Neues aus der Ideenschmiede: Der Bagger-Mischer

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Es gibt schon Geräte, die die gewünschten Aufgaben wahrnehmen, aber ob die Wirtschaftlichkeit in den meisten Fällen ­gegeben ist, das ist fraglich«, ist Jürgen Stehr überzeugt. Es könne nicht sein, dass ein Bagger im Wert von 200000 Euro sich damit beschäftigte, 250 m³ Erdaushub am Tag aufzubereiten. Eine Frage, die bereits mehrfach von Anwendern an Stehr herangetragen worden war. »Wir machten uns Gedanken und begannen in Kooperation mit dem Institut für Landmaschinentechnik und Regenerative Energien der Fachhochschule Köln unter Prof. Dr.-Ing. Alfred Ulrich mit der Entwicklung«, so Stehr. Was nach sechsmonatiger Testphase und langer Ausarbeitung von Schutzrechten dabei herauskam, ist ein Anbaugerät, wie es kaum einfacher sein könnte. Dabei wird kein eigener Antriebs­motor benötigt, kein Hydraulikschlauch gekuppelt und keine Schmierstelle muss geschmiert werden. »Ein absolut wartungsfreies Anbaugerät ab 2900 Euro«, wie Stehr betont.


Durch die Hin- und Herbewegung des Baggerauslegers, die in einer geraden Linie zum Bagger erfolgt, werden schräggestellte Scheiben in eine drehrichtungsändernde Rotation gebracht. Es erfolgt kein Leerlauf durch Ausheben und Wiedereinsetzen und somit eine fast hundertprozentige Energieeffizienz. Die Scheiben sind so ausgelegt, dass am äußeren Ende gehärtete, verschleißarme Messer aufgeschraubt werden, die sich selbst schärfen. Diese stellen eine konkave Form dar und untergraben das Erdmaterial, um es von unten nach oben und quer zur Arbeitsrichtung zu fördern. Dadurch kann das Aushubmaterial zerkleinert, belüftet und mit anderem Material wie Bindemittel vermischt werden, um ein einbaufähiges verdichtbares Material herzustellen. Damit die Scheiben sich besser in den Boden einziehen, kann mit dem Eigengewicht des Baggers ein vertikal von oben nach unten einwirkender Druck auf das Anbaugerät ausgeübt werden.

Erfolgreich im Praxiseinsatz

Jürgen Schnell vom gleichnamigen Unternehmen aus Ockenheim am Rhein fiel bei einem Besuch im Hause Stehr der Bagger-Mischer schon auf, als dieser sich noch in der Testphase befand. Er zeigte sich gleich von der Technik begeistert. Als die Testphase abgeschlossen war, wurde ein Gerät, das mittlerweile auch einen Namen hatte – Stehr-EXmix, auf eine Schnell-Baustelle in Riedberg, einem neuen Stadtteil von Frankfurt, gebracht. Hier wird der Bodenaushub mit Flugasche verbessert und eingebaut. Nach kurzer Zeit stellte man fest, dass mit dem neuen Stehr-Gerät die fünffache Leistung einer Siebschaufel erreicht werden konnte. Somit kann der Bauablauf kostengünstiger und schneller durchgeführt werden. Da das Material mehrmals hin und her, von unten nach oben bewegt wird, erfolgte eine optimale ­Mischung.


Das neue Verfahren beeindruckte auf der Baustelle auch Baggerfahrer und Vorarbeiter Willi Hammer von der Firma Wengerter aus Klingenberg. Der Stehr-EX-mix hatte sich hier gleich dem Untergrund eines 700 m² großen Parkplatzes zu widmen. Kalk zur Bodenverbesserung konnte in dem stark bebauten Gebiet nicht eingesetzt werden. Ein Bodengutachter legte fest, den Boden auf 40 cm Tiefe mit 20 % Güte geprüftem Recyclingmaterial zu verbessern. In rund einer Stunde konnte die ganze Fläche aus stark bindigem, nicht verdichtungsfähigem Lößlehm-Boden so durchgemischt und verbessert werden, dass die Verdichtungswerte anschließend die geforderten Werte übertrafen. Der Bagger-Mischer EX-mix wird in Größen für Bagger von 2 bis 4 t, 4 bis 8 t, 8 bis 16 t und über 16 t angeboten.

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