Im Interview: Tobias Haslach, Verlagsleiter SBM Verlag GmbH »Kurz gesagt: Die Bau-Branche ist mein Leben«

Alles beginnt mit dem Mut Einzelner – und endet nicht selten mit dem Mut Vieler, das Getane noch weiter voranzutreiben. Das bauMAGAZIN und der SBM-Verlag feiern ihr 25-jähriges Bestehen und das inmitten einer Branche, die sich mit vielen Veränderungen, Unwägbarkeiten, aber auch Chancen auseinanderzusetzen hatte. Letztere ergriffen hat Tobias Haslach, der seit sechs Jahren das operative Geschäft als Verlagsleiter verantwortet und den Verlag durch spannende Zeiten navigiert. Im Gespräch mit bauMAGAZIN-Chefredakteur Dan Windhorst zeigt der 45-Jährige seinen Werdegang im Verlag sowie die damit einhergehenden Herausforderungen auf.

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bauMAGAZIN: Herr Haslach, 25 Jahre bauMAGAZIN und 25 Jahre SBM-Verlag: Dieser Meilenstein geht allerdings auch mit mehr als 15 Jahren Betriebszugehörigkeit Ihrerseits einher: Begonnen hat alles in den Abteilungen Redaktion und Vertrieb. Heute ziehen Sie als Verlagsleiter die Strippen im operativen Geschäft. Erklären Sie unseren Lesern doch einmal, wie die Reise für Sie beim SBM-Verlag begonnen hat.

Tobias Haslach: Begonnen hat alles im März 2007 als Mediaberater und Bereichsredakteur für das bau­MAGAZIN. Mein Glück war, als »Junior« über die Schulter unseres Geschäftsführers Markus Holl zu blicken. Ich musste mich von der Pike auf mit der Baumaschinenindustrie auseinandersetzen und war ständig unterwegs, um immer mehr Kontakte zu knüpfen. Als gelernter Maurer und Stahlbetonbauer ist mir das sicherlich leichter als einem kompletten Quereinsteiger gefallen, da ich die Branche in- und auswendig kenne und mich mein Leben lang mit Baumaschinen und Baustoffen befasse. Nach den ersten Jahren im Verlag hat die Geschäftsleitung dann das Vertrauen in mich gesetzt, die stellvertretende Objektleitung des bauMAGAZIN zu übernehmen. Kurze Zeit später habe ich dann die Gesamtleitung des Fachmagazins verantwortet, was letztlich Wegbereiter für meinen im Oktober 2016 angetretenen Posten als Verlagsleiter war.

Tobias Haslach
»Nichts im Leben fällt  einfach so vom Himmel:  Diesen Erfolg mussten  wir uns über all  die Jahre hinweg  hart erarbeiten.«

bauMAGAZIN: Wer so viele Jahre einen Weg beschreitet, ist Abbiegungen, Kursänderungen und sicherlich auch den einen oder anderen Umweg gewohnt. Was waren Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Wege und Meilensteine für den SBM-Verlag?

Haslach: (lächelt) Umwege und Kursänderungen wird es sicherlich immer wieder geben. Eine Unternehmenshistorie setzt sich letztlich aus vielen Kleinigkeiten zusammen, die dann das große Ganze ergeben. Ohne jeden Zweifel hat es abseits des Erfolgs von SBM in 25 Jahren auch Stolpersteine gegeben. Aber die DNA dieses Verlages basiert auf Kontinuität und dem Mut, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Natürlich hat es uns der Erfolg leicht gemacht, weiter zu expandieren. Schlussendlich waren es in 25 Jahren SBM-Verlag aber immer wieder die Mitarbeiter, die uns die Kraft gegeben haben, weiter voranzukommen. Ein Meilenstein war der Umzug in unser heutiges Verlagshaus. Man muss wissen: Begonnen haben Joachim Plath und Markus Holl 1997 in einer ehemaligen Kasernen-Kleiderkammer – heute steht uns im Herzen von Kempten ein drei­stöckiges Verlagsgebäude zur Verfügung. Für wichtige Veränderungen hat zudem die Gründung der SBM-Online GmbH und damit die Kooperation mit Kanat-Media gesorgt. Ziel war es, die richtigen Weichen zu stellen und beim Einstieg in die digitale Transformation auf kluge Köpfe zu setzen, die den SBM-Verlag mit Weitsicht und Professionalität in die crossmediale Welt getragen haben.

bauMAGAZIN: Mit Ihrer Position als Verlagsleiter verantworten Sie neben dem bauMAGAZIN auch die Publikationen baustoffPARTNER und bauSICHERHEIT: Geben Sie uns doch einen kurzen Einblick in die einzelnen Hefte und erklären, was diese Magazine so erfolgreich macht.

Haslach: Nichts im Leben fällt einfach so vom Himmel: Diesen Erfolg mussten wir uns über all die Jahre hinweg hart erarbeiten. Rückblickend lässt sich sagen, dass vor allem der stetige Ausbau unserer Redaktionsressourcen und das Know-how der Mitarbeiter immens wichtig waren. Gleichzeitig waren uns keine der angestrebten Zielgruppen fremd: Wie schon erwähnt, komme ich aus der Bau-Branche, und wenn jemand jahrelang im Bauwagen sitzt, kennt man die Bedürfnisse der Anwender. Generell lässt sich sagen: Wir hatten das Know-how im Bereich der Baumaschinen, um 1997 das bauMAGAZIN zu gründen, konnten zwei Jahre später aber auch von unserer Expertise im Handwerksbereich profitieren, was den Grundstein für den baustoffPARTNER im Mai 1999 gelegt hat. Die bauSICHERHEIT wiederum nimmt eine besondere Stellung ein: Einen dritten Titel inmitten einer zu diesem Zeitpunkt todgesagten Printmedien-Branche im Sommer 2017 auf den Markt zu bringen, wirkte damals, milde ausgedrückt, mehr als mutig. Aber wir kannten das Marktpotenzial, wir waren nah an den Anwendern dran und wussten, dass das Thema Sicherheit auf der Baustelle einen gewaltigen Informationsbedarf abdeckt.

bauMAGAZIN: Eng getaktete Kundentermine, das sensible Zusammenspiel von Redaktion, Layout und Vertrieb – ein Magazin zu veröffentlichen setzt ein hohes Maß an Stress-Resistenz voraus: Jetzt publizieren Sie gleich drei Magazine, begleiten die Online-Plattformen und müssen ein 35-köpfiges Team zusammenhalten. Wie kompensiert man das?

Haslach: Grundsätzlich beschäftige ich mich 24 Stunden am Tag mit der Bauwirtschaft und der Medienwelt. Jeden Morgen beim Frühstück richtet sich mein erster Blick auf Instagram und LinkedIn – einfach um up-to-date zu bleiben. Danach folgen die Baumaschinen- und Verarbeitergruppen auf Facebook, die mir jeden Tag neue Ideen aus erster Hand liefern. Kurz gesagt: Die Bau-Branche ist mein Leben. Ohne Ausgleich wäre der Job allerdings nicht tragbar: Der wichtigste Gegenpol zur täglichen Arbeit sind meine Frau und meine Kinder – sie sind die erste Anlaufstelle, um durchzuatmen. Oder auch meine Hobbys: Ich bin seit fast 40 Jahren Fußballer – als Spieler, Trainer und Funktionär eines Oberligisten. Familie und Sport sind für mich zu zwei Ankerpunkten geworden, durch die ich zu 100 Prozent abschalten kann.

bauMAGAZIN: Murphys Gesetz besagt: »Alles, was schief gehen kann, geht auch schief«: Was sind die nervigsten Momente im Leben eines Verlagsleiters, und wie gelingt es, trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren?

Haslach: (lacht) Die erste Grundregel lautet, per­sönliche Befindlichkeiten ebenso aus dem Spiel zu lassen, wie emotionsbasierte Entscheidungen. Die Medien-Branche ist ein hartes Pflaster: Tagtäglich muss ich wichtige Entscheidungen treffen oder Dinge abwägen. Kommt Personalverantwortung dazu, ist Stress-Resistenz das Zauberwort. Aber um die zu er­halten, braucht es Zeit – das war ein durchaus langer Lernprozess. Im Verlagsgeschäft braucht es in erster Linie ein gutes Team, das das Beste leistet, um drei hochwertige Fachmagazine samt Portale auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig muss es aber auch klare Regeln und Vorgaben geben, die sich mit einem strikten Team-Bewusstsein verbinden. »Nur gemeinsam stark zu sein« ist nicht einfach irgendeine Floskel, sondern bittere Realität: Wir müssen als Einheit funktionieren, einander vertrauen und mit- statt gegeneinander ar­beiten – nur so kann man dann auch die »nervigen Momente« überstehen.

bauMAGAZIN: Der SBM-Verlag war oft bereit, neue Wege zu gehen und damit unbekanntes Terrain zu beschreiten. Insbesondere gilt das für den Online-Bereich: Wie schätzen Sie das ein und was braucht es, um auch morgen noch Vordenker zu bleiben?

Haslach: Aus 25 Jahren SBM lassen sich sicherlich zwei entscheidende Momente filtern: Zum einen hat der Verlag frühzeitig über Landesgrenzen hinweg gedacht und die Bauwirtschaft nicht als lokales, sondern globales Feld begriffen. Zum anderen haben wir früh in den Online-Bereich investiert und ihn als Grundwerkzeug zur cross-medialen Arbeit wahrgenommen. Und das fällt vielen anderen nicht leicht. Der Printbereich hat sich lange Zeit in seine konventionelle Herangehensweisen verbissen – in der Hoffnung, damit das Sterben der Printmedien zu verlangsamen. Stattdessen hat der SBM-Verlag begriffen, dass sich beide Bereiche toll ergänzen und der Printbereich nicht durch, sondern mit Online erneut aufblüht. Ein weiterer, sicherlich wichtiger Faktor für 25 erfolgreiche Jahre war und ist, dass SBM über den Tellerrand hinausblickt. Wir waren nie mit Scheuklappen unterwegs, sondern haben die Trends anderer Branchen aufmerksam beobachtet. Als Medien der Bauwirtschaft haben wir uns beispielsweise ganz genau angeschaut, was sich im Bereich Lifestyle, B2C, Wirtschaft, Fashion, Sport und Politik tut. Ich denke, gegenüber den großen Verlagshäusern hat sich der SBM-Verlag immer und immer wieder als »schnelle Eingreiftruppe« bewiesen. Wir waren dynamisch, anpassungsfähig und haben uns auf die Bedürfnisse der Leserschaft eingestellt.

bauMAGAZIN: Einer dieser »neuen Wege« stellt SBM Creative dar und damit ein Projekt, das vorrangig von Ihnen ins Leben gerufen wurde. Erklären Sie uns doch einmal, was genau es damit auf sich hat.

Haslach: SBM Creative steht für »SichtBarMacher« und wird als eigenständige Text- und Grafikagentur für Klein- und Mittelständler in anderen Branchen zur Verfügung stehen, um redaktionelle sowie grafische Ideen im Print- und Online-Bereich für andere sichtbar zu machen. Creative soll künftig als weiteres Standbein dienen und als Full-Service-Agentur von der Planung über die Konzeption bis hin zur Umsetzung und Produktion von Content-Marketing zur Verfügung stehen.

bauMAGAZIN: Alle drei Jahre herrscht im Verlag ein Ausnahmezustand. Die Koffer werden gepackt, die Magazine verladen und das Sakko zurechtgerückt, um an der weltweit größten Messe der Bauwirtschaft teilzunehmen. Was macht die Bauma Ihrer Ansicht nach so besonders?

Haslach: In München trifft die gesamte Baumaschinen-Branche aufeinander. Allerdings wird die auf Oktober verlegte Bauma die vergangenen beiden Covid-19-Jahre widerspiegeln: Sie wird sicherlich ein Indikator dafür sein, wie Messen künftig aussehen könnten: Weg vom »Jahrmarkt-Charakter« und wieder hin zu einer fundierten Leistungsschau. Die Bauma wird nicht dieselbe sein wie vor der Pandemie, sondern zielgerichteter als Fachmesse fungieren müssen. Die Corona-Krise hat vieles verändert, so auch die Sichtweise vieler Hersteller, die in den vergangenen zwei Jahren neue Kanäle suchen mussten, um an ihren Kunden und Händlern dranzubleiben. Der SBM-Verlag hat das deutlich zu spüren bekommen: Oft genug waren wir die Plattform, um Produkte vorzustellen, Neuigkeiten zu verbreiten und damit dem Bedürfnis des Marktes zu folgen. Aber zweifelsohne freuen wir uns gewaltig auf die Bauma: Es ist ein Wiedersehen!

bauMAGAZIN: Eine abschließende Frage und damit der passende Augenblick, ein Resümee zu ziehen – 25 Jahre SBM-Verlag – 25 Jahre bauMAGAZIN: Was möchten Sie den Kollegen, den Wegbegleitern und vor allem den Lesern sagen?

Haslach: Seien es 25 Jahre SBM oder meine 15 Jahre Zugehörigkeit: Das war eine tolle Reise bis hierher! Und ohne jeden Zweifel hätten wir diese lange Zeit nie erlebt, gäbe es da nicht die vielen Leser und Hersteller, die uns die Treue gehalten haben und uns als Informationsplattform nutzen. Eine solche Community zu haben, ist selten! Dankbar bin ich außerdem für 15 fantastische Jahre, die ich mit unserem ehemaligen Chefredakteur, Michael Wulf, erleben durfte: Als Mentor und Kollege hat er mich in unserer gemeinsamen Zeit beim SBM-Verlag immer schwer beeindruckt. Ich danke ihm für seine Unterstützung, die konstruktiven Diskussionen und unsere Freundschaft. Danken möchte ich an dieser Stelle aber auch den SBM-Geschäftsführern Joachim Plath und Markus Holl, die mir früh das Vertrauen geschenkt haben, mich machen ließen – allen Umständen zum Trotz: Danke Achim, danke Markus!    

Dan Windhorst  d

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