System) in Kombination mit der Trio-Rahmenschalung eingesetzt. Die Wände des Gebäudekerns sind bis zu 1 m stark und weisen einen hohen Bewehrungsgrad auf. Um den schnellen Baufortschritt realisieren zu können, werden die bis zu 9,6 m hohen Bewehrungskörbe über drei Geschosse vormontiert und eingefädelt. Eine Lageverschiebung der Bewehrungskörbe wird durch zusätzliche Halterungen an den Außengerüsten über der Schalung gewährleistet. In einigen Bereichen ergänzen Fertigteile die Ortbetonwände, diese werden vor dem Betonieren in die Schalung integriert.
Für die Bewehrungsarbeiten kommt ein – im Inneren des Kerns auf dem Klettergerüst aufgebaut – PERI-Up-Rosett-Flex-Arbeitsgerüst zum Einsatz. Die Lösung bringt hohe Zusatzlasten, die über die Verankerung in den bereits betonierten Bereich eingeleitet werden. Das Arbeitsgerüst ist mit Klappen ausgestattet, die den Einbau der Fertigteiltreppen im Zuge des Baufortschritts erlauben. Die Kerne können unabhängig voneinander klettern. Nach kurzer Einarbeitungszeit erreichte das Baustellenteam einen 4-Tages-Takt pro 3,5 m Betonierabschnitt, sodass innerhalb von zwei Wochen jeweils drei Geschosse entstehen.
Sicheres Arbeiten an der Fassade
Die Windkanaluntersuchung war auch die Grundlage für die Planung der Kletterschutzwände. Die temporäre Einhausung auf Basis des RCS-Schienenklettersystems sichert jeweils 31/2 Geschosse und hält während des Bauprozesses Windgeschwindigkeiten von 160 km/h stand. Die RCS-Schutzwand erlaubt damit effizientes Arbeiten in allen Etagen und Situationen. Die Geschossgrundrisse verändern sich wegen der mehrfach geknickten Fassade stetig, die Einhausung passt sich der Geometrie an. PERI konstruierte eine Verankerungslösung, mit der sich die Neigungen der Schutzwände variieren lassen und die das hydraulische Klettern ohne Umbau erlaubt. An den veränderlichen, seitlichen Auskragungen dienen Gerüstschiebeelemente der Mitarbeitersicherung. Um auch an der veränderlichen Querseite des Hauses eine durchgängige Schutzwand zu gewährleisten, nutzt man Zusatzelemente, die je nach Gebäudebreite ein- oder ausgebaut werden.
Vorausschauend geplant – in Teamwork realisiert
Die PERI-Projektleitung ist regelmäßig zur Koordination und Organisation der Schalungs- und Gerüstplanung vor Ort. Materialeinsätze und Vorhaltemengen lassen sich auf diese Weise optimieren und wirtschaftlich umsetzen.
Projekt Fakten »Vienna DC« und »DC Tower 1«
Am nördlichen Donauufer entsteht mit Vienna DC ein Zentrum mit hohem funktionalarchitektonischem Anspruch. Im Kernbereich sollen die DC Towers die Wiener Skyline entscheidend prägen. Die Architekten legten Wert auf eine anspruchsvolle Gestaltung und hohe Qualität. Die Höhe der Türme ist dabei das Resultat des Bestrebens, bei der zu bebauenden Grundfläche die attraktive Optik eines schlanken Turms zu bewahren. Neben dem »DC Tower 1« als höchstem Gebäude Österreichs wird der mit 168 m Höhe geplante »DC Tower 2« das vierthöchste Gebäude Wiens. Auffällig an beiden Gebäuden ist ihre Schlankheit und eine mehrfach geknickte Fassadenstruktur. Derzeit entsteht »Tower 1«, für seine Untergeschosse mussten über 60 000 m³ Erdreich ausgehoben werden. Das extreme Verhältnis der Höhe zur Grundfläche des Turms sowie die lokalen Bedingungen für das Setzungsverhalten erforderten eine Spezialtiefgründung mit Schlitzwänden von bis zu 35 m Höhe. Rund 20 000 m² Schlitzwandfläche waren Voraussetzung für die Herstellung der 4 m starken und 10 000 t schweren Bodenplatte.