Ein nach wie vor großes Spielfeld für technische Neuerungen und Verbesserungen in der Bauwirtschaft sind das Vermeiden oder Reduzieren von Emissionen aller Art. Beispielsweise entstehen beim Kaltfräsen alter Fahrbahndecken bedeutende Mengen an Feinstaub – eine Gesundheitsgefahr für Baustellenpersonal, Anwohner und Passanten. »Umso erfreulicher ist es da, dass viele der in diesem Jahr auf der Bauma präsentierten Innovationen Effekte in Richtung Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltschutz haben«, sagt Bauma-Projektleiterin Mareile Kästner.
Um die Feinstaubmengen zu senken, entwickelte beispielsweise Bomag die »Ion Dust Shield«-Technologie (Seite 127). Das System ist in einem Kasten direkt am Förderband der Fräse installiert. Eine Absaugung zieht die Staubpartikel durch ein elektrisches Feld. Sie laden sich positiv auf und werden vom negativ geladenen Gehäuse angezogen. Dabei verklumpt der Feinstaub dauerhaft zu ungefährlicheren gröberen Partikeln und kann mit dem Fräsgut abtransportiert werden. Diese umweltfreundliche Lösung brachte Bomag auf die Liste der Nominierten für den »Bauma-Innovationspreis«.
Staub mit Kunstschnee binden
Auch beim Gebäudeabbruch, im Tagebau und bei Verladeprozessen müssen Stäube gebunden werden. In Ländern mit Wetterextremen kann es vorkommen, dass bei eisigen Temperaturen nicht mehr mit dem dabei üblichen Wassernebel gearbeitet werden kann. Dann erzeugt die Staubbindemaschine V22Orca der Firma EmiControls aus Bozen (Südtirol) kurzerhand Schnee. Der Staub haftet an den von der Schneekanone erzeugten Flocken. Als Hybrid mit Wassernebel- und Schnee-Modus ist das Gerät zwischen + 50 °C und – 25 °C einsetzbar (Seite 211).
Weniger Emission, mehr Wirtschaftlichkeit
Nicht nur bei Staub, auch und gerade bei Abgasen und Lärm ist die Baumaschinenbranche aufgerufen, Emissionen zu vermeiden. Ein verstärkter Einsatz von Elektroantrieben kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Die Wacker Neuson Group erweitert ihre Produktpalette in diesem Bereich mit dem Akkustampfer AS60e und der Akkuplatte AP2560e. Ein von der Handhabung wie auch der Wirtschaftlichkeit interessantes Detail: Mit den beiden Neuzugängen können jetzt insgesamt sechs Produkte des Münchener Herstellers mit dem gleichen Wechselakku betrieben werden, ein maschinenübergreifender Austausch ist problemlos möglich (bauMAGAZIN 3/19, Seite 61).
Hochspannungsleitungen ohne Flurschaden verlegen
Im ökologischen Idealfall kommt der Strom für den Betrieb der Elektromotoren aus erneuerbaren Energiequellen. Damit der zum Beispiel durch Windparks erzeugte grüne Strom auch tatsächlich in jede Steckdose in Deutschland gelangen kann, braucht das Land mehrere tausend Kilometer neue Stromtrassen. Die Hochspannungsgleichstromleitungen sollen vorrangig als Erdkabel ausgeführt werden.
Herrenknecht aus Schwanau stellt auf der Bauma dazu ein Verlegeverfahren vor. Mit der modifizierten Bohrtechnologie E-Power Pipe können Kabelschutzrohre über vergleichsweise lange Strecken von über 1 km grabenlos und oberflächennah in 2 m bis 4 m Tiefe eingebracht werden. Die Eingriffe in die Landschaft werden dadurch minimiert. Der Jury war diese Lösung eine Nominierung zum Bauma-Innovationspreis wert (Seite 146).
Rohstoffe statt Abraumhalden
Eine Forderung für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften ist die Ressourcenschonung. Hier sind unter anderem Technologien gefragt, die den Rohstoffanteil in Abraumhalden erschließen – wie der Spiralwellenseparator SWS 3000 von Doppstadt aus Velbert. Das Gerät ist in der Lage, stark bindige Materialgemische zu trennen, also beispielsweise Steine von klebrigem Lehm oder Ton. Im Ergebnis schrumpft das Volumen der Abraumhalden und die Rohstoffgewinnung aus dem ursprünglichen »Abfall« verlängert die Laufzeit des Steinbruchs.
Lokal produzierte Windkrafttürme
Eine Bauma-Neuheit, die alle drei klassischen Felder der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – »bedient«, ist die mobile Fertigung der Max Bögl Wind AG. Das Unternehmen aus Neumarkt ist bekannt für die Herstellung von Hybridtürmen aus Beton- und Stahlelementen für Windkraftanlagen mit großen Nabenhöhen. Beim neuen Konzept werden die Betonelemente in einer per 262 Containern angelieferten, temporären Fabrik in der Nähe des späteren Standorts der Windkraftanlagen produziert – auf Wunsch an nahezu jedem Ort der Welt (Seite 248).
Die digitale Baustelle – mehr als nur Unterhaltung
Gleichermaßen mit dem Schlagwort »Nachhaltigkeit« bestimmen die digitalen Innovationen zunehmend den Alltag – auch in der Baumaschinenbranche. Dank Virtual und Augmented Reality (VR/AR) wird die Baustelle auf der Bauma virtuell erlebbar und der Nutzer ist als Teil der Geschichte mitten im Geschehen. Mit VR und AR können Produkte in der Entwicklungsphase, Prototypen oder Zukunftsszenarien präsentiert und auf völlig neue Art erklärt werden. Für Unternehmen eröffnet das eine Vielzahl neuer Möglichkeiten.
»Wir haben mit unserer digitalen Baustelle eine Plattform geschaffen, die es Ausstellern ermöglicht, ihre Produkte in Ergänzung zum realen Messestand auch ortsunabhängig erlebbar zu machen. Dabei bieten wir die virtuelle Ausstellungsfläche auf einer VR-Experience an. Auf der Bauma 2019 können sich Unternehmen also erstmals komplett digital präsentieren«, sagt Mareile Kästner, Bauma-Projektleiterin. Unternehmen wie der Schalungsprofi Doka, die Spezialisten für Messinstrumente von Trimble, das Maschinenbauunternehmen GEDA, der Baumaschinenproduzent Bobcat oder Uvex, Hersteller von Schutz- und Sicherheitsprodukten, nutzen das virtuelle Angebot »Made by Bauma«.
Schalungskompetenz auf engstem Raum
»Doka ist bei der VR-Experience der Messe München vertreten, da sie die Lösungskompetenz von Doka aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und erlebbar macht. Ein in VR eingebettetes Highrise-Modell zeigt deutlich, welch umfassendes Know-how erforderlich ist, um den Bauablauf schnell, sicher und optimiert zu gestalten«, sagt Gottfried Bühringer, Leitung für digitales Marketing bei Doka (Seite 246).
»Safety first«
Für Tobias Hawelka, Marketing Coordinator Messe bei Uvex, steht die Sicherheit auf der virtuellen Baustelle im Mittelpunkt. »Im Rahmen der VR Experience auf der Bauma bietet die Uvex Safety Group allen Besuchern erstmalig auch die Möglichkeit, ausgewählte Produkte ganz im Zeichen der ›Digitalen Transformation‹ erlebbar zu machen. Durch das virtuelle Betreten einer Baustelle mit der dafür – auch im realen Alltag – erforderlichen Sicherheitsausrüstung, werden dem Besucher ein einmaliges Erlebnis und ein tiefer Einblick in diese spannende virtuelle Welt gegeben.«
Nahtlose Datenübertragung und Visualisierung
Maria Scully, Event-Managerin bei Trimble Civil Engineering and Construction, betont das Potenzial von VR/AR für das Trimble-Geschäft: »Wir werden die Bauindustrie durch eine Reihe von integrierten Lösungen verbinden. Lösungen, die eine nahtlose Datenübertragung und Datenvisualisierung ermöglichen. Trimble SiteVision ist ein Beispiel dafür, eine neue Lösung, die hochpräzise Outdoor Augmented Reality für die Bauindustrie bietet. Das VR-Erlebnis auf der Bauma wird nicht nur die Vorteile von SiteVision vorstellen und hervorheben, sondern auch die Möglichkeiten aufzeigen, wie VR- und AR-Technologie im Bauwesen eingesetzt werden kann.«
Industrieaufzüge in Live-Atmosphäre
»Als innovatives Maschinenbauunternehmen sehen wir in den Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, zukunftsträchtige Chancen für unser Unternehmen. Themen wie Virtual Reality ermöglichen es uns beispielsweise, unsere Bau- und Industrieaufzüge auch internationalen Kunden in einer Live-Atmosphäre anschaulich zu präsentieren. Wir freuen uns, im Rahmen der Bauma 2019 an der VR-Experience teilzunehmen«, sagt Jürgen Deffner, Leiter Marketing bei GEDA.
Mit der Bauma-VR-Experience werde nicht nur ein digitales Format im klassischen Messegeschäft verankert: »Es wird definitiv emotional. Spätestens wenn sich die Erdoberfläche öffnet und der Aufzug den Besucher in luftige Höhen befördert, wird es ein unvergessliches Erlebnis«, sagt Bauma-Projektleiterin Kästner. Einen genauen Eindruck davon können sich Besucher und Aussteller auf der Bauma in der Halle B0 machen. §