Schlauchlining fast im »freien Fall«

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 Das Spektrum der Techniken, mit denen in den Alpen Energie gewonnen wird, ist breit: Eine Variante ist die Speicherung von Kraftwerks-Triebwasser in Stollen, die in den Berg getrieben wurden. Ein solcher liegt unmittelbar beim Großen-St.-Bernhard-Tunnel und sammelt Gletscherwasser, das zur Energiegewinnung genutzt wird. Kommt in diesem Speicher mehr Wasser an, als dem Kraftwerk zugeführt werden kann, fließt der Überschuss über eine Stahl-Druckleitung DN 500 zu Tal und wird 160 m tiefer abgegeben. Die 265 m lange Entlastungsleitung war durch Korrosionserscheinungen zum Sanierungsfall geworden. Dass hier ausschließlich grabenlose Technologie zum Zuge kommen konnte, war angesichts der Örtlichkeit (das Kopfende der Leitung liegt rund 2 000 m hoch) klar.Schon bald fokussierten sich die Planungen auf die Schlauchlining-Technologie, doch auch hier dünnte das Feld der Möglichkeiten schnell aus. Problematisch war vor allem ein 80 m langer Leitungsabschnitt mit rund 80° Gefälle. An den Enden dieser »Freifall-Strecke« erschwerten zudem scharfe Bögen den Liner-Einbau. Da der Einsatzort nur umständlich zu erreichen war, musste das Sanierungsequipment auf ein Minimum beschränkt werden. Vor diesem Hintergrund kamen bestimmte Schlauchlining-Varianten nicht in Frage, etwa Liner, die sich nicht inversieren lassen, oder Systeme, die den Schlauch per Wassersäule aufkalibrieren: Bei einem Innendruck von 160 m Wassersäule würde jeder derzeit bekannte Liner platzen. Die extreme Trassenführung mit Bögen und steilem Gefälle schloss auch Lichthärtungssysteme aus. Auch mit logistisch aufwendigen Systemen hat man im Hochgebirge naturgemäß keine Chance.Weiche Polypropylenbeschichtung


Die Lösung fand sich auf der Grundlage eines neuen Linersystems der Vereinigten Filzfabriken. Der SP-Liner XF verfügt gegenüber dem Basis-Produkt SP-Liner über eine Spezialarmierung, die ihn vor allem gegen Längszugkräfte ertüchtigt, und eine besonders weiche Polypropylenbeschichtung. Deren Vorzug lag in diesem Fall darin, dass sich der mit Epoxidharz getränkte Liner trotz 8,5 mm Wandstärke vergleichsweise leicht, d. h. bei geringem Innendruck, ins Rohr einkrempeln ließ. Ein Einzugsverfahren schied wegen der in den Bögen zu erwartenden Reibungskräfte aus. Für den Inversionsdruck sorgten 2 m³ Wasser, die sich im Frontende des Liners zu Tal ­arbeiteten und diesen dabei formschlüssig an die Rohrwand pressten. Der nach außen hin unbeschichtete Liner verklebte dabei nachhaltig und in Endposition mit der Rohrwand; ohne Verklebung hätte er sich nach Durchlauf des »Wassersacks« wieder von der Wand gelöst und nicht zur Kreisform gefunden. Der Liner punktet nach Anbieterangaben mit seiner technolo­gischen Alleinstellung (Nadelfilz/Epo­xid­harz/In­ver­sion mit Wandverklebung und Dampfhärtung).Erfolgreich


Das Ergebnis der Sanierung kann sich sehen und messen lassen: Im Nachgang zum Heizprozess wurde der frisch ausgehärtete Liner per Luftdruck erfolgreich auf Dichtheit geprüft. Eine optische Begutachtung per Kamera zeigte, dass der Liner auch in den Knickpunkten des Rohrs praktisch faltenfrei anlag.


 


 


   


 


 


 


 

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