Seerhein-Unterquerung in 45 Metern Tiefe

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Das linke Rheinufer gehört ab dem Nullkilometer bis Basel zur Schweiz, lediglich die historische Altstadt von Konstanz liegt ebenso auf dieser Flussseite. Zu den geschichtlich begründeten örtlichen Besonderheiten zählt auch das ebenso linksrheinische Tägermoos, das staatsrechtlich zwar zur Schweiz gehört, aufgrund eines Vertrages aus dem Jahre 1831 zwischen dem damaligen Großherzogtum Baden und dem Kanton Thurgau jedoch in einigen Punkten von der Stadt Konstanz verwaltet wird, was auch eine teilweise Zuständigkeit der Stadtwerke Konstanz erklärt. Die Stromversorgung der Konstanzer Altstadt erfolgt auch über der Umspannwerk Tägerwillen, das wiederum auf dem Hoheitsgebiet der Schweiz liegt. Mitte Dezember letzten Jahres konnten hier binnen vier Wochen die Bohrarbeiten einer Seerhein-Unterquerung für eine neue Hochspannungsleitung abgeschlossen werden. Das Bohrloch der HDD-Profis mit einem Durchmesser von 650 mm befand sich in einer Gesamttiefe von 45 m, 20 m unter der Rheinsohle. Die Startgrube lag auf deutscher Seite, die Zielgrube im Tägermoos.

In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Schenk aus der Schweiz wurde von der in Berkheim (Allgäu) ansässigen Firma Max Wild ein Leerrohrpaket mit 3 x DA180 PE-HD SDR11 und 3 x DA90 PE-HD, vorgesehen für Daten- und Energiekabel, eingezogen.

Laut Bodengrunduntersuchung wäre mit Mergelboden zu rechnen gewesen. Die Spezialisten der Horizontalspülbohrtechnik mussten feststellen, dass der Boden sehr weich und tonhaltig ist. Um die Bohrlochstabilität zu gewährleisten, wurde eine komplexere Polymerspülung verwendet, die die negativen Einflüsse des Tons eliminiert.

Bohrschlämme verbleiben

im Erzeugerland

Vor Ort waren eine 80-t-HDD-Anlage von Max Wild, die Max-Wild-Recyclinganlage mit Desander und Desilter, jeweils eine Zentrifuge auf beiden Flussseiten und eine 50-t-HDD-Anlage der beteiligten Firma Schenk aus der Schweiz, die als Anti-Rig-Anlage verwendet wurde. Entsprechend wurde das eingebrachte Werkzeug jeweils wieder zurückgezogen, ein Grenzübertritt des Equipments war zu keiner Zeit nötig.

Auch konnte durch das durchgehende Gestänge der Rückfluss der Bohrspülung so gesteuert werden, dass der erzeugte Bohrschlamm im jeweiligen Erzeugerland aufbereitet und am Ende der Baustelle entsprechend entsorgt wurde. Durch diese außergewöhnliche Lösung konnten die komplexen Zollformalitäten der Schweiz als Nicht-EU-Land einfacher bewältigt werden.

Die zweitgrößte HDD-Anlage von Max Wild wurde wegen der Länge der Bohrung benötigt. Die Zentrifugen übernahmen fast zu 100 % die Reinigung der Bohrflüssigkeit, da die Tonpartikel für die Siebe des normalen Recyclers zu fein waren und so nicht abgetrennt werden können. Die Zentrifuge dagegen kann das feinkörnige Material von der Bohrspülung trennen. Zur Spülungsüberwachung wurden periodische Feldtests durchgeführt, bei denen u. a. die Spülungsdichte, die Viskosität, der Feststoffgehalt, der pH-Wert und die Wasserhärte geprüft werden. Der Rohreinzug mit über 600 m Länge wurde mit nur 5 t Zugkraft realisiert und übertraf damit die Erwartungen.    tü

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