Mit »Mineral Technologies« weiter wachsen

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Sie kündigten an, dass das Unternehmen die Produktionsstätten in China (Langfang), Indien (Pune) und Brasilien (Porto Alegre) modernisieren und ausbauen werden. »Allein in China bauen wir ein komplett neues Werk und investieren rund 40 Mio. Euro«, sagte Jürgen Wirtgen. Nach dem Rekordjahr 2011 mit einem Umsatz von 1,76 Mrd. Euro gehen die Wirtgen-Brüder davon aus, in diesem Jahr mit 1,8 Mrd. Euro »wieder eine neue Bestmarke aufstellen zu können«. Beide betonten aber auch, dass die Wirtgen Group trotz dieser Investitionen in die Emerging Markets »die traditionellen Märkte auf gar keinen Fall vernachlässigen« werde.


Die frühzeitig eingeschlagene internationale Ausrichtung des Unternehmens habe sich als die richtige Strategie erwiesen, so Jürgen und Stefan Wirtgen. Das spiegele sich auch in der »breiten Umsatzverteilung« der vier Marken Wirtgen, Kleemann, Vögele und Hamm wider. Zum einen habe man sich dadurch auch in den deutschen Märkten stabilisiert, zum anderen könnten Umsatzschwankungen aufgrund der weltweiten Präsenz grundsätzlich besser aufgefangen werden. »Wenn es irgendwo in der Welt kriselt, haben wir die Möglichkeit, dies durch Wachstum in einer anderen Region auszugleichen«, sagte Stefan Wirtgen. Weshalb man zuversichtlich sei, in diesem Jahr die anvisierte Umsatzmarke von 1,8 Mrd. Euro realisieren zu können. Entsprechend dieser stetig steigenden Umsatzentwicklung ist auch die Zahl der Mitarbeiter bei der Wirtgen Group gestiegen, und zwar auf derzeit 5 100.

»Nachfrage hat stark zugenommen«


Einen großen Anteil am Erfolg haben auch die Surface Miner, die Wirtgen als Weltmarktführer von Kaltfräsen mit einem Anteil von 70 bis 75 % seit Anfang der 1980er Jahre produziert. »Die Nachfrage nach diesen Spezialmaschinen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen«, sagte Jürgen Wirtgen. Zwar habe es zu Beginn einige Anlaufschwierigkeiten gegeben, da die Minenbetreiber erst von den Vorteilen dieser Technologie überzeugt werden mussten und man auch heute noch im Wettbewerb stehe mit den konventionellen Abbauverfahren.

Akzeptanz steigt von Jahr zu Jahr


Doch seit 1999 wachse die Akzeptanz Jahr für Jahr, komme man immer öfter mit den großen Minenbetreibern ins Geschäft. Schließlich seien die Vorteile offensichtlich. »Der Surface Miner übernimmt gleich mehrere Arbeitsschritte auf einmal. Anstatt zu bohren und zu sprengen, fräst er das zu gewinnende Material, bricht es und verlädt es anschließend. Deshalb hat es in den vergangenen fünf Jahren eine große Dynamik in diesem Bereich gegeben, auch bei den großen Minengesellschaften.«


Zum Ende dieses Jahres werden es voraussichtlich rund 420 dieser Spezialmaschinen sein, die seit 1999 weltweit im Einsatz sind. »Mit einem Marktanteil von derzeit 74 % sind wir mit Abstand der führende Hersteller«, so Stefan Wirtgen. Einsatzschwerpunkte der Surface Miner sind die Minen in Australien und in Asien, wobei sie derzeit hauptsächlich zum Abbau von Kalksandstein, Kohle und Eisenerz eingesetzt werden. Aber auch im Bauxit- und Granitabbau kommen sie zum Einsatz, ebenso in der Diamantgewinnung.

Imposante Wachstumsraten


Die zweite Marke, mit der die Wirtgen Group in der Gewinnung von mineralischen Rohstoffen und deren Aufbereitung ­zuletzt immer größere Marktanteile gewonnen hat, ist Kleemann. Der Spezialist für die Entwicklung und Produktion von mobilen Brech- und Siebanlagen weist seit 2008 imposante Wachstumsraten auf – nur kurz unterbrochen durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise 2009/10. Hauptgrund dafür sind die neu konstruierten Maschinenreihen Mobirex (Prallbrecher), Mobicat (Backenbrecher) und Mobiscreen (Siebanlagen), die im für 57 Mio. Euro neu gebauten und 2009 in Betrieb genommenen Werk in Göppingen produziert werden.

Kleemann künftig »noch mobiler«


Als Traditionsunternehmen mit einer mehr als 150-jährigen Geschichte und mehr als 80 Jahren Erfahrung im Bau von mobilen Brechanlagen habe Kleemann in den vergangenen Jahren »rund um die Welt« Marktanteile hinzugewinnen können, so Stefan Wirtgen. »Mit der Mobirex-Serie, bei der wir vor allem den Materialfluss verbessert haben, konnten wir am Markt klar punkten.«


Er kündigte an, dass sich Kleemann in Zukunft vor allem im mobilen Bereich weiterentwickeln werde. »Unsere Kleemann-Produkte sind prädestiniert dafür, Anwendungen aus dem stationären Bereich in einem verketteten System mobil zu machen«, sagte Stefan Wirtgen. »Das wird künftig ganz klar der Schwerpunkt sein.« Zumal es mittlerweile sehr starke Synergieeffekte der beiden Marken Wirtgen und Kleemann im Geschäftsbereich Mineral Technologies gebe.


Warum die Wirtgen Group in diesem »ein sehr großes Wachstumspotenzial« sieht, erläuterte Jürgen Wirtgen. So habe der Weltmarkt für Baumaschinen im vergangenen Jahr ein Gesamtvolumen von rund 100 Mrd. Euro gehabt. Davon entfielen auf den Bereich »Road Technologie« – in dem die Wirtgen Group mit den Marken Vögele (Straßenfertiger) und Hamm (Walzen) und Wirtgen (Kaltfräsen) einen Weltmarktanteil von 34 % hat und damit Weltmarktführer ist – gerade einmal vier Prozent.


Weitaus größer hingegen war der Anteil der Mineral Technologies am »Gesamtkuchen«: nämlich rund 27 %. »Allein diese Zahlen verdeutlichen das Potenzial«, so Jürgen Wirtgen. »Mittel- und langfristig wird sich die Nachfrage nach Minenprodukten ebenso erhöhen wie die Rohstoffpreise.« Aus diesem Grund würden ständig neue Minen erschlossen, »für die eine entsprechende Maschinentechnologie sowie neue und innovative Produkte benötigt werden«.

Mehrere Neuheiten präsentiert


Von diesen präsentierte Wirtgen im Rahmen der Technologietage in Windhagen gleich mehrere. So den Vario Miner, der über eine variabel steuerbare Walzendrehzahl verfügt und somit bestens geeignet ist für Minen, in denen sich die Gesteinseigenschaften verändern. Ebenfalls neu ist das Wechselhaltesystem HT15, dank dem sich die Meißel schnell und einfach auswechseln lassen. Dieses »weltweit einzigartige System« erhöhe die Maschinenverfügbarkeit und sorge somit für eine signifikante Produktivitätssteigerung, so Stefan Wirtgen. Das gelte auch für das kamera- und laserbasierte Wirtgen Pick Inspection System (WPI), das dem Maschinenbediener automatisch den Meißelverschleiß anzeigt.

Im Schnitt 75 Mio. Euro investiert


Die Wirtgen Group, so betonten Stefan und Jürgen Wirtgen, werde auch in Zukunft einen großen Anteil ihrer Erträge reinvestieren. So habe man seit 2001 jedes Jahr durchschnittlich 75 Mio. Euro investiert, und das bei einer Abschreibung von durchschnittlich 26,7 Mio. Euro im Jahr. »Das heißt«, so Stefan Wirtgen, »dass praktisch das Dreifache der Substanzerhaltung in Zukunftsprojekte der Unternehmensgruppe investiert worden ist.« Dabei wurde seit 2007 der größte Anteil für die Modernisierung oder den Neubau an den deutschen Standorten Ludwigshafen (Vögele/100 Mio. Euro), Windhagen (Wirtgen/50 Mio.), Tirschenreuth (Hamm/50 Mio.) und Göppingen (Kleemann/57 Mio.) verwendet sowie in den Ausbau der Niederlassungen, die mittlerweile rund 70 % des Jahresumsatzes erwirtschaften.


Von Michael Wulf

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