LST-Gruppe: Sechs Gesellschaften sind insolvent

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Zum vorläufigen Insolvenzverwalter aller Verfahren hat das Amtsgericht Weilheim daraufhin am 30. September den Rechtsanwalt Dr. Robert Hänel (Peißenberg) bestellt. Auf Anfrage des bauMAGAZIN erklärte Michael Schwienbacher: »Ziel ist es nun, den Geschäftsbetrieb fortzuführen, damit für die Unternehmen ein fließender Übergang auf neue Gesellschafter gewährleistet wird und somit der entstandene Schaden bei allen Gläubigern so gering wie möglich gehalten und die Arbeitsplätze gesichert werden.«


Als Grund für diesen Schritt nannte Schwienbacher den langen Winter und das Hochwasser im Frühjahr. Dies habe hohe Einbrüche vor allem im Baumaschinen-Mietbereich bewirkt und Liquiditätsprobleme verursacht. Eine Zusammenführung der unterschiedlichen Finanzierungskreise der Gesellschaften von 35 auf drei bis fünf Banken sei im Spätsommer 2013 gescheitert, eine daraufhin angestrebte Brückenfinanzierung ebenso. »Wir sind jetzt dabei, neue und passende Strukturen aufzubauen«, so Schwienbacher zum bauMAGAZIN, »und dann schauen wir, wie es weitergeht. Klar ist aber, dass es eine neue Gesellschafterstruktur geben wird.« Insolvenzverwalter Robert Hänel erläuterte gegenüber dem »Starnberger Merkur«, dass sich der Umsatz der LST-Gruppe mit ihren insgesamt 21 Gesellschaften im In- und Ausland auf rund 58 Mio. Euro summiere. Hänel, Mitglied der auf Insolvenzrecht spezialisierten Rechts­anwaltsgruppe Anchor, gibt LST aber durchaus eine Zukunftschance.


Schon in den vergangenen Monaten hat es in der Baumaschinenbranche Gerüchte gegeben, dass die 2001 von Michael Schwienbacher gegründete geleitete Unternehmensgruppe finanzielle Probleme soll. So wurde unter anderem die im März verkündete Vertriebspartnerschaft mit Metso Minerals Deutschland ebenso hinfällig wie die Übernahme des Metso-Händlers Apex-Lieben (Geilenkirchen), wie das bauMAGAZIN bereits in seiner Juni-Ausgabe berichtet hat. Damit wollte die LST Group ihr Angebot in der mobilen Brech- und Siebtechnik massiv ausweiten. Doch noch auf der Bauma kam es zum Bruch mit Rolf Lieben, Gründer und Geschäftsführer von Apex-Lieben, sowie mit Metso Minerals Deutschland, dessen Geschäftsführer Markus Prüllen anschließend erklärte: »Wir haben nach der Bauma rechtzeitig festgestellt, dass eine gemeinsame Zusammenarbeit nicht den jeweils gestellten Zielsetzungen entspricht.« Deutlichere Worte fand Rolf Lieben: »Ich verklage Herrn Schwienbacher, weil er den Vertrag nicht erfüllt hat. Zudem will ich eine Rückabwicklung erreichen«, sagte er seinerzeit gegenüber dem bauMAGAZIN und kündigte an: »Wir sehen uns auf jeden Fall vor Gericht.«


Für Michael Schwienbacher hingegen war der Grund für dieses »Zerwürfnis«, wie er es formulierte, »dass es menschlich und geschäftlich unterschiedliche Auffassungen und Einstellungen gab, die man im Vorfeld der Übernahme anders eingeschätzt hat. Wir sind aber bestrebt, eine sachliche und faire Lösung für alle beteiligten Parteien zu finden.« Rolf Lieben ist heute davon überzeugt, »dass Michael Schwienbacher schon bei der Vertragsunterzeichnung im März gewusst haben muss, dass er die Übernahme von Apex-Lieben finanziell gar nicht stemmen konnte«. Dies habe der Bauma-Auftritt gezeigt. »Wir sind von Schwienbacher getäuscht worden«, sagte Rolf Lieben dem bauMAGAZIN. Mit der Folge, dass der Firma Apex-Lieben die Existenzgrundlage entzogen worden sei »und neun Arbeitsplätze vernichtet wurden«.


Dass bei der LST Group zuletzt die Zeichen eher auf Sturm standen, zeigt auch eine andere Entwicklung. So sind nach Recherchen des bauMAGAZIN im September die Geschäftsführer Kay Dückert und Philip Thormann – in der LST Group für den Geschäftsbereich LST ABI (Agrar-, Bau- und Industriemaschinen) zuständig – von ihren Positionen zurückgetreten, weil sie das Geschäftsgebaren bei LST nicht mehr mitverantworten wollten.


Die LST Group bezeichnet sich als eine international agierende, mittelständische Unternehmensgruppe mit 21 Produktions-, Service- und Vertriebsstandorten weltweit und hat nach eigenen Angaben zuletzt rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. Gegründet wurde LST 2001 vom damals 19-jährigen Studenten Michael Schwienbacher, der vor fünf Jahren dem bauMAGAZIN sagte, er wolle das Unternehmen zu einem der führenden Anbieter von Anbaugeräten in den Bereichen Abbruch, Bau, Abbau und Recycling entwickeln und bis zum Jahr 2012 auf dem deutschen Markt – dessen Umsatzpotenzial er seinerzeit mit 200 Mio. Euro bezifferte – einen Marktanteil von rund 25 % erreichen. Und in einem anderen Interview erklärte er: »Um sich im Haifischbecken der nicht gerade zimperlichen Baumaschinenbranche zu bewähren, braucht es allerdings nicht nur Ehrgeiz.« Als eines seiner Ziele gab er an, vor seinem 40. Lebensjahr »1 000 Mitarbeiter beschäftigen zu wollen«.


Der erste Expansionsschub erfolgte nach dem Bauma-Auftritt 2007, als LST mehrere Niederlassungen in Deutschland sowie in Ungarn, Polen und Österreich gründete. Nach der Bauma 2010 folgte die zweite Expansionsphase mit der Übernahme diverser Maschinenbaufirmen, dem Abschluss von Händlerverträgen mit renommierten Herstellern, wie Hyundai, Ammann, Paus oder Dieci, sowie der Gründung von weiteren Niederlassungen, unter anderem auch in Mexiko.


Kein Wunder deshalb, dass LST den Sprung in die Liste der 100 innovativsten und erfolgreichsten Mittelstands-Unternehmen Deutschlands schaffte (TOP100) und 2009 sowie 2012 die Auszeichnung »Bayerns Best 50« erhielt. Diese vergibt das Land Bayern an die dynamischsten Unternehmen im Freistaat und würdigt damit die Leistung besonders wachstumsstarker Betriebe, die ihren Umsatz und die Zahl ihre Mitarbeiter überdurchschnittlich steigern konnten. »Solche Leistungen nehmen eine wichtige Vorbild- und Motivationsfunktion für mittelständische Unternehmen und Existenzgründer ein und machen diesen Mut, den aktuellen Herausforderungen offensiv zu begegnen«, so der seinerzeitige bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil.


Mit der Übernahme von Apex-Lieben und dem Abschluss des Händlervertrages mit Metso sah sich LST schon auf dem Weg, einer der wichtigen und großen Akteure im Bereich der mobilen Brech- und Siebtechnik in Deutschland zu werden. »Das wird für einen Paukenschlag in der Branche sorgen«, sagte Schwienbacher seinerzeit und betonte noch auf der Bauma, diese Erweiterung des Produktportfolios sei auch ein Zeichen dafür, dass LST bei der Kompetenzentwicklung auf dem richtigen Weg ist. »Nachdem wir in den vergangenen Jahren relativ schnell gewachsen sind und wir unsere zahlreichen Aktivitäten in der neuen LST Group jetzt neu strukturiert und organisiert haben, ist es jetzt unser Ziel, langfristig zu wachsen. Als Gruppe und durch unsere Strategie sind wir jetzt viel besser in der Lage, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen.« Was nicht der Fall war, wie die jüngste Entwicklung beweist. (iwu)


Von Michael Wulf

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