Lärmschutz mit spektakulärer Formgebung

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Von dort führt die A4 an Breslau (Wroclaw), Oppeln (Opole), Kattowitz (Katowice) vorbei, bis sie östlich von Krakau (Kraków) ab Wieliczka wieder als Nationalstraße Richtung ukrainische Grenze führt. Im Streckenverlauf wurden viele Lärmschutzwände realisiert, der Autobahnring von Breslau zählt dabei zu den spektakulärsten.


Die rund 35,5 km lange Autobahnumgehung von Breslau zieht einen Halbkreis entlang der West- und Nordseite der Stadt und tangiert Breslau auf einer 17 km langen Strecke. Die Gegebenheiten eines urbanisierten Gebietes und dessen Lage im Verhältnis zu der Umgebung auf Überführungen, Brücken und Dämmen, die an manchen Stellen über 8 m hoch sind, bildeten die Grundlage zur Ausarbeitung besonderer akustischer und architektonischer Lösungen. Wegen der prognostizierten hohen Verkehrsdichten wurden innerhalb der Wohnbezirke Lärmschutzwände entworfen (Gesamtlänge: 22 km, variable ­Höhe: 4 m bis 8 m), um den negativen Einfluss des Straßenverkehrslärms auf die Anwohner zu beschränken. Bei Brücken und Rampenbrücken wurde die Höhe der Lärmschutzwände aus Konstruktionsgründen auf 6 m beschränkt. Der Unterschied zwischen der Gesamthöhe der Gradiente der Autobahnumgehung und dem umgebenden Gelände beträgt an manchen Stellen bis zu 12 m. Beim Entwurf der Lärmschutzwände war deshalb darauf zu achten, die Höhe optisch zu reduzieren und die ästhetischen Vorzüge des Projektes zu betonen.

Beton und transparentes Acrylglas


Die Lärmschutzwände sind Richtung Straße gekrümmt, um ihre Wirksamkeit zu verbessern und ihre Höhe zu begrenzen. Zum Einsatz kamen in Beton und transparentem Acrylglas uniform gestaltete, sich wiederholende und parabelförmige Wandelemente. Im unteren Teil sind sie leicht nach außen, also zur Anliegerseite geneigt, im oberen Teil sind sie leicht gekrümmt, ehe sie sich im oberen Drittel mit einer etwas stärkeren Krümmung möglichst weit zum Fahrbahnrand bewegen. Aus konstruktiven Gründen wurde die Parabel anfangs durch eine dreibogige Linie mit drei verschiedenen Radien erreicht. Nach einer weiteren Analyse wurde der untere Bogen jedoch mit einem geraden Abschnitt ersetzt. So konnte eine weitgehend gemeinsame Form für Wände von verschiedener Höhe ausgearbeitet werden. Nur im Fall von Knotenpunkten und Zufahrtstraßen wurden senkrechte Wände entworfen, auch dort, wo die Farben der Stadt Warschau nachts die Lärmschutzwand beleuchten und ­betonen.


Die Beton-Lärmschutzwände aus Stahlbeton (Modulbauweise 4 m bis 8 m hohe x 2 m breite Module, die sich überlappen) sowie die transparenten Lärmschutzwände sollten dieselbe Geometrie aufweisen, waren jedoch auf 4 m Achsabstand konzipiert und sollten in einer massiven Stahlkonstruktion ausgeführt werden. Die transparenten Lärmschutzwände auf den Ingenieurobjekten (mit einer Höhe von 4 m, 5 m sowie 6 m und entlang der Strecken bis zu 8 m hoch) wurden nach der gleichen 4 m-Modulbauweise entworfen wie die Lärmschutzwände aus Stahlbeton.


Der Ausschreibungsentwurf wurde verändert, sodass die 4 m Achsabstand zwar bestehen blieben, jedoch die Füllung aus transparentem Acryl nicht in einer Stahlkonstruktion ausgeführt wurde, sondern in einer Rahmenkonstruktion aus Aluminium. Die Alu-Rahmen wurden auf Basis der vorgegebenen Windlasten und der vorbeschriebenen Parabelgeometrie entworfen. Eine Gelenkkonstruktion erlaubte die mehr als 4 700 Rahmen, in ca. 4 x 1 m Größe, den unterschiedlichen Radien anzupassen. Die Rahmen wurden schalldicht zum Pfostensteg eingebaut. Die transparenten Lärmschutzwände sind aus Acrylglas mit innenliegenden 2 mm dicken, schwarzen PA-­Fäden ausgestattet, die auch dem Vogelschutz dienen, und teilweise einseitig und teilweise beidseitig mit zusätzlichem Graffitischutz versehen. Dieser wurde im Anschluss an die Produktion der Alurahmen nachträglich aufgebracht.


Gegenüber der ursprünglichen Stahlvariante wurden bei der Montage weniger Bohrungen und Einzelteile verbraucht. Das System konnte Toleranzen aufnehmen und ist mit der Wahl von Aluminium korrosionssicherer, denn die allgemein hohe Umweltbelastung, die sich in den Verschraubungen bzw. an den Bohrungen niedersetzt, setzen einer Stahlkonstruktion aggressiver zu.


Die Produktions- sowie ­Logistik-Organisation hinsichtlich der Rahmen, inklusive der Acrylglasfüllungen, wurde durch die Firma AlfaBond Kohlhauer (ein Mitglied der Kohlhauer-Gruppe) abgewickelt. Das gesamte Projekt wurde im September 2011 nach rund elf Monaten Bauzeit fertiggestellt. 1800 t Stahl, 54000 m Aluminiumprofile in 4700 Rahmen und 350 t Acrylglas wurden insgesamt verbaut. Die Kosten pro Quadratmeter waren, trotz der aufwendigen Konstruktion und des preislich hohen transparenten Materials, günstiger als im Vergleich zum deutschen Markt. l

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